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Es werden Posts vom Juni, 2017 angezeigt.

Ein Konzert mit Kontrasten

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YoYo und B.B. & The Blues Shacks lassen alte Zeiten aufleben Der Förderverein der Stadthalle Northeim hat Mut bewiesen. Auf die Idee, eine Reggaeband und ein Bluesband und ein Dach zu bringen, sind bisher nur wenige gekommen. Auf jeden Fall ist es aber aufgegangen. Klassentreffencharakter, vielleicht kann die Atmosphäre so bezeichen . Klassentreffen? Ja, man weiß, dass man sich aus alten Zeiten kennt oder kennen sollten. Dennoch gibt es da eine gewisse Distanz, die man erst mal langsam abbauen. Auch das Publikum machte diese Distanz deutlich, obwohl man sich doch eigentlich bestens kennt. Yoyo macht das aber nicht aus. Mit "I shot the sheriff" gehen die sieben gleich in vollen. Damit gehen sie durch das Risiko ein, ihr Pulver zu schnell zu verschießen, denn das Set der Vorband besteht ja nur aus 12 Songs und es ist auch auf der Bühne ein wenig wie Klassentreffen, denn Jojo hat zurückgefunden. Sein Tastenspiel reiht sich an diesem Abend nahtlos ein in das Ensemble. ...

Wahrlich eine Sternstunde

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Ballettgala bei den Schlossfestpielen zeigt mehr als State of Art Thüringens Norden entwickelt sich zum Standort für Highballett. Das zeigte die Ballettgala "Sternstunden" bei den Schlossfestspielen Sondershausen am Mittwoch. Der zweigeteilte Abend gab vielleicht sogar einen Einblick in die Zukunft des Tanztheaters. Den Auftakt machte das Thüringer Staatsballett in Gera. Zuerst arbeitete es "Romeo und Julia" aus anderer Perspektive auf. "Mercutios Geheimnis" erzählt die tödliche Liebe aus Sicht von Romeos bestem Freund. Dabei liegt die Betonung auf "erzählt". Die beiden Choreographien dürften die Anhänger des klassizistischen Tanztheaters erfreut haben. Es ist traditionelles Handlungsballett und sie bedienen sich traditioneller Ausdrucksformen. Es gibt Spitze und viele Hebefiguren. Das ist gute alte Schule und passt zum gestelzten höfischen Gehabe in "Rittertanz" wunderbar und die Balkonszene rührt das romantische Herz. Mercut...

Fett gehupt, richtig fett gehupt

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Brönner und Ilg dringen zur DNA des Jazz vor Es war anders als von den meisten erwartet, aber es war großartig. Am Sonnabend gastierten Till Brönner und Dieter Ilg bei den Kreuzgangkonzerten in Walkenried und sie zeigten, was den Jazz ausmacht: Der Dialog gleichberechtigter Partner. Damit bewies der Trompeter, der gelegentlich unter dem Etikett "Schmusejazzer" firmiert, dass er auch Ernst kann und das sogar richtig gut. Der eine steht in den Charts, der andere in den Lehrbüchern. Till Brönner und Dieter Ilg sind  zwei recht unterschiedliche Seiten ein und derselben Musik. Während der eine die großen Hallen  füllt, ist der andere doch eher dem Fachpublikum bekannt. Dennoch prägt Ilg seit Jahrzehnten den europäischen Jazz und hat Maßstäbe in der Behandlung des Kontrabasses gesetzt. Till Brönner hupt ganz schön fett.      Foto: tok Sie als Antipoden zu bezeichnen, wäre übertrieben, aber diese Kombination verspricht eine produktive Spannung. Daher ist um...

Schiller mit Leichtigkeit

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Kabale und Liebe bei den Domfestspielen Es war schon so etwas wie eine Feuerprobe. Mit Schillers "Kabale und Liebe" legte Achim Lenz als neuer Intendant der Domfestspiele am Freitag seine erste Inszenierung vor. Probe bestanden, Lenz kann auch ernstes Fach. Neben der werkimmanenten Dramatik bekommt seine Version dennoch eine unerwartete Leichtigkeit. Diese Tragödie ist ein Clash of Cultures. Hier die unbeschwerte Jugendlichkeit des Liebespaar Luise Miller und Ferdinand von Walter. Dort das erstarrte Günstlingssystem des Feudalismus, personifiziert im Präsident von Walter. Doch bevor das Intrigenspiel losgeht, sorgt die Bühne für Aufmerksamkeitsmomente auf einer Fläche von 6 mal 6 Meter bildet die Großaufnahme einer korrodierten Oberfläche den Hintergrund. Darin ist ein Tür eingelassen. Die Assoziation verrostet = verrottet ist augenscheinlich. Schon im Sturm und Drang waren Eltern gelegentlich mit  ihren Kindern überfordert. Fotos: Hillebrecht Die Bildfläche wir...

