tag:blogger.com,1999:blog-25335301787627329642024-03-13T09:49:57.144-07:00Der KritikerKritiken zum Kulturtreiben zwischen Göttingen und Goslar, zwischen Northeim und Nordhausen, zwischen hier und dort, über Theater und vieles mehrhelaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.comBlogger399125tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-83877566478297739952024-01-29T07:19:00.000-08:002024-01-31T12:56:37.997-08:00Theater an der Schmerzgrenze<h4 style="text-align: left;">GRM.Brainfuck im Deutschen Theater fordert das Publikum</h4>
<p><b>Ist es Dokumentationstheater oder dramatische Verdichtung realer Vorgänge? Auf jeden Fall fordert "GRM.Brainfuck" dem Ensemble und dem Publikum im Deutschen Theater Göttingen einiges ab. Die Inszenierung von Niklas Richter ist vor allem eine Kopfsache, die sich unterhalb der Gürtellinie abspielt. </b></p>
<p>Rotherham ist der größte Skandal in der skandalträchtigen britischen Nachkriegsgeschichte. Warum man das jahrzehntelange absichtliche Versagen der englischen Behörden in Deutschland kaum wahrgenommen hat, darüber kann man nur spekulieren. Auf jeden Fall erschwert dies das Verständnis dieses Stück enorm.</p>
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</p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi-m4F3wzX_y5VTDAbU1EmTZ2FvMe1Cki-Tyi1uxeelYyI4Y1Q2hZetRl1PQja8Mo26OfeEi3gipSUaPmpiJcNF9vKRKrTzYsc2-cuWej_OBGFT4U9yXSvLsg52GaFOgiuBiJFChcukbwKquhVqbxxQIQzW4Pbp7NvVtgJt4vQjApVq04SZ594028nwcpx6/s2362/GRM.Brainfuck2_63809.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1572" data-original-width="2362" height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi-m4F3wzX_y5VTDAbU1EmTZ2FvMe1Cki-Tyi1uxeelYyI4Y1Q2hZetRl1PQja8Mo26OfeEi3gipSUaPmpiJcNF9vKRKrTzYsc2-cuWej_OBGFT4U9yXSvLsg52GaFOgiuBiJFChcukbwKquhVqbxxQIQzW4Pbp7NvVtgJt4vQjApVq04SZ594028nwcpx6/w400-h266/GRM.Brainfuck2_63809.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Sie kommen immer näher, der Schutzzaun<br />ist gefallen.<br /></span><div style="text-align: right;"><span style="font-family: courier; font-size: x-small;">Alle Fotos: Thomas Aurin </span></div></td></tr></tbody></table>
<p> Ohne Zweifel steckt hinter dem Handlungsort Rochdale nichts anderes als Rotherham. Hier wie dort und an einigen anderen Orten in Großbritannien waren die Verbrechen an jungen Menschen, vor allem jungen Frauen, nur deswegen möglich, weil der Staat versagt hat. Im Bemühen um Friede, Freude, Eierkuchen hat man die elementaren Rechte von Jugendlichen aus der Unterschicht missachtet und Aufklärung verhindert.</p>
<p>Daraus speist sich die Wut, die diesem Werk und dieser Inszenierung zugrunde liegt. In deutschen Medien ist dies nicht thematisiert worden und deswegen steht die deutsche Mittelschicht wie der Ochs vor Berg, wenn sie im Theater sitzend diese Opfer wie in einem Panoptikum der Verlierer betrachten darf. Zumindest zu Anfang sind diese gut abgeschirmt durch einen Bauzaun. </p><p>Bei Rochdale kommt aber noch die Komponente Nachbarschaft hinzu Die Kleinstadt ist ein Randgemeinde von Manchester. Der Neoliberalismus ist nix anderes als ein Wiedergänger des Manchester-Liberalismus und das Amalgams aus Raubtierkapitalismus und Behördenversagen erzeugt eine sehr explosive Mischung. Das ist das Credo von Autorin Sibylle Berg und Regisseur Niklas Ritter versucht, es adäquat auf die Bühne zu bringen.</p><p>Grundlage ist ein Roman der Wahlschweizerin, der im Jahr 2019 erschienen ist. Das merkt man der Inszenierung an. Diese ist textlastig. Nicht jeder Satz bringt die Aufführung voran. Vieles dient nur dazu, eine bekannte Situation ein ums andere Mal auszuschmücken. Raum zum Schauspielern bietet die Inszenierung erst im Laufe des Abends. Das Publikum muss 45 Minuten Geduld mitbringen. Erst dann darf agitiert werden und auch nur dann, wenn es um sexuelle Gewalt geht.</p><p>Das Bühnenbild von Kerstin Narr und Norman Plathe-Narr und Kostüme von Ines Burisch sind eine Mischung aus Punk, New Wave und Rap. Diese Mischung aus 70-er und 80-er Jahre verdeutlicht Elend in der dritten Generation. Der Abstieg von Rochdale, Rotherham und anderen Orten begann mit der Deindustrialisierung in der Thatcher-Ära. Seitdem gibt es kein Entrinnen.</p><p>Links oben thront ein Kinderspielzeug, ein großes Windspiel, wie es einst zu Dutzenden die Heimat von Tinky Winky, Dipsy, Laa-Laa und Po geschmückt hat. Doch Teletubby-Land ist abgebrannt und hier auf der Bühne des DT Göttingen wird Klartext gesprochen. Dies passiert im Staccato des klassischen Rap. </p><p>Die Gesichter der Schauspieler und Schauspielerinnen sind unter Masken verborgen. Niemand kann mit Mimik glänzen an diesem Abend. Sind sie damit zurückgeworfen auf die Mittel der antiken griechischen Tragödien oder wurden die vier Protagonisten durch die Regie ein weiteres Mal entmenschlicht?</p><p></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjBUIOqRwA4ZV_7_ghkDBloLJVbzFQ3fECZ8iIcfPAl4zbtnV-9DQkuToLex2qL9tLy65EbtggPKCEWJsG039nRv00fu0WriTBxX6czL0FPkpLTnW5WNuWOxHKgg09MlXH4DdNtbxu2aUF-EfY0pnDd2fPYLM1C7kHdKhV_vm4sl6VLONhgwbC12xa33KN_/s2362/GRM.Brainfuck1_69678.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1572" data-original-width="2362" height="213" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjBUIOqRwA4ZV_7_ghkDBloLJVbzFQ3fECZ8iIcfPAl4zbtnV-9DQkuToLex2qL9tLy65EbtggPKCEWJsG039nRv00fu0WriTBxX6czL0FPkpLTnW5WNuWOxHKgg09MlXH4DdNtbxu2aUF-EfY0pnDd2fPYLM1C7kHdKhV_vm4sl6VLONhgwbC12xa33KN_/s320/GRM.Brainfuck1_69678.jpg" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Masken oder Personen?<br /><div style="text-align: right;"><span style="font-size: x-small;">Alle Fotos: Thomas Aurin </span></div></span></td></tr></tbody></table>
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Auch mit Gestik darf niemand glänzen. Die sechs Darsteller bewegen sich meist roboterhaft. Sie haben keine Familiennamen. Weil sie keine Familien mehr haben oder weil sie einen Typus darstellen, auch das darf jeder im Publikum für sich entscheiden.</p>
<p>Jede Person wird an diesem Abend mit dem Vorlesen einer imaginären Karteikarte eingeführt. Die Wirkung ist eindeutig. IM Kopfkino geht die Schublade auf, Fall abgelegt, Schublade zu. Doch die Wut der vier Protagonisten richtet sich nicht gegen das System, sondern gegen die Personen, die ihnen des größten Schmerz zugefügt haben. Der Zorn ist privatisiert.</p><p>Anfangs ist alles noch weit weg. Auf erhöhter Bühne stehen sechs Mikros, bereit zum Battle der HipHop-Gemeinde und das Ensemble eingesperrt hinter einem Gitterzaun. Oder ist der Zaun eine Schutzmaßnahme für das Publikum, um ihm die wilden Tiere vom Leib zu halten.</p><p>Später senkt sich die Bühne auf das gewohnte Niveau. Noch vor der Pause fällt der Schutzzaun, die Beleuchtung lässt die Grenze zwischen Spielfläche und Parkett verschwinden. Nun ist die Zeit des Panoptikums vorbei. Das Publikum kann sich nicht mehr entziehen. Der Umgang mit den Bewohnern des Wohnblocks "Groner Landstraße 9" während der Corona-Zeit zeigt, dass Rochdale und Göttingen gar nicht so weit auseinander liegen. Das macht die Inszenierung von Niklas Ritter deutlich.</p>
<p>Niemand kann das Theater beruhigt verlassen. Es ist ein Stück an der Schmerzgrenze. Aber häufig braucht es den Schmerz, um sich auf der Suche nach Heilung zu machen.</p>
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<p>Beim "Traum von der glänzenden Zukunft" muss man genau unterscheiden. Schauspieler top, Inszenierung in Ordnung, aber Stück mit deutlichen Schwächen. Die Vorlage von Carina Sophie Eberleist ein Werk, das alles will, aber nichts gewinnt. Nach 60 Minuten Küchenpsychologie bleibt die Frage: Wer therapiert hier eigentlich wem?</p>
<p>Man muss die Klassiker bemühen. In seiner Ästhetik unterscheidet Kant zwischen nützlich, gut und schön. Nützlich ist, was einem anerkannten Zweck dient. Das gilt für "Der Traum von der glänzenden Zukunft" bestimmt. Mögliche Bedrohungslagen schildert das Stück in Gänze und voller Breite. </p>
<p>Gut ist nach Kant, was einem moralischen Grundsatz befolgt. Ob der oben geschilderte Zweck moralisch ist, das bedarf einer längeren Debatte. Was die überforderte Vorlage rettet ist die Inszenierung von Lucia Reichard, das Bühnenbild von Bettina Weller und vor allem die schauspielerische Leistungen.</p>
<p></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjYbfEWwOkUk1GF_GpfHixXFIL_l57Jc3RyMqpYN6avEVfX7LBsIXgS5jER1nlvRQIqf6vuCEt_0OUnVB9vwDIME8eBtDSIdoyE9o8up6R_mvKzsJCxF0jueTR6XcIY4lbaacwH5FKoYCjYRYxF-f3n64jlRs1uwgfBn_9hLN25utOzA96TNxuF5jFsim7a/s2819/Traum_gl%C3%A4nzZukunft_071.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1876" data-original-width="2819" height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjYbfEWwOkUk1GF_GpfHixXFIL_l57Jc3RyMqpYN6avEVfX7LBsIXgS5jER1nlvRQIqf6vuCEt_0OUnVB9vwDIME8eBtDSIdoyE9o8up6R_mvKzsJCxF0jueTR6XcIY4lbaacwH5FKoYCjYRYxF-f3n64jlRs1uwgfBn_9hLN25utOzA96TNxuF5jFsim7a/w400-h266/Traum_gl%C3%A4nzZukunft_071.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: courier;">Mädchen, Zukunft und Angst. </span><br /><span style="font-family: courier; font-size: x-small;">Alle Fotos: DT/Thomas Müller</span></td></tr></tbody></table>Gabriel von Berlepsch könnte man ein Telefonbuch vorlegen und er würde es in bemerkenswerter Weise umsetzen. Bei dieser Aufführung schafft er es, nahtlos zwischen den Rollen als Vater Gustav, Lehrer Kühn und die Angst hin- und her. und umzuschalten. Er hat für jede der unterschiedlichen Anforderungen die richtige Antwort in Gestik, Mimik und Rhetorik.<p></p>
<p>Er verkörpert den überforderten Gatten und Vater ebenso glaubhaft wie den gutmeinenden Pädagogen. Mit dem Staccato-Sprech zum Abendessen verdeutlichen er und Andre Strube eindrucksvoll die prekäre Situation der Familie Namenlos.</p>
<p>Aber zu großen Form läuft er in der Rolle der Angst auf. Meist entspannt und souverän, schafft er es sogar die Angst der Angst vor der Angst umzusetzen. </p>
<p>Ähnliches gelingt Andrea Strube in der Dreifache Rolle als Mutter, als Freundin Iris und als die Zukunft. Besonders das Umschalten zwischen der desillusionierten Mutter hin zur optimistischen Iris funktioniert wunderbar. Ob es Absicht ist, dass Strube mit der Maske aus dem Kopf nur stückchenhaft zu verstehen ist, gehört zu den Geheimnissen der Inszenierung. </p>
<p>Diese Vielfalt bleibt Marina Lara Poltmann verwehrt. Sie kann ihr Potenzial nur teilweise ausspielen, weil die Figur der Nemuärt immer man Rande des Nervenzusammenbruchs angelegt ist. Ais auf wenige Ausnahmen ist sie stimmlich am Anschlag, erst zum Schluss sind ihr die ruhigen und vertiefenden Momente vergönnt. Ist es schon ein wenig überraschend, dass sie sich am Ende der Vorstellung ihre Angst überwindet. </p><p>Zu den Höhepunkten der Aufführung gehört ohne Frage der Wettlauf der Angst mit der Protagonistin, in dem sich beide ständig überholen. So viel Heiterkeit mit Tiefsinn wünscht man sich häufiger. </p>
<p>Die Aufführung beginnt mit einer Ausnahmesituation. Die Familie Namenlos ist gerade umgezogen, überall versperren Kartons den Blick und verwehren den Überblick. Ständig werden alltägliche Utensilien gesucht, die Normalität bleibt verwehrt. Die Ausgangssituation ist klar: Vier Menschen in einer 3-Zimmer-Wohnung. Das spricht für eine soziale Schieflage und dank der Intimität der Studiobühne im dt.2 kann sich das Publikum der latenten Spannung nicht entziehen.</p>
<p>Diesem starken Auftakt folgt eine Irrfahrt durch sämtliche Klischees der Digitalmodernen. Die Zusammenstellung erscheint willkürlich und weckt den Schein des Alles-muss-aufs-Tapet-Schülertheaters. </p><h4 style="text-align: left;">Keine echten Typen</h4><p>Da ist die lebensfrohe Schulfreundin Iris aus gesicherten Verhältnissen, die es immer schafft sich ihren Helikopter-Eltern zu entziehen. Selbst erfolgt nach Schema F. Dem Stück mangelt es einfach an echten Typen oder auch Typinnen. Zu vieles ist vorhersehbar.</p><p>Dann folgt die vulgärmarxistische Kritik am Kapitalismus, am ständigen Zwang zum Wachstum mit den Stilmittel des Agit-Prop-Theaters der 1920er Jahre, die Unmenschlichkeit des Fleischverzehrs und der Kreislauf des Mikroplastiks. Die langen Passagen über das menschliche Gehirn dient dem Zweck, diese Bowle der aktuellen Befindlichkeiten mit den Insignien der neuen Gottheit Wissenschaftlichkeit zu würzen.</p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgY5NQQtMzdk5FMEbRjBY6GbWY639acUHELsYPa8Pr_DqdTDrjWNHf9vNg8UuYgdZnG8ekeeKl_m1Abn5HsvbM7kOqcLW-tDuzUH30JXbCjjelsW91XzvNC9ZA76_OIDwGdIubpMc-o_XRZAAz5XLlMoroSXB0jyLxacDVG1ZtLplRsVqhFWCd7E0w8c0wm/s2819/Traum_gl%C3%A4nzZukunft_051.jpg" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1876" data-original-width="2819" height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgY5NQQtMzdk5FMEbRjBY6GbWY639acUHELsYPa8Pr_DqdTDrjWNHf9vNg8UuYgdZnG8ekeeKl_m1Abn5HsvbM7kOqcLW-tDuzUH30JXbCjjelsW91XzvNC9ZA76_OIDwGdIubpMc-o_XRZAAz5XLlMoroSXB0jyLxacDVG1ZtLplRsVqhFWCd7E0w8c0wm/w400-h266/Traum_gl%C3%A4nzZukunft_051.jpg" width="400" /></a></div><p>Stücke, die den Anspruch erheben, Realität abzubilden, laufen meist in eine selbst gestellte Falle. Man überprüft sie anhand der Realität. Da fällt dieses Stück durch. Wer in Zeiten der Selbstausbeutung im Plattformkapitalismus immer noch das Wirtschaftsmodell des Manchester-Liberalismus muss sich die Frage stellen, in welchem Jahrhundert er oder sie lebt, oder ob dieser historische Rückgriff nötig ist, um das eigene Konstrukt besser dastehen zu lassen.</p><p>Angst ist nur eins von vielen Gefühlen und ein Prozess der Adoleszenz. Kinder müssen erst lernen, Angst zu haben. Dafür müssen sie aber nicht ins Theater. Liebe, Hoffnung und Faulheit sind weitaus stärkere Motoren, gerade im christlichen Kontext. Also muss man die Frage stellen, ob im diesem Werk jemand die eigenen Beklemmungen auf Heranwachsende projiziert, weil diese sich nicht wehren können.</p><p>So gesehen kommt es überraschend, wenn die Protagonistin am Ende ihre Angst überwindet. Es sorgt immerhin für ein versöhnliches Ende<br /> </p>
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<p>Bei allen Verbesserungen durch das Ensemble des DT Göttingens bleibt dennoch die Frage, ob dieses Erstlingswerk nicht besser in der Schublade geblieben wäre. Es ist zu hoffen, dass Carina Sophie Eberle demnächst ein stärkeres Werk vorlegen kann. </p><p><br /></p><p><br /></p><p><br /></p><p><br /></p><p><br /></p><p> </p>helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Theaterpl. 11, 37073 Göttingen, Deutschland51.53666 9.9399323.226426163821152 -25.21632 79.84689383617885 45.096180000000004tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-32904202104259937212023-12-28T12:14:00.000-08:002023-12-28T12:59:45.438-08:00Weit weg vom Märchenonkel<h4 style="text-align: left;"> Ivan Alboresi choreographiert Dornröschen in Nordhausen</h4><p>Man kann Märchen als wundersame Geschichten erzählen oder aber zu ihrem Kern vordringen. Man Märchen als zauberhafte Unterhaltung sehen oder aber die elementaren Aussagen finden unter all den dekorativen Zutaten. Genau das ist Ivan Alboresi mit seiner Choreographie zu Dornröschen von Pjotr Tschaikowsky gelungen. </p><p>Er verzichte auf Tütüs und erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die sich aus Zwängen und Versuchungen befreit. Alboresi wird mit dieser Choreographie zum Analytiker und befreit sich aus der Rolle des Märchenonkels.</p><p>Die Inszenierung bezieht ihre Kraft aus der Spannung zwischen der spätromantischen Musik und den kontrastierenden Elementen des Modern Dance. Unterstützt wird dies auch durch die Kostüme von Anja Schulz-Hentrich. Kein Plüsch, kein Pluder, kein Samt, sondern klassische Moderne kennzeichnet die Ausstattung der Tänzerinnen und Tänzer. Die kräftigen Farben erzeugen eine gesunde Spannung zu den grauen Hintergrund.</p><p>Damit gelingt Alboresi der Sprung über die Schranken der Zeit. Sein Dornröschen ist nicht mittelalterlich verstaubt. Er zeigt Themen, die wieder auf der Agenda stehen. Da geht es um die Beherrschung des Anderen, die Erwartungen an das Gegenüber, die vielfältigen Versuchungen und die Befreiung aus elterlichen Zwängen. Alboresis Choreographie ist ein Märchen für Helikopter-Eltern. Aber auch allen Anderen werden Gefallen finden an der Aufführung.</p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: left;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiDK26U80S7nkBcczEozXpNv-yCJk1_FbGryGGZ_7nXevx3DIorfSakL8KfJLr5zRQph1nj-pgck7DE6hHTfa7Hj7YOP97szVnOZxCjDbfF106AgitiRa2AIM9Yl5l_os_sOu1HLeuT312qwbbV1rmcHTzsVBgG3oL2mSJAuXqDbXqu6FIT-xjXBnC45cNz/s3784/Dornr%C3%B6schen1.png" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3784" data-original-width="2523" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiDK26U80S7nkBcczEozXpNv-yCJk1_FbGryGGZ_7nXevx3DIorfSakL8KfJLr5zRQph1nj-pgck7DE6hHTfa7Hj7YOP97szVnOZxCjDbfF106AgitiRa2AIM9Yl5l_os_sOu1HLeuT312qwbbV1rmcHTzsVBgG3oL2mSJAuXqDbXqu6FIT-xjXBnC45cNz/w266-h400/Dornr%C3%B6schen1.png" width="266" /></a></div>Elis Ruffato und Gianmarco Zani sind wohl das heiligste Paar seit Maria und Josef. Sie können die Ankunft des Nachwuchses kaum erwarten, denn dieser wird sie aus der Kinderlosigkeit erlösen. Immer und immer bilden ihre ineinandergreifenden Hände den Kokon, in dem das Kind behütet werden soll. Zusätzlich bieten sie fünf Beschützer auf, die in Rot-Weiß eine Mischung aus Hofstaat und Weihnachstmännern darstellen. Auch sie bilden ein ums andere Mal diese Kokon-Geste. <p></p><p>Wie durch ein Wunder ist das Kind dann da und wird verehrt wie die Erlöserin und gebettet in einen historischen Kinderwagen. Vielleicht wäre des Korb eines hippen Lastenfahrrads noch passender gewesen.</p><p>Die tänzerischen und darstellerischen Höhepunkte liegen bei anderen Personen. Die Feen sind ein Kollektiv aus Individuen. Alboresi verleiht jeder Figur eine eigene Identität und die Tänzerinnen und Tänzer schaffen es in beeindruckender Weise, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln und gegen andere abzugrenzen. Veronica Biondi in der Rolle der roten Feen gelingt es immer wieder, Glanzpunkte zu setzen. Sie ist das Temperament in Person und das verdeutlicht sie nicht mit raumgreifenden Bewegungen, sondern mit kleine Gesten und witziger Mimik. </p><p>Überhaupt ist es eine Choreographie, in der das Große und Erhabene mit den Kleinigkeiten ausgehebelt wird. Mit dem Finger an die Stirn des Gegenüber tippen sagt mehr aus als drei Dreher über den Tanzboden.</p><p>Die Rolle der bösen Fee Carabosse mit einem Mann zu besetzen war kein Glücksgriff, sondern gut durchdacht. Denn Thomas Tardieu bringt mit Kraft eine Dynamik und Entschlossenheit in diese Figur, die über weite Strecken die Bühne beherrscht. Die Schluss-Szene des ersten Akts ist nicht nur beeindruckend, sondern ganz großes Kino oder ganz großes Ballett.</p><p>Dass Carabosse bei aller Kraft Dornröschen und ihren Prinzen nicht aufhalten kann, bekräftigt die Aussage, dass nicht das Große und Erhabene die Welt beherrscht. Manchmal braucht es nur Entschlossenheit, um sich aus zwanghaften Situationen zu befreien. Deswegen gehört der Pas de deux zwischen Dornröschen und Carabosse im zweiten Akt zu den bleibenden Erinnerungen.<br /></p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgHqDo6y03l2X9n8_jCT-Td7aX2tbvSrOtv8Hw7M-V-LZ9C3wReTo5V6O8G6uGpoOdGXNMcX7OfGpzptvQ8R3NIn83eiLjZ8uhxLlUB009F4JcsrvoAryAqxpIJgEalHKfwz44yN2vJx5d8ij7sCk59lXQ1-LEwEbb7yPz6O9zVKmKX_Fas5HzWMdqg4fR7/s2000/Dornr%C3%B6schen2.png" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1315" data-original-width="2000" height="263" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgHqDo6y03l2X9n8_jCT-Td7aX2tbvSrOtv8Hw7M-V-LZ9C3wReTo5V6O8G6uGpoOdGXNMcX7OfGpzptvQ8R3NIn83eiLjZ8uhxLlUB009F4JcsrvoAryAqxpIJgEalHKfwz44yN2vJx5d8ij7sCk59lXQ1-LEwEbb7yPz6O9zVKmKX_Fas5HzWMdqg4fR7/w400-h263/Dornr%C3%B6schen2.png" width="400" /></a></div>Das Bühnenbild von Wolfgang Rauschning verzichtet auf royalen Pomp und erschließt sich nur in Teilen auf den ersten Blick. Es bietet eine Beton-Optik wie in den Hochzeiten des Brutalismus. So verlagert er die Handlung raus aus dem Palast in die Alltäglichkeit der Jetztzeit. Damit ist Dornröschen keine historische Figur mehr, sondern eine junge Frau der Gegenwart.<p></p><p>Warum sich die Drehbühne dreht, ist nicht immer klar. Bei der ersten Drehung legt sie den Höhleneingang frei, in den Dornröschen von Carabosse verschleppt wird. Am Ende des zweiten Aktes dreht sie sich, damit der ersehnte Retter sich abstrampelt. Dazwischen dreht sie sich wohl, weil sie es kann. </p><p>Das Loh-Orchester hat an diesem Abend nicht seinen besten Tag. Die Einsätze stimmen nicht immer und vieles klingt unrund und rau. Ob dies am Spielvermögen des Ensembles liegt oder der Akustik in der Ausweichspielstätte geschuldet ist.</p><p>Zum Beginn des zweiten Aktes erreicht die Lautstärke Dimensionen, die man eher auf dem Wacken Open Air erwartet und schon im ersten Akt haben die Pauken den Boden erbeben lassen. Hier sollte noch einmal nachgesteuert werden.</p><p><br /></p><p><br /></p><p> </p>helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Käthe-Kollwitz-Straße 15, 99734 Nordhausen, Deutschland51.5033979 10.797636423.193164063821158 -24.358613599999998 79.813631736178849 45.9538864tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-2159001445979907332023-12-20T03:59:00.000-08:002023-12-20T03:59:23.844-08:00Irgendwie gehört es zum Advent dazu<h4 style="text-align: left;">Silberhochzeit: 25 Jahre Amarcord im Kreuzgang</h4><p>Amarcord und Walkenried, das ist wie Tim & Struppi, Stan & Laurel oder Fred & Ginger. Vor 25 Jahren ist das Ensemble aus Leipzig zum ersten Mal bei den Kreuzgangkonzerten aufgetreten. Seitdem konzertiert das Quintett immer wieder im Kloster und weiß den Ort und das Team zu schätzen. Das bracht Wolfram Lattke in seiner Begrüßung mehrfach zu Ausdruck.</p><p>Auch beim Auftritt am Dienstag gab es ein bewährtes Programm. Sakrale Weihnachtsmusik vor der Pause, heitere Weihnachtsmusik nach der Pause. Damit konnten die bekennende Leipziger mal wieder überzeugen. Erst nach der einkalkulierten Zugabe wurde das Ensemble vom Publikum entlassen.</p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiS7sdYkIt7LsvUwDI-Xr4yBrDBYOed2T7ZEW6wRnW37Vrq0HoJ94rhxRdeEJU1Nd3gBZ4lKUYuH8bZO2042tDBT6J_3oWEqlBO3u3dltiGajOKbmeAAdzAMR2QEzmdMrSXDt3YSwmyHcUWtsAxp-ztGcU2Hwcz5ZCGM66FrzhDNv6DevPzqQDS_L8CLKba/s3648/gesch%C3%A4rft_2.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="2736" data-original-width="3648" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiS7sdYkIt7LsvUwDI-Xr4yBrDBYOed2T7ZEW6wRnW37Vrq0HoJ94rhxRdeEJU1Nd3gBZ4lKUYuH8bZO2042tDBT6J_3oWEqlBO3u3dltiGajOKbmeAAdzAMR2QEzmdMrSXDt3YSwmyHcUWtsAxp-ztGcU2Hwcz5ZCGM66FrzhDNv6DevPzqQDS_L8CLKba/s320/gesch%C3%A4rft_2.jpg" width="320" /></a></div>25 Jahre ist auch eine Silberhochzeit und die hat man im Kreuzgang gefeiert. Die Zuhörer und Zuhörerinnen wissen, was sie an diesem Abend erwartet und Amarcord liefert. Einige Teile des Programms sind aus den Vorjahren bekannt und wo andere Vokalensembles wie Viva Voce das Experiment wagen, setzen die Leipziger auf Bewährtes. <p></p><p>Es ist natürlich auch eine kongeniale Partnerschaft, denn der gotische Bau ist wie geschaffen für diese Stimmen. Der Gesang bedarf keiner elektrischen Verstärkung und trotzdem füllen die Stimmen das hohe Gewölbe und durchfluten auch die Seitengänge. Also Augen zu und einfach davontragen lassen von so viel Wohlklang.</p><p>Mittlerweile beginnt die Adventszeit im Südharz erst so richtig mit dem Gastspiel der Leipziger im Kreuzgang Das Programm bietet in diesem Jahr eine ungewohnte Perspektive. Amarcord betrachtet das Weihnachtsfest aus Sicht der Hirten. Da ist es nicht verwunderlich, dass sie das Konzert im Reigen aus dem Seitenflügel heraus beginnen. Im diesem Teil das Abends dominiert Musik aus der Renaissance und dem Barock und selbst die wenige Werke aus der Jahrhundertwende klingen nach dem Welt ging verloren aus der alten Musik.</p><p>Also darf ein Countertenor nicht fehlen. Leider wirkt Wolfram Lattke schon im "Quem pastores laudavere" sehr dominant. Das ist kein Programmfehler, sondern der Physik geschuldet, denn hohe Frequenzen sind einfach energiereicher.</p><p>Die hohe Gesangskunst präsentiert Amarcord mit einem bewährten Weihnachtslied. Im "Vom Himmel hoch, da komm ich her" aus Luthers Hausmusik wird jede Zeile in einem anderen Satz gesungen. Mal als Kanon, mal im Satzgesang und jede Umschalte sitzt und keine Note wackel. Das ist Weltklasse. </p><p>Gleiches gilt für das "El Jubilate" von Mateo Flecha. Auch diese musikalisch Ensalada verlangt schnelles Umschalten und den den schnelle Wechsel zwischen den Stimmlagen Die Meisterschaft der Leipziger basiert auf exzellenter Ausbildung und jeder Menge Routine. Überhaupt zeigt der kurze spanische Block mit Flecha und einem katalonischen Volkslied, dass man sich dem Weihnachtsfest auch froh und munter nähern kann.</p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFrcXuSxBymJhDHydw-lg7u3CJjsMeba9cyeJGGXO54I2m5I4LlWOTCcKBJt2mweH0nqf3L30JsJ59RAOvAx-I0OUOJFDI7EhhLSMZpxD26Fh1_kz9-bRglDB-VQwpt-CthWeySqWSyrn_LFhvFAvIWUUdih9laa_Z2TJABb4eI85FUg4tkqJcE2XmSZf0/s3648/gesch%C3%A4rft_1.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="2736" data-original-width="3648" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFrcXuSxBymJhDHydw-lg7u3CJjsMeba9cyeJGGXO54I2m5I4LlWOTCcKBJt2mweH0nqf3L30JsJ59RAOvAx-I0OUOJFDI7EhhLSMZpxD26Fh1_kz9-bRglDB-VQwpt-CthWeySqWSyrn_LFhvFAvIWUUdih9laa_Z2TJABb4eI85FUg4tkqJcE2XmSZf0/s320/gesch%C3%A4rft_1.jpg" width="320" /></a></div>Mit dem anschließenden "Wie soll ich dich empfangen" von Hans Haßler nehmen die Leipziger wieder das Tempo raus. Aber nicht ein Wort überquert hier die Lippen der Sänger. Das Lied wird auf Weltniveau gesummt. Lattke begründet diesen künstlerischen Kniff mit der Sprachlosigkeit, die das Ensemble angesichts der aktuellen Ereignisse ergriffen hat. <p></p><p>Auch an der Pause herrscht Besinnlichkeit. Amarcord braucht einen langen Anlauf, um Tempo und Stimmung anzuheben. Erst Cha-Cha-Cha von der Mamacita und der Frage nach dem Weihnachtsmann durchbricvht das Schweigen im Publikum. Dann darf auch Elvis Presley noch seinen Beitrag zu Weihnachten. </p><p>Mit dem irischen "Christmas in Candy" erreicht das Konzert dann den gehobenen Klamauk und Amarcord zeigt, dass man mit den eigenen Stimmen nicht nur Singen sondern auch Instrumente imitieren kann. Frank Ozimek bietet sogar eine Tanzeinlage im Stil irischer Steptänzer. Vielleicht sollten die Leipziger beim nächsten Auftritt bei den Walkenrieder Kreuzgangkonzerten ihrem komödiantischen Talenten schon früher freien Lauf lassen. </p><p><br /></p><p><br /></p><p>Das Programm der Kreuzgangkonzerte 2024 erscheint im Frühjahr.</p><p><br /></p><p><br /></p><p> </p><p><br /></p>helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Steinweg 4, 37445 Walkenried, Deutschland51.58279 10.6195123.272556163821157 -24.53674 79.893023836178855 45.77576tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-65366672538538543112023-12-19T07:04:00.000-08:002023-12-20T00:32:44.575-08:00Ganz entspannt in den Untergang<h4 style="text-align: left;"><br /><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><br /></div><br />Sidler inszeniert im DT Göttingen den Kirschgarten im Down-Tempo</h4>
<p>"Der Kirschgarten" von Anton Tschechow hat in den letzten 120 Jahren immer wieder Konjunktur. Denn irgendwo ist ständig Untergang. DT-Intendant Erich Sidler greift das Offensichtliche auf und überrascht doch. Seine Inszenierung glänzt durch Ruhe und Analyse. Damit verschiebt er den Fokus weg vom Abwenden der Katastrophe hin zu den Ursachen.</p>
<p>Die Botschaft ist eindeutig. Das Unglück ist keine Naturgewalt sondern von Menschenhand gemacht. Entscheidend ist nicht was kommen wird, denn das ist klar. Entscheidend ist die Frage, warum es so kommen musste, warum es alternativlos ist.</p><p>Dabei arbeiten Sidler und das DT-Ensemble mit der Laubsäge und nicht mit der Axt. Statt der Versuchung zu erliegen, eine ganze Klasse in Bausch und Bogen zu verurteilen und der Geschichte zu überantworten, liefern sie feine Psychogramme von Menschen, die mit der Situation und mit sich selbst überfordert sind. So bietet die Göttinger Inszenierung genug Raum für Reflexion und Selbstbetrachtung. Das ist in hysterischen Zeiten erfrischend altmodisch.
