Sakrale Werke mit dem Coro e Orchestra Ghislieri
Die Händel Festspiele meinen es ernst mit dem Engagement in der Fläche. Das zeigte "Dixit Dominus" in Duderstadt. Das Konzert mit Rachel Redmond und dem "Coro e Orchestra Ghislieri" bot sakrale Werke der Extraklasse und viele Gänsehaut-Momente.Das Ensemble ist das Werk von Guilio Prandi. Er gründete "Coro e Orchestra Ghislieri" 2003 und ist auch dessen Chefdirigent. Der historischen Aufführungspraxis verbunden, haben sich die Musiker und Sänger seitdem in die erste Reihe gespielt, wenn es um das geistliche Repertoire aus dem 18. Jahrhundert geht.
Somit brachte es reichlich Erfahrung und Reputation mit nach Duderstadt. Schon in der Ouvertüre zu "Beat Vir" von Niccolo Jommelli wurde es den Erwartungen gerecht. Unter dem deutlichen Dirigat von Guilio Prandi faszinierte es mit einem dynamische Klang, der gleich die gesamte Kathedrale füllte. Das gesamte Kirchenschiff war nur noch Musik.
Weltklasse im Eichsfeld: Rachel Redmond singt in Duderstadt den Jommelli. Alle Fotos: Kügler |
Dann ist da plötzlich diese Stimme, hell und klar scheint sie allen anderen zum Schweigen zu bringen. Rachel Redmond zeigt sich schnell als ebenbürtige Partnerin im Dialog mit den den Streichern und dem Chor. Ihr glockenheller Sopran schwingt in erstaunliche Höhen, ohne jeglichen Verlust. Von der Decke der Kathedrale kommt das zarte Echo zurück und unterstreicht das Engelhafte im Vortrag der Sängerin. An Intensität ist das kaum zu überbieten.
Mit erstaunlicher Sicherheit bewegt sie sich die Tonleitern hoch und runter. Rachel Redmond wird diesem Abend ihren Stempel aufdrücken. Es scheint, als ob der doch so starke Chor ihr nur antworten kann im Wechsel der Stimmen. die helle Stimme brilliert im sechsten Satz auf dem dunklen Gruppengesang.
Ensemble und Solistin wissen die Akustik eindrucksvoll zu nutzen. Das Orchester schweigt und Redmond schickt zwei, drei einsame Töne in das hohe Kirchenschiff. Dort verhallen ganz langsam und sanft. Großartig selbst beim zweien und dritten Mal.
Das Publikum ist schwer beeindruckt und dankt schon zur Pause mit tosenden Applaus.
Der Händel
Zum Salve Regina von Händel zeigt sich das Orchester in kleiner Besetzung. Nun geht es um Innerlichkeit und das Instrumentarium wurde auf drei Streicher, Cembalo und Orgel eingedampft.
Der Sopran von Paola Valentina Molinari ist ganz anderer Natur. Das sanfte Vibrato erzeugt einen dunklen Unterton. Damit wird ihr Vortrag sanfter und weicher. die von Händel geforderte Barmherzigkeit liegt somit in jedem Ton. Molinaris Gesang überzeugt vor allem durch die Vielschichtigkeit und ihre Fähigkeit, unterschiedlichste Stimmungen in kürzester Zeit in Musik umzusetzen.
War es im ersten Stück des Abend die Dynamik und Dichte, mit der das Orchester aufhorchen ließ, so ist es nun das filigrane Klangbild. Jedes Instrument verfolgt eine eigen Melodielinie, die insgesamt ein gelungenes Ganzes ergibt. Das Cembalo, das bis dahin eher blass blieb, kann sich im Allegro durch das Wechselspiel mit der Orgel bemerkbar machen.
Tenor Balthazar Zuniga bereitet sich vor.
Alle Fotos: Kügler
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Nach reichlich Sopran ist der Alt von Marta Fumagalli eine willkommene Abwechslung. Das Wechselspiel von Orgel und Cemballo im zweiten Satz weiß sie nicht nur zu begleiten sondern gar zu bestimmen.
Caterina Ioca und Marta Redaelli können in der letzte Sopran-Arie des Abends noch einmal Ausrufezeichen setzen. Mit dem Tenor Balthazar Zuniga und dem Bass Matteo Belloto schickt der Chor noch zwei weitere starke Sänger nach vorne in die Solisten-Rolle.
Nach diesen beeindruckenden Vorträgen will der Applaus gar nicht enden. Das Coro e Orchestra Ghislirie und sein Dirigent quittieren das Lob mit einer Zugabe.
Material #1: Händel - Die Festspiele
Material #2: Dixit Dominus - Das Konzert
Material #3: Rachel Redmond - Die Website
Material #4: Coro e Orchestra Ghislieri - Die Website
Material #5: Jommelli - Die Biografie