William Shakespeare und Prince haben Gemeinsamkeiten. Sowohl der Theater-Titan aus dem frühen 17. Jahrhundert und der Pop-Gott aus dem späten 20. Jahrhundert kennen diese schwere Enttäuschung, die in tiefe Verzweifelung mündet. Beide können sie so ausdrücken, das auch jeder sie versteht, und beide kennen sich mit theatralischen Momenten aus. Das ist nur eine Gewißheit aus "Shakespeare. Ein Ballett". Diese Eigenproduktion der Ballettkompanie Nordhausen sprüht vor Ideen aus der Kategorie "Es hätte auch so ausgehen können". Doch die Erzählung mit vielen Wendungen und Überraschungen glänzt auch mit humorvollen Seiten und mit Bildern voller Klarheit und Optmismus. Bei der Premiere im Theater Nordhausen bedankte sich das Publikum mit langanhaltenden Applaus.
Shakespeare und seine Figuren bleiben sich anfangs fremd. Fotos: Tilmann Graner/Theater Ndh |
Das Bühnenbild ahmt das legendäre Globe-Theatre nach, auch ein Balkon darf nicht fehlen. Die Bühne erinnert an eine Stierkampf-Arena und liegt damit nicht so falsch. Shakespeare heißt immer Kampf und meist endet dieser tödlich. Auch der Titelheld wird bald in den Kampf gegen das Eigenleben seiner Figuren treten.
Das Duett von Romeo (David Roßteutscher) und Julia (Irene Lópes Ros) ist Hingabe pur. Foto: Graner |
András Dobi gelingt es in der Titelrolle, all diese Wandlungen im Laufe des Stückes auch glaubwürdig umzusetzen. Er ist Geck, Grübler und Geschichtenlenker in einem oder auch hintereinander. Bester Ausdruck der zurückgewonnen Souveränität ist Dobis letztes Solo. Die Lichtführung erlaubt ihm die Zwiesprache mit seinen eigen Schatten. Wer mit dem Licht spielen kann, der wird auch mit seinen eigenen Erfindungen fertig.
Das hat der Dichter nich gewollt: Jago und Petruccio streiten um Ophelia. |
Zum anderen entwickeln Ebnother und Dramaturgin Anja Eisner Szenen, die durch den unkonventionellen Umgang mit den Vorlagen überzeugen. Hamlet kommt eher per Zufall an seine berühmte Requisite, weil weder Shakespeare noch Puck eine Verwendung für einen Schädel haben. Es ist Titania und nicht Oberon, die anderen die Eselmaske aufsetzt. Romeo und Ophelia tanzen dermaßen verliebt, dass man denken mag "Mädel, nimmt lieber den Jungen aus Verona und nicht den schwindsüchtigen Dänen-Prinz. Dann bekommt die Geschichte vielleicht doch ein glückliches Ende." Doch alles Hoffen hilft nichts, denn Shakespeare hat Ophelia schon zuvor in der "When Doves Cry"-Szene zum Leiden ausgewählt.
Zum Schluss ist Shakespeare wieder der Herr im Haus. |
Das Stück in der Selbstdarstellung.
Der Spielplan im Theater Nordhausen.
Hamlet in Nordhausen.
Othello bei den Domfestspielen Gandersheim.
Der Sommernachtstraum im Jungen Theater Göttingen
Shakespeare mal im Marx-Brothers-Modus gespielt.
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