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Es werden Posts vom Juni, 2013 angezeigt.

Güttler füllt den Kreuzgang

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Hochgefühle mit dem Blechbläserensemble Schon mit dem ersten Tönen ist es da, dieses barocke Hochgefühl. Ein satter Klang, der den Raum ausfüllt und wie eine Woge von der Bühne durch den Kreuzgang. Jubilierende Töne aus hellen Trompeten, die die Spitzbögen hinauflaufen, gen Himmel streben und die Zuhörer mitnehmen, sie von irdischen Ballast befreien. Mit den ersten Ton ist es da und beim Konzert von Ludwig Güttler und seinem Blechbläserensemble im Kloster Walkried kehrt es zum Schluss noch einmal wieder. Eine Woge an Wohlklang brandete durch den Kreuzgang im Kloster Walkenried. Fotos: tok Das Gebäude scheint wie geschaffen für diese Musik und Güttler spielt mit der Akustik. Zwei Trompeten und eine Posaune bleiben im Seitengang versteckt und tönen aus der der Ferne. Dies gibt den Klang eine Tiefe, in die man sich gern verliert. Einfach aber genial. So wird eine dialogisierende Mehrchörigkeit möglich, die typisch ist für die Tänze des Renaissance-Musikers Tylman Susato und die sp...

Ein Manager der Intrige

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"Othello" wird bei den Domfestspielen zu Jagos Vernichtungsfeldzug Für das Fremd sein in der Heimat ist Othello das Paradebeispiel. In der Inszenierung von Christian Doll ist der General überhaupt komplett falsch im ganzen Leben, deswegen wird er zum Spielball des Intriganten Jago. Der Krieger taugt nicht für Ränkespiele, also muss die Geschichte tragisch ausgehen. Am Ende bleibt ein starker Eindruck und die Vermutung: Wenn du geredet hättest, Othello, dann, vielleicht dann ... Mario Gremlich ist der neue Typ des Jago, ein Typ wie ihn jeder kennt. In Gandersheim ist Shakespeares Tragödie vor allem ein Kammerspiel zweier Männer, das nur einen Gewinner kennt. Auf der einen Seite Jago, der Fähnrich, der bei der Beförderung übergangen wurde und von den höheren Kreise ausgeschlossen, sinnt er auf Rache. Auf der anderen Seite Othello, der siegreiche General in den Diensten der Republik Venedig, ein Krieger, der erst durch Desdemona zum Mensch wird. Sie wäscht seine Hände rei...

Aus für die Dommusiktage

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Zurückgezogene Fördermittel führen zur Absage - Solidarität gefordert Vom 14. bis 22. September sollten die 23. Internationalen Gandersheimer Dommusiktage stattfinden. Die Veranstaltung wurde am Montag komplett abgesagt. Für das Festival-Aus macht der veranstaltende Verein „Concerto Gandersheim“ die Finanzen verantwortlich. Unerwartet seien Zusagen zur Förderung reduziert oder gänzlich zurückgenommen worden, dies betrifft vor allem die Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz und die Niedersachsen-Stiftung. Dadurch sei eine deutliche Unterdeckung absehbar gewesen. Der Verein sah sich veranlasst, die Reißleine für das Festival zu ziehen. Zum 15. Juli wird auch die Geschäftsstelle der Dommusiktage geschlossen. Die Leiterin Renate Richert hat bereits die Kündigung erhalten. „Die nun eingetretene Situation hat weitreichende Konsequenzen, die in dem daraus erwachsenen Schaden in keinem Verhältnis zu dem fehlenden Betrag stehen dürften“, betont die 1. Vorsitzende Odila Sch...

Einfach zauberhaft

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Viele Elfen in "Was ihr wollt" Eigentlich ist ja nur eine Komödie und sie ist von Shakespeare. Das diese alle nach einem ähnlichen Schema verlaufen, ist nicht nur dem Fachmann klar. Doch DT-Intendant Mark Zurmühle hat aus dem 400 Jahre alten Verwirrspiel um Identitäten ein Märchen gemacht, dessen erster und letzter Eindruck "einfach nur zauberhaft" ist. Aus dem Dunkel des Bühnenhauses tauchen zwei Gestalten auf. Sehr pointiert gesetzt zwingt das Licht zur Konzentration auf diese beiden. Sebastian trägt seine bewusstlose Schwester Viola. Beide haben ein Schiffsunglück überlebt und wurden an die Gestade von Illyrien gespült. Doch bevor Viola die Augen aufschlägt, muss der Bruder fliehen. In dem Glauben, dass Sebastian tot ist, heuert sie als Cesario verkleidet beim Fürsten Orsino an, der schwer in Olivia verliebt, die aber nichts von ihm wissen will, sondern eher von Cesario, der wiederum sein Herz an Orsino verloren hat. Olivia (mitte) hat sich in Cesario v...