</p><p>
</p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCGmlA6YPm7xH3c4Up1QwhQkbKeT1tA9_PPfWcExlYFSw0CAiIWvuZCqbYAhsvAydMZrjFHkjAZJLYFwzAbFWxW55M2T6A2wYca1zjEa-UBcSzsOaGxVNHi24Nm1_nEyFImZk8O-5XsX16IulCJG_YwvojrYhGZT1EM6IcZInM_dWwm-dzwM9DBxOAbHmy/s2717/Der_Kirschgarten2_69451.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1807" data-original-width="2717" height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhCGmlA6YPm7xH3c4Up1QwhQkbKeT1tA9_PPfWcExlYFSw0CAiIWvuZCqbYAhsvAydMZrjFHkjAZJLYFwzAbFWxW55M2T6A2wYca1zjEa-UBcSzsOaGxVNHi24Nm1_nEyFImZk8O-5XsX16IulCJG_YwvojrYhGZT1EM6IcZInM_dWwm-dzwM9DBxOAbHmy/w400-h266/Der_Kirschgarten2_69451.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><div style="text-align: center;"><span style="font-family: courier; text-align: left;">Ljubow Ranjewskaja umringt von</span></div><span style="text-align: left;"><div style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">ihren Liebsten und ihrem Bruder.</span></div><span style="font-family: courier; font-size: x-small;"><div style="text-align: right;">Alle Fotos:Klaus Herrmann</div></span></span></td></tr></tbody></table><p></p>
<p>Ein früh verstorbener Gatte, der nur Schulden produziert hat, dann ein Liebhaber, der den Rest des Geldes durchgebracht hat und dazu der nicht verarbeitete Tod des Sohns. Die Biografie von Ljubow Andrejewna Ranjewskaja ist alles andere als eine Erfolgsgeschichte, als sie nach fünf Jahren in Frankreich nach Russland zurückkehrt. Einzig ihre Tochter Anjah freut sich darüber, wieder in der Heimat zu sein.</p><p>Dort auf dem Gutshof erwarten sie nicht nur die Gespenster der Vergangenheit wie ihr Bruder Leonid, sondern auch jede Menge Schulden und die anstehende Zwangsversteigerung des Familienbesitzes. Der Kaufmann Jermolaj Alexejewitsch Lopachin unterbreitet ihr einen Vorschlag, um zu retten, was noch zu retten ist. Der berühmte Kirschgarten soll parzelliert werden, die Bäume gefällt und Ferienhäuser gebaut werden. Mit dem Erlös ließen sich dann die Reste des einstigen Glanzes retten.</p><p>Wenn Gesellschaften oder ihre Subsystem in existenzielle Nöte geraten, dann verfallen sie meist dem Extraktivismus. Anstatt nach Lösungen zu suchen, verfolgen sie mit noch mehr Energie die gewohnten Strategien und Handlungsmuster, die sie erst in die prekäre Lage gebracht haben.</p><p>Rebecca Klingenberg in der Rolle der Ljubow Ranjewskaja ist davor gefeit. Sie bleibt zwar der Vergangenheit verhaftet und kann deswegen auf den Vorschlag von Lopachin nicht eingehen, aber ihr geht zugleich jegliche Energie ab, um sich aktiv gegen das scheinbar Unvermeidliche zu stemmen. Damit verbietet sich die Bezeichnung Protagonistin schon.</p><p>Seit der Antike wehren sich in den Tragödien die Menschen gegen ihr Schicksal und müssen deswegen sterben. Die Ranjewskaja ist darüber längst hinaus. Etwas in ihr ist schon vor langer Zeit abgestorben. Das macht Klingenberg deutlich. </p><p>Stoisch und mit eiserner Miene schwelgt sie in den Erinnerungen und erzählt von dem, was schon lange nicht mehr ist. Überhaupt scheint Erich Sidler seinen Schauspielern und Schauspielerinnen Bewegungsarmut verordnet zu haben. Es ist eine Inszenierung, die auf große Gesten weitestgehend verzichtet. </p><p>Einzig Paul Trempnau in der Rolle des Jermolaj Lopachin darf sich den Raum nehmen, denn er für die kraftvolle Darstellung des Selfmade-Mannes braucht. Deswegen ist er eine Störenfried. Als Anja in der ersten Szene ihrer Freude über die Rückkehr in die Heimat freien Lauf lässt, entpuppt sie sich schon als Fremdkörper.</p><p>Es ist eben ein besonderes Völckchen, dass in seinen Konventionen und seinen Plattitüden erstarrt ist. Der Wunsch nach Befreiung wird artikuliert, aber nicht umgesetzt, das drohende Unglück in Form der Zwangsversteigerung wird ständig beklagt, aber nix dagegen getan. Man weiß nur, das Lopachins Vorschlag inakzeptabel ist</p><p></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjrZdNwvnRdfvtuC6EdzFRq7KhwaXlNibBh8uQjjhKSKvBe4mI6cac6F0CZicm_YLykgUt3wbcq-emvGgE178IaM_ifuc_kJ87elZsdG5ZOjigoKHxmjcUF_fcvLb1Q1RU-fkEFmtRoUBcKdDtjBXfMwfWJne-UemZ8EfDYxpVnUdL3e9a3h2WNv7hI_ym-/s2717/Der_Kirschgarten3_73_630.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1807" data-original-width="2717" height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjrZdNwvnRdfvtuC6EdzFRq7KhwaXlNibBh8uQjjhKSKvBe4mI6cac6F0CZicm_YLykgUt3wbcq-emvGgE178IaM_ifuc_kJ87elZsdG5ZOjigoKHxmjcUF_fcvLb1Q1RU-fkEFmtRoUBcKdDtjBXfMwfWJne-UemZ8EfDYxpVnUdL3e9a3h2WNv7hI_ym-/w400-h266/Der_Kirschgarten3_73_630.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><div style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Geist gegen Kapital: Pjotr Trofimow im</span></div><div style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Gespräch mit Jermolaj Lopachin.</span></div><div style="text-align: center;"><span style="font-family: courier; font-size: small; text-align: right;">Alle Fotos:Klaus Herrmann</span></div></td></tr></tbody></table>In seiner Inszenierung greift Sidler Tschechows Impuls für das moderne Theater: Nie spricht miteinander, alle sprechen ständig aneinander vorbei. Die Parallele zur Jetztzeit ist offensichtlich. Seine Akteure sind steif und starr und deswegen gewinnen die wenigen Momente der Berührung eine solche Bedeutung als taktiler Hilferufe <p></p><p>Das Bühnenbild von Jörg Kiefel verstärkt die klaustrophobische Gesamtlage. Die Innenseite der Blase, der Echokammer ist mit Kirschblüten tapeziert, die dank Projektion ihre Farben wechseln. Es gibt nur zwei Zugänge in diese sehr eigene Welt, die eben auch nur die Eingeweihten kennen. Aber selbst für die Bewohner des Planeten Kirschgarten gibt manchmal keinen Fluchtweg aus der Umklammerung.</p><p>Das Mobiliar besteht aus drei groben Holzbänken, kein Inventar lenkt ab von den Personen. Damit liegt der Fokus des Publikums ganz auf dem gesprochenen Wort. Die Selbstoffenbarung der Nicht-Handelnden erfolgt durch den Text.</p><p>Abgerundet wird die Inszenierung durch die Musik von Michael Frei. Der spendiert der sparsamen Inszenierung nur einige wenige Akkorde und Einzeltöne auf Mandoline und Balalaika. Mehr braucht es nicht für diesen besonderen Flair des untergegangenen Russands.</p><p><br /></p><p><br /></p><p><br /></p><p>Link eins: <a href="https://www.dt-goettingen.de/stueck/der-kirschgarten" target="_blank">Der Kirschgarten</a> auf der Website des DT Göttingen</p><p><br /></p><p>Link zwei: <a href="https://harzerkritiker.blogspot.com/2016/06/es-gibt-keinen-wege-zuruck-in-den.html" target="_blank">Eine andere Lösung</a></p><p><br /></p><p><br /></p><p></p>helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Theaterpl. 11, 37073 Göttingen, Deutschland51.53666 9.9399323.226426163821152 -25.21632 79.84689383617885 45.096180000000004tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-2433256569225835072023-09-27T05:00:00.002-07:002023-09-27T05:14:01.385-07:00Ein Satz mit X<h4 style="text-align: left;">Wischmeyers neuestes Werk langweilt</h4>
<p>Es gibt eine Reihe von Dingen, die man sich sparen kann. Das neue Buch von Dietmar Wischmeyer gehört dazu. Es ist eine Aneinanderreihung von allzu Bekanntem und hundertfach Gelesenen. Nur selten lässt der Autor in "Immer is was, nie is nix" seine Stärken aufblitzen.</p>
<p>Die Enttäuschung ist umso größer, dass Dietmar Wischmeyeer im Frühjahr 2022 mit "Als Mutti unser Kanzler war" eine gelungene Mischung aus analytische Schärfe, kreativer Wortgewalt und sprachlicher Treffsicherheit vorgelegt hatte. Nix ist davon geblieben. Das neue Buch langweilt mit Gleichförmigkeit und bekannten Rollen.</p>
<p>Die Verteilung ist eingeübt: Die Mitmenschen sind dämlich und Wischmeyer ist der Hüter der Vernunft. Schon nach zwei Sätzen weiß man wie die Geschichten enden werden. Nur selten ist er zur Selbstironie fähig wie beim Fehlkauf des SABA Freiburg.</p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjC0-9jq0ZhG7v1MML181wVS7luCqkBF8kKkyjaH4TI9_tiEIu7W3bRoABLtFPSzHj841fXnfL2j1SKlAVkqru_T_v4KF1KSBMUkDiWho3YlNQ_ECIjDi0-_bBnMopRion_F7wKKB4yHAQgJpWE2JthmTI8hFxDseViUdGnksgjEXM1LzsbB6kkQemh-DZX/s4032/IMG_0240.jpg" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjC0-9jq0ZhG7v1MML181wVS7luCqkBF8kKkyjaH4TI9_tiEIu7W3bRoABLtFPSzHj841fXnfL2j1SKlAVkqru_T_v4KF1KSBMUkDiWho3YlNQ_ECIjDi0-_bBnMopRion_F7wKKB4yHAQgJpWE2JthmTI8hFxDseViUdGnksgjEXM1LzsbB6kkQemh-DZX/s320/IMG_0240.jpg" width="240" /></a></div>Auch in der Geschichte von Inspektor Conradi und den toten Hunden blinken Wischmeyers Qualitäten im Fabulieren und Erfinden skurriler Szenerien auf. Aber bis dahin ist es ein weiter Weg durch das Gleichförmige. Protagonist begibt sich unter die Mitmenschen, Mitmensch entpuppen sich als dämlich, Protagonist ist genervt. <div><br /></div><div>Es gibt sie in diesem Buch, die sprachlichen und erzählerischen Perlen. Aber sie sind eher Beifang eines langen Törns durch allzu glatte Gewässer.<br /><div><br /></div><div>Das langweilt und enttäsucht. Das wäre mehr drin gewesen, um mal Plattitüden zu strapazieren. Dazu hätte Wischmeyer eben jene analytische Schärfe aktivieren müssen, die das Vorgängerwerk auszeichnet oder auch seine Arbeit für die "heute show". Jeder Beitrag von Günter, dem Treckerfahrer, zeigt mehr Tiefgang als das gesamtge Buch. <p></p>Bei seinen Geschichten aus dem Alltag ist ihm oder dem Ghostwriter eben jene mächtige Sprachschöpfungskraft abhanden gekommen, die Wischmeyers Werke bisher zu einem Genuss auf der Metaebene gemacht hat. Sprachlich bewegt er sich hier eher auf dem Niveau "Schülerzeitung", wenn große Teile der Texte darin bestehen, negative Konnotationen aneinander zu reihen, wo früher geschliffener Wortwitz als Solitär stand.<p>Warum Wischmeyeer zusätzlich zu all seinen anderen Aktivitäten innerhalb eines Jahres ein weiteres Buch vorgelegt hat, darüber kann man nur spekulieren. Vielleicht ist "immer is was, nie is nix einfach nur das Begleitmaterial für die nächste Lesereise. Erhärtet wird der Verdacht dadurch, dass Wischmeyer solch alten Geschichten wie "Der neue Amarok" aus der Mottenkisten geholt hat.</p><p>Es bleibt lediglich zu hoffen, dass das nächste Wischemyer-Buch dann wieder in alte, unruhige Fahrwasser zurückfindet.</p><p><br /></p></div></div>helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Frankenstraße 22, 99752 Bleicherode, Deutschland51.4453249 10.567857123.135091063821157 -24.588392900000002 79.755558736178841 45.7241071tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-81466977371121463202023-07-03T10:22:00.006-07:002023-09-28T04:26:11.137-07:00Acht Sichten auf die Welt<h4 style="text-align: left;">Ausstellung mit acht Fotografen im Kunsthaus Meyenburg</h4>
<p>Meine Damen und Herren, Sie sind ausreichend gewarnt. Ich bin als Kulturphilosoph angekündigt worden und Sie müssen damit rechnen, dass nun einige ausschweifende und abschweifende Worte zu den hier vertretenen Werken und Künstlern folgen.</p>
<p>Dabei sollten Sie aber nicht alles für bare Münze nehmen und auf die Goldwaage legen. Es ist bestimmt nicht der Weisheit letzter Schluss. Verstehen Sie meine Worte eher als Anmerkungen. Ich möchte Sie zum Nachdenken anregen und dazu, nach meinen Ausführungen ins Gespräch zu kommen, ihre Meinung zu äußern und sich rege auszutauschen. Das haben wir bitter nötig nach drei Jahren des sozialen Stillstands.</p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiYZ5qCaBERCOPvFFzpQHGsFGyNR3gKDseRY4lcgzsM0gnjrO9PPYj50kG4XRinjgJcLJttsKfG4e19fOBckidjj9IzAN2Q99neDV7QpvxCzLGWFcxmdwJFDeSAyoybv-W0JYCM5KWbmjwWr-QZ9PxP7sReqwKoiMQthfIfdN95zJyi0UrIkCV1uJzhM8rd/s960/356195855_763659862218339_5127474548978691517_n.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="540" data-original-width="960" height="360" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiYZ5qCaBERCOPvFFzpQHGsFGyNR3gKDseRY4lcgzsM0gnjrO9PPYj50kG4XRinjgJcLJttsKfG4e19fOBckidjj9IzAN2Q99neDV7QpvxCzLGWFcxmdwJFDeSAyoybv-W0JYCM5KWbmjwWr-QZ9PxP7sReqwKoiMQthfIfdN95zJyi0UrIkCV1uJzhM8rd/w640-h360/356195855_763659862218339_5127474548978691517_n.jpg" width="640" /></a></div><br /><p><br /></p>
<h4 style="text-align: left;">Zum Thema</h4>
<p>Aber kommen wir zum Thema. Journalisten und Fotografen haben eins gemeinsam. Ständig werden sie mit der Aussage konfrontiert „Das kann ich auch und das kann ich viel besser als du“. Dass solch eine These bezogen auf Fotografen nicht zu halten ist, dass
werden Sie im Anschluss an meine Einleitung feststellen. Mit den Journalisten, da werden Sie noch bis zur nächsten Ausgabe der TA warten müssen. Oder auf den
Bericht bei radio enno.</p>
<h4 style="text-align: left;">Wort und Bild</h4>
<p>Überhaupt scheinen Fotografie und Reportage ein Begriffspaar, dass für viele Betrachter immer noch unlösbar miteinander verknüpft ist. Es sind zwei Zugänge zu dieser
einen Welt, die verstanden werden will.</p>
<p>Aber sind es wirklich die zwei Seiten der Medaille „Weltverständnis“? Schließlich beweist
doch schon der Begriff „Fotoreportage“, dass die Künstler ganz gut ohne die
Schreiberlinge auskommen. Es gilt die alte Weisheit: </p>
<p><span style="font-family: courier;"><i><b>„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“</b></i></span></p>
<p>Dennoch konnte sich die Foto-Branche nur sehr langsam aus dem Gefängnis der Realität lösen. Gerade in der DDR galt bis in die 80er Jahre in der Ausbildung und in der täglichen Arbeit der Fotografinnen und Fotografen das Dogma der Dokumentation. Im Gegenzug durfte nicht alles dokumentiert werden, was man gern dokumentiert
hätte und gezeigt werden schon gar nicht. Was dies für einzelne Künstler und
Künstlerinnen bedeutete, dazu können Sie gleich den einen oder anderen
anwesenden Fotografen befragen.</p>
<p>Auf das Verhältnis zwischen Fotografie und Reportage möchte ich an anderer Stelle noch
einmal zurückkommen</p>
<h4 style="text-align: left;">Bild und Bilder</h4>
<p>Ohne Frage müssen die bildenden Künstler und Künstlerinnen den Pionieren der Fotografie immer noch dankbar sein. Denn die einen haben den anderen die Aufgabe abgenommen, das abzubilden, was man leichtfertig als Realität bezeichnet.</p>
<p style="text-align: left;">Erst seit 1929 gilt Fotografie als eigenständige Kunstform, als die ersten Aufnahmen in das neue Museum of Modern Art genommen wurden. Diese Anerkennung ist vor allem das Verdienst des Gründungsdirektors Alfred Barr. Dieser griff nicht nur auf die Vorarbeiten von Alfred Stieglitz und Edward Steichen zurück, die schon seit
Beginn des 20. Jahrhunderts Fotografien in Galerien gebracht hatten. Aber erst Barr erkannte die Fotografie im Kontext einer neuen ganzheitlichen Sichtweise.</p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Heute würde man
ihn als gut vernetzt bezeichnen, seinerzeit war er ein Globetrotter in Sachen
Kunst. Bei Besuchen und in der Auseinandersetzung mit dem Bauhaus und anderen
Institutionen in Deutschland entwickelte er ein zeitgemäßes Kunstverständnis,
in dem die Fotografie fortan einen festen Platz hat.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Seitdem sind 94
Jahre vergangen, die Welt hat sich radikal verändert und vor allem die Fotografie
hat sich gewandelt. Sie ist nicht nur bunt geworden, sondern auch bunter. Die
Dokumentationen des Alltags von Alfred Stieglitz wurden ergänzt mit tausenden
Themen. Einige dieser Themen und Techniken sehen Sie hier in dieser
Ausstellung.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Ich gebe Ihnen
gleich mal ein aktuelles Kriterium an die Hand: Ist es Schwarz-weiß, dann muss
es Kunst sein. Farbe kann jeder. Nicht wahr?<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Die Fotografen
des 19. Jahrhunderts waren in aller Regel auch Maler, die das neue Medium zur
Umsetzung ihrer künstlerischen Ideen und für neue Darstellungsformen nutzen
wollten. Zwar wurden viele Portraitmaler mit dem Siegeszug der Fotografie
arbeitslos. Aber sie hatten nun genug Kapazitäten, sich mit dem Pinsel auf die
Suche nach neuen Ausdrucksformen zu begeben. Der erste, der diesen Vorteil
nutzte, war Pablo Picasso. Zeit seines Lebens machte er Portraitfotos zur
Vorlage für seine Gemälde und Collagen. Gerhard Richter verwendet heute noch
die Fotografie bei der Konzeption seiner Werke.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">David Hockney
versuchte in den 70-er Jahren das Verhältnis von Malerei und Fotografie neu zu
definieren. Ausgiebig widmete er sich dem Fotorealismus. Mit dieser Spielart
der bildenden Kunst schienen einige Künstler vor etwa 50 Jahren das Supremat
der Fotografie akzeptiert zu haben. Es gab sicherlich triftige Gründe, warum
der Fotorealismus in der DDR auf nur wenig Begeisterung traf.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Wer das Thema
„Fotografie und Bildende Kunst“ vertiefen möchte, hat noch bis zum 28. Januar
Zeit, sich in der Tate Modern Art Gallery in London die Ausstellung „Capturing
the moment“ anzuschauen. Wer sehenden Auges durch diese Ausstellung hier geht,
der muss aber gar nicht auf die Insel und kann zuhause bleiben.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Nordhausen
schlägt London. Meine Damen und Herren, seien Sie ehrlich, das haben Sie nie zu
träumen gewagt und nun ist es doch Wahrheit geworden. Allein dafür gebühren der
Kuratorin Susanne Hinsching, ihrem Team und den Künstlern ausreichend Applaus.<o:p></o:p></span></p>
<h4 style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Die Technik</span></h4>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Der schnöde
Fachbegriff bezeichnet Fotografie als bildgebendes Verfahren. Dabei steckt viel
mehr Poesie in diesem Wort, eine Poesie, die uns ein Lächeln auf die Lippen
zaubern kann. Immerhin kann man „fotografieren“ auch übersetzen als „zeichnen
mit Licht“. Es ist ein Kunstwort aus dem griechischen Substantiv „Photos“ für
Licht und dem griechischen Verb „graphein“, welches die Tätigkeiten schreiben,
zeichnen oder malen oder beschreibt.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Was viele
Mitmenschen zu einer solch leichtfertigen Aussage wie „Das kann ich auch und
das kann ich viel besser als du“ verleitet, ist die Tatsache, dass man
lediglich auf einen Knopf, auf eine Schaltfläche drücken muss, um ein Bild zu
erstellen. Über respekteinflößende Instrumente wie Staffelei, Palette, Hammer,
Meißel oder Beitel verfügt der Fotograf oder die Fotografin nicht. Ihnen bleibt
lediglich ein schnöder Auslöser.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Natürlich braucht
man keine Ausbildung, um den Auslöser zu drücken. Man kann aber auch Stromkabel
ohne Ausbildung verlegen. Was am Ende dabei rumkommt, das überlasse ich ihrer
Fantasie.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Aber genau
deswegen ist die Fotografie eine demokratische Kunst. Der Zugang ist einfacher
und das Erlernen der Bildproduktion auch. Niedrigschwellig nennt man das heute.
Wenn Sie auf die Biografien der hier vertretenen Künstler schauen, werden Sie
feststellen, dass einige noch was ganz anderes gemacht haben, bevor sie Fotografen
wurden. Oder Fotografie nur im Nebenerwerb betreiben.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Ach ja, an der
Stelle eine weitere Auffälligkeit: Fotografieren ist eine männliche Domäne.
Obwohl Dorothea Lange schon in den 30-er Jahren Bilder über die Folgen der
Wirtschaftskrise ablieferte, die heute noch erschüttern, erarbeiten sich Frauen
erst seit den 80-er Jahren Klick für Klick ihren Platz. Aber, meine Damen und
Herren, sehen Sie es nach dem Ying und Yang-Prinzip. Spätestens nach dem
nächsten Nordhäuser Grafikpreis ist die Balance hier in diesem Haus wieder
hergestellt.<o:p></o:p></span></p>
<h4 style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Die Komposition</span></h4>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Ich möchte mal
wieder Phrasen dreschen. „Kunst kommt von Können“, heißt es so schön. Aber um
mit einer Kamera Bleibendes zu kreieren, dazu bedarf es doch mehr als auf den
Auslöser drücken zu können. Da müssen solche Faktoren wie Auflösung, Fokus,
Belichtungszeit, Perspektive und Tiefenschärfe in Einklang gebracht werden, um
etwas zu schaffen, das über den Tag hinausweist.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Manchen von uns
gelingt dies gelegentlich in einem Schnappschuss, aber der macht noch keinen
Meister und auch keine Meisterin. Die Kunst besteht darin, die genannten
Faktoren und noch einige andere Bestandteile gewissermaßen auf Knopfdruck und
das ständig in den geforderten Einklang zu bringen. Und dabei haben wir die
Frage der Farbigkeit noch gar nicht in Erwägung gezogen. Denn das Ziel ist
immer ein stimmiges Ganzes.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Jetzt muss ich
Sie schon wieder vertrösten, meine Damen und Herren, denn was man beim
Fotografieren, beim Zeichnen mit Licht, so alles berücksichtigen muss, das
erklären Ihnen die anwesenden Fotografen gleich im Gespräch. Die kennen sich
damit nämlich viel besser aus als ich. (Ich bin ja nur Journalist und zu deren
Befähigungen habe ich schon zu Anfang was gesagt.)<o:p></o:p></span></p>
<h4 style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Die Geschichte</span></h4>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Aber viel lange
gibt es die Fotografie eigentlich schon? Zwischen 1826 und 1884 sorgen Männer
wie Joseph Nicéphore Niépce oder George Eastman für enorme technische
Fortschritte, die es ermöglichen nicht nur Licht zu fixieren, sondern dies auch
in großer Zahl fast schon automatisch zu ermöglichen.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Aber wie das
oftmals so ist. Die Wurzel gehen wohl auf die alten Griechen zurück. Schon im
4. vorchristlichen Jahrhundert wusste man auf den Penelopes, dass sich
bestimmte Silberverbindungen verfärben, wenn man sie dem Licht aussetzt. Selbst
Aristoteles soll sich dabei die Finger schmutzig gemacht haben.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Warum der Ausflug
in die Wissenschaft? Silber, Jod und diverse andere Verbindungen wie Säuren und
Basen waren im 19. Jahrhundert die chemischen Voraussetzungen für die
Fotografie.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Die nächste
Grundlage ist die Camera obscura, auf hochdeutsch mit „seltsamer Raum“ zu
übersetzen. Hier fällt Licht durch ein einfaches Loch auf eine abgedunkelte
Rückseite und erzeugt dort ein spiegelverkehrtes Abbild. Damit gehört
Verzerrung auf jeden Fall zu den Geburtswehen der Fotografie.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Die Camera
obscura haben wir den optischen Experimenten der Antike zu verdanken, aber erst
in der Renaissance entdecken Künstler und Wissenschaftler dieses Gerät wieder.
Auch Leonardo da Vinci soll mit der Lochkamera gearbeitet. Achtung, jetzt kommt
eine steile These: Kennen sie das Grabtuch von Turin? Es soll das Gesicht des
frisch gekreuzigt Jesus zeigen.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Dieses Wunderwerk
wird wohl ein Produkt von da Vinci sein. Der Universalgelehrte soll ein
Leinentuch mit einer Silberlösung bestrichen haben und dann mittels einer
Camera obscura mit seinem eigenen Konterfei belichtet haben. Angeblich war es
eine Auftragsarbeit für den damaligen Regenten von Savoyen.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Was dafür
spricht? Anhand von Gewebeproben hat man festgestellt, dass das Grabtuch nicht aus der
Antike, sondern wohl aus dem späten Mittelalter oder der Renaissance stammt. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Damit wären wir
wieder beim Verhältnis von Fotografie und Wirklichkeit. In Zeiten einer
Bilderflut und KI stellt sich diese Frage immer wieder und immer dringender.
Nur die Fachleute haben neulich erst bei genauem Hinschauen erkannt, dass Papst
Franziskus doch nicht zur Kirche der erleuchteten Hartreimer konvertiert ist
und fortan das Geschäft des Rappens betreibt.<o:p></o:p></span></p>
<h4 style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Gefälschte Bilder</span></h4>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Zu einer der
populärsten Wortschöpfungen der digitalen Welt gehört das Verb „Photoshoppen“.
