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Montag, 14. Januar 2019

Ein Parzival für alle Fälle

Sven Mattke entstaubt für Junges Theater Nordhausen

Es bedarf keines Wunder, damit Sohn und Vater mal einer Meinung sind. Es braucht nur ein mitreißendes Stück Theater und schon sind sie sich einig. So geschah es am Sonnabend im Theater unterm Dach in Nordhausen. Sven Mattke und Nele Neitzke zeigten in der Uraufführung von "Young Parzival" eine großartige Aufführung.

25.000 paarweise Verse umfasst der Epos von Wolfram von Eschenbach aus den Jahren 1200 bis 1210. In Buchform sind das 16 Bände. Nele Neitzke hat es geschafft, dieses literarische Monstrum auf 65 Minuten Schauspiel zu komprimieren und konzentrieren. die Meisterleistung besteht darin, dass nichts verloren geht.

Krone auf: Sven Mattke spielt den König Artus.
Alle Fotos: András Dobi
Der Dramaturgin und Regisseurin ist es gelungen, die lange Legende auf die Eckpunkte zu reduzieren. In beeindruckenden Schlüsselszene  setzen sie die Wegmarken. Die Entwicklung des jungen Manns, sein Prozess der Reifung wird deutlich und nachvollziehbar. Es fehlt nichts.

Sven Mattke schafft es, ein gesamtes Universum entstehen zu lassen. Er ist Parzival, Gahmuret ebenso wie Herzeloyde oder Artus.  Er spielt den Sohn, den Vater, die Mutter gleichfalls wie den Sagenkönig ohne Verlust.

Krone auf den Kopf oder rote Lederjacke an, ein Bein nach vorne gestellt und die Lanze auf die Schulter. Es sind nur wenig Requisiten und Gesten, die den Rollenwechsel deutlich machen. Das beeindruckt vor allem den härtesten aller Kritiker. Vergleichbares hat er in seiner 6-jährigen Karriere als Theaterbegutachter noch nicht erlebt.

Es ist vor allem die freche Darstellungsweise, die die jüngeren im Publikum anspricht. Mattke schaft dies, ohne sich anzubiedern. Da wirkt nichts aufgesetzt. Wenn Mattke rappt, dann rappt er halt. Das ist nun mal die Sprache der Jugend und es ist eine Inszenierung am Jungen Theater Nordhausen. Zielgruppe genau erkannt und gut angesprochen, kann man das zusammenfassen.

Aber schon mit kleinen Mitteln, mit einem Wechsel in Gestik und Stimmlage schafft er ebenso den Sprung in Erwachsenenalter. Das mancher der Helden, dabei zur Karikatur wird, ist durchaus beabsichtigt. Es sorgt für eine deutliche Entkrampfung, wenn man die Denkmäler von den Sockeln holt.

Parzival ist unterwegs.
Aber den härtesten aller Kritiker in seinen reifen 13 Jahren begeistert vor allem der lockere Umgang des Darstellers mit seinem Publikum. Mattke sammelt Vorschläge, stellt Fragen, geht souverän über die Gummi-Baum-Panne hinweg und animiert alle zum Konzertleuchten. Mit dem Dialog mit Souffleur Christopher dekonstruiert er zudem die Geheimnisse des Theaters. Die Regieanweisungen für den Mann am Licht spricht er auch gleich mit. Nicht staunende Faszination sondern laute Begeisterung für das Theater ist sein Ziel.

Trotzdem kippt die Aufführung nie in den Trash ab. Dafür sorgen die Schlüsselszenen wie die Hirschjagd des Jüngling. Mattkes Stimme steigert sich vorlaufend im Tempo, im Kopfkino sieht man den Hirsch immer schneller fliehen. Das steht im starken Kontrast zu ehr starren Darstellung und dem Mangel an Bewegung. Das Erweckungserlebnis des Jüngling findet fast nur im Text statt und ist deswegen um so eindringlicher. Dann fließt das Blut aus der Gießkanne und einen Moment lang herrscht Sille. Dramaturgisch gelungen.

Gleiches gilt für die Suche des Parzivals nach dem Gral. Minutenlanger Moonwalk und Sven Mattke kommt nicht von der Stelle. So einfach und verständlich kann man Plackerei in Bewegung fassen. Da ist es doch gut, das sich all der Aufwand am Schluss doch lohnt und das Stück in Frieden und Freunden in Festivitäten endet. Die Liebe besiegt alle Widrigkeiten ist die Botschaft und dafür gibt es Applaus im Pop-Konzert-Qualität









Material #1: Theater Nordhausen - Der Spielplan
Material #2: Young Parzival - Das Stück

Material #3: Parzival - Die Legende




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