Die Tretmühle der Menschwerdung in einem unmenschlichen System

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Ein rastloser Hauptmann von Köpenick in Göttingen Wilhelm Voigt passt nicht in diese Welt und er passt nicht in ihre Ordnung. Er hat lange im Gefängnis gesessen und er hat viel Zeit im Ausland verbracht. Nun kommt er in ein Berlin, dass sich sehr verändert hat. Er, der Schuster, der Handwerker, kommt in eine Stadt, deren Rhythmus sich beschleunigt hat, deren Rhythmus von Maschinen vorgegeben wird. Er kommt in eine Stadt, deren Menschen sich im Rhythmus der Maschinen bewegen. Selbst die, die nicht dem Diktat der Industrie unterliegen, handeln und bewegen sich wie Roboter, denn ihre Abgötter heißen Recht und Gesetz, Ordnung und Vaterland und der Kaiser. Das Befremden, das stillen Entsetzen ist Lutz Gebhardt in der schon in der ersten Szene ist das Gesicht geschrieben. Ungläubig taumelt er durch die surreale Szenen. An dem Gefühl, nicht dazuzugehören und an dem Entsetzen über das Unmenschliche dieser Ordnung wird sich bis zum Schluss wenig ändern. Dieser "Hauptmann von Köpenick...

Mal selbst Kritiker werden

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Theater Nordhausen sucht die Inszenierung der Saison Liebes Publikum, heute findet Sie/ihr hier keine Besprechung eines Dramas oder eines Konzerts. Heute oder in den nächsten Tagen ist eigenes Engagement beim Publikumspreis des Theater Nordhausen gefragt. Der Förderverein sucht zum zweiten Mal die Inszenierung der Saison. Die Abstimmung erfolgt im Web oder mit Stimmzetteln an der Theaterkasse und zu gewinnen gibt es auch etwas. Welche Inszenierung der zu Ende gehenden Spielzeit 2012/13 hat Ihnen am besten gefallen? War es eine Oper? Ein Schauspiel oder ein Ballett? Vielleicht die Operette oder das Musical?  Im Rennen um den Publikumspreis „Inszenierung der Spielzeit 2012/2013“ sind alle Stücke, die  zwischen September 2012 und Juni 2013 Premiere im Theater Nordhausen oder bei den Thüringer Schlossfestspielen Sondershausen haben. Darunter sind natürlich auch die Stücke, die das Landestheater Rudolstadt in Gastspiel in Nordhausen zeigte.     "Jugend ohn...

Kater + Stiefel = Magie

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Dieser gestiefelte Kater will nicht nur spielen Anne Spaeter macht zum Auftakt der Gandersheimer Domfestspiele aus dem Grimm-Märchen eine Komödie über Chancen, Trottel und Freunde. Prolog Seit den Tagen des seligen "Northeim - Das Festival", jenem legendären Kinder- und Jugentheaterfestivals, hatte ich mit Theater für ein jüngeres Publikum nicht mehr viel zu tun. Um den Kompetenzverlust auszugleichen nahm ich einen erbarmungslosen Fachmann mit: Tammo, sieben Jahre alt, selbst theatererprobt und mein Sohn. Sein Urteil sollte für mich den Ausschlag geben, das war die Grundidee unseres gemeinsamen Besuch der Kater-Premiere bei den Gandersheimer Domfestspielen. Ende Prolog Wie man einen fabelhaften Stoff auf die Bühne bringt, ohne sich zwischen den opulenten und scheintoten DEFA-Modell und der Zertrümmerung nach GRIPS-Rote-Grütze-Manier zu zerreiben, dies ist dem Ensemble der Gandersheimer Domfestspiele gelungen. Mit dem Familienstück "Der gestiefelte Kater...