Nein es bezeichnet nicht den Kauf hochwertiger Fotografien, sondern das
Abändern vorliegenden Bildmaterials mittels einer Software. Wofür früher die
Fähigkeiten von Fachleuten nötig waren, das wird heute mit Maus-Klick und
Regler schieben erledigt.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Vergleichen Sie
mal alte Aufnahmen und aktuelle Bilder. Was wird ihnen auffallen? Die Welt ist
heute viel bunter und die Farben sind viel kräftiger, viel satter. In tausenden
von Internet-Foren stolpern sie über Millionen von Bildern, deren Farben so
fett sind, dass sie Augenkrebs bekommen, deren Konturen so scharf sind, dass
sie befürchten müssen, sich beim Betrachten die Finger zu schneiden.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Wir sind also
schon vor langem in das Stadium eingetreten, in dem die Fotografie nicht die
Realität ablichtet, sondern die technischen Fähigkeiten der bildgebenden
Verfahren die Realität bestimmt.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Doch wir sind
schon einen Schritt weiter. War das Schönen der Realität vor noch gar nicht so
langer Zeit ein Teil der kreativen Bildgestaltung, sind diese Prozesse
mittlerweile automatisiert.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Glauben Sie mir,
meine Damen und Herren, auch meine Welt ist viel bunter seitdem ich mit einem
Gerät fotografiere, auf dem ein Apfel prangt. Das macht das Gerät sogar ohne
meine Einwilligung. Aus dem „Life according to Agfa“ von 1992 ist 30 Jahre
später das „Life made by Apple“ geworden.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Wo ist das Ende
der Übersättigung? Diese Frage kann nur jeder selbst beantworten. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Auf jeden Fall
wurde mir zugesichert, dass hier in dieser Ausstellung nur Werke zu sehen sind,
die eben nicht gephotoshoppt wurden und einige der Anwesenden wissen nur zu
genau, dass ich in solchen Fragen nicht mit mir scherzen lasse.<o:p></o:p></span></p>
<h4 style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Die Motive</span></h4>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Wie ich vorhin
schon sagte, ist die Fotografie bunter geworden, weil das Spektrum an Themen
sehr breit geworden ist. Sie immer noch auf Dokumentation zu reduzieren, das
ist so was von 1929. Wir haben es uns aus gutem Grund abgewöhnt, Malerei und
Bildhauerei mit der Forderung nach Realitätstreue zu konfrontieren. Aber kaum
sehen wir ein Foto, schon verfallen wir in dieses antiquierte Verhaltensmuster.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Andreas Gursky
sagt hingegen, dass Fotografie verhüllen muss, um die Realität deutlich zu
machen. Erst dank der Maskerade dringt der Betrachter zum Wesentlichen vor. Der
Mann muss es wissen, schließlich ist er Professor an der Kunstakademie
Düsseldorf. Gursky macht auch kein Geheimnis daraus, dass er sich schon seit
Jahren digitaler Manipulation bedient.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Präsentation,
Dokumentation, Verfremdung und Verhüllung, diese Grundsätze fotografischen
Schaffens finden Sie in dieser Ausstellung gleichberechtigt und gleichwertig
wieder. Sie dürfen selbst entscheiden, ob es Gegensätze sind oder Ergänzungen. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Schauen sie mal,
ich habe Ihnen was mitgebracht. Ein handelsübliches Objektiv. Laut Hersteller hat
es einen Durchmesser von 58 Millimetern. 58 Millimeter sind wahrlich nicht
viel. Da passt die ganze Welt doch gar nicht. Denken Sie mal scharf nach, bei
58 Millimetern ist es doch unmöglich, die ganze Realität zu erfassen. Also kann
uns die Fotografie technisch bedingt immer nur einen Ausschnitt liefern. Pars
pro toto sagen wir Philosophen, einen Teil, der fürs Ganze steht. Für welchen
Teil man sich entscheidet und ob der dann pro toto steht, darin besteht die
Kunst des Fotografierens. Deswegen gibt es Bilder, die uns viel sagen, und
deswegen gibt es Bilder, die wir selbst besser machen könnten. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">An dieser Stelle
einige Worte zur Konzeption der Ausstellung, die ist nämlich einfach und
überzeugend: Es geht nicht um Vergleich unterschiedlicher Lösungen zu gleichen
Aufgabenstellungen. Jeder Künstler hat seinen eigenen Raum bekommen und kann
dort sein Schaffen präsentieren.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Damit haben wir
acht Werkschauen, in ihrer Gesamtheit einen Eindruck geben über die Fotokunst
zwischen Northeim im Westen, Leipzig im Osten, Nordhausen im Norden und Weimar
im Süden. Oder müsste ich sagen Rügen im Norden und Basel im Süden? Nicht
zuletzt durch das Internet ist Fotografie stärker globalisiert als andere
Künste. Ein Foto kann man als E-Mail verschicken, versuchen Sie das mal mit
einer Plastik aus Holz oder gar aus Bronze. Macht es also noch Sinn, nach
Wohnorten zu unterscheiden?<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Warum aber die
Fotoreporter hier unten im Basement zu sehen sind und die hehren Künstler nur
über die Treppen erklommen werden müssen, dazu kann ich nur Vermutungen
anstellen. Befragen sie dazu die Kuratorin Susanne Hinsching.<o:p></o:p></span></p>
<h4 style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Rundgang</span></h4>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Nun möchte ich
Ihnen die Künstler und ihre Werke näherbringen. Heutzutage muss man
Sensibilität bei dem Thema an den Tag legen, aber gendern geht hier heute aus
bekannten Gründen nicht.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Alphabetisch ist
altbacken, also nehme ich Sie mit auf eine kleine Reise durchs Haus. Wir
starten hier unten und während ich rede, können sie simultan überprüfen, ob ich
dummes Zeug rede. Zumindest auf den ersten beiden Stationen. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><o:p> </o:p></span></p>
<h4 style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Hubert Jelinek</span></h4>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Ich freue mich
besonders, Ihnen Hubert Jelinek vorstellen zu dürfen, schließlich kennen Hubert
und ich uns schon seit Jahrzehnten. 'wir haben viel miteinander gelacht und auch ein wenig übereinander<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></div><span style="font-family: inherit;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiv-ALEvBRfNa_N0hPPnX2_KjbC9ypdkun8mUyV40orDAPE1otAOEANVFCGqtMgM1PJMI_gVjhBraUgbXJMprUk6jTwFO1ytIKezSPjJlGKoaTdsDbgmVjrt8H-M480lngWZE-njK6yzXxNGvipXPD0UcgEApoTjNSWe9Ol_EFCECFakhyGa6RIO-u1-x-M/s4032/IMG_8573.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiv-ALEvBRfNa_N0hPPnX2_KjbC9ypdkun8mUyV40orDAPE1otAOEANVFCGqtMgM1PJMI_gVjhBraUgbXJMprUk6jTwFO1ytIKezSPjJlGKoaTdsDbgmVjrt8H-M480lngWZE-njK6yzXxNGvipXPD0UcgEApoTjNSWe9Ol_EFCECFakhyGa6RIO-u1-x-M/s320/IMG_8573.JPG" width="320" /></a></div>Sie hingegen
dürfen sich besonders freuen, denn Sie erleben hier heute eine Premiere. Man
mag es kaum glauben, es ist aber wahr. Nach mehr als vierzig Jahren
fotografischen Schaffen stellt Hubert Jelinek hier und heute zum ersten Mal.
Wie gesagt: Nordhausen schlägt London.<o:p></o:p></span><p></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Aus seinem
umfangreichen Oeuvre präsentiert er Sportbilder. Es sind keine Schnappschüsse,
sondern Bilder, die in Sekundenbruchteilen konstruiert wurden und uns als pars
pro toto das Wesen des Sports offenbaren: Dynamik, Schwerelosigkeit und
Anspannung.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Persönliche
Anmerkung: Vielleicht sind seine Bilder so hintergründig, weil Hubert nie selbst
Sport betrieben hat. Der Beobachter schaut eben tiefer auf den Grund der Sache
als der Akteur.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><o:p> </o:p></span></p>
<h4 style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Christoph Keil</span></h4>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Er ist mit
Abstand der jüngste unter den hier vertretenen Künstler und einer derjenigen,
die Fotografie im Nebenerwerb betreiben. Warum er trotz der zahlreichen
Auszeichnungen den Weg in den Staatsdienst vorgezogen hat, dass müssen Sie ihn
schon selbst fragen. Vielleicht hat er einfach zu lange als Freier für die TA
gearbeitet<o:p></o:p></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="font-family: inherit;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhFAbjuqSmyy39V35MEKyK1O1N78Q-cAxKZ5T2_nqiyemyZ4gYpJUFWtowqsnnjgePa3Z7BvpFe_pdue4YKRPH__R9vrPRcj6w7_PMmfbmS7VjUHJx5h6nlYrHiQRDVUeyVC_yUrWX2hctkuBhW3YeOrEmUDfZR9UU7UFwgjKc44g7qD_xAM6LPJw5NeT5I/s4032/IMG_8574.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhFAbjuqSmyy39V35MEKyK1O1N78Q-cAxKZ5T2_nqiyemyZ4gYpJUFWtowqsnnjgePa3Z7BvpFe_pdue4YKRPH__R9vrPRcj6w7_PMmfbmS7VjUHJx5h6nlYrHiQRDVUeyVC_yUrWX2hctkuBhW3YeOrEmUDfZR9UU7UFwgjKc44g7qD_xAM6LPJw5NeT5I/s320/IMG_8574.JPG" width="320" /></a></span></div><p></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Auch er zeigt
Beiträge aus seiner Arbeit als Sportfotograf. Es sind vor allem Schnappschüsse
aus skurrilen Szenen des Wettkampfes oder des Trainings. Das erfordert ein
gehöriges Maß an Vorahnung, um im rechten Augenblick den Auslöser zu drücken.
Capturing the Moment eben, den Moment einfangen und unvergänglich machen. Dieses
Gefühl für die Situation speist sich aus jahrelanger Erfahrung. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Aber er ist nicht
nur gut darin, die Szene zu erfassen. Wenn ich von hier aus nach vorne rechts
schaue auf die Portraits schaue, dann weiß ich, dass Christoph Keil auch zum
Wesen der Sportler vordringt.<o:p></o:p></span></p><p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></p>
<h4 style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><o:p> </o:p></span><span style="font-family: inherit;">Marco Kneise</span></h4>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Sollte mich
jetzt, hier und heute jemand auffordern „Stellen Sie mir doch mal Marco Kneise
vor“, dann werde ich antworten „Oh Mensch, gucken Sie doch einfach mal in die
Zeitung. Da sehen Sie täglich Beweise für die große Klasse dieses Mannes. Das
sind Portraits aus einer anderen Liga.“<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj6LjezmbEf8ByCL7j0aEziUlRDTLHJVtfIo0q0iZb2WEwoaSC91gv2DSP8rFuXtN-LmotSQjPpDvm_1JGSnqlw3-dt3DxCxkHl_rGlOQPTl00kV75aFtmGzxK3YV82Ade9mQbCebPppN_ODS_gAE7KF8g5__RRUiAofcMlb44JIRfUhFwCIRrcSILgAnKk/s4032/IMG_8572.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj6LjezmbEf8ByCL7j0aEziUlRDTLHJVtfIo0q0iZb2WEwoaSC91gv2DSP8rFuXtN-LmotSQjPpDvm_1JGSnqlw3-dt3DxCxkHl_rGlOQPTl00kV75aFtmGzxK3YV82Ade9mQbCebPppN_ODS_gAE7KF8g5__RRUiAofcMlb44JIRfUhFwCIRrcSILgAnKk/s320/IMG_8572.JPG" width="320" /></a></div><br />Damit habe ich
schon Andeutungen zu einem Teil seiner Werke geliefert. Doch Marco Kneise zeigt
uns diese Mal keine Portraits, sondern Werke aus dem Alltag des Fotoreporters.
Er setzt die alte Forderung von Robert Capa um. Er geht dicht dran, aber nicht
zu dicht. Zwischen Fotograf und Objekt bleibt die Respektzone erhalten. Damit
zeigt er das Erhabene im Alltäglichen. Man muss schon Menschenfreund sein, um
so etwas zu können.<p></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><o:p> </o:p></span><span style="font-family: inherit;">Marco Kneise
steht im Widerspruch zu sich selbst. Der andere Teil seiner Beiträge ist das
eigene Kontrastprogramm. Diese Aufnahmen heben in ihrer Komposition das
Gegenständliche in den Rang des Abstrakten. Das Bekannte wird verfremdet und
verzaubert, bis es uns eine neue Sichtweise eröffnet. Auch das muss man erstmal
hinbekommen.</span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><o:p> </o:p></span></p>
<h4 style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Roland Obst</span></h4>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Meine Damen und
Herren, wenn Sie selbst jetzt noch ‚ne halbe Stunde Geduld haben, dann erzähle
ich Ihnen ein wenig aus der Biografie von Roland Obst und listete seine zahlreichen
Ausstellungen auf. Aber ich mache es kurz: Auch Roland Obst kam über Umwegen
zur professionellen Fotografie, war lange Zeit in der Reportage beheimatet, hat
bei der TA auch in Nordhausen gearbeitet und ist seit 8 Jahren im Unruhzustand.
Alles weitere können Sie auf dem Banner im Jagdzimmer nachlesen. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjQu8ceKynKZhPIFiKx0jrgMlLPMCEi4hqQ8SHeGRDcuAarzgvr_8xH-RY04VzuhgQmriTLpn-Yn7S3TJQMfDatdxkBeE3Tu9EMO3sLr5HLUNXICTVEVITyDulLwcPuYhLUV1KFPKDLh6WI0D-PPb1773_PqUrqJuvm7wgprVdjhVVjwI-p04aF6gBuuytD/s4032/IMG_8571.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjQu8ceKynKZhPIFiKx0jrgMlLPMCEi4hqQ8SHeGRDcuAarzgvr_8xH-RY04VzuhgQmriTLpn-Yn7S3TJQMfDatdxkBeE3Tu9EMO3sLr5HLUNXICTVEVITyDulLwcPuYhLUV1KFPKDLh6WI0D-PPb1773_PqUrqJuvm7wgprVdjhVVjwI-p04aF6gBuuytD/s320/IMG_8571.JPG" width="320" /></a></div>Mit den Beiträgen
in dieser Ausstellung gibt uns Roland Obst einen Einblick in eine Welt, die uns
ansonsten verborgen bleibt. Es ist eine mystische Welt voller Elfen und Nixen.
Er zeigt uns die Unterwasserwelt des Salzaspring. Es ist eine Quelle im Karst.
Wir als Betrachter tauchen mit ihm hinab in eine unbekannte Welt voller unbekannter Lebensformen mit ihrem ganz eigenen Zauber.<p></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Mein Tipp:
Stellen Sie sich nicht vor die Bilder. Setzen Sie sich auf die Bank, dann sind
Sie auf Augenhöhe mit dem Wasserspiegel. So entsteht die Illusion, Sie würden
selbst tauchen. Aber Sie müssen nicht mit Schnorchel und Flossen ins
Jagdzimmer.</span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><o:p> </o:p></span></p>
<h4 style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Olaf Martens</span></h4>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Wie Hr. Uhley
vorhin sagte, ist auch Olaf Martens ein Produkt des Foto-Clubs Nordhausen. Von
hier aus zog er in die weite Welt. Es ist gerade ein gutes Jahr her, dass er in
Nordhausen, das er als seine Heimat bezeichnet, eine umfassende Werkschau
zeigte. Damals ging es quer durch die Jahrzehnte, durch seine Entwicklung hin
zum eigenständigen Stil. Ich gehe mal davon aus, dass sie allesamt „Heimat und
Tapeten“ seinerzeit hier im Hause besucht haben. Ansonsten sollten Sie jetzt so
tun als ob.<o:p></o:p></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="font-family: inherit;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh7hJ9qRjR_Z8Ke4MumKccrnbiSbvD3rbdT7vdlujtK2p6vQeMtNrpq-HDrGUf5wjS8B9C4wcUZuIjsFkRWkwUuXRBBEET_0W43Cg8d0UT_cK-lNcrOWtn3sYQlt_0_6pEXNEBGpa4w2LuGbCA4PPc7QnIjnRNqgDUHUI0nkhoOaDtL3aaxodWJO6twPqrB/s4032/IMG_8575.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh7hJ9qRjR_Z8Ke4MumKccrnbiSbvD3rbdT7vdlujtK2p6vQeMtNrpq-HDrGUf5wjS8B9C4wcUZuIjsFkRWkwUuXRBBEET_0W43Cg8d0UT_cK-lNcrOWtn3sYQlt_0_6pEXNEBGpa4w2LuGbCA4PPc7QnIjnRNqgDUHUI0nkhoOaDtL3aaxodWJO6twPqrB/s320/IMG_8575.JPG" width="240" /></a></span></div><p></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Hier und heute
können Sie den Endpunkt betrachten. In dieser Ausstellung zeigt Martens Bilder,
die in außergewöhnlicher Weise an der Grenze zum Surrealismus wandeln. Es sind
Menschen, Körperteile und Gegenstände, die in kräftigen Farben in traumhaften
Szenen in ungewohnten Kombinationen aufeinandertreffen.</span></p><p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Es ist Bilder, die uns
herausfordern, weil sie entschlüsselt werden wollen. Dafür gibt es keine
DIN-Norm und deswegen bleibt einiges unentdeckt und wartet auf den nächsten
Besuch. Nur so viel sei verraten: Es geht irgendwie immer um die Absurdität des
Lebens.</span></p><p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Damit hat sich Olaf Mertens endgültig freigemacht vom Dogma der
Dokumentation, unter dem er nach eigener Aussage lange gelitten hat.</span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><o:p> </o:p></span></p>
<h4 style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Marcel Krummrich</span></h4>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhg6EEy4lNeGDtt7m7u0sVM2wAjUXiWMtegRdb1AN0_nehPeO7Mo_HHak0dzELdGXxPwpcB0GU9jD-sW0kEYJLJyRiXMA1_-bXi0iahOmwd0oZd56wPufn8Lj2yPXtk1X7aDr2VGt5dCkdXedJJEfKjfg997laen8tRKbDyRUG0lLtgGKml1N9chS05dsn-/s4032/IMG_8576.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhg6EEy4lNeGDtt7m7u0sVM2wAjUXiWMtegRdb1AN0_nehPeO7Mo_HHak0dzELdGXxPwpcB0GU9jD-sW0kEYJLJyRiXMA1_-bXi0iahOmwd0oZd56wPufn8Lj2yPXtk1X7aDr2VGt5dCkdXedJJEfKjfg997laen8tRKbDyRUG0lLtgGKml1N9chS05dsn-/s320/IMG_8576.JPG" width="240" /></a></div><span style="font-family: inherit;">Auch Marcel
Krummrich kam über verschlungene Pfade und mit Verzögerung zur professionellen
Fotografie. Aber das scheint immer ein Vorteil zu sehen, wenn man erst das
Leben außerhalb der Blase Kunstbetrieb kennenlernt. Mittlerweile ist Marcel
Krummrich fest verankert im Kunstbetrieb. Die Liste seiner Ausstellungen ist
etwa so lang wie die von Roland Obst und der hat einige Jahre Vorsprung. Zudem
wurden Werke von Marcel Krummrich mittlerweile in die wichtigsten Sammlungen
Thüringens aufgenommen. <o:p></o:p></span><p></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><o:p> </o:p></span><span style="font-family: inherit;">Ich sprach vorhin
schon von den Fragen zum Verhältnis zwischen Fotografie und Malerei. Diese
stellen sich bei Marcel Krummrich erneut und in beeindruckender Weise. Seine
Bilder wirken wie die Stillleben der flämischen Meister. Da sprüht es nur so
von barocker Opulenz und Detailtreue. Das geht bis zum dicken Farbauftrag. Was
wie zufällig erscheint, ist genau arrangiert. Hinter all der Symbolik und in
den dunklen Ecken seiner Bilder lauert das Motiv der Vanitas, der
Vergänglichkeit. Frisch und kräftig in der Momentaufnahme werden die Blumen
irgendwann verblüht und die Früchte vergammelt sein. Aber bis dahin erfreuen
wir uns gemeinsam an der Kraft, mit der sie aus den Bildern von Marcel
Krummrich zu uns sprechen.</span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><o:p> </o:p></span></p>
<h4 style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Tilmann Graner</span></h4>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Meine Damen und
Herren, Tilmann Graner kennen Sie alle aus einem anderen Haus. Er geht dem
ehrbaren Beruf des Orchestermusikers nach und von seinem außergewöhnlichen
musikalischen Schaffen konnten wir schon profitieren.</span><span style="font-family: inherit;"> </span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEggifyCSMs-keG0EHe8gfhaYQvrIAZNLUWgJKCl9zc1--k-mqcpVxIwEbFG0S2TUXZjQnmqOnGme3l0hlyB_7eXGLOQAZWQVUP3sOptXYQUf-8t3mIXhPGrP_2K72VkxfDPHQ6ROCFj2KS64lPAfqowKymOiTZ1-HbiM7MFHI6GdKkmy8M9Nrnmjz2dSAis/s4032/IMG_8577.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEggifyCSMs-keG0EHe8gfhaYQvrIAZNLUWgJKCl9zc1--k-mqcpVxIwEbFG0S2TUXZjQnmqOnGme3l0hlyB_7eXGLOQAZWQVUP3sOptXYQUf-8t3mIXhPGrP_2K72VkxfDPHQ6ROCFj2KS64lPAfqowKymOiTZ1-HbiM7MFHI6GdKkmy8M9Nrnmjz2dSAis/s320/IMG_8577.JPG" width="240" /></a></div><p></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Auch Tilmann
Graner kann schon auf mehrere Ausstellungen seiner Bilder verweisen. Mit „Out
oft he Whites“, Achtung Plural, zeigt er hier Werke, denen jegliche Farbigkeit
abhandengekommen ist. Wie schon sagte: Schwarz-Weiß? Es muss wohl Kunst sein.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Es sind Bilder,
die auf Reisen am Polarkreis und in den Bergen entstanden sind. Die Fotos
werden vom Weiß des Schnees dominiert. Dieser verbirgt nicht nur und deutet nur
an, was unter ihm zu finden ist. Das, was gerade so eben noch sichtbar ist,
erfährt eine enorme Aufwertung. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Es ist aber auch
ein Leichentuch. Damit wird das unschuldig Weiß, oder eben die Weiße, umgedeutet zur Farbe des Todes.
Somit sind wir Betrachter einem lebensfeindlichen Umfeld ausgesetzt und stellen
uns die Fragen nach dem Essentiellen. Ob eine Kamera überlebenswichtig ist,
muss jeder beantworten. Das ist schon ein starkes Stück, lieber Tilmann.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><o:p> </o:p></span></p>
<h4 style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Roy Müller</span></h4>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Zum Abschluss
unserer kleinen Tour durch das Kunsthaus kommen wir zu dem Fotografen mit der
weitesten Anreise. Mit Roy Müller bringen wir eine internationale Sichtweise
ein, doch der gebürtige Schweizer lebt schon seit vielen Jahren in Erfurt und
arbeitet an der Bauhaus-Universität in Weimar.</span><span style="font-family: inherit;"> </span></p><p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFzdxvGu1ikRCGQ1QhPE3fXULjLS6amRt_zJVWuIkD60dC6iP71HTyFJjIRWPepwePNbjgD1F_WG4xMZiJMOb3aFTR3gxXXeH-V42MeCE7Gz4Gr_k5HdHTNaTUcz2wehgWuTn20a52J_qP5ZUZY1wDR6nvcmX4zBjFi8B9bCS59_sDNnzwa7S8V_udc5ui/s4032/IMG_8578.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjFzdxvGu1ikRCGQ1QhPE3fXULjLS6amRt_zJVWuIkD60dC6iP71HTyFJjIRWPepwePNbjgD1F_WG4xMZiJMOb3aFTR3gxXXeH-V42MeCE7Gz4Gr_k5HdHTNaTUcz2wehgWuTn20a52J_qP5ZUZY1wDR6nvcmX4zBjFi8B9bCS59_sDNnzwa7S8V_udc5ui/s320/IMG_8578.JPG" width="320" /></a></div><p></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Eben gerade sagte
ich schon mal: Wenn es Schwarz-Weiß ist, dann muss es Kunst sein. Die Fotos von
Roy Müller sind nicht Kunst, weil die Farbigkeit reduziert ist. Sie sind Kunst,
weil diese Reduktion uns als Betrachter zum Wesentlichen bringt. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Wir sehen Tiere
vor weißem Hintergrund und am Rand der Abstraktion. Dadurch erfassen wir
intuitiv ihre Situation und ihre Besonderheit. Wir schauen nicht in Brehms
Tierleben, sondern auf diesen einen ganz besonderen Schwan oder auf diesen
einen ganz besonderen Kranich.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Weitere Fotos
zeigen Tiere, die vor dem dunklen Hintergrund fast verschwinden. Damit ordnet
Müller sie in ihre Umwelt ein, stellt sie in den Gesamtzusammenhang. Auf den
Ersten Blick steht Müller damit im Widerspruch zu sich selbst. Verstehen Sie es
aber nicht als Widerspruch, sondern als Ergänzung, als die andere Seite der
Medaille. Als den anderen Teil der Realität, der durch ein Objektiv passt.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><o:p> </o:p></span></p>
<h4 style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Der Schluss</span></h4>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Was all diese
Bilder mit uns machen? Sie stellen uns wichtige Frage und sie stellen uns ruhig
in einer hektischen Zeit. Dafür sage ich schon einmal Danke und auch Danke an
Sie, meine Damen und Herren, für ihre Geduld mit ihr. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Ach, eins noch, bevor ich es vergesse: Bilder kaufen ist gut fürs Karma. Das erspart Ihnen drei
Yoga-Sitzungen<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><o:p> </o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Ich wünsche Ihnen
angenehme Gespräche und einen schönen Abend.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><o:p> </o:p></span></p><p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><o:p><br /></o:p></span></p><p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><o:p><br /></o:p></span></p><p class="MsoPlainText" style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;"><o:p><br /></o:p></span></p>helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Alexander-Puschkin-Straße 31, 99734 Nordhausen, Deutschland51.50917 10.7992423.198936163821152 -24.357010000000002 79.81940383617885 45.95549tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-13677842648671160452023-06-28T05:07:00.003-07:002023-06-29T03:50:44.061-07:00Die Quintessenz des Theaters<h4 style="text-align: left;">Das Beste zum Schluss: DT spielt Cyrano de Bergerac</h4>
<p>Besser kann das Ende der Spielzeit nicht sein und Annette Pullen ist der große Wurf gelungen. Mit einer furiosen Inszenierung von „Cyrano de Bergerac“ in der Bearbeitung von Martin Crimp verabschiedet sich das Deutsche Theater Göttingen
in die Sommerpause.</p>
<p>Es ist die Quintessenz des Theaters. Komik, Slapstick, Selbstironie, Zeitkritik, Liebenund andere große Gefühle und zum Schluss tiefe Verzweiflung. Diese Inszenierung
zeigt alles, was am Theater so fasziniert. Am Ende bleibt die Einsicht, dass
man das Leben von drei Personen nicht auf einer Lüge aufbauen kann. Da ist
tiefster Schmerz vorprogrammiert.</p>
<p>Martin Crimp hat das Werk von Edmond Rostand in die Jetztzeit gebracht. Regisseurin Annette Pullen mischt in ihrer Inszenierung die Zeiten, um deutlich zu machen, dass es das alles irgendwie schon mal und immer gab. Damit verhandelt sie auf eindrucksvolle Weise die große Gefühle der Menscheit. </p>
<p>Perücken und Sonnenbrillen, Rüschenhemd und T-Shirt. Auch die Kostüme von Katharina Weissenborn sind ein Mix der Jahrhunderte und verstärkten damit den Anspruch auf Überzeitlichkeit. Das bereit dem Publikum Freude.<o:p></o:p></p>
<h3 style="text-align: left;">Die Personen</h3>
<p>Das Landei Christian kommt in Stadt und stolpert gleich in die Pariser Theaterboheme.cEr ist auf dem Weg zum Militär und dieser Einstieg erinnert doch sehr an den vAuftakt von „Hair“. Auch dessen Verwirrspiel endet tödlich. Doch wer sich da
von wem hat inspirieren lassen, die Frage ist zweitrangig.</p>
<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjh0fIqclQCmrZCnTHohdDxKo3H4c-ziKKNuO-eQ3fttvhNVfTjxzQc9iDV0pdz48w5xKwKTdfwRhZrIgZ544xf56_NLTPZhbOF6pPD_2sk7VTWFAYEt_v_k4EQhP972MtgAsSxLPUXR6XS-xiT3MJLDkNnidSR4Xk9biW_yB68BNBOlOxKtTtywdkVlo0K/s2401/Cyrano_II_033.jpg" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1602" data-original-width="2401" height="268" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjh0fIqclQCmrZCnTHohdDxKo3H4c-ziKKNuO-eQ3fttvhNVfTjxzQc9iDV0pdz48w5xKwKTdfwRhZrIgZ544xf56_NLTPZhbOF6pPD_2sk7VTWFAYEt_v_k4EQhP972MtgAsSxLPUXR6XS-xiT3MJLDkNnidSR4Xk9biW_yB68BNBOlOxKtTtywdkVlo0K/w400-h268/Cyrano_II_033.jpg" width="400" /></a></div>Auf jeden Fall wird klar, dass sich die Dichter- und Dramatiker-Szene sich schon vor 400 Jahre mit den Problemen von heute herumärgern musste, mi<br />t Sprachpolizei, mit offener und versteckter Zensur, mit zweifelhaften Gönnern, mit Halbbegabten und
mit talentfreien Protegés.<p></p>
<p>Auf jeden Fall überzeugt Daniel Mühe in seiner Rolle als der Überforderte schon an dieser
Stelle. Die zögerliche Stimme und die Körperhaltung sind Schüchternheit pur. Da spielt Ronny Thalmeyer in der Rolle des Grafen de Guiche in einer anderen nGewichtsklasse. Mit enormer Präsenz und einer Stimme, die keinen Widerspruch duldet,
beherrscht er die Bühne. Seine spröden Auftritte als tollpatschiger Liebhaber machen die Figur rund. </p>
<p>Nathalie Thiede in der Rolle der umworbenen Schönheit Roxane gelingt ein anspruchsvoller
Spagat. Im ersten Akt verkörpert sie mit Elan und ausholenden Bewegungen mitreißend
die frisch Verliebte. Ihr fehlt eindeutig die Reife, um den offensichtlichen Betrug
gleich zu durchschauen. Thiede Spiel eröffnet sogar die Frage, ob Roxane in
ihrer Oberflächlichkeit betrogen werden wollte. Im zweiten Akt ist ihr beredtes
Schweigen und das versteinerte Gesicht das Zeichen der tiefen Enttäuschung.
Roxane ist am Ende ihrer Leidensfähigkeit. </p>
<p>Aber es ist eindeutig Gabriel von Berlepsch, der dieser Inszenierung seinen Stempel aufdrückt.
Die Grenzen zwischen Darsteller und Rolle verschwinden und Berlepsch schafft es,
alle Facetten des nicht einfachen Helden Cyrano gleichwertig auf die Bühne zu
bringen. Er tobt, wenn er toben muss, und er schwelgt, wenn er schwelgen muss.
Er ist Raufbold und Schwärmer zugleich, das sind die beiden Seiten derselben
Person.</p>
<p>Es ist gelungene Gestik. Brust raus und Rücken straff. Mit dem Degen in der Hand
stolziert von Berlepsch wie ein Gockel durch die Arne. Kaum trifft er auf Roxane, macht er sich klein, macht sich rund, zieht die Schultern ein und senkt die Lautstärke um sechs Dezibel. Honig mischt sich in die knarzige Stimme. Aber er schaut mit ihr zusammen nie in den
Himmel. Der Raufbold und Dichter wagt nichts und bleibt ein Theoretiker der
Liebe. </p>
<p>Es sind die poetischen Momente, wenn Cyrano mit großen Gesten und Begeisterung seine Texte in die Luft schreibt, wenn er seine Mitmenschen dazu einlädt, zum Himmel aufzuschauen, die diese Aufführung so sehenswert machen. Sie steigern diebFallhöhe ins Unendliche und deswegen wird der Schmerz am Ende umso größer.</p>
<p>Es sind diese Momente, in denen das Publikum hofft, Cyrano würde endlich reinen Tisch machen und das Possenspiel zu einem guten Ende bringen. Man möchte Sally Brown zitieren, die ihrem Bruder Charlie zuruft: „Nun küss sie schon, du Idiot!“bCyrano fehlt die Traute und er lebt lieber in der Lüge. Oder steckt hinterb seiner Selbstlosigkeit am Ende Berechnung?. Auf jeden Fall scheitern mit ihm zusammen alle Beteiligten an seinem Machismo.</p>
<h3 style="text-align: left;"><span face=""MetaPro-Light",sans-serif">Der
Absturz</span></h3>
<p>Das heitere Treiben im lichtdurchfluteten ersten Akt kontrastiert Annette Pullen mit einem düsteren
zweiten Akt. Die Beleuchtung wird nun zum bestimmenden Element auf und neben der Bühne. Das zeigt sich vor allen in der Schlacht von Arras. </p>
<p>Annette Pullen inszeniert diese Szene wie einen Schützengraben in Flandern dreihundert Jahre später. Taschenlampen sind die einzige Beleuchtung und die Militärs sprechen die Sprache der Technokraten des Todes. Da schwelgt nichts im Barocken und damit untermauert die Regisseurin wieder den Anspruch auf Überzeitlichkeit.</p>
<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiiPxSiy5zA8BVSFDEdMMJtBqPCg_jSjCq-DMXf1tie_WJKVKnq230wQ45qXzuQ8FPyZtAGMbtNOXZ2bi3V-zLoawGuxRXHGYE0t6Ywyr6fVyD6Xco9hNWPjespWy6-oDQqonm2MU2cKKMR3Av1kW8wrc6Yud7FSTy2qkpunMrdsml3XFR1y7M6EVteroYw/s2635/Cyrano_II_124.jpg" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1759" data-original-width="2635" height="268" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiiPxSiy5zA8BVSFDEdMMJtBqPCg_jSjCq-DMXf1tie_WJKVKnq230wQ45qXzuQ8FPyZtAGMbtNOXZ2bi3V-zLoawGuxRXHGYE0t6Ywyr6fVyD6Xco9hNWPjespWy6-oDQqonm2MU2cKKMR3Av1kW8wrc6Yud7FSTy2qkpunMrdsml3XFR1y7M6EVteroYw/w400-h268/Cyrano_II_124.jpg" width="400" /></a></div>Die Realität ist eingedrungen in die Welt der Poeten und Narren. Der Krieg bedeutetbauch für Cyrano, Christian und Roxane eine Zeitenwende. Die Ménage-à-trois, dieses poetische Lügengebäude, hält dem äußerem Druck nicht stand. Als Christian die Zusammenhänge und das Ausmaß des Selbstbetrugs erkennt, sucht und findet er den Tod. Wenigstens einmal im Leben kann er wsich als Held inszenieren.<p></p>
<p>Der Rest ist nur noch Schmerz. Nach dem Krieg ist nichts mehr so, wie es einst war. Dramatiker Lignière istvauf Krücken angewiesen und macht auf Seifenoper. Die Welt der Boheme liegt in Trümmern und Dichterin Leila Ragueneau erkennt, dass niemand mehr auf Poesie und Reime angewiesen ist. Also ist Cyranos Tod nur logisch. Mit Verzögerung stirbt er symbolträchtig an den Spätfolgen der Schlacht von Arras.</p>
<p> Roxane bleibt zurück mit der einsamen Erkenntnis, dass alles anders
gekommen wäre, wenn sie schon früher deutlich gemacht hätte, dass schöne Verse
ihr mehr bedeuten als schöne Nasen.</p>
<p>Gelungen ist nur ein unzureichendes Urteil für diese Inszenierung. Annette Pullen und demb Team des DT Göttingen ist gelungen, in 100 Minuten alles das zu zeigen, was die Faszination der Bühne ausmacht. Es ist eine Inszenierung; die unter die Haut
geht mit ihrer direkten Ansprache und mit den Verweisen über die Zeiten hinweg.</p>
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<br /><br />helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Theaterpl. 11, 37073 Göttingen, Deutschland51.53666 9.9399323.226426163821152 -25.21632 79.84689383617885 45.096180000000004tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-6697990430033710802023-06-27T04:14:00.004-07:002023-06-27T04:19:02.318-07:00Mozart und Marley sind Cousins<h4>Gelungenes Crossover: Uwaga! bei den Kreuzgangkonzerten
</h4>
<p>Schubladen haben keinen Sinn und die Grenzen sind fließend. Das ist das Konzept von Crossover. Mit Uwaga! war am Freitag einer der Pioniere dieser musikalischen Spielart zu Gast bei den Kreuzgangkonzerten. Das Quartett hat deutlich gemacht, dass Crossover nichts für den Kopf ist sondern für das Tanzbein. Er kann auch Spaß machen.</p>
<p>Im Südharz war bisher nicht bekannt, dass die Violine eigentlich die kleine Schwester der E-Gitarre ist. Diese Wissenslücke haben Christoph König und Maurice
Maurer am vergangenen Wochenende geschlossen. Ein ums andere Mal duellierten sich die beiden Virtuosen wie einst Peter Frampton und Jimmy Page und
andere Gitarrenhelden der 70-er Jahre.</p>
<p>Um so etwas leisten zu können, muss man sein Streichinstrument schon exzellent beherrschen.
