Götz Alsmann und Band begeistern mit Broadway-Melodien
Selten hat jemand so schön gelogen. Am Anfang des Abends versprach der Künstler, dass es das wärmste Konzert des Jahres werden würde. Glatt gelogen und untertrieben. Ein Abend mit Götz Alsmann und Band ist nicht einfach nur ein Konzert. Es ist eine Show. Eine Show der Extraklasse, ein bisschen retro und für alle Sinne. Auf jeden Fall kann im dreistündigen Programm keine Langeweile auf.Im aktuellen Programm “Am Broadway” hat Götz Alsmann 18 Perlen aus der goldenen Ära des Musicals versammelt. Er hat sie aufgebockt, hat sie getunt und er hat ihnen mit deutschen Texten ein neues Chassis verpasst. Auf jeden Fall läuft der Unterhaltungsmotor und die Tour schon seit 2 Jahren reibungslos. Mit dem Echo-prämierte Programm “In Paris” hatte Alsmann sich vor fünf Jahren mal den Chansons zur Brust genommen. Im nächsten Jahr soll dann “In Rom” folgen.
Götz Alsmann war mit seinen Jungs im Kloster.
Alle Fotos: tok
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Der Meister und die Band machen es spannend. Der Vorspann des Titelsongs läuft mehrfach, bevor das Quintett die Bühne betritt. Doch genug der Vorrede, sofort swingt es ordentlich und Alsmann und Altfrid Sicking am Vibraphon werfen sich die Noten und Phrasen zu. Sicking und Alsmann, diese Kombination wird den Abend bestimmen.
Dann hat das Publikum Zeit zum Verschnaufen, denn Götz Alsmann erzählt die Entstehungsgeschichte dieses Projekts. Er ist mit Engagement und man soll ihm anmerken, dass ihm dieses Programm eine Herzensangelegenheit ist. Später wird mit einer ordentlichen Portion Selbstironie erzählen, dass die Grundlagen einst an einem Spätsommernachmittag in Jahre 1965 bei einer Modenschau in der Münsterland-Halle gelegt wurden.
Alsmann erzählt von den Aufnahmen in Manhattan, im legendären Sear Sound Studio. Er erzählt von dem vermeintlichen New-York-Experten im Verwandtenkreis und ihren vielfältigen Tipps. Er erzählt von Pannen in der Planungen und er tut dies alles mit Wortungetümen und mit eigenen Worterfindungen, die aber sofort eingängig sind.
Altfrid Sicking spielt Trompete zum Vibraphon. |
Schnell wird klar, dass Alsmann hier eine exzellente Show aus der guten alten Zeit abliefert und niemand würde sich wundern, käme er eine Show-Treppe hinunter. Es fehlen zwar die Tänzerinnen, aber immer die Garderobe der fünf Männer auf der Bühne passt haargenau in das Gesamtbild. Rosa Sakkos mit schwarzem Samtkragen, so etwas wird heutzutage nur noch während des Christopher Street Day getragen.
Immer wieder trägt Götz Alsmann Geschichten zu den Songs vor. Er erklärt ihre Entstehung und er trägt Anekdoten aus den New Yorker Tagen vor. Er bemüht Klischees und Steroetypen, aber er tut es immer wieder mit einem überdeutlichem Augenzwinkern. Hinter dem Doktor der Musikwissenschaften steckt immer noch der kleine Junge, der an jenem Spätsommernachmittag im Jahr 1965 in der Münsterland-Halle auf Big Bob Bingo traf. Er strotzt vor Selbstironie und man verzeiht ihm auch Sprüche über wohlbehütete Bürgertochter aus dem Sauerland.
Ob die Geschichten wahr sind oder nicht, das ist egal. Sie könnten wahr und sie passen einfach in das Gesamtbild.
Aber dann gewinnt die Musik doch wieder die Oberhand. Alsmann hat die Klassiker meist in ein lateinamerikanisches Gewand gesteckt und das passt. So macht er aus Nat King Cole Ballade “Nature Boy” eine Rumba. Es folgen noch zahlreiche Verwandlungen und bei Blue Moon muss man zweimal hinhören, um den Rodgers-Song zu erkennen. Aber alle zeigen “So hätte es auch klingen und es wäre trotzdem gut gewesen. Was überzeugt ist nicht die Stiltreue sondern die Vielfalt, die das Wesen der Musik deutlich: Gute Unterhaltung auf höchstem Niveau.
Als Zugabe gibt es Cowbos-Songs zum Banjo. |
Aber die Musiker sind auch Fans der eigenen Sache. Götz Alsmann und seine Band spielen, reden und albern sich immer mehr in einen Rausch. Je länger der Abend dauert, desto höher steigen die Raketen im Gag-Feuerwerk. Alsmann macht keine Witze auf Kosten anderer sondern er macht vor allem witzig über sich selbst, über die gemeinsame Vergangenheit und über den Glauben an die guten alten Zeiten.
Doch irgendwann ist auch die Abend zu Ende. Doch in den Stunden bis dahin gibt es jede Menge Musik, die swingt, mambot, merenguet und vor allem begeistert.
Das anschließende Interview hinterher
Das Programm im Kloster Walkenried
Die offizielle Alsmann-Website