Spaß zwischen Vergangenheit und Zukunft
Die Couchies lassen die Scheune beben
Die Gewissheit, dass Jazz auch ohne Oberstudienrat-Appeal geht und dass ein Teil der Zukunft in der Vergangenheit liegt, waren die verkopften Erkenntnisse. Ansonsten hat das Konzert der Couchies einfach nur Spaß gemacht. Im Landgasthof Sindram gab es mitreißende Musik und hintersinnige Moderation.Das Trio aus Berlin war im Rahmen der Niedersächsischen Musiktage Gast der Sparkasse Osterode. die hat mit der mutigen Auswahl einen echten Treffer gelandet. Der Clash of Cultures zwischen den Hauptstädtern und den Landbewohner bleibt aus. Musik verbindet eben. Gemeinsam feiert man die Freude am Leben.
Dazu trägt auch die ungewöhnliche Raumkonstellation zu. Wie der Name andeutet, bestreiten Couchie Couch, Hank Willis und Colt Knarre ihre Konzert von einem Sitzmöbel aus. Das sorgt in der Sindram Scheune für ein Plus an Heimlichkeit. Es gibt keine Barriere zwischen Musiker und Publikum und das trägt zur Entspannung und Verbrüderung bei.
Die Drei von der Swingstelle.
Alle Fotos: Kügler
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Dabei hat ihr Swing nichts bis gar nichts mit den Klischees zu tun. Hier sitzen keine Musiker in Glitzersakkos hinter Notenpulten. Ihre Kostümierung spiegelt den Alltag der 20-er und 30-er Jahre wieder. Man bemüht sich um Authenzität mit einem deutliche Augenzwinkern.
Nichts ist Ernst und alles darf Spaß machen, dafür sprechen schon die Künstlernamen. Seit zehn Jahren liegt der Jammer-Pop über dem Land. Die Couchies sind das passende Gegengift gegen die professionell gepflegte Depression.
Doch die Couchies sind gar keine Swinger, zumindest keine puren. In ihren Mix fließt Blues ebenso ein wie Balkan Beats, Klezmer, Chansons und Couplets. Dabei gibt es für das Publikum keine Eingewöhnungphase. Von der ersten bis zur letzten Minute machen die Drei reichlich Tempo.
Mit Gitarre legt Couchie Couch die Basis. Ihr Spiel hat eine Menge Gypsy Swing intus.Darüber darf Hank Willis mit Geige oder Mandoline fantasieren. Colt Knarre spielt einen rhythmusbetonten Bass. Nur selten darf an diesem Abend zu einem Solo ansetzten. Das Mikrofon bleibt meist dem Mann an der Geige überlassen. die anderen Beiden machen meist die Background Vocals. Mit diesem Konzept klingt das Trio voll und voluminös wie eine ganze Big Band.
Zum Schluss singt die Nachtigall.
Foto: Thomas Kügler
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Warum Couchie nicht häufiger singt an diesem Abend bleibt wohl ein Geheimnis. Ihr Alt hat eine dunkle Färbung wie einst Zarah Leander oder auch Alexandra. Dass sie bei "Honey Suckle Rose" ins Comic-hafte kippt, zeigt nur die Respektlosigkeit gegenüber den Übervätern des Jazz. Doch ihr "Sing, Nachtigall, sing" ist der passende Abschluss eines großartigen Abends.
Denn Couchies gelingt es, die Unbeschwertheit früherer Tage wiederzubeleben. Weil dabei dem Swing neue Impulse verpassen, versinken sie nicht im Retro. Dafür gibt es reichlich Applaus an diesem Abend.
Material #1: Die Musiktage - Die Website
Material #2: Die Couchies - Das Konzert
Material #3: Die Couchies - das Zuhause
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