Es verlangt zudem ein gewisses Maß an blindem Verständnis. Nur wer ganz genau hinhörte, bemerkte die zwei bis drei verpatzten Einsätze. Doch das tat
der Stimmung keinen Abbruch.</p>
<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg2vWWpyE3wlQ34HjY5jBnnoeJ-cUPSWUAYr41Bn94AIBzQUdMsvbS0yoakS2jcD5Gev4tZxcF2P8oRNuUxtr1jgv1UVP8NoXR3rWdnjZibA3eV_rAuHKoEHu82NQEBlMK7C541CjDyA7vv5_f0r9uMwby3bm7KYgF0eA8dkLVLImnhXjbe-TgW_p1HngM8/s4032/IMG_8548.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg2vWWpyE3wlQ34HjY5jBnnoeJ-cUPSWUAYr41Bn94AIBzQUdMsvbS0yoakS2jcD5Gev4tZxcF2P8oRNuUxtr1jgv1UVP8NoXR3rWdnjZibA3eV_rAuHKoEHu82NQEBlMK7C541CjDyA7vv5_f0r9uMwby3bm7KYgF0eA8dkLVLImnhXjbe-TgW_p1HngM8/w400-h300/IMG_8548.JPG" width="400" /></a></div>Die Abwesenheit von Notenständern ist die nächste Parallele zur Rockmusik. Alles, was ertönt, liegt
irgendwo zwischen knallhart einstudiert und frisch improvisiert. Nur Kontrabassist
Jakob Kühnemann schaute gelegentlich aufs Blatt.<o:p></o:p><p></p>
<p>Dabei ging der Abend so ruhig los. Maurer schwelgte auf der Violine in weit ausholenden Bewegungen in Melancholie, dann bekam er Unterstützung von Miroslav
Nisic am Akkordeon. Als dann König und Kühnemann einstimmten, nahm der Zug durch die musikalischen Welten deutlich an Fahrt auf und dieser Zug hatte keine
Bremsen. </p>
<p>Es ging kreuz und quer durch den Kräutergarten, die Jahrhunderte und die Stilrichtungen. Balkan Beats
trafen auf Barock und die zwei Geigen von Johann Sebastian Bach klangen, als wäre es eigentlich ein Song von Led Zeppelin. Bei der Gelegenheit hat das Quartett gleich
noch eine Wissenslücke geschlossen: Wolfgang Amadeus Mozart war im tiefsten Herzen Rastafari und Cousin des Reggaegotts Bob Marley.</p>
Uwaga! mischen seit 10 Jahren nicht nur erfolgreich Klassik und Rock. Die Basis ist
vielmehr der Jazz und sein Verständnis des gemeinsamen Improvisierens und Entwickelns.
Klingt trocken, geht aber ab wie The Who ohne Keith Moon.<p></p>
<p>Die Rhythmusgruppe fehlt im Quartett. Doch das brauchen die vier Musiker auch gar nicht. Denn eine Geige kann auch eine Bongo sein und ein Akkordeon ersetzt sowie
ein vollwertiges Drumset.</p>
<p>Der Zug hatte keine Bremsen, aber immerhin einen kleinen Gang. Dass Uwaga! auch die langsamen Melodien beherrscht, bewiesen die vier mit der Eigenkomposition „Kein
Weltuntergang“. Die fünf Minuten 45 zum Durchatmen waren an der Stelle auch nötig.</p>
<p>Doch die größte Überraschung lauerte an diesem Abend im Hintergrund. Eine dreiviertel Stunde lang mimte Jakob Kühnemann den soliden Bassisten, der für andere
den musikalischen Teppich auslegt. Dann setzte er zu seinem ersten Solo an und eröffnete eine neue Klangwelt.</p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhXbvb_ajFHV88rHfW-iBsf7FlRDxFqJ_lZasm-kX56pAgohPH2EWA5eEfZGAbhvmhfLlmhZ9DiGwt3rNxZVv_51u3zTF6XrvdAWNpjCPYGobkSupUFQRUPgAPKla6oGu-AKRu1xrDjidxKRh0JQPK5Hc9DJGuV5HSizvVpgEaaiNwu0hlincKif1Qq14Qy/s4032/IMG_8547.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhXbvb_ajFHV88rHfW-iBsf7FlRDxFqJ_lZasm-kX56pAgohPH2EWA5eEfZGAbhvmhfLlmhZ9DiGwt3rNxZVv_51u3zTF6XrvdAWNpjCPYGobkSupUFQRUPgAPKla6oGu-AKRu1xrDjidxKRh0JQPK5Hc9DJGuV5HSizvVpgEaaiNwu0hlincKif1Qq14Qy/s320/IMG_8547.JPG" width="320" /></a></div>Er strich, er zupfte, er klopfte, er groovte und
swingte und der Zuhörer wünschte, dass es niemals aufhören möge. Musste es dann doch irgendwann, aber Kühnemann konnte an diesem Abend mehrfach beweisen,
dass er seine zahlreichen Auszeichnungen zu Recht bekommen hat.<p></p>
<p>Anfangs fremdelte das Publikum ein wenig mit der überbordenden Darbietung, aber spätestens nach dem Bach-Werk in der Led-Zeppelin-Version hagelte es Beifall. Doch Headbangen hat sich dann keiner getraut. Einzig der Zuschauerzuspruch hätte größer ausfallen können, ja müssen. Doch bestimmt bekommen die Südharzer noch einmal das Angebot, zusammen mit Uwaga! Wissenslücken zu schließen. Das Angebot sollten sie nicht ablehnen.</p><p></p>
<br /><br /><br />helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Walkenried, Deutschland51.5850732 10.617593723.274839363821151 -24.5386563 79.895307036178849 45.7738437tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-22753409421513236362023-05-23T06:33:00.007-07:002023-05-24T03:40:56.080-07:00Wagners Welt in 105 Minuten<h4 style="text-align: left;">Weimar Brass und Markus Fennert präsentieren Ring in Rekordzeit</h4>
<p>Wagner-Fans müssen dicke Bretter bohren und Sitzfleisch haben. Laut anerkannter Zeitrechnung dauert "Der Ring des Nibelungen" mit allen vier Teilen mehr als 16 Stunden. Dass dies auch kürzer geht, haben Markus Fennert und das Quintett Weimar Brass am vergangenen Wochenende bei den Kreuzgangkonzerten bewiesen. Sie schafften den Parforceritt durch mystische Gefühlswelten in 105 Minuten.</p>
<p>Trotz der Rekordzeit vermisst man nichts. Das ist vor allem Uwe Komischke und dessen Arrangement zu verdanken. Der Trompeter hat Wagners bombastisches Werk auf das Wesentliche reduzieren. "Der Ring" braucht lediglich vier Stimmen: Trompete, Posaune, Horn und Tuba. Alles andere ist Gedöns und Streicher werden überbewertet. Gerade die Reduzierung auf die Blechbläser entspricht der düsteren Grundstimmung in Wagners Werken. </p><p>Zudem ist es Komischke gelungen, aus Wagners überbordender Klangwelt die bestimmenden Melodien herauszufiltern. Das macht den Ring und seine viert Teile ohne bleibenden Schäden konsumierbar. </p><p>Das Quintett ist ein Ensemble aus Talent und Erfahrung. Vor allem Emanuel Jean-Petit-Matile, der an diesem Abend Jörg Brückner am Horn vertritt, kann sich mehrfach als Solist auszeichnen und ist mehr als ein Ersatz. Zudem ist die Kombination aus Parforceritt und Horn offensichtlich gelungen. </p>
<p>Uwe Komischke und Andrea Marques Sancho an den Trompeten erweisen sich als gutes Duett. Besonderes ihr Wechselspiel steckt voller Leben und kontrastiert mit seinen hellen Momenten diese finstere Grundstimmung.</p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhBcv_8d2hvPro0HmcSoQIsibQIrYjvPL9Q-hHE7Z4Hu_AScxCgLemPEwjNNc7Bhx1W9ThT4zq1CM4iNyqVbzxAYG1Mm2VIe5WIqn0lFDRwly37rHhV_Nju-xrRoEwxcXnJr7KblqUbK1D6D4r2y3FzXUZ57uXMib40a_3ifQAanU9xbB7_IXwfxI1C6A/s2048/fennert%20rezitiert%20wagner.jpg" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1536" data-original-width="2048" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhBcv_8d2hvPro0HmcSoQIsibQIrYjvPL9Q-hHE7Z4Hu_AScxCgLemPEwjNNc7Bhx1W9ThT4zq1CM4iNyqVbzxAYG1Mm2VIe5WIqn0lFDRwly37rHhV_Nju-xrRoEwxcXnJr7KblqUbK1D6D4r2y3FzXUZ57uXMib40a_3ifQAanU9xbB7_IXwfxI1C6A/w400-h300/fennert%20rezitiert%20wagner.jpg" width="400" /></a></div>Nun ist das Zusammenspiel aus Erzählung mit sonoren Bass, düsteren Texten und Musik kein neues Konzept. Carlos Perón hat seit den 90er Jahren mehrere solcher Projekte mit bleibendem Erfolg umgesetzt. Aber hier kommt das schauspielerische Talent von Markus Fennert hinzu und das öffnet eine Dimension, die ähnliche Umsetzungen nicht bieten.<p></p>
<p>Dem Schauspieler gelingt es gleich zu Beginn, die sprachlichen Herausforderungen eines Wagner-Textes zu verdeutlichen. Mit Freude zitiert Fennert den Meister. Sein "Weia! Waga! Woge, du Welle! walle zur Wiege! Wagala weia! Wallala weiala weia!" scheint geradezu aus dem Mund des Redners zu sprudeln. Ähnliche Perlen der verkrampften Alliteration streut Fennert im Laufe des Programm immer wieder unters Publikum.</p>
<p>Es ist nicht klar, ob Fennert sich an solchen Wortungetümen erfreut oder ob er bereits in den Bereich der Karikatur übergesiedelt ist. Auf jeden Fall präsentiert er eine erstaunliche Erkenntnis: Richard Wagner ist der Erfinder von Yoda-Sprech. Bedenke, gut Schauspieler du sein musst.</p>
<p>Das wirkt im Kreuzgang umso besser, weil der Vortrag, das mittelalterliche Gemäuer und die pointierte Beleuchtung ein stimmiges Gesamtbild sind, das die Atmosphäre der finsteren Nibelungenzeiten begreifbar macht. </p>
<p>Markus Fennert reduziert den Vortrag auf die bestimmenden Elemente, auf den roten Faden gewissermaßen und der ist blutrot. Ständig wird betrogen, gemeuchelt und gemordet. Die Götter sind nur allzu menschlich. Eifersucht und enttäuschte Liebe sind ihre Triebfedern und der "Ring des Nielungen" steckt voller Sex and Crime. Nächste Erkenntnis: Wagner ist das Original und "Games of Thrones" und der "Herr der Ringe" nur saftlose Coverversionen.</p>
<p>Damit bietet Fennert den Nicht-Wagnerianern endlich mal den Durchblick durch das Gestrüpp des Mammutwerkes. Er wird zum Wegweiser im Beziehungsdschungel. Verschlungene Pfaden werden einigermaßen begradigt. Aber der mündliche Vortrag steht streckenweise so sehr im Vordergrund, dass der musikalische Beitrag fast zum Beiwerk wird.</p>
<p>Die Inszenierung stellt somit Wagners Unterfangen, die absolute Musik zu schaffen, sehr infrage. Alles, was an diesem Abend geblasen wird, ist zweckgebunden. Es hat lediglich die Aufgabe, Stimmung zu erzeugen und den Text zu bekräftigen. Mit dieser Tonmalerei wird Richard Wagner zum Vorreiter der Programmmusik. Das ist das Transzendente, das über den Momente hinausweisende an diesem Abend. Weimar Brass und Markus Fennert gelingt es, den Titanen Wagner vom Sockel zu holen und zu erden. Dafür haben sie reichlich Applaus verdient.</p><p><br /></p><p><br /></p>helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Walkenried, Deutschland51.5850732 10.617593723.274839363821151 -24.5386563 79.895307036178849 45.7738437tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-6329908297068560642023-04-21T03:01:00.001-07:002023-04-21T03:01:27.624-07:00Eher ein Kinderbuch für Erwachsens<h4>Neuauflage des Dschungelbuchs überzeugt mit Ästhetik</h4>
<p>Mogli geht es wie Pu. Ebenso wie der Bär mit geringem Verstand ist auch er Walt
Disney in die Hände gefallen. Dieser hat den Jungen aus dem Dschungel in
Zuckerguss ertränkt, geglättet und postum verstümmelt. Da kann man dem Steidl
Verlag nur dankbar sein, dass er nun eine Neuauflage des „Dschungelbuchs“ veröffentlicht
hat. Denn das Werk von Rudyard Kipling ist schroff und bestimmt nicht niedlich.
Damit taugt es bestens zur Diskussion um Realismus und Werktreue.</p>
<p>Herausgeber Andreas Nohl hat das Dschungelbuch oder korrekterweise die Dschungelbücher neu übersetzt und neu sortiert. Das Dschungelbuch versammelt in zwei Bänden
Kurzgeschichten und Erzählungen, in deren Mittelpunkt meist der Waisenjunge
Mogli steht. Nohl hat Kipling Werke in eine Reihenfolge gebracht, die es
einfacher macht, den Weg des „Menschenwelpen“ vom Findelkind zum Herrscher des
Dschungels nachzuvollziehen. Dieses Werk ist der Prototyp des
Entwicklungsromans.</p><span style="font-family: inherit;"><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxLPOLO_OYiyR7z2_gOfTQY9-A7dnj5AKhxSkO6Rx9hcDU0j3pfx9ahGlKqJZTltr0aHDhpXW5wuw5Bp97vhAMaJir89KcajNrXkygUJb-oO53Byo_39_g1eBqqU7JYsEClfACW1oe2PuvzkFCqCH05l0Lp_37m9stnLcGm6DPyWJTrf1BQcnVnTgGPw/s4032/IMG_7460.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhxLPOLO_OYiyR7z2_gOfTQY9-A7dnj5AKhxSkO6Rx9hcDU0j3pfx9ahGlKqJZTltr0aHDhpXW5wuw5Bp97vhAMaJir89KcajNrXkygUJb-oO53Byo_39_g1eBqqU7JYsEClfACW1oe2PuvzkFCqCH05l0Lp_37m9stnLcGm6DPyWJTrf1BQcnVnTgGPw/s320/IMG_7460.jpg" width="240" /></a></div>Rudyard Kipling ist ein
Kind seiner Zeit. Da ist vor allem die schwülstige Sprache des späten 19.
Jahrhunderts. Jedes Teil der Bandwurmsätze ist mit einer tieferen Bedeutung
aufgeladen. So etwas findet heute sicher wieder ein Publikum. Durch jeden Satz
schimmert Menschenverachtung und Hass auf die Zivilisation durch. Solch Pathos
hat wieder Konjunktur.<o:p></o:p></span><p></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;">Es ist
vor allem eine kraftvolle Sprache, der es gelingt, die Leser in den Bann zu
ziehen. Das Gewirr aus Haupt- und Nebensätzen weckt Assoziationen. Stellenweise
scheint es undurchdringlich wie der Urwald selbst. Es wird klar: Nur wer die
Anspielungen richtig zu deuten weiß, kann in diesem Dschungel überleben.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;">Deswegen
scheint man Kipling Glaubwürdigkeit. Die Kongruenz aus Sprache und Gegenstand sorgt
für die Faszination, sorgt dafür, dass man sich in die Handlung hineingezogen
fühlt. Aber man sollte vorsichtig sein mit diesem süßen Gift. Schnell ist der
Punkt erreicht, wo es bitter wird.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;">Kiplings
Welt ist eine einfache Welt. Es gibt nur gut oder bös, stark oder schwach,
tapfer oder hinterhältig. Es ist ein „Sprech des Stärkeren“, dass Kipling hier
führt und sein Mogli der Prototyp eines Übermenschen.<o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;">Ob man Kipling
vorwerfen kann, so die britische Kolonialherrschaft über Indien zu
rechtfertigen, ist fraglich. Immerhin ist sein Superheld selbst Inder. Hier
bricht sich wohl eher eine allgemeine Menschenverachtung ihre literarische
Bahn. Er schildert keine Vorgänge in der Natur, sondern bedient sich ihr als
Rechtfertigung für seinen Sozialdarwinismus. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;"></span></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><span style="font-family: inherit;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi5EUQ-tycwrWY17M-vccsQ3HCdaEBo8LnfN0o-lYj9OHD4NSRhiwXwtkWYCPufq5CQg0a067y8-1Y3XN6IjZjWB-12g7IpgxRAYNfHEq4P-1wH9XnwIiroKo3g3PrOQ79W-ieAwRSt6rhMSNZ29AQAQwXH0xn8q320lnrVaPl_eRX6Th52NBoIbZveNw/s3898/IMG_7461.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3898" data-original-width="2906" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi5EUQ-tycwrWY17M-vccsQ3HCdaEBo8LnfN0o-lYj9OHD4NSRhiwXwtkWYCPufq5CQg0a067y8-1Y3XN6IjZjWB-12g7IpgxRAYNfHEq4P-1wH9XnwIiroKo3g3PrOQ79W-ieAwRSt6rhMSNZ29AQAQwXH0xn8q320lnrVaPl_eRX6Th52NBoIbZveNw/s320/IMG_7461.jpg" width="239" /></a></span></div><span style="font-family: inherit;">Wie
sehr sich die Zeiten doch gleichen. Ob nun spätes 19. oder frühes 21.
Jahrhundert: Das Bürgertum ist mit den gravierenden Veränderungen seiner Zeit überfordert
und flüchtet in eine idealisierte Natur. Kipling setzt in diesem Werk auf einen
Duktus, der schon bei der Erstveröffentlichung 1894 als anachronistisch galt. Hier
setzt nun der Diskurs über die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen ein und
dieser ist verschlungen und eben auch widersprüchlich.<o:p></o:p></span><p></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;">Mit der
Verfilmung von 1967 hat das Disney-Imperium eine Dschungelbuch-Version zum
Maßstab gemacht, der Grausamkeiten und Niedertracht verbannte. Der im Buch allgegenwärtige
Tod wurde aus dem Zeichentrickfilm verbannt. Angesicht der aktuellen Tendenz, diese
<a href="https://www.sueddeutsche.de/kultur/tiere-doku-fressen-die-eiche-veraenderungen-1.5772305?reduced=true" target="_blank">Bereinigung nun auch in Tierdokumentationen der Gegenwart</a> vorzunehmen, weil man
Tod und Blut dem Publikum nicht zumuten kann, drängt sich der Verdacht auf,
dass Disney vor 56 Jahren nur etwas vorweggenommen hat, was nun virulent wird. Der
Virus heißt „Ich mach mir die Welt wie sie mir gefällt“. <o:p></o:p></span></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;">Zufall
oder Absicht? Auf jeden Fall kommt die Neuauflage des Dschungelbuch damit zum
richtigen Zeitpunkt. Übermensch oder Achtsamkeit Sozialdarwinismus oder
Kuscheltherapie? Der Steidl-Verlag und Andreas Nohl liefern ein Beispiel, an
dem der Mensch sein Verhältnis zur Natur klären kann.</span></p><h4 style="text-align: left;"><span style="font-family: inherit;">Das große ABER ... </span></h4>
<p class="MsoNormal"></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhKL3LJrrU53zIMD0zbavsZt73L8E4_s4PHzOBKHNHoPZMtKyTKzAeol2X9WlBs0VE0wk3f_AtgmEud4m8ZDSfmQxvZdtubJAp6Cpw3hotF_qSIE6PUf7evlYqSUclOC6c6W6iB9mGJZPA7B0Lmn5QQE9ljy3txXHYCKNe2J7xMG_FXtQ8-7AxvuNb6Tw/s4016/IMG_7491.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" data-original-height="4016" data-original-width="2441" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhKL3LJrrU53zIMD0zbavsZt73L8E4_s4PHzOBKHNHoPZMtKyTKzAeol2X9WlBs0VE0wk3f_AtgmEud4m8ZDSfmQxvZdtubJAp6Cpw3hotF_qSIE6PUf7evlYqSUclOC6c6W6iB9mGJZPA7B0Lmn5QQE9ljy3txXHYCKNe2J7xMG_FXtQ8-7AxvuNb6Tw/s320/IMG_7491.jpg" width="195" /></a></div><span style="font-family: inherit;">Was
diese Ausgabe aber preisverdächtig macht, sind die Illustrationen von Paloma
Tarrio Alves. Jedem Kapitel vorangestellt bieten sie einen zusätzlichen Blick
auf den Text. Sie bereiten die Rezeption des Textes in einer Weise vor, die jegliche Romantisierung verweigert. Mit ihren kräftigen Farben eröffnen sie eine zusätzliche Tür in die raue Welt des Dschungels. Damit sind diese Illustrationen eine zusätzliche Ebene, die diese Ausgabe zum eigenständigen Erlebnis macht.<o:p></o:p></span><p></p>
<p class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;">Die
Grafiken wirken auch ohne Text. Sie bieten den Betrachtern die Gelegenheit in
Mystik zu versinken, weil sie in der Formensprache auf indische Motive
zurückgreifen. Tarrio Alves schafft es auch, mit denselben Mitteln die
Entschlossenheit des Trios Balu, Baghira und Mogli oder die tödliche Kraft einer
Büffelherde aufs Papier zu bringen. Das ist hohe Kunst.</span><span face="MetaPro-Light, sans-serif"><o:p></o:p></span></p><p class="MsoNormal"><br /><span style="font-family: inherit;"><br /></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;">Zu Kiplings 150.: Das <a href="https://steidl.de/Buecher/Das-Dschungelbuch-1-2-1621283438.html" target="_blank">Dschungelbuch bei Steidl</a></span></p><p class="MsoNormal">"Du kannst mich mal lieb haben" - <a href="https://www.sueddeutsche.de/kultur/tiere-doku-fressen-die-eiche-veraenderungen-1.5772305?reduced=true" target="_blank">Geschönte Tierfilme</a> in der Diskussion</p><p class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></p><p class="MsoNormal"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></p>
<p class="MsoNormal"><span face=""MetaPro-Light",sans-serif"><o:p> </o:p></span></p>
<p class="MsoNormal"><span face=""MetaPro-Light",sans-serif"><o:p> </o:p></span></p>helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Düstere Str. 4, 37073 Göttingen, Deutschland51.5305695 9.933352723.220335663821153 -25.2228973 79.840803336178851 45.0896027tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-77254771605361693062023-04-17T05:13:00.006-07:002023-04-17T05:21:50.804-07:00Keiner ist ohne Schuld<h4 style="text-align: left;">Faszinierende Neuinszenierung von Brechts „Dickicht der Städte“ im DT Göttingen</h4>
<p>Durchweg gelungen und nix zu meckern. So lässt sich die Katharina Ramsers Inszenierung von
„Im Dickicht der Städte“ zusammenfassen. Der Regisseurin, ihrem Team und dem
Ensemble des DT Göttingen ist es gelungen, just zum 100. Geburtstag von Brechts Drama das in den
Vordergrund zu stellen, was über den Tag hinausweist: Abhängigkeiten und Verstrickung
in Schuld.</p>
<p>In Brechts Werk nimmt dieses Drama eine besondere Stellung ein. Es zeigt schon
alle Elemente dessen, was Brecht und Piscator 1926 als episches Theater formulieren.
Auf jeden Fall sorgte die Welturaufführung 1923 im Residenztheater München für
einen ordentlichen Skandal und den Aufstieg des Autors.</p>
<p>Einhundert Jahre später kann man mit Brecht nicht mehr für Skandale sorgen. Aber die
Premiere am Deutschen Theater Göttingen zeigt, dass viel Gegenwart in diesem Drama
steckt, weil es die ewigen Themen Macht, Familie, Umgang und Menschlichkeit
verhandelt. Das legt die Inszenierung von Katharina Ramser auf beeindruckende
Weise offen.</p>
<p>Dabei vermeidet sie es, irgendeinen der Akteure als Sympathen zu bevorzugen. Am Ende liegt
alles in Schutt und Asche und niemand bleibt ohne Schuld. Alle sind Täter und Opfer zugleich.</p>
<h4 style="text-align: left;">Das Stück</h4>
<p>Im Jahr 1912 ist Chicago eine Boomtown. Doch die Menschen profitieren sehr
unterschiedlich von der wirtschaftlichen Rasanz. Einige werden eher als das sie
auf den Zug aufspringen können. Dazu gehören auch George Garga und seine
Familie. Er arbeitet für einen Niedriglohn in der Leihbibliothek von C. Maynes.
Seine Verlobte Jane Larry verdient ihr Geld als Näherin.</p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgIhFFpMEnIfChDdiq0Um6DCNOOOuLGTNR_L3piZwt7OCRt4d0YdpKRqRQpBsgnkmDVQjHhJH7zujYo48n-4BO-V4ZEw4tu3PGujE4c59xlzowCijseSOChOvSOOHDAkCXVcE__gjmnvcjnLPDNT0P5D2Wi45H2DjmboYwk_qwU0u7StcU-7asTWWerXQ/s2819/Dickicht_der_St%C3%A4dte2_017.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1876" data-original-width="2819" height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgIhFFpMEnIfChDdiq0Um6DCNOOOuLGTNR_L3piZwt7OCRt4d0YdpKRqRQpBsgnkmDVQjHhJH7zujYo48n-4BO-V4ZEw4tu3PGujE4c59xlzowCijseSOChOvSOOHDAkCXVcE__gjmnvcjnLPDNT0P5D2Wi45H2DjmboYwk_qwU0u7StcU-7asTWWerXQ/w400-h266/Dickicht_der_St%C3%A4dte2_017.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Das Unheil nimmt seinen Lauf: Maynes,<br />Garga, Jane und einige zwielichtige<br />Gestalten. <br /></span><div style="text-align: right;"><span style="font-family: courier;">Foto: Thomas Müller</span></div></td></tr></tbody></table><p>Zu Beginn betritt der Holzhändler Shlink die Leihbücherei. Er ist in
Begleitung dreier Freunde mit fragwürdiger Reputation, Gestalten aus dem
Rotlichtmilieu. Shlink möchte Garga dessen Meinung abkaufen. Der ist in seiner
Würde verletzt, denn mehr hat ein armer Mann nicht. Garga verweigert sich dem
Angebot, egal wie hoch es sein mag. am Ende liegen Shlinks Imperium und Gargas Familie in Scherben.</p>
<p>Aus dem Kaufangebot entsteht ein Kampf um des Kampfes willen. Der Konflikt hat kein Ziel. Es geht nur noch darum, dem Widerpart die eigene Überlegenheit zu demonstrieren. Solches Verhalten hat Eingang gefunden in die Popkultur, die ganze Rap-Szene lebt davon.
