FestspielOrchester eröffnet Händel Festspiel in Göttingen
Nach dem Pre Opening kam an Christi Himmelfahrt das Grand Opening. Mit "Judas Maccabaeus" gab das FestspielOrchester den Startschuss zum Hauptprogramm 2018. Am Ende des Konzerts blieb die Erkenntnis; Propaganda kann auch was Schönes sein.Mit dem Oratorium "Judas Maccabaeus" konnte Händel in seinem Spätwerk ein deutliches Ausrufezeichen setzen. Neben den zu erwartenden Selbstzitaten überrascht das Œuvre mit vielen zurückhalten Passagen, die mit den durchaus vorhandenen Pathos einen spannungsreichen Kontrast bilden. Prachtbarock trifft hier auf Lyrik.
Das erfüllt durchaus seinen Zweck. Aus dem tiefen Tal zum umjubelten Sieg, so lautet das Konzept. "Judas Maccabaeus" gehört zu den Jubelarien, die Händel einst für seinen König Georg II. Dieser hatte gerade die aufständischen Jakobiten besiegt und den Protestanten die Vorherrschaft in Großbritannien gesichert.
Große Erwartungen vor dem Start.
Alle Fotos: Kügler
|
Aus dem Tutti der Ouvertüre entwickelt Laurence Cumming zusehends eine filigranes Geflecht. Sein Dirigat ist gewohnt reduziert und Tempo und Lautstärke verbleiben im mittleren Bereich. Wunderbar, das selbst hier alle Instrumente klar erkennbar bleiben und gleichberechtigt miteinander klingen. Cummings legt die lyrische Seite barocker Tonkunst frei. Die unerwartete Zurückhaltung bereitet auf die schwierige Lage des israelitischen Volkes vor.
Der NDR Chor schließt sich der Vorgabe nahtlos an. Getragen aber ohne Larmoyanz trägt das Ensemble die missliche Situation des israelischen Volks vor. Das ist schon jetzt zum Ende hingedacht, denn so wird der Sieg umso glanzvoller.
Gleich mit ihrem Auftritt setzt Sophie Harmsen die erste Marke. Die Mezzosopranistin lotet die Stimmlage aus und bleibt doch weich und rund im Ansatz. Sie setzt jeden Ton klar und deutlich.
Schon jetzt zeigt sich die Harmonie im Wechselgesang mit der Sopranistin Deanne Breiwick. Die beiden Damen lassen die Melodien nebeneinander herlaufen, um sich dann doch an den entscheidenden Stellen punktgenau zu treffen. Das "Komm, süße Freiheit"-Duett ist ein Moment höchster Verzückung, von dem man hofft, dass er nie zu Ende geht.
Harmonie und Verzückung: Deanne Breiwick und Sophie Harmsen. |
Mit der reduzierten Instrumentierung dieser Passage bleibt Cummings dem lyrischen Ansatz seiner Interpretation treu. Es scheint ein empfindsames Volk zu sein, dass sich dort gegen die Unterdrückung wehren wird.
Die starke Figur an diesem Abend ist João Fernandes. Vor drei Jahren als Claudio in der Festspieloper "Agrippina" ist der portugiesische Bass zumindest optisch kaum wieder zu erkennen. Aber heute wie damals entwickelt er eine Dynamik, die man in dieser Stimmlage selten antrifft. Klar und deutlich und ohne Geknödel präsentiert er auf wunderbare Weise die Koloraturen seiner Arien.
Nicht ganz so souverän startet Kenneth Tarver in der Titelrolle in den Abend. Der Tenor wirkt anfangs ein wenig verhalten. Erst im Accompagnato und im Wechsel mit dem FestspielOrchester legt er seine Scheu ab. Das Stakkato macht deutlich, dass hier eine Entscheidung ansteht. Tarver weiß die "Jetzt oder nie"-Situation zu nutzen.
Der NDR Chor stimmt hier passgenau mit ein. Der Dreiklang von Orchester, Solist und Ensemble macht deutlich, dass musikalische Höchstleistungen bei den Göttinger Händel Festspielen zum Standardrepertoire gehören. Mit "Judas Maccabaeus" ist der Start in das Hauptprogramm gelungen und um ein Floskel zu bemühen: Dieses Oratorium macht Lust auf noch mehr "Konflikte".
Material #1: Händel Festspiele - Die Startseite
Material #2: Händel Festspiele - Das Werk
Material #3: Händel Festspiele - Die Künstler
Material #4: Judas Maccabaeus - Das Oratorium
Material #5: Judas Maccabaeus - Die wahre Geschichte
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen