Direkt zum Hauptbereich

Musik vom King of Romantic

Kammerorchester der Kreismusikschule spielt viel Grieg

Der Anfang war stotternd, doch dann konnte das Kammerorchester der Kreismusikschule Goslar beim Internationalen Musikfest durchaus überzeugen. Das Konzert in der Schlosserei  war ein stimmiger Auftakt zum Musiktag im Bergwerksmuseum Rammelsberg.

Unter dem Titel "In der Halle des Bergkönigs" wwar viel Musik von Grieg angekündigt worden. Doch zuerst ging es weiter zurück in die ganz Alte Musik. Den Auftakt machte eine Fanfare aus dem 16. Jahrhundert eines unbekannten Komponisten, die Edward Jones mit wnderen Werken zu einer mittelalterlichen Suite zusammengefasst hat.

Warten auf den Bergkönig.
Alle Fotos: Kügler
Ganz ohne Blech auf der Bühne schaffte das Kammerorchester dennoch einen angemessenen feierliche ton, auch wenn der letzte Druck fehlt. gleiches gilt für den anschließenden Tanz Passepied.

Die abschließende "Schottische Rauferei" setzt die erste Akzente. Die Stricher schaffen es, diesen typischen spitzen Ton der keltischen Fidel auf die Bühne zu bringen. Im Wechselspiel mit den konventionell intonierenden Celli baut sich ein Spannungsbogen mit einem feinen Klangbild auf. Der Wechsel von Staccato und Pizzicato schafft im abschließenden "The Battle" eine lautmalerische Glanzleistung.

Den Hauptteil leitet Orchesterchefin Anette Zell mit einem Bericht über Griegs Skepsis gegenüber Ibsens "Peer Gynt" ein. Das es sein berühmtestes Werk werden sollte, ist eine Ironie der Musikgeschichte. Das Kammerorchester setzt die atmosphärische Dichte gekonnt um.

"Die Morgenstimmung" baut sich langsam mit zurückhaltenden Streichern auf. Geiogen und Bratschen arbeiten sich vom Flüstern zum Schwelgen vor. Dann setzt die Pauke den Wendepunkt und die Streicher schwellen wieder ab. Sie ziehen feien Melodielinien, die im Kopfkino an einem sonnigen Morgen wie Nebelschwaden über einen See dahinziehen. Das ist knapp vor Werbe-Ästhetik, aber eben nur knapp.

Eine Bühne wie ein Boxring.
Foto: Kügler
Das Kammerorchester kann auch anders und setzt mit dem Hochzeitsfest den Kontrapunkt. Der fulminante Auftakt im tutti löst alle Schwärmereien in Sekundenbruchteilen auf. Die Celli legen den Teppich, auf dem dann die Violinen ihren Hochzeitstanz vollführen. Das Zusammenspiel klappt fabelhaft. Punktgenau leitet dann wieder die Pauke die Wende ein.

Das Pizzicato der Celli und des Basses eröffnen die Halle des Bergkönigs. Dann melden sich die Violinen. Ganz behutsam lässt Anett Zell Volumen und Tempo ansteigen. Strophe für Strophe wird aus dem Largo allmählich ein Prestissimo. Dann meldet sich die Pauke deutlich zu Wort. Der Bergkönig ist da doch das Publikum ist gut vorbereitet.

Nach so viel Dramatik gibt es Entspannung mit "Solveigs Lied". Wie schon in der "Morgenstimmung" kann das Kammerorchester aus dem Vollen schöpfen und träumerisch dahin schwelgen. Die Harmonie im Ensemble wird zur Harmonie der Zuhörer. Auch das hier klingt wie knapp vor Werbung, aber sei's drum. An einem Sonntagvormittag ist das erlaubt.

Ungewöhnliche Orte ergeben ungewöhnliche
Perspektiven. 
Die "Simple Symphony" ist einer eher untypisches Werk für Benjamin Britten. Hier lässt er seinen neoromantischen Gelüsten freien Lauf und das Kammerorchester setzt dies gekonnt um. Es kann in der "Sentimental Sarabande" seinen Trumpf "volles Klangbild" ausspielen und ndie Wendung im Stück problemlos bewältigen, bevor die Sarabande im Wechselspiel von Violinen und Celli ausläuft.