Das führt uns diese Inszenierung mit der Wrestler-Szene, als sich Shlink und
Garga mit „fetten Mics“ vor dem Mund regelkonform „batteln“. Immer wieder hauen
sie sich ihre Bekenntnisse um die Ohren.</p>
<p>Es ist offensichtlich: Brechts Sprache liefert eine wunderbare Vorlage. Diese bedeutungsschwangeren
Allegorien und Worthülsen zwischen Expressionismus und Surrealismus sind wie
gemacht fürs Rappen. Dramaturgin Sarah Becker ist hier ein Geniestreich
gelungen.</p>
<p>Man solle sich keine Gedanken über die Sinnhaftigkeit machen, warnt Brecht im Vorwort
zu seinem Werk. Katharina Ramser lässt dieses Vorwort auf die Lamellen des
Vorhangs projizieren. Dazu präsentiert Vito Rana Szenen aus dem Boxsport.</p>
<p>Zum Glück spielt die Animation von Thomas Bernhard keine Eigenrolle. Sie ist kein
Selbstzweck, sondern sie korrespondiert mit dem Geschehen auf der Bühne. Sie
leitet das Geschehen ein, bereitet vor und kommentiert. Nicht mehr und nicht
weniger. Dass Boxer Rana zum Schluss KO geht, ist das mehr als logisch.</p>
<p>Alles in dieser Aufführung arbeitet darauf hin, zur Kernaussage vorzudringen. Nichts lenkt ab. Das Personal wurde reduziert. Die Requisiten beschränken sich auf das Nötigste. Ein Bett, mal ärmlich, mal luxuriös ausgestattet, verdeutlich das Heim der Familie Garga. Der Wagen mit Büchern steht
für die Leihbücherei. Mehr braucht es nicht.</p>
<p>Verständlich ist auch die Kostümsprache. Die unschuldigen Lämmer tragen weiß bis beige. Die bösen
Buben und Mädchen Rottöne. Elena Gaus hat aber auch Mischungen vorgesehen. Denn
ganz so einfach ist es auch nicht. Das verdeutlicht die Szene, in der der beige
Steuermann Pat Manky auf brutalste Weise Maria Garga misshandelt.</p>
<h4 style="text-align: left;"><span face=""MetaPro-Light",sans-serif">Die Bühne</span></h4>
<p>Das Bühnenbild ist einfach phänomenal. Es besteht aus fünf Zügen, behängt mit meterlangen
Lamellen. Diese dienen als Projektionsfläche, als Sichtschutz, als Bar, als
Höhle, je nach Beleuchtung und nach Höhe. Vor allem wecken die Lamellen Assoziationen an Schlingpflanzen. Ist es
ein Dschungel oder ein Wald voller Algen. Das darf jeder Zuschauer selbst entscheiden.</p>
<p>Die Aufführung beginnt mit einem hohen Tempo. Angesichts der Rasanz der Ereignisse
droht dem Publikum schon nach 15 Minuten die Erschöpfung. Dann kommt aber das
Heim der Gargas ins Spiel. Das Tempo sinkt deutlich und dem Publikum bleibt die
nötige Zeit zum Reflektieren und Atem holen.</p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiucxT5VRNK605jHV-D14Csg5fUZeIfjz0nZp_h0pfDFwtVkDU9ToVlAPxRZPZBtcd5qw-Rvh3PfzUJfQ8f2ThdnyKyLn-p0DCO5f4-eNi9SFR8MedmOpWcIdrqeIpDseLDVGumOJdpPIF2qg_cWFdGGDH7W9eDiYVOTuVoKc-fNEwGNKW6jKrZEcm7ag/s2819/Dickicht_der_St%C3%A4dte2_148.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1876" data-original-width="2819" height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiucxT5VRNK605jHV-D14Csg5fUZeIfjz0nZp_h0pfDFwtVkDU9ToVlAPxRZPZBtcd5qw-Rvh3PfzUJfQ8f2ThdnyKyLn-p0DCO5f4-eNi9SFR8MedmOpWcIdrqeIpDseLDVGumOJdpPIF2qg_cWFdGGDH7W9eDiYVOTuVoKc-fNEwGNKW6jKrZEcm7ag/w400-h266/Dickicht_der_St%C3%A4dte2_148.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Hoch die Tassen, noch ist die Partie<br />offen. <br /></span><div style="text-align: right;"><span style="font-family: courier;">Foto: Thomas Müller</span></div></td></tr></tbody></table><p>Das ist ein wunderbares Timing. Überhaupt scheinen die Ereignisse zum Stillstand zu
kommen, wenn Andrea Strube als Mutter Mae Garge und Florian Eppinger als ihr
Gatte die Bühne betreten. Die Besonnenheit trägt also reichlich Falten. Der Weg
zum guten Ende ist versperrt, nachdem sich Mae Garga sich aufhängt.</p>
<p>In der finalen Szene stehen Paul Trempnau als Georg Garga und Christoph Türkay als
Shlink vor dem großen Nichts der leeren Bühne. Mehr Verlorenheit war selten. Es
gibt kein schützendes Dickicht.</p>
<p>Tempnau hat vielleicht die einfachere Aufgabe. Er verkörpert als George Garga das Update eines Michael Kohlhaas. Besessen vom Gedanken der Rache angesichts der
anfänglichen Demütigung bewegt sich Trempnau stimmlich, mimisch und körperlich
immer am Limit. Damit gelingt es ihm, die Rücksichtslosigkeit des ehemaligen
Bibliothekars bis an die Schmerzgrenze auszufüllen. Solch einen Meneschen
möchte man nicht zum Nachbarn haben, auch nicht in der hippen Version des
Jungspießers</p>
<p>Christoph Türkay darf seinen Shlink Tiefe geben, sich mal zurücknehmen, verhalten agieren und argumentieren. Gegen den Wüterich Garga wirkt er wie ein bedauernswerter Feingeist. Noch nicht einmal sein Smoking passt in diese Welt voller Tank-Tops und Jogginghosen. </p><p>Türkay macht deutlich, dass Shlink verlieren wird, weil er sein
gewohntes Terrain, das Monetäre, verlassen hat und die Emotion Einzug gehalten
in sein Leben. Aber Emotionen muss man sich leisten können.</p>
<p>Katharina Ramser und ihr Team haben Brecht nicht reanimiert. Sie zeigen mit dieser
Inszenierung, dass „Im Dickicht der Städte“ viel Gegenwart steckt. Das ist eine
sehr starke Leistung.</p><p><br /></p><p><br /></p><p>Zur Homepage des <a href="https://www.dt-goettingen.de/stueck/im-dickicht-der-staedte" target="_blank">DT Göttingen</a></p><p><br /></p><p><br /></p><p><br /></p>helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Theaterpl. 11, 37073 Göttingen, Deutschland51.53666 9.9399323.226426163821152 -25.21632 79.84689383617885 45.096180000000004tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-89565801415693350242023-04-14T06:18:00.004-07:002023-04-14T06:18:58.829-07:00Ein wahres Glanzlicht<h4 style="text-align: left;">Eine Chance für Entdecker: Claire Keegans Werk in Neuauflage</h4><p>Selten erhält ein Buch von mir die Auszeichnung, in einem Stück durchgelesen zu werden. Claire Keegan hat sich dieses Prädikat mit „Das dritte Licht“ verdient
und das völlig zu Recht und der Steidl bekommt von mir ein Lob dafür, dieses Buch neu aufgelegt zu haben.</p>
<p>Schon bei der Erstveröffentlichung unter dem Originaltitel „Foster“ überschlug sich
2009 die englischsprachige Presse vor Begeisterung. The Times zählt das Werk zu
den 50 wichtigsten Romanen des 21. Jahrhunderts. Zusätzlich gab es 2009 noch
den Davy Byrnes Irish Writing Award.</p>
<p>Im Jahr 2013 erschien die deutsche Erstauflage, nun 10 Jahre später immerhin schon die fünfte Auflage in einer Neuübersetzung. Diese war notwendig geworden, nachdem
die Autorin 2022 Änderungen vorgenommen. Es eröffnet aber die Gelegenheit, eins der wichtigsten Werke der irischen Gegenwartsliteratur zu entdecken oder wieder zu entdecken.</p>
<p>Aber Zahlen geben den Zauber dieses Buches nur unzureichend wieder. Hier stimmt einfach alles. In „Das dritte Licht“ treffen erzählerisches Talent,
eigenständiger Ausdruck und eine anrührende Geschichte aufeinander.</p><p>Am Ende bleibt die Möglichkeit eines Happy Ends und ein gutes Gefühl. Das Wohlbefinden
der Ich-Erzählerin hat sich auf die Leserschaft übertragen. Mehr geht wirklich nicht. Mit dieser Erzählung und ihrer Zauberkraft hat Claire Keegan den Olymp
der Gegenwartsliteratur erklommen.</p>
<p>Dabei sind die Bedingungen denkbar schlecht. Die Startpunkte sind Armut und emotionale Verwahrlosung. Erzählt wird die Geschichte eines Mädchens, das einen
Sommer lang zum entfernten Verwandten abgeschoben wird, weil die Mutter ein weiteres Kind erwartet.</p>
<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgL4Lbcq4EesO3dOAzjnY5c68_Y0z5VdkjgV18xdUaCWmbBjXmWeE28XnxqrD3utO48_RGmxoWjKL0ClcUSczBVuMAD66qNIYEP9b8ILNmGVkfw7ssCAsYiYkI-BB35X26KUKy9rmjWehAD88THVSEudaaPmygkh_ST5kS2wEcxTjCyDU1XUovsba4mrg/s4032/IMG_7457.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgL4Lbcq4EesO3dOAzjnY5c68_Y0z5VdkjgV18xdUaCWmbBjXmWeE28XnxqrD3utO48_RGmxoWjKL0ClcUSczBVuMAD66qNIYEP9b8ILNmGVkfw7ssCAsYiYkI-BB35X26KUKy9rmjWehAD88THVSEudaaPmygkh_ST5kS2wEcxTjCyDU1XUovsba4mrg/w300-h400/IMG_7457.jpg" width="300" /></a></div>Das wievielte Kind? Das erfahren die Leser nicht, weil es zweitrangig ist. Denn angesichts
der Kinderschar ist die Familie überlastet, das ist entscheidend. Das Geld ist knapp und das bisschen, was da ist, verliert der Vater beim Glücksspiel.<p></p>
<p>Die finanzielle Verarmung geht einher mit einer emotionalen Verwahrlosung. Die prekären Verhältnisse
lassen keine tiefgehende Bindung zwischen Eltern und Kinder zu.</p>
<p>Größer könnte der Kontrast zur Gastfamilie Kinsella nicht sein. Hier kümmert man sich
umeinander und verdeutlicht die Zuneigung in Worten und Taten. Diese Kontraste verdeutlicht Keegan mit kalten Bildern, Erinnerungen an Niederlagen einerseits
und Schilderungen voller Wärme und Sonne auf der anderen Seite.</p>
<p>Dass das Versprechen, keine Geheimnisse voreinander zu haben, nicht so ganz der
Wahrheit entspricht, überrascht nicht. Sonst wäre die Erzählung schon nach 20
Seiten zu Ende, aber das ist sie zum Glück nicht.</p>
<p>Das Mädchen hat sicherlich einen Namen. Den erfahren die Leser aber nicht. Wie alt ist sie? Welche Farbe haben ihre Haare? Ist sie schlank oder füllig? Hat sie noch Milchzähne oder sind diese bereits ausgefallen? Aber sie geht schon zur Schule.<br /></p><p>Die persönlichsten Dinge erfahren die Leser nicht, weil die Protagonistin beispielhaft für tausende junge Frauen aus ärmlichen Verhältnissen steht. Überhaupt geht Keegan recht sparsam mit Eigennamen um. Erst im Laufe der Erzählung beschenkt der Ziehvater die Protagonistin mit einem Kosenamen. Er handelt wie einst Gott
in der Schöpfungsgeschichte. Erst durch die Benennung wird sie zur
eigenständigen Person.</p>
<p>Auch die Verortung in der Zeit ist schwierig. Die Marken „Eintritt in die EWG“ und „Hungerstreik“
lassen auf die frühen 1980eer Jahre schließen. Auch dies ist zweitrangig, denn Claire Keegan hat ein Werk geschaffen, dass der Zeit widersteht. Das Thema ist nicht
gebunden an Raum und Zeit gebunden. Es verhandelt Dinge, die seit Menschengedenken auf der Tagesordnung stehen: Der Umgang miteinander und das
Finden einer emotionalen Heimat.</p>
<p>All diese Abstrakta kontert die Autorin mit einer sehr persönlichen Perspektive. Das macht den Zauber dieser Erzählung aus. Wie ein Wunder bleibt sie dennoch
sachlich in der Sprache. Sie verzichtet auf Pathos und Schwülstigkeit. Es ist kein Wort zu viel und keins zu wenig.</p><p>Damit legt Keegan dieses Mädchen dem Publikum so ans Herz. Es ist eine Emotionalität, die auf Zuckerguss verzichten kann, weil sie auf dem Menschenrecht "Zuneigung" basiert, Die einzigen Allegorie, die sich die Autorin erlaubt, sind der Brunnen, der wohl nie versiegt, und eben das dritte Licht am Strand las Zeichen der Vollkommenheit. Das macht die Entwicklung der Protagonisten für die Leser so nachvollziehbar.</p>
<p>Es sind vor allem kurze und knappe Schilderungen, meist nur Andeutungen. Das lässt den Lesern den Raum, sich selbst in die Geschehnisse, in die Landschaft hinzudenken. Damit ist das offene Ende nur konsequent. Jeder darf sich selbst denken, wen
die Ich-Erzählerin am Ende mit dem Ehrentitel „Daddy“ belohnt.</p><p><br /></p><p><br /></p><p>"<a href="https://steidl.de/Buecher/Das-dritte-Licht-2023-0306375360.html" target="_blank">Das Dritte Licht</a>" bei Steidl.</p><p><br /></p><p><br /></p>
helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Göttingen, Deutschland51.541280400000012 9.915803499999999123.231046563821167 -25.2404465 79.851514236178858 45.072053499999996tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-70714571433301845332023-03-09T06:40:00.006-08:002023-03-09T06:40:39.397-08:00Theater für Fortgeschrittene<h4 style="text-align: left;"><br />Vor
Sonnenaufgang als Update im Deutschen Theater</h4>
<p>Nichts bleibt wie es mal war und es nützt nichts, sich auf vermeintliche Gewissheiten zu verlassen. Das ist der Kern von „Vor Sonnenaufgang“. Im
Deutschen Theater Göttingen zeigt Erich Sidler eine Inszenierung, die an die Schmerzgrenzen geht. Die Aufführung beeindruckt, berührt, rückt vieles gerade und
lässt Raum für eigene Überlegungen. Das ist Theater für Fortgeschrittene.</p>
<p>Das Bühnenbild von Jörg Kiefel fasziniert. Die Spielfläche wurde mit Ständern,
Latten und Stempel mit einem flächendeckenden Podest belegt. Allein, es fehlen
die Dielen, die Trittsicherheit verleihen würden. Damit wird das Schauspielern
zum Balanceakt.</p>
<p>Die
Botschaft ist eindeutig. Das ganze Leben ist eine Baustelle und schnell man mal
vom Gerüst fallen. Das kombiniert Kiefel mit einer Lichtsetzung, die mehr
verdunkelt als erhellt. Vieles bleibt im Verborgenen, im Ungewissen. Damit
unterstütz er die spekulativen Momente. Häufig ist das, was nicht gesagt wird, wichtiger
als das gesprochene Wort.</p>
<p>Auf diesem Gewirr aus Längs- und Querlatten steht eine junge Frau im Halbdunkel. Sie
raucht und sie fröstelt, also ist sie nur mal kurz vor die Tür gegangen, eine
rauchen eben. Dann tritt ihr Schwager an sie heran. Eine Szene, wie sie auf
allen Familienfeiern üblich ist. Damit ist das Publikum gleich im Bild und im
Geschehen.</p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgKkk5iAY7OcY5IW5x3zKsO-73eAavX6Hu-AIf70RCoIv5f5KzyJ1M1f-3pjjgABDuVhssGKPGf1JFXToEA-nz90BSj3uUih0l2vHd8l7l-vufaoWuI2VOAPwwzOvqdmbVelsZJqn0atDeNq070FpjqR-1mIbixQs2idG9svljJJYEMtP5QClPfWXJ5pw/s3228/VorSonnenaufgang_1207.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="2153" data-original-width="3228" height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgKkk5iAY7OcY5IW5x3zKsO-73eAavX6Hu-AIf70RCoIv5f5KzyJ1M1f-3pjjgABDuVhssGKPGf1JFXToEA-nz90BSj3uUih0l2vHd8l7l-vufaoWuI2VOAPwwzOvqdmbVelsZJqn0atDeNq070FpjqR-1mIbixQs2idG9svljJJYEMtP5QClPfWXJ5pw/w400-h266/VorSonnenaufgang_1207.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;">Familiäre Elementarteilchen im Lattengewirr. <br /><div style="text-align: right;"><span style="font-family: courier; font-size: x-small;">Foto: Georges Pauly</span></div></td></tr></tbody></table><p></p>
<p>Es geht um die Familie Krause. Mittelständler mit eigenem Unternehmen irgendwo in der
deutschsprachigen Provinz. Vater Egon, Stiefmutter Anni und die Töchter Martha
und Helene und dazu Schwiegersohn Thomas. Es und Martha erwarten ihr erstes.
Dann taucht aus Thomas Vergangenheit der Kommilitone Alfred Loth auf. </p>
<p>Er ist der Katalysator, denn mit seinem Auftauchen wird deutlich, dass den fünf Elementarteilchen der Higgs-Kleber verloren gegangen ist. Das Familienmolekül Krause ist längst in seine Einzelteile zerfallen.</p>
<p>Diese Version von „Vor Sonnenaufgang“ ist eine Auftragsarbeit für Ewald Palmetshofer. Für das
Stadttheater Basel hat der Bühnenautor das gleichnamige Werk von Gerhart Hauptmann in die Jetzt-Zeit gehievt. Es ist aber kein Monument geworden,
sondern ein Update mit Lifestyle. Hauptmanns Werk gilt als Beginn des
deutschsprachigen Sozialdramas. Er holte damit ein aktuelles Thema in einer
aktuellen Sprach auf die Bühne. Das ist Palmetshofer durchaus gelungen.</p><p>Aber der Österreicher liefert auch eine Umkehr. Hauptmann machte Privates zum Politischen und damit öffentlich. Bei Palmetshofer wird das Politische wieder zum Privaten und folgt damit dem Geist
der Zeit. Es geht ihm nicht um die ökonomische Frage und die Vulgarität des
neuen Geldes, sondern um die Orientierungslosigkeit des alten Geldes.</p><h4 style="text-align: left;">Heiland erwartet</h4>
<p>Martha ist hochschwanger und die ganze Familie wartet sehnsüchtig auf die Ankunft des
Heilands. Damit wäre die dynastische Frage geklärt und die Idylle vollendet. In der Rolle der Martha ist Gaia Vogel die schwangerste Frau der Welt seit Maria
von Nazareth. Das macht schon ihr monströser Bauch deutlich. </p><p>Mit detaillierter Präzision, raumgreifenden Gesten und nervensägender Stimme spielt Vogel all jene Marotten durch, die man schwangeren Frauen gern nachsagt. Dabei lässt sie genug Raum, um zu spekulieren, ob Marthas Drang, sich zum Zentralgestirn im Krause-Universum aufzuspielen, nicht längst schon vorhanden war. Vielleicht durch den frühzeitigen Verlust der eigenen Mutter verursacht.</p>
<p>Bastian Dulisch spielt einen Thomas Hoffmann, wie man aus der Nachbarschaft kennt. Hinter der Maske aus gepflegtem Vollbart, Sneaker und Weste zum blassrosa Hemd steckt ein zutiefst verunsicherter Mensch, dessen Selbstgewissheit nur gespielt ist. Selten schaut der Juniorchef seinem
Gegenüber direkt an, meist geht sein Blick an die Decke, die Schultern sind eingezogen
und der Rücken meist rund. Manchmal flüstert er mehr, als dass er spricht.</p>
<p>Dafür zelebriert er die sprachlichen Eigenarten seiner Generation bis zum Exzess. Worthülsen werden aneinandergereiht, Sätze abgebrochen und Dinge nur
angedeutet. So gelingt es Erich Sidler, an das Werk von Hauptmann anzuknüpfen.</p><h4 style="text-align: left;">Sprachliche Defizite</h4>
<p>Unter demselben sprachlichen Defizit leidet auch Alfred Loth. Seine Aussagen sind als Andeutungen nur für diejenigen verständlich, die in derselben Blase leben oder
gelebt haben. Selbst die kräftige Stimme und das breite Kreuz des Protagonisten helfen nicht wirklich weiter. Somit schafft es Gabriel von Berlepsch wunderbar,
dass das Publikum auch dieser Gestalt die Sympathie entzieht, je länger er auf der Bühne steht.</p>
<p>Er spielt den Loth als aufrechten und selbstgerechten Lifestyle-Linken, der ohne Wirkung ist, weil er ohne Bindung bleibt. Das hölzerne Raster des Bühnenbilds bietet
ihm immer wieder eine Zelle, in der sich einschließt. So eingekapselt kann er nicht verstehen, dass sich die Welt um ihn herum geändert hat. Unter den Elementarteilchen bleibt
er der letzte freie Radikale, unfähig eine Verbindung einzugehen.</p>
<p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi7nSaeWCs_LHdp2lk6sgm0OWFncjhi0b7Hbwz8nM0TEjnBKhLxdPUcTIVrOEi56cGvuOABF8jLRjeBPeqdAWQMSdxjA5k-ytSyX2OA0tQ-6h8omcX2Kbt0UF5hncksMXFH1LmW73_PvRRUKPBbvEVAhBhJGDUJTiVRnIFpp17LPqW6jiSDnLHpxrjaOw/s2942/VorSonnenaufgang_1545.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="2223" data-original-width="2942" height="303" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi7nSaeWCs_LHdp2lk6sgm0OWFncjhi0b7Hbwz8nM0TEjnBKhLxdPUcTIVrOEi56cGvuOABF8jLRjeBPeqdAWQMSdxjA5k-ytSyX2OA0tQ-6h8omcX2Kbt0UF5hncksMXFH1LmW73_PvRRUKPBbvEVAhBhJGDUJTiVRnIFpp17LPqW6jiSDnLHpxrjaOw/w400-h303/VorSonnenaufgang_1545.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;">Alfred, Helene und Thomas, jeder in seiner Zelle.<br /><div style="text-align: right;"><span style="font-family: courier; font-size: small;">Foto: Georges Pauly</span></div></td></tr></tbody></table>Einzig der Dialog aus Monologen zwischen Hoffmann und Loth durchbricht die sprachliche Besonderheit dieser Aufführung. Doch auch dieses Gefecht von Phrasen und Fragen bringt keine Antworten und keine Annäherung, sondern nur die Gewissheit, dass Hoffmann und Loth zwei Seiten derselben Medaille sind. Palmetshofer und Sidler liefern zumindest eine
Erklärung für den Aufstieg des Rechtspopulismus in Österreich und in der Schweiz, bei dem Narrative die Fakten verdrängt haben.</p>
<p>Bemüht, überdreht, dominant. Diese und ähnliche Adverbien beschreiben die Figur der Stiefmutter Anni Krause. Rebecca Klingenberg verkörpert sie in dieser Rolle allesamt. Durch ihr vordergründig selbstbewusstes Spiel scheint immer die Gewissheit, dass mehr dahintersteckt, dass tief drin in der Mutter-Maschine eine verletzte Seele steckt. Dennoch lässt auch Klingenberg keinen Raum für Mitleid, denn Anni Krause hat sich bewusst entschieden für ihren Weg. </p>
<p>Familie kann die Hölle sein und den Krauses wird die Erlösung verweigert. Das Kind wird tot geboren. Ob damit die Vollendung der Idylle nur verzögert wird oder dem Clan die Hoffnung auf eine bessere Zukunft genommen wird, darf das Publikum selbst entscheiden. Das siebte Zeichen der Apokalypse ist es nicht, dafür gibt es zu viele
Familien wie die Krauses.</p>
<p>Mit „Vor Sonnenaufgang“ präsentiert Erich Sidler eine Inszenierung, die vom Publikum verlangt, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Regisseur und Ensemble gelingt es, vielschichtige und glaubwürdige Figuren vorzustellen und auf Richtungsvorgaben bei der Suche nach Orientierung zu verzichten.</p>
<br />
<br /><br /><br /><br />helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Theaterpl. 11, 37073 Göttingen, Deutschland51.53666 9.9399323.226426163821152 -25.21632 79.84689383617885 45.096180000000004tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-27254171018959872922022-07-26T04:23:00.003-07:002022-08-08T08:43:56.117-07:00Genuss mit Hürden und Happy End<h3 style="text-align: left;"> TenThing bei den Kreuzgangkonzerten in Walkenried</h3>
<p><b>Walkenried</b>. Regen oder Nichtregen, das war nicht mehr die Frage. Mit einem Konzert der Extraklasse haben tenThing es geschafft, all die Widrigkeiten dieses Abend vergessen zu lassen. Einem feuchtem Auftakt unter freien Himmel folgte ein furioses Finale im Kreuzgang. Ensemble und Publikum lassen sich von den Wetterkapriolen nicht beeindrucken und steuern einem Finale mit Spaß entgegen.</p>
<p>TenThing sind ein Ensemble aus zehn norwegischen Blechbläserinnen. Seit 2007 spielen sie unter der Regie von Tine Thing Helseth größtenteils Stücke, die eben nicht für Blechbläser geschaffen wurden. Sie mache keinen Hehl daraus: Jarle Storlökken hat einen großen Anteil am Erfolg. Erschreibt den Damen nämlich maßgeschneiderte Arrangements.</p>
<p>Der Auftakt ist fast zwangsläufig. Die Band aus Norwegen spielt Musik aus Norwegen: "Aus Holgers Zeit - Suite im alten Stil" von Edvard Grieg. Das Versprechen wird gleich umgesetzt. Die Suite ist keinesfalls spätromantisch, sondern greift Elemente der Barockmusik auf. Schon im Präludium entspinnt sich ein Dialog zwischen den Trompeten und den Posaunen. Tuba und Waldhorn fungieren erstklassig als Basso continuo. </p><p></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjeeRoSuOs5iu6wLv18dfiBThUDVcsgz3req9_Rj3GDoX0zoClFJpzzAYynllGxtR3M8jZKoHwXKM6LhsTi6zmmeJ_92sjNqMgPGuWRDxnARF010EMkkMUK4AO3yH_W3G4YvcFYidPoU5L7dqdVNB4F-etqqv4D4pIYKggHSrRvHN_5X3Ifx_hEMytm2w/s6000/IMG_9772.JPG" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="4000" data-original-width="6000" height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjeeRoSuOs5iu6wLv18dfiBThUDVcsgz3req9_Rj3GDoX0zoClFJpzzAYynllGxtR3M8jZKoHwXKM6LhsTi6zmmeJ_92sjNqMgPGuWRDxnARF010EMkkMUK4AO3yH_W3G4YvcFYidPoU5L7dqdVNB4F-etqqv4D4pIYKggHSrRvHN_5X3Ifx_hEMytm2w/w400-h266/IMG_9772.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><div style="text-align: right;"><span style="font-family: courier; text-align: left;">Tine Thing Helseth (link) und </span><span style="font-family: courier; text-align: left;">noch drei</span></div><span style="text-align: left;"><div style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">andere Trompeten</span>.</div><div style="text-align: right;">Alle Fotos: Thomas Kügler</div></span></td></tr></tbody></table>In der anschließenden Sarabande und der Gavotte funktionieren die Wechsel zwischen Andante und Allegro ohne Verlust. Dabei zeigt sich das Ensemble als geschlossener Verband. Jede der Musikerinnen kommt zu ihrem Recht und darf kurze Partien übernehmen.<p></p><p>Wenn Tine Thing Helseth nicht gerade mit ihrer Damenkapelle auf Tour ist, dann steht die Startrompeterin in Wien, in Zürich oder in anderen Orten auf den großen Bühnen der Welt. Doch an diesem Abend ist sie eindeutig "prima inter pares". Es dauert bis zur Mitte des zweiten Teils, bis sie in einem Piazolla-Solo ihre Sonderstellung deutlich macht. </p><p> Nach Grieg kommt Händel und Barockmusik ist das hohe Fest der Blechbläser. Das funktioniert im Allegro der "Wassermusik" noch wunderbar. Auch sind Trompeten und Posaunen wieder im Zwiegespräch. Ausgerechnet das "alla hornpipe" verliert, denn die feinen Strukturen der Streicher, die im Original unter den Bläsern liegen, verschwinden in diesem Arrangement.</p><p>Das machen tenThing mit dem Minuet, dem Lentement und der Bourée wieder wett. Die Wechsel in den Tempi funktionieren so gut, dass der größte Teil des Publikums gar nicht merkt, dass hier drei Sätze hintereinander gespielt werden. </p><p>Dann kommt das Gewitter und der Umzug vom Kreuzgarten in den Kreuzgang. Ganz Profis lassen sich Zuhörer und Musikerinnen davon nicht beeindrucken.</p><p>Es verlangt schon etwas Mut oder auch Selbstbewusstsein, Astor Piazolla mit Blechbläsern zu spielen. Doch die "Milonga del Angel" gewinnt dadurch deutlich. Befreit vom Jammer der Streicher und des Bandoneons und vom falschen Pathos werden in dieser Version die dynamischen und lebensbejahenden Anteile des Werks deutlich.</p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEimZ2gukCmysJQjOEoBUd3fmSOB9KXN62-wDDDPp4HI9DYJk75FL6-YRCCRvlocHsgixLrtrZnkM9fRBknyEL3QNGQX5IeUbLMr4XQGFzjXNeKoM-iPONTm1KFguCk58hmcIji7oerx6asbABE4NkORKAb6hy3lFlYi41rQAFH-St7tPUXMAZxyFG7lzQ/s4032/IMG_3199.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEimZ2gukCmysJQjOEoBUd3fmSOB9KXN62-wDDDPp4HI9DYJk75FL6-YRCCRvlocHsgixLrtrZnkM9fRBknyEL3QNGQX5IeUbLMr4XQGFzjXNeKoM-iPONTm1KFguCk58hmcIji7oerx6asbABE4NkORKAb6hy3lFlYi41rQAFH-St7tPUXMAZxyFG7lzQ/w400-h300/IMG_3199.JPG" width="400" /></a></div>Nach der Pause warten noch zwei Piazolla -Stücke, der Verano Porteno und der Invierno Porteno aus den vier Jahreszeiten de großen Argentiniers. Hier nehmen sich die Blechbläserinne ein wenig zurück. Die Dynamik und Klangfülle wird ersetzt durch feines Spiel und ein wenig Wehmut im Klang. Im Invierno herrscht Stille im Kreuzgang als die Chefin zu ihrem Solo ansetzt. Vorsichtig reiht Tine Thing Helseth Ton an Ton und lässt die Pausen wirken. Es ist klar: Unabhängig davon, auf welcher Hemisphäre man sih bewegt, so klingt der Winter. <p></p><p>Auch die "Three Preludes" von George Gershwin gewinnen durch den Vortrag der Norwegerinnen dazu. Geschrieben für das Klavier machen Arrangement und Spiel deutlich, dass auch in diesem Gershwin sehr viel Jazz steckt. Man spürt den Blues als Basis und hört den Swing schon am Horizont.</p><p>Dabei kommt alles locker und fröhlich daher. Die 10 Musikerinnen haben Spaß an dem, was sie machen, und deswegen macht es dem Publikum Spaß. Das entlässt die Band erst nach zwei Zugaben. </p><p><br /></p><p><br /></p><p><br /></p><p><br /><br /></p><p><br /></p><p> </p>helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Steinweg 4A, 37445 Walkenried, Deutschland51.58285 10.6191923.272616163821155 -24.53706 79.893083836178846 45.77544tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-51164912162921701052022-07-25T01:55:00.001-07:002022-07-25T01:55:09.316-07:00Ein Abend mit einer ordentlichen Prise Wehmut<h3 style="text-align: left;">Kreuzchor verzaubert im Kloster Walkenried </h3><p><b>Walkenried</b>. Es gibt sie, die Ying-und-Yang-Konzert. Der Auftritt des Dresdner Kreuzchors bei den diesjährigen Kreuzgangkonzerten in Walkenried gehört bestimmt dazu. Spätestens nach fünf Minuten ist man im Einklang mit sich, der Welt, dem Universum und dem ganzen Rest. Am Ende des Abend verzeiht man nicht nur den ärgsten Feinden, sondern auch der eigenen Verwandtschaft. </p><p>Der Abend stand unter dem Motto "Sing beim Abschied leise Servus". Es war der letzte Auftritt auf der Sommerreise der Kruzianer und damit der Abschied von den Primaner. Traditionell verlassen zu diesem Konzert die Abiturienten nach jahrelanger Mitgliedschaft im Chor das Ensemble. </p><p>Aber es war auch der Abschied von Roderich Kreile. Nach 25 Jahren als Kantor der Kreuzgemeinde hatte er in Walkenried seinen letzten Auftritt mit seinem Chor. Das ist dem "mdr" sogar einen eigenen Beitrag wert, so dass der Kameramann ständig im Bild war.</p><p>Der Kreuzchor ist in erster Linie immer noch der Chor das Kreuzgemeinde Dresden, damit ein geistliches Ensemble und weil man als solches in Erinnerung bleiben möchte, tauchte man die Programmblöcke. Erst säkulär und dann sakral. Die hohe Kunst bestimmt darin, e3inmalige Erlebnisse zu schaffen. An diesem Abend war alles dafür vorbereitet und es wurde eben auch einmaliges Erlebnis.</p><p></p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgTndI2nRu9SvFekcCG7VGctTqdG5EmqmwWudGGKKNcTbCdE00gFp2pmmJa9xpD3XfCPblMCFVOjqzXVXaEM_qErJqfSDrrG3zSBcfKQ4ozyD_QHcOBMBz7GY1BYrmt3-3S7I82qSvnDVSxdzwzeD-tdjmH3QfoPwuUNZCxOKTyHA6cTLqc-Vt7ouuLOw/s4032/IMG_3175.JPG" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgTndI2nRu9SvFekcCG7VGctTqdG5EmqmwWudGGKKNcTbCdE00gFp2pmmJa9xpD3XfCPblMCFVOjqzXVXaEM_qErJqfSDrrG3zSBcfKQ4ozyD_QHcOBMBz7GY1BYrmt3-3S7I82qSvnDVSxdzwzeD-tdjmH3QfoPwuUNZCxOKTyHA6cTLqc-Vt7ouuLOw/s320/IMG_3175.JPG" width="320" /></a></div>Die weltliche Musik begann mit drei Werken deutschsprachiger Romantik. Das war technisch hochwertig und auch ausdrucksstark. Aber für den Höhepunkt im ersten Teil sorgten eben die Abgänger. Diese hatten nämlich einen eigenen Block aus drei Songs vorbereitet und bewiesen damit, das Kruzianer auch A Capella können. <p></p><p>Geriet "The Lion sleeps tonight" vielleicht einen Tuck zu schnell, so war der Token-Klassiker der passende Einstieg. "Wenn die Sonja russisch tanzt" gehörte bis zu diesem Konzert eher zu den unbekannten Werken der Comedian Harmonists. Den schnellen Wechsel vom Weeemmawee der Token zum russisch animierten Gebrumme schafften die 13 jungen Barden fehlerfrei. Zufall oder Absicht? Egal. Dass in diesem Lied ein Trampeltier namens Wladimir vorkommt, sorgte für zahlreiche Schmunzler. </p><p>Gerade mal 10 Jahre alt ist "Deutsche Bahn" von den Wise Guys schon ein Klassiker des deutschen A- Cappella-Gesangs. Sich mit diesem aktuellen Thema und Material zu beschäftigen, zeugt von dem Selbstvertrauen der Kruzianer. Die Fähigkeit, diesem Song ein eigenes Leben zu verleihen und die Vorgabe nicht einfach nachzuträllern, spricht für das hohe Niveau des Ensembles. In diesem Sinne: "Sänk ju for singing se Deutsche Bahn". </p><p>Doch für den Höhepunkt sorgte der Chor in seiner Gesamtheit. "What a wonderful World" gesungen von Kinderstimmen sorgte für Gänsehaut und Pippi im Auge. Die glasklaren Stimmen lassen die Idylle des Songs umso mehr mit der Realität kontrastieren und lässt den Wunsch nach Friede und Freude umso größer werden. Man muss Kreile zu dieser Auswahl gratulieren, denn damit setzte er die Intention des Komponisten George David Weiss mit 55 Jahren Verzögerung um.</p><p>Aber nicht alles gelingt in diesem Teil des Programms. Gershwins "Summertime" an einem lauen Sommerabend von einem Kinderchor singen zu lassen, ist gut gemeint, zerfleddert aber diesem Meilenstein der Musikgeschichte. Es ist ein ironische Arie an die Armut und verträgt keinen Schmelz. Da ist nichts zu hören vom Schmerz der schwarzen Fischer in der Volksoper "Porgy & Bess".</p><h4 style="text-align: left;">Dann sakral</h4><p>Aber mit der Bach-Mottete kurz vor der Pause bügelt der Kreuzchor diesen faux pas wieder aus. Das der zweite Teil nicht so reich an Höhepunkte ist, kann man nicht dem Ensemble anrechnen. Es liegt einfach an der Literatur in der sakralen Chormusik gab es in den letzten 800 Jahren nur wenige Neurungen. Innerlichkeit reiht sich an Innerlichkeit.</p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj410NYAVfxhRJkIhp6kAGVXX554EbqsPGT3_Edc3iOfHEHMsi95bjMdRxOr3EkGl8uYZWqZ5nwvcA6ttLfurz_vZ2E8Mbhk7ZjGIegrN4mGZmEArRgYjELdcDrTVFFr5Q6zG9oOQJLaoxOtAnw0DM9k2fdGDZkrRphsAEZUPQXs70OJm1tN-ewzxnxUw/s4032/IMG_3167.JPG" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEj410NYAVfxhRJkIhp6kAGVXX554EbqsPGT3_Edc3iOfHEHMsi95bjMdRxOr3EkGl8uYZWqZ5nwvcA6ttLfurz_vZ2E8Mbhk7ZjGIegrN4mGZmEArRgYjELdcDrTVFFr5Q6zG9oOQJLaoxOtAnw0DM9k2fdGDZkrRphsAEZUPQXs70OJm1tN-ewzxnxUw/s320/IMG_3167.JPG" width="320" /></a></div>Es wieder ein Mottete, diese Mal von Brahms, mit dem die Kruzianer ihren meisterlichen Satzgesang präsentieren können. Von den Fans sehnsüchtig erwartet setzt das "Laudate dominum" den dynamischen Schlusspunkt. endlich einmal darf der Chor mit seiner Stimmgewalt glänzen und das Tempo erhöhen. <p></p><p>Ohne großen Widerstand gibt der Kreuzchor zwei angekündigte Zugaben und zum Schluss bleibt die Bühne den Abgängern überlassen. "Heilig ist der Herr" bringt das Publikum zurück in diesen Zustand von glückseliger Verzückung, Einklang mit dem Universum und den ganzen Rest und zurück zum Friedensangebot an die eigene Verwandtschaft. Solche Konzert sind einmalig. </p><p><br /></p><p><br /></p><p><br /></p><p><br /></p><p><br /></p><p><br /></p>helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Steinweg 4A, 37445 Walkenried, Deutschland51.58285 10.6191923.272616163821155 -24.53706 79.893083836178846 45.77544tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-84147965608030179712022-07-22T08:47:00.003-07:002022-07-22T08:55:04.050-07:00Die Entdeckung der Langsamkeit<h3 style="text-align: left;">Mit einem FIAT 850 auf PS.Speicher-Rallye
</h3>
<p><b>Einbeck</b>. An keinem anderen Tag im Jahr werden in Niedersachsen so viele Fotos gemacht
wie an diesem. Es ist der erste Samstag in den Sommerferien und der Tross der
PS.<br />Speicher-Rallye zieht durchs Land. Fast überall, wo er durchkommt, stehen
Menschen an den Straßen lächeln, winken und drücken auf den Auslöser.</p>
<p>Es ist die siebte Auflage und die dritte unter Corona-Bedingungen. Die Sommerwelle hat den einen oder anderen Mitarbeiter frühzeitig aus der Vorbereitung
herausgenommen. Am Morgen erzählt Lothar Meyer-Mertel, dass die Abschlussveranstaltung am Abend ohne Livemusik auskommen muss. „Die Band ist erkrankt“, erklärt der Geschäftsführer des PS.Speichers.</p>
<p>Zudem sind einige Startplätze coronabedingt freigeworden. Pressesprecher Stephan Richter bemerkt beim Briefing: „Einige Starter wissen erst seit gestern erfahren, dass sie heute hier sind.“ 170 Startplätze gibt es in diesem Jahr. Die waren vier Stunden nach Anmeldestart vergeben und die Warteliste lang genug, um die
Ausfälle zu kompensieren.</p>
<p></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh_g_xL5f9Zq-V2JT3nOXLI3_rYPC5QZYoWZJrKsqUYEuu32YtmaBbAlhlhhNsOHuURNSkBRHtn3FPSyg_9sDYYISau4QIBxxqvu4QsTLhlBDFU-U1_H3-T36VDqrURbiW5S8Emfb_jBfZjgpQPP1fkJJh8uVdGP5gafqH6hh37Bz83-fkTYjXfGI_Jig/s4032/IMG_2905.JPG" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEh_g_xL5f9Zq-V2JT3nOXLI3_rYPC5QZYoWZJrKsqUYEuu32YtmaBbAlhlhhNsOHuURNSkBRHtn3FPSyg_9sDYYISau4QIBxxqvu4QsTLhlBDFU-U1_H3-T36VDqrURbiW5S8Emfb_jBfZjgpQPP1fkJJh8uVdGP5gafqH6hh37Bz83-fkTYjXfGI_Jig/w400-h300/IMG_2905.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><div style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Der Dreikampf des Publikums: Gucken,</span></div><span style="font-family: courier;"><div style="text-align: left;">staunen, fotografieren. </div><div style="text-align: right;">Alle Fotos: Kügler</div></span></td></tr></tbody></table>Jörg Weinhold ist einem Fiat 500 angereist. Er ist voll des Lobes für die PS.Speicher-Rallye:
„Hier stimmt einfach alles und die Organisation ist einfach großartig.“ Dem
Mann aus Leverkusen gefällt vor allem die Tatsache, dass es jedes Jahr eine
andere Strecke gibt.<p></p>
<p>Meine Lebensgefährtin und ich, wir sind Wiederholungstäter und schon das vierte Mal in Einbeck am Start. Es ist jedes Mal anders. Wir sehen einige bekannte Gesichter und suchen vergebens nach anderen bekannten Gesichtern im Fahrerlager. </p>
<p>Im letzten Jahr ging es durch das Weserbergland, in diesem Jahr führt die Route durch das Leinetal in den nördlichen Vorharz zum Schloss Oelber und dann über
den Harz zurück nach Einbeck.</p>
<p>Wir sind mit einem Fiat 850 Sport Spider am Start. Die Autobauer aus Turin hatten Ende der 60er Jahre gleich drei Sportwagen mit Faltdach im Sortiment. Der 850
war der „Kleinste“ davon. Er ist ein Schmuckstück. Entworfen und gebaut bei Bertone zeichnet er sich durch Leichtigkeit und Eleganz aus. In Zeiten, in
denen jeder zweite Neuwagen aussieht, als wäre er für für kriegerische Handlungen konzipiert, ist der Fiat 850 Spider eine optische Erholung.</p>
<p>Später werde ich von den Fahreigenschaften schwärmen. Der Wagen liegt wie ein
Bügelbrett auf der Straße und läuft selbst in den Kurven wie auf Schienen. Da
untersteuert nix. Das Leichtgewicht braucht keine Servolenkung.
