Extemporé spielt Macchiavelli mit unbändiger Freude
Beim Namen Macchiavelli denkt man alles mögliche, nur nicht an Vergnügen. Dabei hat der Florentiner Philosoph gleich drei Komödien geschrieben. Eine davon spielt der Theaterverein in diesem Sommer mit großer Freude und prominenter Besetzung in der Traditionsbrennerei in Nordhausen. La Mandragola, der Liebesrtrank, ist dabei eine Inszenierung, die mit viel Witz, Hintersinn und Grimassen schneiden auch heute noch Spaß macht. Jeder bekommt sein Fett weg und am Ende siegt die Dreistigkeit.
Kallimachus ist in Lukretzia verliebt. Die tugendhafte junge Dame ist aber die Gattin des Rechtsanwalts Messer Nikia Calfucci und sie fühlt sich an ihre Ehegelübde gebunden. Also spannt Kallimachus seinen Freund Ligurio ein, um trotz aller Hindernisse seine Bedürfnisse zu befriedigen. Ein Liebestrank soll ihn weiterbringen. Dabei kommt ihm die Tatsachen zu Hilfe, dass sich der Kinderwunsch des Ehepaars nicht erfüllen will und zudem der Gatte nicht der Hellste ist. Außerdem können Kallimachus und Ligurio sich die Dienste des Beichtvaters Timotheo sichern.
Kallimachus kann sich mit einfachsten Mitteln unsichtbar machen. Fotos: tok |
Bevor der Vorhang aufgeht, warnen Steffi Höppner und Dirk Großstück als Bänkelsänger: "Komödianten sind in der Stadt" zur Musik von Reinhard Mey. Nun ist das Publikum vorbereitet, es sich eingelassen hat und wird es nicht bereuen. Das Bühnenbild zeigt Italien, wie es sich das Klischee vorstellt, Wäsche hängt über die Straße und im Hintergrund ist die Kathedrale Santa Maria del Fiore zu sehen, in den bunten, knalligen Farben der naiven Malerei gemalt. Das muss man mögen.
Peter Foyse betritt als Kallimachus die Bühne, führt mit vielen Worten in das Stück ein und zeigt wo es lang geht. An diesem Abend wird viel mit den weit aufgerissenen Augen gerollt, das Gesicht verzerrt, die Hand geht mindesten 298-mal zur Denkerstirn und die Freudschen Versprecher dürfen auch nicht fehlen. Mimik und Gestik wie aus dem Baukasten, das ist komplett "old school", eben doch authentisch und es verlangt jede Menge Können, damit die feine Grenze zur Clownerie nicht überschritten wird.
Ligurio kann sich über den Herrn Anwalt Calfuccio nur wundern. Foto: tok |
In der Rolle des scheinheiligen Beichtvaters Timotheo kann Benedikt Schörnig seine komischen Fähgkeiten voll zur Geltung kommen lassen. Das sind die großspurigen Gesten des Geistlichen, die bigotten Anspielungen und die unschuldige Mimik, die zur Grimasse wird. Bei diesem Geistlichen heiligt der finanzielle Zweck alle Mittel, auch die unmoralischen. Aus Timotheo, dem Gottesfürchtigen, wird der Geldsüchtige. Dieser Beichtvater ist ganz im Sinne des Anti-Kleriker Macchiavelli und es überrascht nicht, dass dieser schlaue Fuchs am Ende auch zu den Betrogenen gehört. Schließlich war der Zaubertrank für den Moralisten Macchiavelli vor allem eine Abrechnung mit den Zuständen seiner Zeit, ein allegorischer Spiegel für die Herrschenden.
Lukretzia [ber die unmoralischen Angeboten des Timotheo erbost.Foto> tok |
Die letzten Vorstellungen in der Traditionsbrennerei sind am Freitag, 18. Juli, und am Sonnabend, 19. Juli, um 20.00 Uhr. Die Vorstellung am Sonntag, 20.Juli, beginnt bereits um 18.00 Uhr. Olaf Schulze brachte die Möglichkeit ins Spiel, das Stück im nächsten Sommer auf einer kleinen Tournee aufzuführen.
Der Theaterverein Extemporé
Der Autor
Das Werk
Die Traditionsbrennerei in Nordhausen
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