Stefan Gwilidis und die NDR Bigband begeistern beim Auftritt in Herzberg
Prolog: Das Konzert der NDR Bigband mit Stefan Gwildis im Februar 2014 in Göttingen war ohne Umschweife das beste Konzert, das ich je erlebt habe. Es war einmalig, doch ich wollte dieses Glücksmoment noch einmal wiederholen. Als mir die Presseabteilung des NDR mitteilte, dass die Bigband und Gwildis im September nach Herzberg kommen würden, war mir klar: Da muss ich hin.Als sich Stefan Gwildis, Jörg Achim Keller und die NDR Bigband Anfang 2013 trafen, um das Album “Das mit dem Glücklichsein” aufzunehmen, war dies ein Glücksfall für die deutsche Jazzszene. Dass sich diese Kombination am Freitagabend zum Konzert in der Aula des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums zusammenfand, entpuppte sich schnell als musikalischer Glücksfall für die Welfenstadt und die Jazzszene im Harz. Schon zur Pause bedankte sich das Publikum mit standing ovations.
Stefan Gwildis hat das besondere Gefühl.
Alle Fotos: tok
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Seit seinem Solo-Debüt 2003 mit der CD “Neues Spiel” gilt Stefan Gwildis als der deutsche Soulman. Der gebürtige Hamburger versteht es auf einmalige Weise, bekannten Songs neues Leben einzuhauchen. Er stellt den amerikanischen Originalen eigenständige deutsche Texte entgegen, interpretiert sie neu und zeigt damit neue Facetten an bekannten Material. So machte er einst aus dem Klassiker “Papa was a Rolling Stone” das Stasi-Bewältigungslied “Papa will hier nicht mehr wohnen”. Wie kaum ein anderer schafft es Gwildis mit Bildern komplexe Geschichten zu erzählen. Es sind verliebte Geschichte, traurige Geschichten, persönliche Geschichten. Die Songs erzählen von Freud und Leid, Eifersucht, Trennung und Schmerz und vom Neuanfang. Es sind Geschichten, die das gesamte Leben widerspiegeln und doch nicht im Selbstmitleid versinken. Zur Not hilft immer eine Runde tanzen über das Ärgste hinweg. Das ist Gwildis Botschaft. Deswegen liebt das Publikum den großen Jungen aus Hamburg und damit punkte er an diesem Abend auch in Herzberg.
Ingolf Burkhardt kommt erst spät zum Solo. |
Sofort mit den ersten Tönen ist der einzigartige NDR-Sound dar: Kraftvoll, mit viel Druck und trotzdem rund. Selbst aus der geschlossenen Formation heraus kann man noch einzelne Instrumente identifizieren. Die NDR Bigband bezeichnet sich selbst als ein Kollektiv improvisierender Solisten. Was das heißt, zeigen Fiete Felsch und Stefan Lotterman mit ihren Soli am Altsaxofon und an der Posaune.
Vladislav Sendleski ist der Mann an den Tasten. |
Dazu trägt Stefan Gwildis den Soul bei. Der Gesang ist leidenschaftlich und emotional bis zum Exaltierten, aber immer authentisch. Da wirkt nichts aufgesetzt und deswegen mag das Publikum den Hamburger so sehr. Zwischen den euphorischen Songs wie dem Lehnlied oder dem Mondglanz nach Van Morrisons Moondance kommen auch die stillen Momente in “Das mit dem Glücklichsein”. Als Stefan Gwildis vom Selbstmord eines langjährigen Freunds erzählt, ist es schlagartig still im Saal. Auch die gesungene Geschichte seiner ersten Scheidung zwingt da Publikum zum Zuhören. Doch mit wenigen Worten holt er nach dem Song die Zuhörer wieder raus aus dem Tief. Selbst nach zwei Stunden gelungenes Entertainment hat das Publikum nicht genug. Mit standing ovations fordert es mehr und es darf kein Gwildis-Konzert ohne die Hymne “so süß, wie sie da liegt und schläft” zu Ende gehen. Jetzt lassen sich ogar Sparkassen-Vertreteraus der Reserve und den Sitzen locken. Alle singen minutenlang mit. Zur Beruhigung schicken Stefan Gwildis und die NDR Bigband das Publikum mit “Lassmich nicht allein heut’ Nacht”, ihrer Version von John Hiatts “Have a little Faith in me” auf den Heimweg. Am Ende des Abends bleibt ein beglücktes Publikum und eine hocherfreute Hausband des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums. Immerhin durfte Unisono schon am Nachmittag einen Workshop mit Bandleader Rainer Tempel veranstalten und mit “Sing, sing, sing” das Konzert eröffnen.
Epilog: Auch nach einem guten halben Jahr, ist deutlich, dass diese Glückskombination so gut funktioniert, weil alle Beteiligten Spaß haben an dem, was sie machen, dass sie sich deswegen immer wieder zu Höchstleistungen beflügeln und das jedes Konzert einmalig ist.
Die Gwidis-Homepage
Die NDR Bigband
Das Konzert in Göttingen
Das Interview zum Konzer