Gewöhnungsbedürftig ist allein die Sitzposition: etwa 35 Zentimeter über dem
Asphalt.</p>
<h4 style="text-align: left;">Das Briefing
</h4>
<p>Bevor der Startschuss fällt, steht noch das Briefing an. Rennleiter Manfred Schulz
erklärt, dass diese Rallye keine Motorsportveranstaltung ist. Es sein eine touristische
Ausfahrt mit Wertungsaufgaben. Über Sieg oder Niederlage entscheidet nicht die
Stoppuhr, sondern die Strafpunkte, die man sich bei den Aufgaben und
Durchfahrtskontrollen einhandeln kann. Der Streckendesigner gibt einen Tipp mit
auf den Weg: „Entdecken Sie die Langsamkeit.“</p>
<p>Lothar Meyer-Mertel und Stephan Richter weisen auch noch einmal darauf hin. Im letzten
Jahr hatte es Teilnehmer gegeben, die den sportlichen Aspekt überbetont haben. Nicht
alle werden den Hinweis beherzigen.</p>
<p></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEinjUcjxDAI0agViI3eM8XyQUUemq0mIL-EF7IE24NJ0lZqDtI-3bRGQTXUnsJOjnCgFDDfsae4lqPZYQ9geV7FCCCYt0yOi4xMAQvS2vTKfoYQBPA396S8FJdfbooZRb6SdUE3XXmpMXuQHUNOXGRaGbWKlBRjwUJQgBygRqitJ3Ir_h_l3fZ87LdRuQ/s4032/IMG_2934.JPG" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEinjUcjxDAI0agViI3eM8XyQUUemq0mIL-EF7IE24NJ0lZqDtI-3bRGQTXUnsJOjnCgFDDfsae4lqPZYQ9geV7FCCCYt0yOi4xMAQvS2vTKfoYQBPA396S8FJdfbooZRb6SdUE3XXmpMXuQHUNOXGRaGbWKlBRjwUJQgBygRqitJ3Ir_h_l3fZ87LdRuQ/w400-h300/IMG_2934.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><div style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Der Fiat 850 ist ein Traum:<span style="text-align: center;">900 ccm, </span><span style="text-align: center;">52 PS,</span></span></div><div style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">schwarzer Lack, rotes Kunstleder.</span> </div></td></tr></tbody></table>Für uns gilt das nicht. Der Fiat hatte einen Motorschaden und möchte nun nach der Reparatur vorsichtig eingefahren werden. Alles oberhalb von 85 Kilometern pro
Stunde ist tabu.<p></p>
<p>Die Navigation ist gnadelos analog. Die Strecke ist im Roadbook niedergeschrieben. Das ist in diesem Jahr satte 36 Seiten stark. Hier finden sich auch die Standorte
für die Wertungsaufgaben und die Kontrollpunkte. Die werden von den Streckenposten auf der Bordkarte "abgestempelt", die es zusätzlich zum Roadbook gibt. Wer mit digitaler Hilfe fährt, verfährt sich, denn die Strecke sucht nicht die kürzeste Verbindung zwischen den Punkten A, B und C.</p>
<h4 style="text-align: left;"><span face=""MetaPro-Light",sans-serif">Der
Start</span></h4>
<p>Ältester Teilnehmer ist ein Ford -T-Modell aus dem Jahr 1914. Er geht um 10.01 Uhr als
erster auf die Reise. Die anderen folgen im Minutentakt und wir dürfen um 10.52
Uhr starten. Bis dahin machen wir Fotos und führen „Benzingespräche“.</p>
<p>Die ersten beiden Aufgaben in Einbeck bewältigen wir nicht fehlerfrei. Wir bleiben aber im Toleranzbereich
und finden sogar die erste „stille Kontrolle“. Es sind Zahlen, die längst der Strecke verteilt sind und in die Bordkarte eingetragen werden müssen. Im
Vorjahr waren sie Anlass für Verstimmungen zwischen Streckendesignern und vielen Teilnehmern. </p>
<p>Dann geht es in Richtung Süden und schon in Ippensen wartet die erste Gemeinheit. Die Route knickt scharf links ab, verlässt die Hauptstraße und führt über eine
holprige Nebenstrecke bergauf bergab nach Greene. Auch nach hin Freden wird es
nicht besser.</p>
<p>Die Natur entschädigt uns: Die Toskana des Nordens, eine offene Landschaft, ein weites Tal, umkränzt von Hügeln und Wäldern und die Sonne kommt durch die
Wolken.</p>
<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgfvNAvGf2TSEOEYfkXBJQHYa1PdJmdG_3ZzMMHQNJ-vyua3ob-mxu_OkMtEBXAI5fHxOVJ4LeRrQxvsA2xE_-T532CddzO2nvogLm76bH5U5shHuWf_zwQfNvvYW5CTEFsLddKWBZZ1uafIyGpSec7Y5fndUmePNwWunH5Ne-OMEf1Ba42EO33UbcKgg/s6000/IMG_9635.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="4000" data-original-width="6000" height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgfvNAvGf2TSEOEYfkXBJQHYa1PdJmdG_3ZzMMHQNJ-vyua3ob-mxu_OkMtEBXAI5fHxOVJ4LeRrQxvsA2xE_-T532CddzO2nvogLm76bH5U5shHuWf_zwQfNvvYW5CTEFsLddKWBZZ1uafIyGpSec7Y5fndUmePNwWunH5Ne-OMEf1Ba42EO33UbcKgg/w400-h266/IMG_9635.JPG" width="400" /></a></div>Überall stehen kleine Grüppchen und die Menschen winken uns zu. Wir winken zurück und wissen „Wo Leute an der Straße stehen und auf uns warten, da sind wir richtig.“ Zusammen lächeln wir alle. Mal abgesehen von Einbeck brandet uns später die größte Begeisterung in Seesen
entgegen. Auf dem Jacobson-Platz und drumherum herrscht Volksfeststimmung.
Unzählige Menschen jeglichen Alters haben sich hier versammelt und jubeln den
fremden Menschen in den alten Autos entgegen. Die Mitarbeiterin des
Stadtmarketings drückt den Kontrollstempel auf die Bordkarten und überreicht
allen Teams ein Souvenir.<p></p>
<p>Aber bis wir dahin kommen, müssen wir erst noch zum Schloss Oelber. In Nette wartet die Landschaft mit der größten Überraschung auf uns. Sie gibt hier im südlichen
Landkreis Hildesheim den Blick frei auf den Brocken. Am Horizont sind die Türme des Harzgipfels deutlich zu erkennen.</p>
<p>Bis Baddeckenstedt sind wir als Kolonne unterwegs, für einige ein fahrendes Hindernis mit 60 km/h. Hinter unserem FIAT hat sich ein
Porsche 356 aus Hannover eingereiht, der keine Startnummer trägt. Auch an der Zwischenstation warten einige Oldtimer, die sich einfach in den Tross
geschummelt haben. Was will man machen? Die Straße gehört allen.</p>
<h4 style="text-align: left;"><span face=""MetaPro-Light",sans-serif">Pause an der Filmkulisse</span></h4>
<p>Schloss Oelber zeigt sich von seiner besten Seite. Es diente auch schon mal als Filmkulisse. Wir haben zwei Stunden Zeit für Mittagessen, Umschauen,
Fachsimpeln, Erfahrungsaustausch und Fotos machen.</p>
<p>Wir sind noch gar nicht so recht auf Betriebstemperatur, als gleich nach der Mittagspause die letzte
Wertungsaufgabe auf uns wartet. Wir müssen ein gefälschtes Verkehrszeichen enttarnen und liegen daneben. Anschließend verfahren wir uns gleich noch
einmal. Dabei hätten wir doch nur auf die Menschengruppen achten müssen, die jetzt in Baddeckenstedt stehen, lächeln, winken und fotografieren. .</p>
<p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhzEIuG3wK7aSBsHR-TlXoBETFNa9rJQNzVrdS01GN6wj4wbNJy9Sqe3SLNqz5gpqyaIycMndoB0Tinq0KBCQgz0lXoNcewwf4D2Gwaea6cUka9Ld219xJR5DvrESAHsCXQcMP08mlRdDs02uL4ee6FFx6Vxa08jwU3bLm9vigUH7M4RRi4CCXdtKG_TQ/s4032/IMG_2964.JPG" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhzEIuG3wK7aSBsHR-TlXoBETFNa9rJQNzVrdS01GN6wj4wbNJy9Sqe3SLNqz5gpqyaIycMndoB0Tinq0KBCQgz0lXoNcewwf4D2Gwaea6cUka9Ld219xJR5DvrESAHsCXQcMP08mlRdDs02uL4ee6FFx6Vxa08jwU3bLm9vigUH7M4RRi4CCXdtKG_TQ/w400-h300/IMG_2964.JPG" width="400" /></a></div>Es geht in Richtung Goslar auf einem
Abschnitt, den wir schon einmal 2019 gefahren sind. Zum ersten Mal wird es an
diesem Tag mehrspurig. Trotzdem bleiben wir unterhalb des 85 km/h-Limits<p></p><p>Dann heißt es „Rechts abbiegen und in Richtung
Innerstetalsperre“. Es wird deutlich kühler.</p>
<p> Die Häuser verfallen, die Straßen kaputt und viele tote Bäume. Wir sind eindeutig im Harz. An der Steigung zum
Sternplatz kommt der Fiat mit 900 Kubikzentimetern Hubraum und 52 PS an seine Grenzen. Wir fahren rechts ran, um zwei Ford Mustangs, einen Roll Royce und einen VW T 4
vorbeizulassen. Aber Seesen ist ganz großes Kino, die Freude auf dem Jacobson-Pöatz steckt an und verscheucht die trüben Gedanken.</p>
<p>Hinter Bad Gandersheim überrascht uns die Streckenführung mit immer neuen Finten. Wir bekommen
die Gelegenheit, in Kuventhal die zweistöckige Wilhelmsbrücke von unten anzuschauen und in Andershausen haben wir den letzten phänomenalen Ausblick. Er
geht über das Leine- und Ilmetal hinweg in den Solling.</p>
<p>Gegen 17 Uhr sind wir zurück am PS.Speicher. Dort erwartet uns das, was wir erwartet haben. Hunderte von begeisterten Zuschauern nehmen uns klatschend im Empfang.
Marketingchef Alexander Kloss überreicht uns ein Bild von unserem Start am Morgen. Es ist wohl das einzige Foto, das mich in einem Auto und für das ich nicht
bezahlen muss. Auto abstellen, ins Hotel und unter die Dusche.</p>
<h4 style="text-align: left;"><span face=""MetaPro-Light",sans-serif">Die
Sieger<span style="mso-spacerun: yes;"> </span></span></h4>
<p>Auch die Entdeckung der Langsamkeit endet mit einer Siegerehrung. Am Abend werden Preise in vier Kategorien und drei Sonderprämien vergeben. Weil die Jury tagt und tagt und tagt, verschiebt sich die Bekanntgabe der Gewinner auf 20 Uhr. Das gibt mir Zeit, mich mit Thorsten Lürsen zu unterhalten. Er ist einer von 50 ehrenamtlichen Helfer an diesem Tag und auch am nächsten Tag ist er beim Korso im Einsatz. „Das ist
meine Art etwas zurückzugeben“, erklärt der Rentner. Wenn er nicht gerade die Rallye
oder den Korso absichert, dann schraubt er im PS-Depot Motorrad und darf auch
mal Maschinen fahren, die ansonsten für ihn unerreichbar wären.</p>
<p></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgCfZQ0YDd_SsqjkmfwnlvS_T1xYE43y3vqCXc3qqN5i1GEYI5pQrlXy9wlR_xU3matHKOvLereJV-KGFuWOqDS5UPeEt_MbUHJv5eKEFmBITFU4J8Q_5SMAjYELDCU0Tf-K2X7AUfWrHT2y8J31fwmPa6oDlZTTVsAbtjYowEsPeq5dwOuLgrBRMfI4w/s4032/IMG_2976.JPG" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgCfZQ0YDd_SsqjkmfwnlvS_T1xYE43y3vqCXc3qqN5i1GEYI5pQrlXy9wlR_xU3matHKOvLereJV-KGFuWOqDS5UPeEt_MbUHJv5eKEFmBITFU4J8Q_5SMAjYELDCU0Tf-K2X7AUfWrHT2y8J31fwmPa6oDlZTTVsAbtjYowEsPeq5dwOuLgrBRMfI4w/w400-h300/IMG_2976.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Begrüßung im Ziel<br /><div style="text-align: right;">Alle Fotos: Kügler</div></span></td></tr></tbody></table>Der Vorsitzende des Kuratoriums lobt an diesem Abend kurz und knapp das Engagement
der Ehrenamtlichen. Ganz unhanseatisch spricht er vom „Arsch aufreißen“, ohne
dass diese Ausfahrt nicht möglich wäre. Dafür fordert er einen kräftigen Applaus ein.<p></p>
<p>Am nächsten Tag frage ich PS-Eventchefin Annika Schmitt, wie viele Menschen mit den Einbecker Oldtimer-Tagen beschäftigt sind und wie viele Arbeitsstunden in
der Veranstaltung drinstecken. Die Personenzahl kann sie noch „Pi mal Daumen“ abschätzen. Aber bei der Stundenzahl muss sie passen. „Aber die will ich auch
gar nicht ausrechnen“, beendet sie das Thema. Was zähle, sei das gelungene Ergebnis.</p>
<p>Die Resultate der touristischen Ausfahrt mit Wertungsprüfung sind nach Altersklassen geteilt und nach Pkw und Motorrad. In der Kategorie A 5 geht der
erste Platz an Dr. Anastasios Neofitidis. Der Mittvierziger aus Herzberg nennt mehrere Oldtimer sein Eigen. In diesem Jahr sind er und seine Frau mit einem
Mercury Montclair aus dem Jahr 1955 an den Start gegangen. Das ist ein Relikt aus den besten Tagen der amerikanischen Automobile. Kurz danach begann die
lange Phase des Niedergangs.</p>
<h4 style="text-align: left;">Die Fahrt ist das Ziel</h4>
<p>Anastasios Neofitidis ist scghon recht old school. Oldtimer fahren, pflegen und auch Hand anlegen ist
für ihn eine Leidenschaft und keine Geldanlage. „Ich bin damit groß geworden“, betont der Sohn eines Kfz-Mechaniker. Dass er den ersten Preis gewonnen hat,
das sei schöne Nebensache. Wichtiger ist
dem Mann aus Herzberg die gemeinsame Ausfahrt und das Erlebnis PS.Speicher-
Rallye.</p>
<p>Wir schaffen es auf Platz 61 der Gesamtwertung und haben uns damit im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert. Bei einer reinen Fahrzeit von 4 Stunden 10 für 163
Kilometer haben wir die Langsamkeit entdeckt.</p>
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</p>
<p>
</p>
<p>
</p>
helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Tiedexer Tor 3, 37574 Einbeck, Deutschland51.8194625 9.859690923.509228663821155 -25.2965591 80.129696336178853 45.015940900000004tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-29498116130947017312022-07-14T03:47:00.002-07:002022-07-14T06:40:56.933-07:00Amadeus rockt nur zögerlich<h3 style="text-align: left;">Eine bunte Inszenierung: Cosi fan tutte bei den Schlossfestspielen</h3>
<p>Bunt bis schrill, eine Herausforderung für die Augen, rasant auf alle Fälle, eine Reihe von Highlights, bestimmt gefällig, aber der letzte Schritt zu einer Neuinterpretation fehlt dann doch. So lässt sich die Inszenierung von "Cosi fan tutte" bei den Schlossfestspielen in Sonderhausen zusammenfassen.</p>
<p>Angesiedelt ist die Oper in Neapel, Das schlägt sich im Bühnenbild von Birte Wallbaum nieder, nur versteht es kaum einer. Neapel war im 17. und 18. Jahrhundert nicht nur Europas größte, sondern auch reichste Stadt. Um den Reichtum zur Schau zu tragen, fliesten die Neapolitaner ihre Häuser von außen. Deswegen bestimmen die Fayencen das Bühnenbild.</p>
<p>Schön ist es, das Geschehen auf einem Präsentierteller zu platzieren. Schließlich werden ja Gefühle zur Schau getragen. Leider verengt es den Raum zusätzlich, so dass kaum mehr möglich ist als " Auftritt - Arie - Abgang". Das hätte den Herrn Mozart sicherlich geärgert. Er wollte doch diese Limitierung der Opera seria überwinden.</p>
<p></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiMq_IdkgQF35qFuuMoxliL9ErZCO9uaaeAq3S8ygUCihGakisCvyBjRGGkKJvV4q_9_QcUPRCTmzeVeY-bz7TW79C1qPZd5Yy0AHu9GZTAe1hGNI6HLiDCo_lVY62fkaGsJizcFApSxw1yXNAXZZgQHpAL98rWxChCFQQwH8tt6zZzWezPYQKpRk8eMA/s4032/IMG_2794.JPG" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiMq_IdkgQF35qFuuMoxliL9ErZCO9uaaeAq3S8ygUCihGakisCvyBjRGGkKJvV4q_9_QcUPRCTmzeVeY-bz7TW79C1qPZd5Yy0AHu9GZTAe1hGNI6HLiDCo_lVY62fkaGsJizcFApSxw1yXNAXZZgQHpAL98rWxChCFQQwH8tt6zZzWezPYQKpRk8eMA/w320-h240/IMG_2794.JPG" width="320" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Das gehört zu den stillen Momenten<br />in einer rasanten Inszenierung<br /><div style="text-align: right;">Alle Fotos: Kügler</div></span></td></tr></tbody></table>Überhaupt findet die Aufführung am falschen Ort statt. Diese farbenfrohe und rasante Inszenierung hätte mehr Licht und mehr Luft verdient. Lustgarten und Park wären der passende Rahmen gewesen. So verdeutlicht der Kontrast zum Grau-in-Grau-in-Grau des Hintergrunds einzig den bedenkenswerten Zustand des Schloss Sondershausen.<p></p>
<p>Die Kostüme sind eine Augenweide und schlagen die Brücke vom späten 18. ins frühe 21. Jahrhunderts. Don Alfonso wirkt wie der Urururgroßvater von Thomas Gottschalk oder anderen eitlen Gecken der Gegenwart. Nur Ferrandos Stiefel sind dann doch zu viel. Angesichts solcher Fußbekleidung besteht ernsthaft die Gefahr des Augenkrebs.</p>
<p>Schön ist der Einfall von Regisseur Matthias Kitter mit dem stummen Mozart eine siebte Person einzuführen. Er eröffnet damit eine neue Ebene. Wortlos aber gestenreich gelingt es Florian Hackspiel in dieser Rolle wichtige Kommentare zum eigenen Werk zu liefern. Gelegentlich macht er dies mit den "Rock me Amadeus"-Gestus.<br /></p>
<p>Auch "Cosi fan tutte" bleibt nicht von Corona verschont und die kurzfristigen Umbesetzungen schlagen sich nieder. In diesem Fall leider auf den Paargesang von Fiordiligi-Dorabella und Ferrando-Guglielmo. Aber das ist den Umständen der Jetztzeit geschuldet.</p><p>Gelegentlich funktioniert das Zusammenspiel mit dem Loh-Orchester in den Rezitativen nicht. Erzählung und Klavierbegleitung sind nicht auf derselben Höhe.</p><h3 style="text-align: left;">Die Säulen</h3><p>Das zahlt es sich aus, dass die dominante Rolle des Don Alfonso mit Thomas Kohl besetzt ist. Souverän in Stimme und Gestus lenkt er das Geschehen ab der ersten Szene und mittlerweile kann Kohl auch mimisch überzeugen. Nicht einmal in den Momenten der geplanten Verwirrung ist er stets der Herr der Lage.</p><p></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiyv47-seoAZ0N_9oFyFJ_xCVwDJzNbJ7ls4dYPHLY0JNNyNbUZkZcUq_iysNIM-HL_FGffKnQmlErjJjhZpvlr1EBNYYVjxtKQ2cbCHTjw1HyJTaZKpZx-YwyDpslt99uOCWD9CyGjinOhg7dvRHszLzdVXrUxDwjHofvS0Xe3rnhvULwbvwXcIwm0Xg/s4032/IMG_2813.JPG" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiyv47-seoAZ0N_9oFyFJ_xCVwDJzNbJ7ls4dYPHLY0JNNyNbUZkZcUq_iysNIM-HL_FGffKnQmlErjJjhZpvlr1EBNYYVjxtKQ2cbCHTjw1HyJTaZKpZx-YwyDpslt99uOCWD9CyGjinOhg7dvRHszLzdVXrUxDwjHofvS0Xe3rnhvULwbvwXcIwm0Xg/s320/IMG_2813.JPG" width="240" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><div style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Rock me Amadeus: Mozart</span></div><div style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">liegt ihnen zu Füßen</span></div></td></tr></tbody></table>Die andere Säule der Inszenierung ist Amelie Petrich in der Rolle der Despina. Sie arbeitet mit der gleichen Souveränität wie ihre Verbündeter Don Alfonso. Sollte es Ende 2022 ein Preis für die Intrigantin des Jahres geben, Petrich wäre ein heiße Anwärterin darauf .<p></p><p>Regisseur Michael Kitter hat eine parodistische Auseinandersetzung mit Rollenbildern versprochen. Doch leider tragen sein Ferrando und sein Guglielmo zu oft zu dick auf. Das Klischee feiert ein Hochamt und die Parodie kippt in den Klamauk. Ferrando und Guglielmo sind eindeutig testosterongeschwängert und ihr Macho-Gehabe ist hart an der Grenze zum Fremdschämen. Die Parodie wird hier mit recht grober Feder gezeichnet. Philipp Franke und seine Fans haben aber ihren Spaß daran.</p><p>"Cosi fan tutte" zählt nicht zu Mozarts Meisterwerken. Man merkt der Oper an, dass er hier mit heißer Nadel einen damals geläufigen Stoff mit heißer Nadel gestrickt und vertont hat. RTL II präsentiert das Thema als Dauerbrenner "Frauentausch" innerhalb von 45 Minuten. Da wirkt es schon etwas antiquiert, Mozarts Werk in der Originallänge zu präsentiere. Etwas dramatische Zuspitzung würde der handlungsarmen Oper sicherlich gut tun.</p><p> </p>
helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Schloss 1, 99706 Sondershausen, Deutschland51.3713565 10.869983223.061122663821152 -24.2862668 79.681590336178843 46.0262332tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-12190512152239249162022-07-10T04:35:00.005-07:002022-07-11T02:47:36.250-07:00Die letzten ihrer Art<h3 style="text-align: left;">Lebendige Dinos: Alsmann und Band bei den Kreuzgangkonzerten</h3><p>Sich für Götz Alsmann und Band zu begeistern, das ist wie Eulen nach Athen tragen. Man muss dieses Ensemble einfach bewundern. Warum? Das will ich in ornithologischer Sorgfalt erklären. </p><p>Götz Alsmann und Band sind Garanten für beste Unterhaltung. Sie liefern an diesem Wochenende gleich zweimal in Walkenried ab und sie liefern mehr als bestellt. Im Publikum der Kreuzgangkonzerte sitzen Wiederholungstäter. Sie wissen, was sie von Alsmann zu erwarten haben und ihre Erwartungen werden auch dieses Mal in jeder Hinsicht übererfüllt.</p><p>Auf der Bühne im klösterlichen Kreuzgart stehen lebendige Dinos. Es sind Überlebende aus den goldenen Tagen der Revuen und Samstagabendshows. Götz Alsmann ist bestimm der letzte seiner Art und vor allem seiner Qualität, Alsmann ist ein Entertainer, und in seiner Komplexität wohl einmalig. Das was er macht, beherrscht er in einer Art und Weise, die an Perfektion grenzt. Das beste daran? Er macht es locker und lässig und ohne sichtbare Anspannung und Verkrampfung.</p><p>Der Begriff Konzert ist zu kurz gegriffen. Götz Alsmann liefert eine komplette Show ab. Es gibt nicht nur Musik, sondern einen Ausflug in die Zeitgeschichte mit Lyrik und Prosa. Götz Alsmann schafft es immer wieder, im Publikum das Kopfkino anzuschalten. Er ist bestimmt keine Rampensau, sondern ein Feintechniker. Die Grenze ist klar. Es gibt keine Anbiederung. Man bleibt beim "Sie" und "Meine Damen und Herren". </p><p>Als er zu Beginn des zweiten Sets wortreich durch die dunkle Nacht streift, um auf einem vergessenen Friedhof die Lösung aller Musikerprobleme zu finden, da spürt man als Zuhörer den tosenden Wind und den klatschenden Regen geradezu. Künstler und Publikum sind ein eingespieltes Team. Es weiß auch ohne Anweisung, wo die "Oooohs" und "Aaahs" hingehören.</p><p></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiurv4rpDc66k_cU9HIiVtRjQR2ExiwtbdIGFDAAFyESbRYeWMwC_SjrFBrHIygo3PhDctvLR6p_EWnm8Rtej_Hjj6WC65RVOvTxZuSJ2k2Fc3nQmzChHgL-kqM6f4rkmpmHPnFOIiEQ7nFfOnrp_u8qnnEjNNqR_FNnnbPgtHItphXt6q7Vh0Ru_6oPg/s6000/IMG_1378.JPG" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="4000" data-original-width="6000" height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiurv4rpDc66k_cU9HIiVtRjQR2ExiwtbdIGFDAAFyESbRYeWMwC_SjrFBrHIygo3PhDctvLR6p_EWnm8Rtej_Hjj6WC65RVOvTxZuSJ2k2Fc3nQmzChHgL-kqM6f4rkmpmHPnFOIiEQ7nFfOnrp_u8qnnEjNNqR_FNnnbPgtHItphXt6q7Vh0Ru_6oPg/w400-h266/IMG_1378.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><div style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Wie in alten Zeiten: Alsmann spielt</span></div><div style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">auf seinem Kinderklavier.<br /><div style="text-align: right;">Alle Fotos: Thomas Kügler</div></span></div></td></tr></tbody></table>Die Musik ist nur komplett mit der Moderation. Götz Alsmann ist ein Meister des gesprochenen Wortes. Er kennt die Nebenbedeutungen und baut bombastische Wortungetüme auf, sonnt sich in deren Glanz und weiß, welche Assoziationen bei beim Auditorium in Gang setzt. Weil er sein Publikum eben kennt. Wenn er Szenen aus längst abgelaufenen Filmen schildert, dann teilen er und sein Publikum Kindheitserinnerungen. Das knüpft das Band zwischen Künstler und Auditorium und dieses Band ist nicht zart sondern kräftig und seit vielen Jahren erprobt.<p></p><p>Das versuchen einige seiner Kolleginnen und Kollegen auch. Aber Alsmanns Kunst besteht darin, dem Publikum das Gefühl zu geben, das das, was es gerade erlebt, einzigartig ist und nur für diesen einen Abend gilt. Die Architektur tut in Walkenried ihren Teil dafür. Gleich zweimal schlägt die Glocke der Kapelle einfach passend in das Programm. Das gibt es wirklich nur bei den Kreuzgangkonzerten und nur an diesem Abend. Das gilt auch für den Hinweis auf den Spielort Kloster.</p><p>Das Gesamtpaket ist eine Mischung aus Musik, Reminiszenzen und Klamauk auf höchsten Niveau, gewürzt mit Tiefgang. Es kippt aber nie in den Kitsch, weil Alsmann und sein Publikum Souveränität ausstrahlen, Selbstironie besitzen und über sich selbst lachen können.</p><h4 style="text-align: left;">Die Musik</h4><p>Das Programm heißt "L.i.e.b.e." und es versammelt Songs zum Thema Nummer eins der populären Musik aus rund 40 Jahren. Es sind Songs über glückliche, unglückliche und verunglückte Liebschaften. Die Arrangements drehen sich um das, was man Mitte des 20. Jahrhunderts für exotisch gehalten hat. Es gibt viel Mambo und Rumba, Swing und Blues und Bossa nova geht sowieso immer.</p><p></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgtiF88hUVDna0ubCSjn43atW4co1JC8423RURzG2cjb8xC4yoOefABD6qoYCvXgEZBninLpxhG3PXLAHXG1LP5hNm2umDuO5PPTcjf1SZVpJACSxpXDPqXeRkkGXm7vynqR5CE35yrqi31C9UN-WQ_Tr3GQWJCA6w1-FtatMDDuXqBvwwoKqBG3NklQw/s6000/IMG_1389.JPG" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="6000" data-original-width="4000" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgtiF88hUVDna0ubCSjn43atW4co1JC8423RURzG2cjb8xC4yoOefABD6qoYCvXgEZBninLpxhG3PXLAHXG1LP5hNm2umDuO5PPTcjf1SZVpJACSxpXDPqXeRkkGXm7vynqR5CE35yrqi31C9UN-WQ_Tr3GQWJCA6w1-FtatMDDuXqBvwwoKqBG3NklQw/w266-h400/IMG_1389.JPG" width="266" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Sie können auch anders: <br />Sicking und Alsmann rocken. </span></td></tr></tbody></table>Dennoch werden einige Gewohnheiten auf die Probe gestellt. Das geht bis an die Blasphemie. Sinatras "Summerwind" kommt als Rumba daher und "Man müsste Klavier spielen" wird zum Rhythm'n'Blues umfunktioniert, inklusive Tastensolo in Jerry Lee Lewis-Manier.<p></p><p>Egal, was Alsmann und Abend an diesem Abend bei dem Kreuzgangkonzerten spielen, über allem steht das Credo: "Es muss swingen, es muss Spaß machen". Davon gibt es eine ganze Menge. Darin liegt die Qualität dieser Band. Die Jungs haben Spaß an ihrem Tun und damit reißen sie das Publikum mit. So muss das sein.</p><p>Abgesehen vom Schlagzeuger Dominik Hahn sind alle Mitmusiker alle Bekannte. Der Kern des Ensembles spielt schon seit langer Zeit zusammen und es hat sich deswegen eine Leichtigkeit eingestellt, die einfach gut tut.</p><p>Dabei ist Götz Alsmann in die Rolle des Primus inter pares gerutscht. Genauso wichtig, wie sein Tastenspiel ist Altfrid Sicking am Vibraphone oder Markus Passlik als Perkussionist. Der legt Ausdruckstanz mit Rumba-Rasseln hin und Ingo Senst darf am Bass auch mal glänzen. </p><p>Erst in der Zugabe steht Alsmann als Solist mit Ukulele auf der Bühne. Jetzt wird es sehr intim. Zum Abschluss dürfen noch mal alle Kollegen an die Instrumente und dann an die Rampe. </p><p>Egal, was sie spielen, es geschieht nach dem Konzept, dass die Musik Mitte des 20. Jahrhundert so locker gemacht hat. Ein paar große Jungs kommen zusammen, die ähnliche musikalische Vorstellungen haben. Man entwickelt gemeinsam Themen, variiert die und wenn sich niemand im Kräutergarten verirrt, dann finden zum Schluss alle wieder zusammen. Damit das gelingt, bedarf es aber einer ordentlichen Portion Meisterschaft und Souveränität , die eben nicht mehr jeder hat. Deswegen sind Abende mit Alsmann und Band so wichtig, egal was sie spielen. <br /><br /> </p><p><br /></p><p><br /></p>helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Steinweg 4A, 37445 Walkenried, Deutschland51.58285 10.6191923.272616163821155 -24.53706 79.893083836178846 45.77544tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-66835372370061379552022-07-07T05:22:00.003-07:002022-07-07T05:26:41.387-07:00This Pisspott is art<h3>Konferenz am DT Göttingen: Warum Wilhelm Busch so aktuell ist
</h3>
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Einblicke in das Leben warten manchmal dort, wo man sie gar nicht erwartet. Auf jeden Falle bietet “PARDAUZ! SCHNUPDIWUP! KLIRRBATSCH! RABUM!” eine Menge an Erleuchtung. Mit dieser Uraufführung legt Annette Pullen einen Einstand nach Maß am Deutschen Theater in Göttingen. Ihre Inszenierung einer Wilhelm-Busch-Revue hat Witz, Tiefgang, Satire, Finten, Selbstironie, Diskussionsbedarf und Unterhaltungswert. Mehr kann man sich nicht wünschen.
