Donnerstag, 9. August 2018

Der Käpt'n ist erst am Anfang der Reise

Max Prosa debütiert mit einer Performance beim Theaternaturfestival

Ein Festival der darstellenden Künste zu sein, das ist der Anspruch von Theaternatur auf der Waldbühne in Benneckenstein. Deswegen gibt es auch Workshops, Konzerte und Kino und eben auch ein Performance. Die hier ist von Max Prosa, heißt "Die Reise des lausigen Kapitäns" und kommt noch nicht so recht von der Stelle. Mehr als "Leinen los" ist nicht drin.

Max Prosa wird unter dem Label Singer-Songwirter geführt und ist er der zahlreichen Vertreter der neuen deutschen Innerlichkeit. Nicht umsonst heißt sein aktuelles Projekt "Im Stillen" und versammelt Lieder, Lyrik und Erzählungen in einem Band und dies ist auch die Vorlage für die Performance "Die Reise des lausigen Kapitäns". Bei der Uraufführung in Benneckenstein ist ihr recht schnell der Wind ausgegangen.

Der lausige Kapitän ist Ex-Student und einst wollte er zu Reisen jenseits des Horizonts aufbrechen. Doch er ist nie aus der Fußgängerzone herausgekommen und verdient dort sich seinen Lebensunterhalt als Straßenmusiker. Per Zufall trifft er auf zwei alte Weggefährten, die die Reise schon frühzeitig abgebrochen haben und sich nun wieder im konventionellen Fahrwasser befinden.

Ein Abend voller Selbstbetrachtung.
Foto: Kügler
Das ist der Ausgangspunkt und von diesem hält der lausige Kapitän Rückschau auf sein Leben. Auf der LED-Wand tauchen die Geister, die er rief, Stück für Stück auf. Mit Musik und Texten arbeitet sich Max Prosa nun daran ab.

Es ist Lyrik vom allerfeinsten. Jedes Wort passt, nichts ist zuviel und die Bilder, die er mit Sprache mal, sind eingängig. Das Publikum ist in wenigen Augenblicken in Reiselust. Das ist wohl der Zauber der Poesie.

Musikalisch ist es leichte Reisekost, reduziert auf Stimme, Gitarre und E-Piano.  Der Dialog Sänger - E-Piano mit der Ex-Liebe Maria gehört sicherlich zu den intimsten Momenten. Der Tanz mit dem Maria-Tuch lässt die Zeit still stehen. Doch das trägt nicht ein ganzes Abendprogramm. Was im intimen Club funktionieren mag, das läuft auf der großen Bühne ins Leere.

Es erinnert sehr an Jacques in seinen depressiven Phasen, wie die Long-Version von "Ne me quitte pas". Leider geht Max Prosa die Energie des legendären Belgiers völlig ab. Er stellt Fragen, zeigt aber keine Möglichkeiten auf. Es scheint, als ob die Generation Klettverschluss kaum der Pubertät entronnen schon in der Midlife-Krise angekommen ist.

So ehrlich ist Max Prosa dann doch. Hier wir kein Aussteigertum verherrlicht. Er hinterfragt die falsche Romantik durchaus. Während die Kumpels im seichten Fahrwasser vor sich hindümpeln scheint der lausige Käpt'n in die Sackgasse geraten zu sein.

Was eine poetische Betrachtung zum Thema "Kein richtiges Leben im Falschen" werden könnte, scheitert am spröden Spiel der drei Akteure. Was die Aussprache und die Varianz der Stimme anbelangt, da muss der lausige Kapitän aber noch mal ordentlich nachsteuern. Von Anfang bis Ende befindet er sich in ein und derselben Tonlage.

So bleibt die Gewissheit, an Bord einer Uraufführung gewsen zu sein und und einem Experiment beigewohnt zu haben. Dennoch sei dem lausigen Kapitän für die weiteren Fahrten immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel gewünscht. 






Material #1: Theaternatur - Das Festival


Material #2: Max Prosa - Die offizielle Website
Material #2a: Max Prosa - Bei Facebook
Material #2b: Die Biografie - Max Prosa bei wikipedia

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen