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Die heilende Kraft des Laufen

Ein Sportroman, der nach innen schaut 

Uwe Prieser ist wieder voll auf der Höhe. Er hat sein Tief überwunden. Mit „Der Lauf ihres Lebens“ hat Deutschlands einziger Sportschriftsteller ein Buch vorgelegt, das nicht nur fesselt. Es überzeugt vor allem durch seine Tiefe, durch die Beobachtung und die Charaktere, die wirken wie von nebenan.

Prieser hat zurückgefunden zu seiner einfachen und präzisen Sprache. Langatmige Satzkonstruktie wäre bei dem Thema auch nicht angebracht. Die Sprache scheint dem Sportteil entnommen und das gibt der Erzählung ein eigenes Tempo. Satz für Satz wie Schritt für Schritt über die lange Distanz. Das ist dem Thema angemessen. Dabei verzichtet Prieser zum Glück auf die Scheinwissenschaftlichkeit, der sich manche Sportjournalisten so gern bedienen. Er schaut lieber nach innen in die Athletinnen.

Eben diese Reduktion lässt den Lesern ausreichend Platz, um mit eigenen Gedanken und Bildern vermeintliche Lücken zu füllen. Prieser nimmt sein Publikum ernst und das darf sich seine Gedanken machen, so wie ein langer Lauf vieles klärt. Laufen ist Kopfsache.

Darin liegt die Faszination dieser Art der Fortbewegung. Deswegen verfallen so viele dem Laufen und kommen davon nicht mehr los. Prieser macht das klar und dafür gebührt ihm Platz eins.

Dabei gelingtPrieser das Kunststück, die Lebenslinien dreier Frauen spannendmiteinander zu  erweben und zu verschränken. Da ist die alternde Bibliothekarin, die junge Navajo und die Olympiasigerin in Sachen Marathon. Schlüssig entwickelt Prieser ihre Biographien bis zur überraschenden Wende.

Drei Erzählstränge laufen nebeneinander her und die Fäden werden zu einem elastischen Gewebe versponnen. Dabei gelingt ihm die Verquickung von Realität und Fiktion meisterhaft und die Grenzen zwischen den Welten verschwinden. Innen wird zu außen und außen zu innen. Das gelingt ihm aber in einer schnörkellosen Sprache, die nicht gehetzt wirkt, sondern gleichmäßig atmet wie eine Langläuferin.

Was die drei Frauen verbindet ist die mehr oder weniger glückliche Liebe zum Sport. Für alle drei ist Laufen de Weg, sich aus der Masse hervorzuheben, unbefriedigenden Verhältnissen zu entkommen. Die Bahn wird für alle zur Projektionsfläche.

Doch neben den Plänen, da gibt es auch noch die unbekannte Größe Schicksal. Das Leben ist eben nicht planbar wie ein Rennen. Letztendlich erreichen alle die Ziellinie. Nur der Zustand in diesem Augenblick unterscheidet die Menschen. Da darf man auch mal an der süßen Doppeldeutigkeit von "Lauf des Lebens" naschen.

Uwe Prieser ist nicht der Erfinder des Genre „Sportroman“, aber in der Disziplin sicherlich Deutschlands bester Athlet. Ihm gelingt hier mit „Der Lauf meines Lebens“ wie eine überzeugende Leistung.




Material #1: Der Lauf seines Lebens - Uwe Prieser bei wikipedia
Material #2: Sämtliche Werke - Uwe Prieser im DNB-Katalog

Material #3: Kleine Fische - Der Verlag





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