Eine bunte Inszenierung: Cosi fan tutte bei den Schlossfestspielen
Bunt bis schrill, eine Herausforderung für die Augen, rasant auf alle Fälle, eine Reihe von Highlights, bestimmt gefällig, aber der letzte Schritt zu einer Neuinterpretation fehlt dann doch. So lässt sich die Inszenierung von "Cosi fan tutte" bei den Schlossfestspielen in Sonderhausen zusammenfassen.
Angesiedelt ist die Oper in Neapel, Das schlägt sich im Bühnenbild von Birte Wallbaum nieder, nur versteht es kaum einer. Neapel war im 17. und 18. Jahrhundert nicht nur Europas größte, sondern auch reichste Stadt. Um den Reichtum zur Schau zu tragen, fliesten die Neapolitaner ihre Häuser von außen. Deswegen bestimmen die Fayencen das Bühnenbild.
Schön ist es, das Geschehen auf einem Präsentierteller zu platzieren. Schließlich werden ja Gefühle zur Schau getragen. Leider verengt es den Raum zusätzlich, so dass kaum mehr möglich ist als " Auftritt - Arie - Abgang". Das hätte den Herrn Mozart sicherlich geärgert. Er wollte doch diese Limitierung der Opera seria überwinden.
Das gehört zu den stillen Momenten in einer rasanten Inszenierung Alle Fotos: Kügler |
Die Kostüme sind eine Augenweide und schlagen die Brücke vom späten 18. ins frühe 21. Jahrhunderts. Don Alfonso wirkt wie der Urururgroßvater von Thomas Gottschalk oder anderen eitlen Gecken der Gegenwart. Nur Ferrandos Stiefel sind dann doch zu viel. Angesichts solcher Fußbekleidung besteht ernsthaft die Gefahr des Augenkrebs.
Schön ist der Einfall von Regisseur Matthias Kitter mit dem stummen Mozart eine siebte Person einzuführen. Er eröffnet damit eine neue Ebene. Wortlos aber gestenreich gelingt es Florian Hackspiel in dieser Rolle wichtige Kommentare zum eigenen Werk zu liefern. Gelegentlich macht er dies mit den "Rock me Amadeus"-Gestus.
Auch "Cosi fan tutte" bleibt nicht von Corona verschont und die kurzfristigen Umbesetzungen schlagen sich nieder. In diesem Fall leider auf den Paargesang von Fiordiligi-Dorabella und Ferrando-Guglielmo. Aber das ist den Umständen der Jetztzeit geschuldet.
Gelegentlich funktioniert das Zusammenspiel mit dem Loh-Orchester in den Rezitativen nicht. Erzählung und Klavierbegleitung sind nicht auf derselben Höhe.
Die Säulen
Das zahlt es sich aus, dass die dominante Rolle des Don Alfonso mit Thomas Kohl besetzt ist. Souverän in Stimme und Gestus lenkt er das Geschehen ab der ersten Szene und mittlerweile kann Kohl auch mimisch überzeugen. Nicht einmal in den Momenten der geplanten Verwirrung ist er stets der Herr der Lage.
Rock me Amadeus: Mozart liegt ihnen zu Füßen |
Regisseur Michael Kitter hat eine parodistische Auseinandersetzung mit Rollenbildern versprochen. Doch leider tragen sein Ferrando und sein Guglielmo zu oft zu dick auf. Das Klischee feiert ein Hochamt und die Parodie kippt in den Klamauk. Ferrando und Guglielmo sind eindeutig testosterongeschwängert und ihr Macho-Gehabe ist hart an der Grenze zum Fremdschämen. Die Parodie wird hier mit recht grober Feder gezeichnet. Philipp Franke und seine Fans haben aber ihren Spaß daran.
"Cosi fan tutte" zählt nicht zu Mozarts Meisterwerken. Man merkt der Oper an, dass er hier mit heißer Nadel einen damals geläufigen Stoff mit heißer Nadel gestrickt und vertont hat. RTL II präsentiert das Thema als Dauerbrenner "Frauentausch" innerhalb von 45 Minuten. Da wirkt es schon etwas antiquiert, Mozarts Werk in der Originallänge zu präsentiere. Etwas dramatische Zuspitzung würde der handlungsarmen Oper sicherlich gut tun.
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