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Dabei hat Pullen gleich zwei prominente Hebammen. Die Vorlage stammt von niemanden geringen als Rebekka Kricheldorf und Hannah Zufall und wurde eigens für Göttingen geschrieben. Wilhelm Busch hätte das Stück bestimmt gefallen. Zu seinem 190. Geburtstag schaffen die beiden Autorinnen es nicht nur, dessen Kampf gegen Spießer und Selbstgerechte mit anderen Mitteln fortzusetzen. Sie machen auch deutlich, dass nicht “Max und Moritz” sondern “Die fromme Helene” wohl sein Schlüsselwerk ist. Was als Klamauk beginnt, endet mit einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Literatur des 19. Jahrhunderts und mit den Empfindlichkeiten der Gegenwart.
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<h4>Die Führung</h4>
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Die Lämpels haben die Herrschaft übernommen. Das Publikum versammelt sich vor dem Theater zur 190. Jahrestagung der Wilhelm-Busch-Figuren. Die Schwester des Namensgeber backt Pfannkuchen und verteilt sich an die Umstehenden. Es könnte der Auftakt zu einem fröhlichen Sommerabend werden.</p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhToZ7Rt40zKfX9OTFmzrVP8t_M2NRWDfrsqR-af_QU1gKSgxo4VMV5wB_tWZne1OZHixS_LyDopQuCuKAtdWAq1KqNKujdsDahZ0OoYceADvXfncMoGLrHs03fBJpqJLMR1fgJmws031sH3HeP3AYs9sxo4CL-6_ZO3KXx4bd1GIapUAmCFAKHlkpoTg/s4032/IMG_2521.JPG" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhToZ7Rt40zKfX9OTFmzrVP8t_M2NRWDfrsqR-af_QU1gKSgxo4VMV5wB_tWZne1OZHixS_LyDopQuCuKAtdWAq1KqNKujdsDahZ0OoYceADvXfncMoGLrHs03fBJpqJLMR1fgJmws031sH3HeP3AYs9sxo4CL-6_ZO3KXx4bd1GIapUAmCFAKHlkpoTg/w400-h300/IMG_2521.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Die Lämpels sind mitten unter uns. <br /></span><div style="text-align: right;"><span style="font-family: courier;">Alle Fotos: Thomas Kügle</span>r</div></td></tr></tbody></table><p></p>
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Aber zahlreiche Lehrerplagiate streifen in schwarz-weiß durch die Ansammlung und rufen die Besuc<br />herinnen und Besucher zur Mäßigung auf. Nicht bei jedem kommt das gut, aber das Risiko muss man eingehen, wenn man ein Stück als Mitmachtheater konzipiert. Ausgangspunkt dieser Inszenierung ist eine imaginäre Konferenz und im zweiten Teil des Abends gibt es viele Seitenhiebe auf die Rituale von Kongressen und auf die Teilnehmer an diesen Ritualen.
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Das Publikum wird geteilt. Die Besucher mit dem blauen Armband folgen dem Lämpel-Imitat mit dem blauen Schild, die mit dem roten Armband folgen dem Lämpel-Imitat mit dem roten Schild. Die Szenenfolge beginnt mit einer Krise im weiß-blauen Bierzelt. 1864 studiert Wilhelm Busch in München Malerei ohne Erfolg. Er ist mit seinem Latein am Ende und der Vater mit der Geduld und dem Geld. Immerhin hat Busch junior die 30 schon überschritten, ohne zu wissen, wohin es gehen soll. Er steht also am Wendepunkt und taugt nicht zum Held sein.
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Es kommt zum Krach mit den Freunden aus der Boheme und Gabriel von Berlepsch gibt einen wunderbaren zornentbrannten Busch. Trotz anschließender Versöhnung ist der Bruch mit diesem Lebensabschnitt klar. Wunderbar gelingt es dem Trio Gerd Zinck, von Berlepsch und Roman Majewski im Fotostudio das Publikum einzubeziehen in diesem Abschied. wie überhaupt an den ganzen Abend über die Besucher immer wieder zu Akteuren gemacht werden. Das ensemble nimmt das publikum Ernst und alle haben ihren Spaß dabei.
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Die nächste Station zeigt den alten Busch, der sich in seinem Heimatort Wiedesahl vor der Welt versteckt und sich von seiner Schwester Fanny bekochen lässt. Trotzdem hat der Eremit seine Augen nicht vor der Welt verschlossen und kennt die Nöte seiner Zeitgenossen zu genau. Ronny Thalmeyer interpretiert den alten Busch vor allem als Mitmenschen.
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Die biografischen Eckdaten sind gesetzt, nun geht es ins Museum. Im Lämpel-Outfit gibt Bastian Dulisch einen dreisprachig radebrechenden Museumsführer, der die Ausstellungspolitik seines Hauses nicht ganz ernst zu nehmen scheint. Die Seitenhiebe auf die übliche Heldenverehrung gipfelt in einem ausgestellten Nachttopf und dem Bekenntnis “This Pisspott is art.”
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Im Ausstellungsraum zwei zeigt Anna Paula Muth ebenfalls dreisprachig dem Publikum den richtigen Weg zwischen vielen falschen Fährte. In der Mitte steht eine kolosse Vitrine mit imposanten Schmetterlingen. Doch entscheidend sind die Bienen, die alle einen Namen haben. Man übersieht sie fast zwischen all dem Offensichtlichen. Diese witzige Lektion in Sachen “Traue nie dem Schein” wäre wohl auch im Sinne Busch gewesen.
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Die Führung endet im DT-Keller, der den Hauptbahnhof Mainz darstellen soll. Hier traf sich Busch im Herbst 1875 mit der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Marie Anderson. Der Disput der beiden stellt immer wieder die Frage nach dem Image der eigenen Person und die Frage “Was bleibt von mir in Erinnerung. Ob es einen Sieger in diesem Streit gab und wer es war, das darf jeder im Publikum für sich beantworten.
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<h4>Der Kongress lacht</h4>
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Das Heute findet im DT-1 statt. Hier im Großen Haus tagt die Versammlung der Wilhelm-Busch-Figuren und stellt sich ganz gegenwärtige Fragen. Es geht um Akzeptanz und Relevanz der eigenen Person in der Gegenwart. Die überstrapazierte “Identität” taucht dankenswerter Weise nicht auf.
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</p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhHIE1eAqIo5hotNmtpFdO1541O0ScohEjb6A2vMc5gVlZMhAhXNQRLhN_MHJMSP0iX5LRpmD108fixBYYeiImz6QhJCKdVLRQHXDSP-O8BHE56mdSQGmhX1BjSEDmah22xw0qyx2AX-rrlwuCrjr5oJSFo1mNhjmVJZrPfue3ZyNYqjJVKNx109mtU5Q/s4032/IMG_2544.JPG" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhHIE1eAqIo5hotNmtpFdO1541O0ScohEjb6A2vMc5gVlZMhAhXNQRLhN_MHJMSP0iX5LRpmD108fixBYYeiImz6QhJCKdVLRQHXDSP-O8BHE56mdSQGmhX1BjSEDmah22xw0qyx2AX-rrlwuCrjr5oJSFo1mNhjmVJZrPfue3ZyNYqjJVKNx109mtU5Q/w400-h300/IMG_2544.JPG" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Schicksalsgöttin, Hobbydichter und<br />Lausbuben: Der Busch-Kosmos besteht<br />den Realitätstest. <br /></span><div style="text-align: right;"><span style="font-family: courier;">Foto: Kügler</span> </div></td></tr></tbody></table>Mit Julchen ist es wiederum eine Nebenfigur, die in das Rampenlicht gerückt. Nathalie Thiede gibt dieser Figur eine ganz gegenwärtige Gestalt. Solche Typen kennt man von jedem Elternabend oder ähnlichen Veranstaltungen. Immer etwas überdreht vor dem großen Auftritt und ansonsten immer um Friede-Freude-Eierkuchen bemüht. Die Autorinnen und die Regisseurin nutzen die Chance, die ihnen Busch mit seine angedeuteten Figuren gegeben hat und bauen sie zu echten Charakteren aus.
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<p>Es folgt das Geplänkel, dass im Vorfeld einer solchen Versammlung üblich ist. Da wird um die Sitzordnung gerungen, über die Tagesordnung gestritten und natürlich darf auch eine Auseinandersetzung über wer wie wann und wo angesprochen wird nicht fehlen. Marco Matthes ist als Sitzungsleiter Lämpel so herrlich überfordert, dass man gelegentlich Mitleid mit ihm bekommt. Sein Bekenntnis, dass er die Rolle des Ordnungshüter nur spiele, weil es ja irgendjemand machen müsse, klingt ehrlich, herzergreifend und überzeugend.
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Doch die inhaltlichen Schwerpunkte setzen zwei Frauen. In der Rolle der frommen Helene hält Rebecca Klingenberg ein starkes Plädoyer für das Recht auf Scheitern, das man mit Applaus quittieren muss. In den Zeiten der Selbstoptimierer ist den Autorinnen und der Regisseurin ein passender Gegenentwurf gelungen.
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<p>Andrea Casabianchi geht subtiler vor. Mit wohl gesetzten Worten stellt sie in der Rolle der Schicksalsgöttin die Fragen, was heute noch als erlaubt gilt. Sind die Busch-Figuren nur noch von bedauernswerten Gestalten umgeben? Darf man nur über das Lachen, was die Lämpels dieser Welt zulassen?Das alles im Gewand der Turandot gekleidet. Die Antworten dazu darf man sich selbst geben und deswegen ist das Stück so gelungen. Es verzichtet auf schwarze Pädagogik und erhobene Zeigefinger. Am Ende gibt Lämpel kleinbei und findet Trost in der neuen Lockerheit.
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<p>Es erschließt sich nicht auf den ersten und auch nicht auf den zweiten Blick, welchen Bezug das Bühnenbild von Gregor Sturm zu Busch hat. Aber fliegende Schränke sehen nicht nur fantastisch aus, sie hätten dem Wilhelm bestimmt auch gefallen.</p>
<br /><br /><br /><br />helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Theaterpl. 11, 37073 Göttingen, Deutschland51.53666 9.9399323.226426163821152 -25.21632 79.84689383617885 45.096180000000004tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-71624727705784049942022-06-21T05:38:00.004-07:002022-06-21T05:38:51.787-07:00Weitaus mehr als Standard A und Standand B<h3 style="text-align: left;">NDR Ensemble überzeugt mit anderer Sicht auf Gewohntes</h3>
<p>Das war der Schritt in eine neue Dimension. Die Elphcellisten gastierten zum ersten Mal bei den Walkenrieder Kreuzgangkonzerten. Weil sie eine andere Sicht auf Orchestermusik zeigten, hinterließen die 11 Hanseaten ein begeistertes Publikum.</p>
<p>In diesem Ensemble haben sich 2017 elf Musikerinnen und Musiker zusammengefunden, die ansonsten für den NDR die Elbphilharmonie bespielen. Alle bringen das gleiche Instrument mit, nämlich jeweils ein Cello. Da taucht die Frage auf: Wie kann man nur auf die Idee kommen, ein Ensemble zu gründen, das nur aus lauter Stehgeigern besteht. Schließlich ist das Cello nach Vivaldi und Bach in den klassischen Hintergrund geraten. Das Angebot an Literatur für dieses Instrument ist überschaubar und viele zitieren gern Dvorak Sentenz vom unten brummen und oben quietschen.</p>
<p>Nach dem Gastspiel in Walkenried muss man die Frag stellen: Warum hat es mehr als 500 Jahre gedauert, bis jemand den Geistesblitz hatte, ein Orchester nur mit Celli zu bestücken? Die Elpcellisten zeigten mehrfach die gesamte Vielfalt des Instruments und was alles möglich im Zusammenspiel.</p>
<p>Dabei kommt dem Ensemble die Ausstattung des Instruments zugute. Mit vier Oktaven bietet es ein Spektrum, das anderen klassischen Streichinstrument verwehrt bleibt. Zudem liegt das Cello in etwa auf den Frequenzen menschlicher Singstimmen. Damit kann es bei den Zuhörerinnen und Zuhörern durchaus einschmeicheln</p>
<h4 style="text-align: left;">Das Programm </h4>
<p>Der Abend ist zweigeteilt und folgt einer einfachen und überzeugenden Dramaturgie. Der erste Teil des Programms gehört fast ausschließlich den Spät- und Neoromantikern, bis es im zweiten Teil deutlich rhythmusbetont wird.</p>
<p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhh34la6q6jLBkOXUbsoZYqauSfCPJdms5FtFPa1G5BNBDrqw10r1CdcucqpZ5RCcG6oXeb-DVMWXdhA3z4Sknqps_4w6P7AHYnMejt48-gIjy-W9dOaxBB79wWTYp5HCDBNuPI0rJttzD48AHWrmEMeTgVPly3mTP36m6pGHWMioVAVT_YqxazU5tuhA/s4032/IMG_2161.JPG" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhh34la6q6jLBkOXUbsoZYqauSfCPJdms5FtFPa1G5BNBDrqw10r1CdcucqpZ5RCcG6oXeb-DVMWXdhA3z4Sknqps_4w6P7AHYnMejt48-gIjy-W9dOaxBB79wWTYp5HCDBNuPI0rJttzD48AHWrmEMeTgVPly3mTP36m6pGHWMioVAVT_YqxazU5tuhA/w300-h400/IMG_2161.JPG" width="300" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Eine innige Beziehung.<br /></span><div style="text-align: right;"><span style="font-family: courier;">Alle Fotos: Kügler</span></div></td></tr></tbody></table>Den Auftakt machen drei Lieder des Schweden Hugo Alfvén. Im "Aftonen" ist zuerst die volle Wucht von elf Celli, die aber weich wie ein Welle der Ostsee daherkommt. Dann übernehmen drei Instrumente die Stimmführung, die anschließend von den Kolleginnen und Kollegen differenziert wird. Entsprechend des Titels stellt sich gleich dieses wohlige Abendgefühl im Publikum.</p>
<p>Das "Och jungfrun hon gar i ringen" kontrastiert und zeigt sich spielerisch und tänzerisch. Zum ersten Mal spielen die Elphcellisten den gesamten Tonumfang ihrer Instrumente zur Geltung. Im Wechselspiel wird deutlich, dass auch diese Ensemble über ein blindes Verstehen verfügt. Es kommt ohne sichtbares Dirigat aus und beweist damit technisch das höchste Niveau.</p><p>Der "Pseudo Yoik" des Zeitgenossen Jaaka Mäntyjärvi ist aus anderem Holz geschnitzt. Hier klingt alles nach Folklore und die Celli verwandeln sich zumindest akustisch in Fiedeln. Als dann auch noch die Absätze des Ensembles auf die Bühne knallen, ist man zumindest mental auf einer Tanzveranstaltung. </p><p>Der "Valse triste" von Jean Sibelius entwickelt sich erst langsam aber dann gewaltig. Gezupfte Celli legen die Basis für die sanften Streicher. Nur sehr leise ist der Walzer zu hören. Doch dann brandet aus dem Tutti eine umwerfende Dynamik heraus und der anfangs so verhaltene Walzer endet in einem wahren Klanggewitter. Jetzt wird klar, dass das Cello wie geschaffen ist für Räume wie den Kreuzgang in Walkenried. Architektur und Instrument gehen hier ein Symbiose voller Klanggenuss ein. Da braucht es keine Elektrik. </p><p>Eben gerade noch eine Wand aus Klang, nun ein transparentes Klanggewebe. Im Präludium zu Griegs Suite "Aus Holbergs Zeit" scheinen die Musikerinne und Musiker Hummeln im Hintern zu haben. Aber im tänzerischen Miteinandern ist jedes einzelne Insekt deutlich zu hören. Niemand dominiert hier den anderen. </p><p>Auch das Air ist vom Wechselspiel der elf Freunde geprägt. Im Arrangement erinnert es an Bach. Über dem Continuo variieren kurze Soli ein Thema. Dabi nutzen die Hanseaten wieder den gesamten Tonumfang. Zum ersten Mal stellt sich an diesem Abend die Frage: "Wer braucht eigentlich ein komplettes Orchester wenn er die Elphcellisten hat?"</p><p>Noch vor der Pausen gibt es mit "Los trajabadores agricolas" von Alberto Ginastera den Systemwechsel. die Träumereien sind vorbei, es wird rhythmischer. Das Tutti überrascht das Publikum mit einer Wand von Wohlklang. Aus dem Staccato differenziert sich das Klangbild deutlich. Am ende steht Wechselspiel zwischen links und rechts mit sehr viel Flamencogefühl</p><h4 style="text-align: left;">Nach der Pause</h4><p> Das Intermezzo aus der "Cavalleria rusticana" von Pietro Mascagni bringt noch einmal ein Wechselspiel. Vier Celli auf der linken Seite beginnen mit einer leichten Melodie, dann zupft die Mitte zweimal und auf der rechten Seite antworten vier Celli mit derselben Melodie. Dann wird in der Mitte wieder gezupft und es geht links weiter. Wieder tänzerisch und luftig. So muss sich ein Ausflug auf dem Land anhören wenn man mit dem Pferd unterwegs ist.</p><p>Das Cello kann fast alles, selbst Tango. Das zeigen die Elphcellisten mit den drei Stücken von Carlos Garciá. Erst wird geschmachtet, dann gezürnt und zum Schluss versöhnt. Immer wieder entwickelt aus dem Staccato der Tutti ein Dialog. Die Celli bewältigen die Gefühlsausbrüche des Tangos wunderbar. Das Instrument ist wie geschaffen für die explosiven Stimmungen und expressiven Sprünge in diesem Genre. </p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhfVVo2XIvFO2S_zhh7_9FXrUJnpdlW9J2pYGvMlP7AF6thgpf9-nXAq9zPi8mjPIjQQEBtyKwNXEY46PvxcNmh1y_onZrYmGkRHOuSMsecuUl-nn5h3cqZKQtEyPqWg4OBOTA5ii7x4DTilp2rCryuX76RQza1wBjrOb6wvWy8ykWrGOga15YURgP0rQ/s4032/IMG_2168.JPG" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhfVVo2XIvFO2S_zhh7_9FXrUJnpdlW9J2pYGvMlP7AF6thgpf9-nXAq9zPi8mjPIjQQEBtyKwNXEY46PvxcNmh1y_onZrYmGkRHOuSMsecuUl-nn5h3cqZKQtEyPqWg4OBOTA5ii7x4DTilp2rCryuX76RQza1wBjrOb6wvWy8ykWrGOga15YURgP0rQ/w400-h300/IMG_2168.JPG" width="400" /></a></div>Die "La Peregrinación" von Ariel Ramirez führen dann in ruhiges Fahrwasser zurück. Mitte rechts legt ein Cello mit perlenden, elektronisch anmutenden, gezupften Tönen die Basis für die weichen Streicher. Im Wechselspiel entwickeln sie eine Melodie, die an einen klassischen Chanson erinnert. Ohne Wehklagen singen die Instrumente von der Schönheit des Lebens an einem lauen Abend im Sommer. Augen zu und träumen lautet die Empfehlung. <p></p><p>Die Enttäuschung ist an diesem Abend der erste Teil der West Side Story-Trilogie. Der "Maria" fehlt die Expressivität dieses Schmachte-Klassikers. Erst im "Dance" können die Elphcellisten wieder mit der Melodie-Entwicklung glänzen. Aus dem Tornado des Tutti schält sich Schicht um Schicht ein Blues heraus, der sich Ton für ton für Ton in Wohlgefallen auflöst.</p><p>Der abschließende "Mambo" zeigt noch einmal den ganzen Spaß, den die Musikerinnen und Musiker am eigenen Tun haben. Der Funke springt schon beim ersten Refrain auf das Publikum über. Das erklatscht sich dann auch eine Zugabe.</p><p>Dieses Gastspiel hat gezeigt, dass es sich für alle Beteiligten lohnt, in scheinbar sicheren Gefilden mal eine andere Route zu nehmen. Nur so gewinnt man neue Perspektiven. Wenn der Akt der neuen Erkenntnisse wie an diesem Abend mit jeder Menge Spaß auf beiden Seiten verbunden ist, dann kann man mehr nicht wollen.</p><p><br /></p><br /><p><br /></p><p> </p><p><br /></p>helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Steinweg 4A, 37445 Walkenried, Deutschland51.58285 10.6191923.272616163821155 -24.53706 79.893083836178846 45.77544tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-64746538143447877942022-06-08T06:17:00.002-07:002022-06-08T06:17:36.101-07:00Zusammenspiel auf höchstem Niveau<h4 style="text-align: left;">Leipziger Bläsersolisten bei den Kreuzgangkonzerten</h4><p>Am Samstag frech Muse, am Pfingstmontag hohe Kunst. Mit einem Kontrastprogramm eröffneten die Kreuzgangkonzerte Walkenried die 37. Spielzeit. Dabei erstaunten die Bläsersolisten aus dem Leipziger Gewandhaus mit einem Zusammenspiel auf höchsten Niveau.</p><p>Diesem Ensemble fehlt nur eins und zwar eine Dirigentin oder ein Dirigent. Aber die elf Musiker aus Leipzig kommen auch ohne Taktstock aus. Ihr Programm "Serenaden zu Pfingsten" zeigte, dass klassische Musik auch ohne Streicher auskommen kann. </p><p>Eine Serenade ist ein Musikstück für die Abendstunden und deswegen mit der Erwartung "ruhig und gelassen" verbunden. Genau dies erfüllt Mozarts 11. Serenade in vier von fünf Sätzen. Das Allegro kommt wahrlich majestätisch daher. Gelassen entwickeln Thomas Ziesch und Ingolf Barchmann an den Klarinetten das Thema, das dann die Blechbläser kontrastieren. Im Wechselspiel von Holz und Metall ergibt sich eine für Mozart ungewohnte Ruhe.</p><p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhTX_-KzMTuZAuRfGMHYx0nqWcbyZp33OAXjYqi71gzElozX6XVkN8EUUVnkMfY7cDbNuIFxBc9bUw1sMeqGsVsx-my26ge4IkedIWA8XWYWULKuZj6D8JC3wnvmQ2NPJj_EiGVyKcRQ7JDrFC5EBuys5-XoFSJbqBJpzT3VfNOj3_W-9SY3D5pIzI62g/s4032/IMG_1887.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhTX_-KzMTuZAuRfGMHYx0nqWcbyZp33OAXjYqi71gzElozX6XVkN8EUUVnkMfY7cDbNuIFxBc9bUw1sMeqGsVsx-my26ge4IkedIWA8XWYWULKuZj6D8JC3wnvmQ2NPJj_EiGVyKcRQ7JDrFC5EBuys5-XoFSJbqBJpzT3VfNOj3_W-9SY3D5pIzI62g/w300-h400/IMG_1887.jpg" width="300" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Es ist schon recht voll auf<br />der kleinen <br />Bühne.<br /></span><div style="text-align: right;"><span style="font-family: courier;">Alle Fotos: Kügler</span></div></td></tr></tbody></table>Das erste Menuetto übererfüllt die Erwartungen. Dabei ist das fehlerfrei Tanzen im Tutti der erste Beweis des einhelligen Verständnis und blinden Zusammenspiels dieses Ensembles. Das anschließende Adagio wird vom Amanda Taurina und Frank Sonnabend bestimmt. Sie entlocken ihren Oboen einen zauberhaften Klang, der den hohen Raum im Kreuzgang feenhaft und elfengleich füllt.</p><p>Im Allegro zieht das Tempo deutlich an. Dieser Satz ist bestimmt vom Trialog zwischen Klarinetten, Oboen und Hörner. Dieser funktioniert tadellos.</p><p>In seinem Oktett op. 103 hat Ludwig van Beethoven schon in jungen Jahren diesen Ansatz in der Kammermusik ausgebaut. Die sehr kurzen Soli der Holzbläser werden vom Blech beantwortet, um dann im Tutti ein harmonische Ganzes zu ergeben. Das funktioniert eben nur dann, wenn man sich musikalisch versteht. Bei den Bläsersolisten ist das Verständnis so groß, dass für dieses Werk sogar auf den strukturierenden Kontrabass verzichten können. </p><p>Das Wechselspiel der Instrumentengruppe bestimmt die ersten drei Sätze in op 103 und wer genau hinhört, erkennt im Menuetto das Motiv, das später die 6. Sinfonie, die Pastorale, bestimmen wird. Überhaupt gibt Beethoven hier einen Ausblick auf die kurze Glanzzeit der Holzbläser in der Musik der Frühromantik. Das Leipziger Ensemble weiß dieses sehr gut herauszuarbeiten.</p><p>Zu Lebzeiten gehörte Franz Krommer als Kapellmeister am Hof in Wien zu den musikalischen Größen. Heute zählt der Spezialist für Kammermusik eher zu den unbekannten Größen. Auch sein Octett-Partita op. 57 gibt einen Vorgeschmack auf die Romantik. Der Einstieg in das allegro vivace erfolgt kraftvoll im Tutti und bringt die Erkenntnis, dass die Bläsersolisten nicht nur bedächtig können. Im Minuetto presto übernehmen die Hörner die Regie und die Holzbläser antworten nur. </p><p>Das Wechselspiel setzt sich im Adagio fort. Lieder geraten hier wie auch in der anschließenden Alla polacca die Blechbläser so laut, dass von den stimmführenden Oboen nicht viel übrig bleibt.</p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjfBuwS-7gBg-qcapTwzQQB9ol-iO8EH5koWqTzh1_tCZOqSFbxH1ymq665ALt5HWaH3bl1QOC3reCv5PMxAJs-62yURkxwLu0mGWr4aJPQ1QFRKYBxuYG7nLjS4PYKt2igr2wPCG95NQU6heJzu1yO7g8VYsm0DGMhoco9vLRlzwzftQnqi5e9SsJOTA/s4032/IMG_1889.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjfBuwS-7gBg-qcapTwzQQB9ol-iO8EH5koWqTzh1_tCZOqSFbxH1ymq665ALt5HWaH3bl1QOC3reCv5PMxAJs-62yURkxwLu0mGWr4aJPQ1QFRKYBxuYG7nLjS4PYKt2igr2wPCG95NQU6heJzu1yO7g8VYsm0DGMhoco9vLRlzwzftQnqi5e9SsJOTA/s320/IMG_1889.jpg" width="320" /></a></div>Zum Abschluss des Abend gibt es in Dvořáks Bläserserenade doch noch Streichereinsatz und das auch noch mit dem vom Komponisten wenig geschätzten Cello. Es ist aber ein düsterer Abend, der im ersten Satz dämmert. Erst das Minuetto bringt den quirligen Dialog von Holz und Metall zurück. Zeitgenosse Smetana hat sich von diesen Passagen hörbar für das Quellen-Thema seiner Moldau-Komposition anregen lassen.<p></p><p>Der Abend endet fulminant Das Staccato der Hörner im Final Allegro Molto greift Motive der Polka auf und das Kopfkino beim Publikum geht an, weil hier jeder Ton sitzt. Nur das Cello hat Schwierigkeiten sich bei diesem Parforceritt Gehör zu verschaffen.</p><p>Ihr Zusammenspiel auf höchstem Niveau haben die Bläsersolisten mit dieser Auswahl och einmal bestätigt. Auf jeden Fall belohnt das Publikum diese großartige Leistung mit einer großen Portion Applaus.<br /></p><p><br /></p><p><br /></p>helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Steinweg 4A, 37445 Walkenried, Deutschland51.58285 10.6191938.443824239300866 -6.958935 64.721875760699135 28.197315tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-6413107392319570372022-06-07T05:24:00.004-07:002022-06-08T00:44:52.142-07:00Vorsicht, sie wollen nur spielen<h4 style="text-align: left;">Mit den Zucchini Sistaz raus aus dem Corona-Blues</h4><p>Besser kann ein Neustart nicht sein. Nach zweieinhalb Jahren Zwangspause waren die Zucchini Sistaz am Pfingstsamstag die ersten auf der Bühne der Kreuzgangkonzert Walkenried. Mit einer Mischung aus Swing, Rumba und Slapstick hat das Trio aus Münster den Corona-Blues innerhalb von Sekunden vertrieben. Am Ende stand die Gewissheit: Klatschen und Johlen macht allen Spaß, den Musikerinnen und dem Publikum gleichermaßen.</p>
