Timo Vollbrecht und Fly Magic im KVHS Forum
Das war sicher ein Konzert Rande der Hörgewohnheit,Musik irgendwo zwischen Fusion und Free Jazz. Aber zum Schluss waren alle zufrieden. Nach donnernden Applaus gab es noch eine Zugabe aus der Kategorie konventionell.Den Jazzfreunden Osterode eilt der Ruf voraus, doch eher dem Dixie und Skiffle zugetan zu sein. Nun mal dahingestellt, ob dies stimmt, das Konzert mit Timo Vollbrecht und seiner Combo war durchaus risikobehaftet. Doch der Zuspruch war erstaunlich groß. Etwa 100 Experimentierfreudige fanden sich im Forum der KVHS zusammen. Am Ende war der Abend ein Gewinn für alle.
Das lag nicht nur daran, dass der Saxofonist und seine Band zu den Großen des Genres gehören. Es lag auch daran, dass das Publikum bereit war, sich mal auf Neues einzulassen.
Timo Vollbrecht hat sich mit der Zeit gewandelt.
Alle Fotos: Thomas Kügler
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70-er statt 50-er Jahre. Es ist Musik irgendwo auf der Grenze zwischen Fusion und Free Jazz, eher Theolonius Monk als Chet Baker. Zwar bleibt die Atonalität in weiter Ferne aber in dem Tonreihen der Solo-Instrumente lässt sich nur auf den zweiten Blick eine Melodie erkennen. Dies gibt den Zuhörern aber die Gelegenheit selbst frei zu assozieren.
Dazu spielt Keisuke Matsuno eine Gitarre, die sich am Frank Zappa der 70-er Jahre orientiert. Effektgeräte hintereinander geschaltet, viel Phaser und sehr viel Reverb. Es ist schwierig, einzelne Töne auszumachen, der Eindruck zählt. Die rockigen Einlagen machen den Fusion-Anteil an diesem Abend aus. Dem Publikum gefällt es allemal.
Dazu spielt Sebastian Merk ein Schlagzeug, das nicht dem Rhythmus dient sondern eher assoziativ wirkt. Vieles scheint zufällig und ist doch passend und kalkuliert. Dabei bleibt Merk aber unaufdringlich und im Hintergrund. Die Leichtigkeit des Seins mit dem Schlagzeug gewissermaßen.
Doch sein Drum-Solo im zweiten Set gehört ohne Frage zu den Highlights an diesem Abend. Aus dem zufälligen Begleitinstrument wird der Rhythmuskönig.
Einzig Sam Anning am Bass gibt dem freien Spiel der Solo-Instrument die Struktur. Er ist die reduzierte Rhythm-Section und bleibt zurückhaltend. Dass er auch anders kann, das zeigt der Australier am Ende des zweiten Sets. Warum nicht schon früher?
Eine recht rockige Gitarre. |
Zu diesem Zeitpunkt haben sich Publikum und Musiker schon längst gefunden. Das Rezept von Fly Magic funktioniert und so gibt es bereits zur Pause reichlich Applaus. Nach der Pause weiß man, was man voneinander zu erwarten hat. Doch der Ausschlag auf dem Applausometer steigt von Stück zu Stück. Mit dem letzten Song "Schaumburg" sind Musiker und Besucher wieder auf dem Klangteppich unterwegs. Es ist auf jeden Fall entspannt. Erst mit der Zugabe kehren sie in gewohntes Fahrwasser des Jazz zurück. Auf jeden Fall gibt es viel Applaus für diesen Ausflug in ungewohnte Gefilde.
Material #1: Die Website der Jazzfreunde Osterode
Material #2: Timo Vollbrecht bei Jazzthing
Material #3: Timo Vollbrecht in der wikipedia
Material #4: Die offizielle Website
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