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Es werden Posts vom Mai, 2015 angezeigt.

Manche würden ihre Seele dafür verkaufen

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Ann Hallenberg und "il pomo d'oro" verzaubern mit Agrippina-Studien Das war Begeisterung pur, auf der Bühne und im Publikum. Mit ihrem Programm Agrippina rissen die Mezzosopranistin Ann Hallenberg und das Ensemble "il pomo d'oro" die Zuhörer am Pfingstsonntag in der Stadthalle Göttingen schon zur Pause zu Jubelstürmen hin. Donna Leon meinte als Mentorin des Abends, dass manche ihre Seele verkaufen würden, um so singen wie die Solistin. Doch es war eben kein Solo. Da standen Partner auf Augenhöhe auf der Bühne, um mal eine Floskel zu bemühen. Es waren Partner, die sich kongenial ergänzten. Zuerst zeigt Donna Leon die Verknüp- fungen zwischen den Agrippinas auf. Die Figur der Agrippina war zu barocken Zeiten ein beliebtes Motiv. Neben Händel haben sich auch Graun, Porpora, Sammartini, Orlandini und Telemann um die römische Kaisergemahlin gekümmert.  Stoff gibt es reichlich, denn es sind drei Damen unter gleichen Namen, die zur Steigerung der Verwirrung...

Wenn Gambe und Laute singen

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Hille Perl und Lee Santana begeistern mit unbekannten Meistern Barockmusik kennt nicht nur Opulenz und expressive Gesten. Sie kann auch sehr meditativ und innerlich sein. Hille Perl und Lee Santana spielten im Rittersaal im Schloss Herzberg und am Ende dieses musikalischen Nachmittags mit einem der besten Duos für alte Musik bleibt tiefe Zufriedenheit und der Einklang mit sich selbst und mit der Welt im Ganzen. Das Programm lässt sich unter dem Stichpunkt "Händel und seine Nachbarn" zusammenfassen und es versammelte Komponisten, die sonst nicht im Fokus der musikalischen Aufmerksamkeit stehen. Weil die Zusammenstellung " ... per la viola di Gamba é Liuto... " nach Aussage von Hille Perl nur für diesen Nachmittag erfolgte, wurde das Publikum Ohrenzeuge eines einmaligen Erlebnisses. Auch so einmalig ist der Dialog der Künstler mit dem Publikum. Beide erläutern nicht nur, was sie tun, sondern auch, warum sie es tun, und stehen in der Pause auch für Fragen und Fachs...

Zweifelhafte Heldinnen

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Die Händel-Festspiel-Oper hinterlässt einen gemischten Eindruck "Heldinnen!?" ist das Motto der diesjährigen Händel-Festspiele in Göttingen. Mit "Agrippina" hat sich Laurence Dales ein frühes Werk aus Händels Opus vorgenommen, in dessen Zentrum ein Frau zweifelhaften Rufes steht. Während das Ensemble auf der Bühne und im Orchestergraben in allen Belangen überzeugen konnte, hinterließ die Inszenierung bei der Premiere am 15. Mai im Deutschen Theater einen gemischten Eindruck. Mit Werk um die römische Kaiserin, die ihren Sohn Nerone mit Intrigen auf den Thron hievt, schafft Händel zum Schluss seines Italienaufenthalts 1709 den Durchbruch als Operkomponist. Vermutlich hat sich zu sehr von dem Versprecher einer alten Aufführungspraxis leiten lassen, denn eine dramaturgische Straffung hätte der Inszenierung durchaus gut getan. Endlose Rezitative, die bereits Bekanntes wiederholen, lassen sich nur mit den Sehgewohnheiten einer höfischen Gesellschaft erklären. In bürgerl...

Musik auf gelungene Art begreifbar gemacht

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Barocksolisten aus Braunschweig eröffnen die Kreuzgangkonzerte Auf der organisatorischen Ebene war es eine Zeitenwende, musikalisch blieb es beim Gewohnten. Mit dem Programm "Vier Jahreszeiten" eröffneten die Barocksolisten am Samstag, 9. Mai, die 32. Kreuzgangkonzerte im Kloster Walkenried. Das Ensemble aus Braunschweig schaffte so den Ausgleich zwischen alter Praxis und neuen Verständnis. Vivaldis "Die vier Jahreszeiten" zu spielen, das ist ein erhebliches Wagnis. Schließlich hat jeder seinen eigenen Soundtrack zum Dauerbrenner barocker Werbebegleitung im Kopf und fast jeder hat dementsprechend eine Vorstellung davon, wie dieses Musterexemplar an Streicherliteratur zu spielen ist. Aber das kann man weder Vivaldi noch den Barocksolisten ankreiden. Die Interpretation der Norddeutschen Barocksolisten und von Josef Ziga stellten das ausverkaufte Haus mehr als zufrieden. Am Ende des Abends forderte das Publikum mit langanhaltenden Applaus drei Zugaben ein. Josef...

Noch ganz alte Schule

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Auf Zeitreise mit einem Parodisten  Jörg Knör war in Osterode und es war eine Reise in die gute alte Zeit. Nein, das Programm spiegelt nicht die Vergangenheit wieder. Das ist auf der Höhe der Zeit. Jörg Knör ist der Archaismus, er ist das Relikt aus einer Zeit, als die Menschen, die auf einer Bühne stehen, ihr Handwerk beherrschen mussten und die deswegen auf der Bühne standen, um ihr Publikum zu unterhalten und nicht, um sich selbst zu produzieren. Am Ende der zweieinhalbstündigen Show stand die Gewissheit, dass sich solche Reise immer lohnen. Am Anfang der Liebesbeziehung zwischen Deutschlands bekanntesten Parodisten und den Publikum steht ein Versprecher. Aus Osterode am Harz wird Osterode am Hals, ein Versprecher, der sich als "running gag" durch das gesamte Programm ziehen. Doch die Bewohner der Kreisstadt merken, dass der Mann aus Hamburg weiß, wo er ist. In Zeiten automatisierter Programme und austauschbarer Comedians ist das nicht mehr selbstverständlich. Jörg Knö...