<p>Wenn es jemanden gibt, auf dem die alte Weisheit "Entscheidend is' auf'n Platz" gilt, dann für diese Drei. Seit 13 Jahren gibt die Formation, aber auf der Habenseite steht nur ein Album. Aufgehoben wird das vermeintliche Manko durch eine Tourliste, die selbst in diesem Jahr so lang ist wie das Telefonbuch von Walkenried. Die Zcchini Sistaz zeichnen sich einfach durch eine Lust am Spielen aus, die nur wenige Ensembles in Deutschland aufweisen.</p>
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</p>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi3OAY1RO0nXXq75tYU62W0TB1K5JN5V7lNwhh_RAWFiMkWqOjRSMzxAh56l0DmEwmClBlglzlPOTbbzkfRYOeZYm7t3iqXCrYFipRsupW-nh1kDbhqK98W-uLvrnh2gcUz23xDrjQCOlIlJR1oxmGW5QclylOms66y4tpvJJuzPmdh_5qlbhRpyLxkiA/s4032/IMG_1836.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="4032" data-original-width="3024" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi3OAY1RO0nXXq75tYU62W0TB1K5JN5V7lNwhh_RAWFiMkWqOjRSMzxAh56l0DmEwmClBlglzlPOTbbzkfRYOeZYm7t3iqXCrYFipRsupW-nh1kDbhqK98W-uLvrnh2gcUz23xDrjQCOlIlJR1oxmGW5QclylOms66y4tpvJJuzPmdh_5qlbhRpyLxkiA/w300-h400/IMG_1836.jpg" width="300" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><div style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Die Rhythmusgruppe Balandat </span></div><span style="font-family: courier;"><div style="text-align: left;">und Werzinger.</div></span></td></tr></tbody></table>
Das Trio muss man als Gesamtkunstwerk verstehen. Das beginnt schon mit dem Outfit. Die drei Damen sind in Grün in allen möglichen Schattierungen gekleidet, Das geht bis zum Lidschatten. Die Garderobe ist irgendwo verortet zwischen 30-er und 50-er Jahre. Es ist eine Hommage an die Dance Hall Days und ihre Leichtigkeit in schweren Zeiten. Anleihen bei den Andrew Sister sind wohl kalkuliert, inklusive des Chorgesangs mit drei Mezzosoprans. <p>
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<p>Inwieweit dies Ehrerbietung oder Persiflage ist, Vergangenheitsbewältigung oder Spiel mit immer noch bestehenden Klischees, das darf das Publikum selbst entscheiden. Das zahlreiche Augenzwinkern des Trios erleichtert die Entscheidung .</p>
<p>Das Programm startet mit Swing und es endet mit Swing, Dazwischen gibt es jede Menge lateinamerikanische Klänge und alles, was in der Mitte des 20. Jahrhunderts für Exotik stand. Aber auch Songs aus der Jahrtausendwende bewältigen die Drei mit der ihnen eigenen Leichtigkeit. Ausgerechnet mit "Monotonie in der Südsee" von Ideal durchbrechen sie ihr gewohntes Hochgeschwindigkeitsschema. Nur eine die Gitarre, ein Glockenspiel, drei Stimmen, dreimal Ahuga und zum Schluss ein Trompetensolo. Dieser NDW-Klassiker klingt so entspannt, dass man wünscht, der Song möge nie zu Ende gehen an diesem Sommerabend.</p>
<p>Mit der "Sentimentalen Reise" machen sie deutlich, dass dies vor allem ein Blues ist. Bei den Zucchini Sitaz klingt "Je veux" so, als wäre es für sie geschrieben worden. Das Prinzip ist einfach. Jule Balandat am Kontrabass und Gitarristin Tina Werzinger legen den Rhythmusteppich, auf dem Multiinstrumentalistin Sinje Schmittker mit verschiedenen Trompeten und Geräten unterschiedlichster Art glänzen darf. Nicht jeder kann eine Posaune klingen lassen wie ein Cabrio mit Startschwierigkeiten. Sinje Schmittker zeigt bei der Zucchini-Version von "Fun Fun Fun" wie es geht. Dafür bekommt sie reichlich Lob von den Mitbewohnerinnen der musikalischen WG.</p>
<p>Erst beim Calypso "Drinking Rum & Cola" durchbrechen sie das Schema. Jetzt darf auch Werzinger mal mit der Gitarre glänzen. Überhaupt macht dieser Hit der Andrew Sisters den doppelten Boden deutlich, auf dem das Trio steht. Schließlich geht es im dem Song um nichts anderes als um Prostitution, verkleidet in leicht verdauliche Musik, Überhaupt lohnt es sich, den Zucchini Sistaz bei ihren Wortspielereien genau zuzuhören. </p>
<p>Doch der Höhepunkt des Abends ist die Abteilung Sehnsucht. Zurückhaltend kommt "La Mer" als langsamer Walzer daher, die Musik wogt wie die Wellen an der Côte d’Azur. Die Instrumentalisierung ist auf das Minimum beschränkt und Balandat, Werzinger und Schmittker glänzen mit ihren Stimmen. So klingt das Meer und nicht anders.</p>
<div jsaction="rcuQ6b:npT2md" jscontroller="jJcUN"></div><div class="wDYxhc" data-hveid="CGoQAA" data-md="30" data-ved="2ahUKEwj51dSrrJ34AhUhif0HHcTiBNMQ6-0CegQIahAA" lang="de-DE" style="clear: none; padding-left: 15px; padding-right: 15px;"></div><div><div class="Kot7x" style="margin: 0px;"><div data-hveid="CG4QAw" data-ved="2ahUKEwj51dSrrJ34AhUhif0HHcTiBNMQydoBKAB6BAhuEAM" id="kp-wp-tab-cont-overview"><div class="aoPfOc" style="overflow: visible;"><div data-hveid="CHEQAA" data-ved="2ahUKEwj51dSrrJ34AhUhif0HHcTiBNMQkt4BKAB6BAhxEAA" id="kp-wp-tab-overview"><div class="TzHB6b cLjAic LMRCfc" data-hveid="CHkQAA" data-ved="2ahUKEwj51dSrrJ34AhUhif0HHcTiBNMQ04gCKAB6BAh5EAA" jsaction="rcuQ6b:npT2md;jQLCKe:VimORe;" jscontroller="nPaQu" jsdata="PhoHd;_;BqBJdI" style="margin-bottom: 0px;"><div jsname="xQjRM"><div class="sATSHe"><div class="LuVEUc B03h3d P6OZi V14nKc i8qq8b ptcLIOszQJu__wholepage-card wp-ms" data-hveid="CHcQAA"><div class="UDZeY OTFaAf" style="font-size: 14px;"><div class="wDYxhc" data-hveid="CHMQAA" data-md="50" data-ved="2ahUKEwj51dSrrJ34AhUhif0HHcTiBNMQkCl6BAhzEAA" lang="de-DE" style="clear: none; padding-left: 15px; padding-right: 15px;"><div class="PZPZlf hb8SAc" data-attrid="description" data-hveid="CHMQAQ" data-ved="2ahUKEwj51dSrrJ34AhUhif0HHcTiBNMQziAoAHoECHMQAQ" style="color: #4d5156; margin: 13px 0px; overflow: hidden;"><div jsaction="SKAaMe:c0XUbe;rcuQ6b:npT2md" jscontroller="GCSbhd"><div class="kno-rdesc" jsaction="seM7Qe:c0XUbe;Iigoee:c0XUbe;rcuQ6b:npT2md" jscontroller="GCSbhd"><h3 class="Uo8X3b OhScic zsYMMe" style="background-color: white; clip: rect(1px, 1px, 1px, 1px); font-family: arial, sans-serif; font-size: 20px; font-weight: normal; height: 1px; line-height: 1.3; margin: 0px; overflow: hidden; padding: 0px; position: absolute; user-select: none; white-space: nowrap; width: 1px; z-index: -1000;">Beschreibung</h3><div class="LWkfKe" style="align-items: center; background-color: white; display: flex; font-family: arial, sans-serif; overflow-x: auto;"></div><span face="arial, sans-serif" style="background-color: white;"></span></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div><p></p><p></p><table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbL56DPmJYMcWlSKt1K34wV1JkMZjiGLrjbeye1J8IcLtpO1PcjsBmp6M47hzTYgoDVdBhUWzszdgnnuppa9oNatQdkVkkm0DOkr2P9TJB5YAVBADRQxY9easgTUGVrgMxB_wxTqlstrUDITw_PCD8XostO1IKIvtV2YCKKxqjT_-Bay-sxZ3pEgEoeg/s4032/IMG_1848.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbL56DPmJYMcWlSKt1K34wV1JkMZjiGLrjbeye1J8IcLtpO1PcjsBmp6M47hzTYgoDVdBhUWzszdgnnuppa9oNatQdkVkkm0DOkr2P9TJB5YAVBADRQxY9easgTUGVrgMxB_wxTqlstrUDITw_PCD8XostO1IKIvtV2YCKKxqjT_-Bay-sxZ3pEgEoeg/w400-h300/IMG_1848.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">La Mer, so und nicht anders klingt das Meer</span></td></tr></tbody></table>Die Zucchini Sistaz wären ohne die Moderation von Jule Balandat nur ein halbes Erlebnis. Die drei Musikerinnen sind auch geborene Komödiantinnen. Das zeigen die zwei Slapstickeinblagen im Zeitlupentempo, mit dem sie die Erwartungen an Livemusik auf die Schippe nehmen.
<p></p>
<p>Die Zucchini Sistaz spielen mit dem Publikum und das spielt begeistert mit. Die Rollenverteilung im Trio macht die Identifikation einfach. Da ist die gesprächige Jule Balandat als Leader of the Gang, tina Werzinger als Vamp und "Schnittchen" Schmittker als schweigsames Nesthäkchen, das man beschützen möchte.</p><p>Auf jeden Fall findet auf und vor der Bühne eine Symbiose statt, auf die alle viel zu lange verzichten mussten. Ein Konzert ist eben Interaktion, die bietet kein Streaming. Es wird deutlich, dass sowohl die Damen auf der Bühne als auch ihre Fans fast zu lange auf das Lebenselixier "Applaus" verzichten mussten. Aber nun gibt es reichlich davon und am Ende ist niemand mehr unterklatscht.</p>
<p><br /></p><p><br /></p><p><br /></p><br /><br /><p><br /></p>helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Walkenried, Deutschland51.5850732 10.617593723.67380104801688 -24.5386563 79.496345351983109 45.7738437tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-89748375356442302742022-05-04T06:02:00.002-07:002022-05-04T06:05:51.094-07:00Die Welt braucht diesen Hotzenplotz<h4>Junges Theater Göttingen zeigt den Räuber von einer anderen
Seite</h4>
<p>Alles passt zusammen. In ihrer Inszenierung von „Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ verknüpfen Nico Dietrich und Christian Vollmer die
klassischen Mittel des Kindertheaters mit einer neuen Aussage. Es funktioniert. Kinder und ältere Hotzenplotz-Fans haben ihren Spaß daran, weil es eben
klassisches Mutmacher-Theater bleibt und doch neu ist.</p>
<p>Der Räuber Hotzenplotz ist aus dem Gefängnis ausgerissen. Während die Erwachsenen mit Angst und Schrecken reagieren, fassen Kasperl und
Seppel einen mutigen Plan. Sie wollen den Räuber mit einer List einfangen, denn was einmal klappt, das klappt auch ein zweites Mal. Im Zentrum ihres Plan steht
eine selbst gebaute Rakete.</p>
<p>Otfried Preußler hat die kurze Geschichte vom Räuber, der auf den Mond will, um sich dort mit Silber einzudecken, bereits 1967
veröffentlicht. Das Werk war als Stück fürs Puppentheater gedacht. Doch „Die Mondrakete“ geriet in Vergessenheit und wurde erst 2018 postum wieder
veröffentlicht. Ergänzt und ausgebaut von der Tochter des Autors wurde es dann zum Verkaufsschlager. </p>
<p>Die Aufführung des Jungen Theaters hat alles was gutes Theater auszeichnet. Alle haben Spaß und die Fachleute noch mehr, weil sie die
zahlreichen Anspielungen verstehen. So beginnt die Vorstellung mit einer Kaffeemühle und dem Lied „Alles neu macht der Mai“. Das ist die Startsequenz der gesamten
Hotzenplotz-Serie.</p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjAzBd8ztmlHQdyhs-iQhzUoNdNVmGA8A_bGrJD2rEwublFEbn1DGOD9kDYXKFDATX4NzgX5BXMwoUhW-3F7-sPxedB6R8E8QQzM8KyD5EbcWa58ek_Oc7tPlGVgwGRmWPeaHZg3BmEBq2K4TyZJ3BK1xe4vDZdaWd6bNUnSXPksrAF3Fpy3_hwaWXMGA/s1772/Der-R%C3%A4uber-Hotzenplotz-und-die-Mondrakete-7_Foto-DHeise.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1181" data-original-width="1772" height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjAzBd8ztmlHQdyhs-iQhzUoNdNVmGA8A_bGrJD2rEwublFEbn1DGOD9kDYXKFDATX4NzgX5BXMwoUhW-3F7-sPxedB6R8E8QQzM8KyD5EbcWa58ek_Oc7tPlGVgwGRmWPeaHZg3BmEBq2K4TyZJ3BK1xe4vDZdaWd6bNUnSXPksrAF3Fpy3_hwaWXMGA/w400-h266/Der-R%C3%A4uber-Hotzenplotz-und-die-Mondrakete-7_Foto-DHeise.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Zwei Räuber sind einer zu viel.<br /></span><div style="text-align: right;"><span style="font-family: courier;">Alle Fotos: Dorothea Heise</span></div></td></tr></tbody></table><p></p>
<p>Dann geht es weiter mit dem Puppentheater und all seinen Insignien. Die Frage „Seit ihr auch alle da“ darf nicht fehlen. Das erscheint
erst einmal als gute Lösung, um ein Fünf-Persoen-Stück mit drei Schauspielern aufzuführen.</p>
<p>Es folgt der Brückenschlag, die Grenzen werden aufgehoben. Der Hotzenplotz klettert als lebendige Person aus dem Guckkasten auf die Bühne.
Die Kinder sind begeistert, die Nebengeräusch sinken auf null. Götz Lautenbach spielt den Räuber so gut, dass man in jeder Altersklasse seine Rachegefühl gegenüber Kasperl und Seppel nur zu gut verstehen. Aber von Anfang weiß auch jeder, dass daraus nichts werden wird. Allen Widrigkeiten zum Trotz werden die Mutigen am Ende siegen. </p><p>Später wird der Seppel von der Bühne in den Guckkasten klettern, um dort Schutz zu suchen. Das
Erstaunliche daran? Die Kinder verstehen diese dramaturgische Sprache.</p>
<p>Das Tempo der Inszenierung nimmt zu. Es folgt ein Hin und Her mit den Mitteln des Kindertheaters. Da werden Wörter verdreht, Anspielungen auf andere Hotzenplotz-Ausgaben gemacht, Fragen an das Publikum gestellt und Darsteller rollen sich selbst mit Klebeband ein. Helden und Bösewichter verstecken sich hinter Pappmaché, Türen knallen und irgendwer irrt immer durchs Bühnenbild.</p>
<p>Das Spiel mit dem Publikum funktioniert immer noch. Kinder und Eltern klatschen fleißig und zählen mit. Das Miteinander geht so weit, dass
einzelne Kinder spontan helfen, als Kasperl allein den schweren Bollerwagen durch die Landschaft ziehen muss.</p>
<p>Es ist ein Spiel, das die Besonderheiten der Hotzenplotz-Serie aufgreift: Selbstbewusste Kinder lösen Probleme, denen die Erwachsenen nicht
gewachsen sind. Im Preußlers Sinne wird das gewürzt mit einer Prise Unverschämtheit und Anarchie. Es bleibt die Gewissheit, dass Frechheit und Freundschaft am Ende
siegen werden.</p>
<p>Die Neuerungen fügen sich in dieser Inszenierung harmonisch ein. Kasperl und Seppel rappen über den Räuber und es
wirkt noch nicht einmal aufgesetzt. Auch der Hotzenplotz darf später singen. Wunderbar ist die Szene, in der Götz Lautenbach und Florian Donath im Zeitlupen-Modus den
Moonwalk zelebrieren.</p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbgP1qKmX1jhAkGmRk7KSv8eTsPrHIa1XYL7cL6vfgNSL6xzh9-iLRW1ic-yXp4s2ZeJ6Muh2XLIu661SNvfthWmuIT4VlSKSOSDjS1bCM451veqziyBkL81CCb64sNGm4nR_LLWEG39n5OxTpiI2XLLxeIR-IUCPgi_Ah0cwfdCI0R5DRnLRQ9hdr5g/s1772/Der-R%C3%A4uber-Hotzenplotz-und-die-Mondrakete-15_Foto-DHeise.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1181" data-original-width="1772" height="266" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgbgP1qKmX1jhAkGmRk7KSv8eTsPrHIa1XYL7cL6vfgNSL6xzh9-iLRW1ic-yXp4s2ZeJ6Muh2XLIu661SNvfthWmuIT4VlSKSOSDjS1bCM451veqziyBkL81CCb64sNGm4nR_LLWEG39n5OxTpiI2XLLxeIR-IUCPgi_Ah0cwfdCI0R5DRnLRQ9hdr5g/w400-h266/Der-R%C3%A4uber-Hotzenplotz-und-die-Mondrakete-15_Foto-DHeise.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;"><span style="font-family: courier;">Am Ende siegt wieder die Freundschaft.<br /></span><div style="text-align: right;"><span style="font-family: courier;">Alle Fotos: Dorothea Heise</span></div></td></tr></tbody></table><p></p>
<p>„Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ ist als Stück fürs Puppentheater genregemäß kur geraten und die Aufführung wäre wohl nach 25
Minuten zu Ende, wenn die Inszenierung von Dietrich und Vollmer die dünne Geschichte nicht um eine neue Ebene erweitern würde. Sie stellen die Frage: Was
wären Kasperl und Seppel ohne den Räuber?</p>
<p>Als die beiden Helden glauben, dass der Bösewicht tot sei, singen sie ein Klagelied. Dabei stellen sie fest, dass die Welt ohne den
Hotzenplotz nicht mehr dieselbe ist. Doch nicht nur die Welt braucht den Hotzenplotz, sondern Kasperl und Seppel brauchen ihn auch. Denn ohne Räuber wäre
auch ihr Leben ein anderes. Ohne Hotzenplotz wäre sie bestimmt nicht so mutig und einfallsreich, wie sei es nun mal sind. Damit die Kinder mutig und
einfallsreich bleiben, braucht die Welt genau diesen Hotzenplotz.</p>
<br />
<br />
<br />
<br />helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0Bürgerstraße 15, 37073 Göttingen, Deutschland51.5306771 9.928123623.220443263821153 -25.2281264 79.840910936178844 45.0843736tag:blogger.com,1999:blog-2533530178762732964.post-67404322585247624132022-04-20T07:06:00.005-07:002022-04-20T10:51:57.238-07:00Dieser Elch hat sich überlebt<h4 style="text-align: left;">Trotz Neuerungen zeigt die Preisverleihung akuten
Neuerungsbedarf</h4><p class="MsoNormal"><o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Seit 25 Jahren gibt es den „Göttinger Elch“. Am Sonntag
wurde Deutschlands einziger Satirepreis im Deutschen Theater verliehen. Trotz
einiger Neuerungen zum Geburtstag wurde deutlich, dass das Prozedere einige
Korrekturen braucht, damit der „Göttinger Elch“ lebendig bleibt.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Als Preisträgerin 2021 wurde Maren Kroymann ausgezeichnet.
Preisträger für das Jahr 2022 ist Eugen Egner. Corona-bedingt gab es 2020
keinen Preisträger.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Maren Kroymann zeigte sich bei ihrer Dankesrede glücklich.
Sie sei vor allem darüber froh, dass es unter ihren zahlreichen Auszeichnungen
der erste Preis sei, der ihr nicht im Zusammenhang mit einer Fernsehsendung
verliehen wurde. Zudem bedankte sie sich bei all denjenigen, die sie beim
Karrierestart Mitte der 80-er Jahre unterstützt hatten.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Maren Kroymann hat mit dem Programm „Auf du und du mit dem
Stöckelschuh“ 1982 die Bühne betreten. Sie bot als erste Kabarettistin einen Zugang,
der nicht so verkopft war wie die Programme der Schwergewichte Dieter
Hildebrandt oder Hanns Dieter Hüsch.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Sie war auch die erste Frau im deutschen Fernsehen, die ab
1993 mit der gleichnamigen Sendung ein eigenes Format auf Sendung hatte.
Hildebrandt und Hüsch hat sie überlebt und stilbildend war Maren Kroymann mit
ihrem leichteren Ansatz zur gesellschaftlichen Kritik bestimmt. Dafür bekam sie
2021 den Göttinger Elch, dessen Verleihung nun nachgeholt wurde.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Anders sieht es mit Eugen Egner aus. Der gehört eher in die
Kategorie Geheimtipp. Obwohl der Zeichner und Musiker aus Wuppertal 1971 einen
formidablen Start hingelegte, ist er nie ins Licht der großen Öffentlichkeit
gerückt. Seine Zeichnungen und Karikaturen sind von surrealen Elementen
geprägt. Stilistisch verharrt Egner in der Ästhetik der legendären U-Comix. Seit 30 Jahren herrscht hier Stillstand und Reproduktion.
Damit ist die Rubrik „Spartenprogramm“ vorprogrammiert.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Scheinbar hat die Corona-Pause dem Elch den Stecker gezogen.
Es ist eine Preisverleihung wie Hunderte andere auch. Das anarchistische Moment
der vergangenen Jahre ist hinweg. Auch das skurrile Element ist Geschichte. Man
verzichtet auch in diesem Jahr auf die Übergabe von 99 Dosen Elchsuppe.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Stattdessen dürfen sich die aktuellen und künftigen
Preisträger fortan ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Auch die ehemals
Geehrten dürfen das nachholen, sofern sie noch leben. Damit ist der Göttinger
Elch in der bildungsbürgerlichen Normalität angekommen und das ist eigentlich nicht sein Biotop.<o:p></o:p></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg7a2GKF4zjDnitKII0VsK9JrV20APxbaYx1DbMRk0vvw5K8fBwjzdXDUBCBkhMjkqBndmlcDtjTo0T2wL_ZunQcXlS3ctGtsunMAjuEbm7RnFyhykRBuPqHUDbKCds14CpCctMWhQhJFa3mUWhbeAkajMr0G-sWPjHbSXHwPqMZnPLEg-xi5qApTYgDw/s4032/IMG_0720.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="3024" data-original-width="4032" height="300" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEg7a2GKF4zjDnitKII0VsK9JrV20APxbaYx1DbMRk0vvw5K8fBwjzdXDUBCBkhMjkqBndmlcDtjTo0T2wL_ZunQcXlS3ctGtsunMAjuEbm7RnFyhykRBuPqHUDbKCds14CpCctMWhQhJFa3mUWhbeAkajMr0G-sWPjHbSXHwPqMZnPLEg-xi5qApTYgDw/w400-h300/IMG_0720.jpg" width="400" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: left;">Gelobte oben links, Lobredner und Elch ganz klein.<br /><div style="text-align: right;"><span style="font-family: courier;">Foto: Thomas Kügler</span></div></td></tr></tbody></table><p class="MsoNormal">Wie so vieles rund um den Göttinger Elch liegt der Schlüssel
dazu in der Vergangenheit. Das ist bei einem Preis für das Lebenswerk nicht
überraschend. Aber an diesem Abend fällt immer wieder der Name „Titanic“.
Irgendwie ist alles mit dem Magazin aus Frankfurt verknüpft. Der Chefredakteur
darf zum Schluss noch eine Laudatio auf seinen freien Mitarbeiter Eugen Egner
halten.</p><p class="MsoNormal"><o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Überhaupt ist die Liste der Preisträger randvoll mit den
Vertretern der „Neuen Frankfurter Schule“. Es sieht so aus, als ob die
„Titanic“ aus Sicht des Göttinger Elchs das Monopol auf Satire in Deutschland
hat. Dieses Magazin ist für den Göttinger Elch das Zentralgestirn seines
humoristischen Universums. Dabei ist es eher zu einer Parallelwelt geworden. "Aus der Zeit gefallen" ist eine in den letzten Jahren überstrapazierte Formulierung. Auf diese Veranstaltung trifft sie ohne Einschränkung zu.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Dass es mit dem „Eulenspiegel“ einen weiteren Vertreter aus
diesem Genre gibt, der sich sogar besser am Markt behauptet, hat man in der
Jury aus lauter Westdeutschen noch nicht wahrgenommen. Somit verwundert es
nicht, dass sich selbst im Jahre 32 der deutschen Einheit immer noch kein
Satiriker oder Satirikerin aus Ostdeutschland im Reigen der Göttinger Elche
findet. Dieser wird dominiert von Künstlerinnen und Künstlern, die zwischen den
späten 70ern und den frühen 90ern prägend waren. <o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Der Göttinger Elch ist in die Jahre gekommen und dies
spiegelt sich auch im Publikum wider. Das wird von der Generation Ü 60
dominiert. Ein Milieu feiert hier die Helden der einst rebellischen Jugend. Damals hätte man wohl gegen solche Veranstaltungen voller kleinbürgerlicher Selbstzufriedenheit demonstriert.</p><p class="MsoNormal">Georg Haderer, Preisträger 2019, gibt dies unfreiwillig in der Lobrede auf
seine Nachfolgerin Kroymann zu. Er bemüht die alten Zeiten und warnt vor den
Veränderungen der Jetztzeit. Gegen die Verflachung der Komik müsse man Haltung zeigen. Dass seine Adressaten ein fester Bestandteil des kapitalistischen System ist, gegen dass man weiter opponieren sollten, kann er nicht sehen. Dabei ist seine Videobotschaft noch ein Highlight
an diesem Abend.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Ein anderer Höhepunkt ist die Laudatio von Hans Zippert auf
Maren Kroymann. Der Kolumnist der „Welt“ stellt unter Beweis, warum er zu den
Besten seiner Zunft gehört. Schließlich hat er schon Mitte der 90-er Jahre den
Befreiungsschlag aus dem „Titanic“-Sumpf geschafft. Humorvoll und mit jeder
Menge Selbstironie blickt er auf die Zusammenarbeit mit Maren Kroymann zurück
und versichert glaubhaft, dass er auf weitere Kooperation baut.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Auf der Bühne trifft Bundesliga auf Kreisliga. Moderator des
Abends ist der Lokalheld Lars Wätzold und ihm gehen Witz, Selbstironie und
Grandezza völlig ab. Stattdessen kalauert er sich mit Anspielungen durch die
Veranstaltung, die nur diejenigen verstehen, die wie er zum „Inner Circle“
gehören. Mit seinem Publikum kann er sich immer wieder versichern, auf der richtigen Seite der Debatten zu stehen </p>
<p class="MsoNormal">Den größten Lacher produziert noch die Frage eines
Zuschauers. Der möchte von Wätzold wissen, warum sich ausgerechnet die städtische
Sparkasse nicht mehr an dieser städtischen Auszeichnung beteiligt. Eine Antwort
bekommen er und das Publikum aber nicht.<o:p></o:p></p>
<p class="MsoNormal">Stattdessen beteuert man sich immer wieder gegenseitig die eigene Überlegenheit im Vergleich zur Welt da draußen. Damit ist der
„Göttinger Elch“ zur eigenen Karikatur geworden. Manfred Deix hätte seine
Freude an diesen bildungsbürgerlichen Ritualen. Doch als Preisträger kommt der
aus natürlichen Gründen nicht mehr in Frage.<o:p></o:p></p>helaukoenighttp://www.blogger.com/profile/07314287135703475604noreply@blogger.com0