Rüstungsproduktion in der Mitte Deutschlands, dieses Buch hat das Zeug zum Standardwerk. Nach jahrelangen Recherchen veröffentlicht Frank Baranowski seine Ergebnisse zur Geschichte der Rüstungsproduktion im Braunschweiger Land, in Südhannover und in Nordthüringen erstmals im Rockstuhl-Verlag. Es ist eine nüchterne Bilanz des bisher nicht gedachten und sie bringt drei wichtige Erkenntnisse.
Der Autor. Foto: red |
Baranowski ruft noch eine Gewissheit in Erinnerung: Südhannover und das Braunschweiger Land haben von den Rüstungsplänen der Nationalsozialisten im besonderen Maße profitiert. Hier im Inneren des Reichs entstand in einer ländlich geprägten Region ein vielschichtiges Netzwerk von Betrieben, das bei der Aufrüstung des Deutschen Reiches eine wichtige Rolle spielte. Ohne diese Netzwerke wäre die Rüstungsexplosion nach 1933 nicht möglich gewesen und somit wäre auch der Kreig von 1939 nicht möglich gewesen. Wehrmacht und später Nationalsozialisten fanden willige Gehilfen in der südniedersächsischen Produktion und der kurze Überblick der Gewinnler nimmt mehr als 20 Buchseiten ein. Damit zieht sich ein Faden und eine Beweisstrang durch den ersten Teil des Buches.
Weil Frank Baranowski in seinen ersten Bücher der Erforschung Südniedersachsen einen breiten Raum gegeben hat,konzentriert es sich nun auf Nordthüringen. Die Aufrüstung geschah dort unter anderen Vorzeichen und erst ab 1943 nach den Flächenbombardements der Allierten. Im hohen Tempo wurde die Rüstungsproduktion unter Tage verlegt. Dazu boten sich die Kalischächte und Karsthöhlen im Südharz und im Kyffhäuser an. Der Vergleich der beiden so dicht beieinander liegenden aber doch unterschiedlichen Regionen, macht nicht nur die Rüstungsproduktion unter verschiedenen Vorzeichen deutlich. Er zeigt auch, dass das NS-Regime unter schwersten Bedingungen bis zum bitteren Ende alle Ressourcen mobilisieren konnte, unter unzähligen Menschenopfern. Denn bei der Rüstungsproduktion muss man die Menschenvernichtung schon ab Werk immer im Hinterkopf haben. Baranowski erinnert immer weider an diese Opfer.
Rüstungsarbeit war vor allem Zwangsarbeit, hier bei Heber in Osterode. Foto: Archiv |
Nach 25 Jahren Beschäftigung mit dem Thema ist dieses Buch wohl als Zwischenfazit zu sehen, nicht als Abschlussbericht. Denn Frank Baranowski sieht immer noch Forschungsbedarf zu einem Thema. Das Werk "Rüstungsproduktion in der Mitte Deutschlands" ist somit eher ein neuer Ausgagnspunkt.
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