Atmosphäre ist das eine, Technik das andere. Das "Frolicsome Finale" stellt in dieser Matinee sicher die höchsten Ansprüche an die Musiker. von einem nicht zu überhörenden Beethooven-Zitat geht es gleich in ein Wechselspiel von Staccato und Pizzicato, das sich im Tempo immer steigert. Doch das Kammerorchester lässt die Stimmung des ausgelassenen Finals auf das Ajuditorium in der Schlosserei überspringen. Der Lohn ist tosender Beifall.






Material #1: Das Internationale Musikfest Goslar - Die Website
Material #2: Das Kammerorchester Goslar - Die Website

Material #3: Edvard Grieg - Die Biographie
Material #4: Die Peer Gynt-Suite - Das Werk

Material #5: Benjamin Britten - die Biographie
Material #6: Die Simple Symphony - das Werk








Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Dieter Nuhr offenbart sich als Menschenfreund in Vollzeit

In Goslar zeigt er Werke, die Distanz schaffen Seit dem Auftritt von Christo hat keine Werkschau in Goslar solch ein Aufsehen erregt. Dieter Nuhr stellt dort aus unter dem Titel „Du denkst an durchfahrene Länder“. Es geht um Menschen und Landschaft, denen der Mann vom Niederrhein auf seinen Reisen um die Welt begegnet ist.  Zur Vernissage am 21. Juli war der Garten im Mönchehaus Museum bis auf den wirklich allerletzten Platz belegt. Direktorin Bettina Ruhrberg und Dieter Nuhr machten im Einführungsgespräch deutlich, dass man den Kabarettisten und Künstler voneinander trennen sollte, auch wenn es nicht immer gelingt. Schließlich geht es um zwei Seiten derselben Person.  Dieter Nuhr begann sein Studium als Kunstlehrer 1981 an der Folkwangschule in Essen. Er wollte Künstler werden, sein Vater bestand auf den Lehrer. ein typischer Kompromiss für die alte Bundesrepublik der 70-er und 80-er Jahre. Dass er dann Kabarettist geworden ist, bezeichnete er als Unfall und dann als Glücksfa...

Grell und schnell in Richtung gestern

"Deutsches Haus" ist Heim für überlebende Hirnspender Ein Ensemble in Höchstform, ein Bühnenbild zum Fürchten, eine rasante Inszenierung mit Rocky Horror Momenten und jede menge laute und leise Lacher. Die Uraufführung von Philipp Löhles Eigenwerk "Deutsches Haus" in Eigenregie am Deutschen Theater in Göttingen überzeugt. Doch eins sollte man nicht machen: Diese Komödie zum Politikersatz hochstilisieren. Die Aufführung beginnt mit einem Aha-Effekt. Das Bühnenbild von Thomas Pump verlängert den Plüsch des altehrwürdigen Dekors des DT Göttingen bis auf die Brücke. Das ist nicht neu und gab es in Göttingen vor vielen Jahren schon einmal beim "Zauberberg" zu sehen. Aber es wirkt immer noch. Diese  bauliche Maßnahme durchbricht noch vor Spielbeginn die "vierte Wand" und macht dem Publikum deutlich: Ihr seid ein Teil der Inszenierung! Immer eine Kann in der Hand: Im  "Deutschen Haus" wird gebechtert wie in einer Dorfkneipe. Fotos: DT Gö/ Thom...

Wie ein Kostümfest in Nordhausen

Idomeneo wird zerrieben zwischen Kohl und Sohn Mozart "Idomeneo" erlebt selten eine Aufführung und das hat gute Gründe. Wer das schwächelnde Werk auf den Spielplan setzt, muss eine starke Inszenierung in der Hinterhand haben. Das kann Nordhausens Operndirektor Benjamin Prins nicht von sich sagen. Bei der Premiere zeigt seine Inszenierung einige starke Szenen, die reichen aber nicht, um die Aufführung zum Gewinn für das Publikum zu machen. Trotz der Kürzungen an der Vorlage gibt es an diesem Abend über weite Strecken mehr Fragezeichen als Antworten. Die Aufführung bietet gleich zu Anfang einen mutigen Schritt, von dem das Publikum profitiert. Thomas Kohl schlüpft in die Rolle des Erzähler, der Vorgeschichte und aktuelle Ereignisse vorträgt, die Beziehungen der Akteure und ihre Motivation erläutert. Der auktoriale Erzähler im Bild ist ein Hilfsmittel aus den B-Movies der 50 Jahre, bis er in der Rocky Horror Picture Show als Karikatur endet. Sohn und Vater im Dauerkonflikt. F...