Wirklich eine Klasse für sich

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GSO gastiert bei den Kreuzgangkonzerten Das Heimspiel war wohl zugleich das Abschiedsspiel. Am Sonntag stellte sich das Göttinger Symphonie Orchester (GS0) unter der Leitung von Christoph-Mathias Mueller im Kloster Walkenried vor. Besonders Solist Timothy Hopkins begeistert mit seinem Cello-Spiel das Publikum. Ohne Zugabe durfte das Ensemble die Heimreise nicht antreten. Nach dem Loh-Orchester und dem Braunschweiger Staatsorchester war mit dem GSO der dritte große Klangkörper aus der Region zu Gast im Kreuzgang. Überschrieben war das Konzert mit "Klasse! Klassik!" und diesem Anspruch wurde das Orchester wohlauf gerecht. Den Auftakt machten die Ouvertüre und der "Reigen seliger Geister" aus der Oper "Orfeo ed Euridice" von Christoph Willibald Gluck. Eigentlich kann man nicht besser in einen Klassik-Abend starten, als mit einem Werk, dass das Ende des Barocks einläutete und damit am Übergang zu einer neuen Zeit steht. Die Streicher dominierten d...

Die Geschichte nicht einfach nur weiter erzählt

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Comedian Harmonists zum Auftakt der Gandersheimer Domfestspiele Nach dem Pre-Opening und dem Soft Opening kam nun das Grand Opening. Mit "Comedian Harmonist Teil 2 -Jetzt oder nie" eröffneten am Freitag die Gandersheimer Domfestspiele. Die Inszenierung von Sandra Wissmann erzählt die Geschichte aus der Spielzeit 2015 nicht einfach nur weiter. Sie setzt neue Akzente und weist deutlich über das Dargestellte hinaus. Für die gelungene Aufführung und die großartigen Leistungen der sieben Darsteller gab es den verdienten Applaus. Erst nach drei Zugaben entließ das Publikum die Darsteller zur Premierenfeier. Nicht nur weiter erzählt sondern weiterentwickelt. Wie das? Teil 1 bei den Domfestspielen 2015 ließ die Zuhörer im Unklaren, ob es sich eher um Musiktheater oder um ein Konzert mit Zwischentexten handelt. Die Frage kann man an 2017 klar beantworten. Es ist ein Drama, in dem Musik eine große Rolle spielt. Sandra Wissmann legt das Primat eindeutig auf die Darstellung, auf...

Zwei gegen die ganze Hexenwelt

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"Die kleine Hexe" bei den Gandersheimer Domfestspielen Familientheater soll vor allem eins machen, nämlich Spaß. "Die kleine Hexe" bei den Gandersheimer Domfestspielen erfüllt diese Anforderung. Selbst der härteste Kritiker der Welt ist zufrieden mit der Inszenierung von Sarah Speiser. Er ist ein wenig in die Jahre gekommen, der Kritiker. Immerhin kann er auf 11 Lebensjahr und vier Jahre Erfahrung als härtester aller Kritiker bauen. Damit fühlt er sich am oberen Ende der hexentauglichen Skala angekommen. Dennoch war er schnell bereit, dass diesjährige Familienstück der Domfestspiele zu bewerten: 4 von 5 Sternen hat er vergeben. Das liegt am oberen Ende seiner bisherigen Bewertungen. Für 5 von 5 Sternen braucht es wohl Eis-Service am Sitzplatz. Der härteste aller Kritiker ist zurück an alter Wirkungsstätte. Alle Fotos: Kügler Aber was hat den härtesten aller Kritiker überzeugt? Es ist wohl die Mischung aus traditioneller Erzählweise und modernem Erzähltempo...

Viel Futter für die Seele

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Ensemble choreographiert Freiträume am Theater Nordhausen Das ist Vertrauen in die Mitarbeiter. Am Theater Nordhausen konnten die Mitglieder der Ballettkompanie einen Abend gestalten. Herausgekommen sind vier Choreographien, die gesamte Bandbreite zeitgenössischen Tanztheaters zeigen. Mut muss ja belohnt werden. Vortrex Neun Figuren finden sich wie hingewürfelt auf der Bühne wieder. Sie wirken orientierungslos in einem Stimmengewirr.  Dann bricht ein Unwetter über sie herein. Aus den Individuen wird eine amorphe Gruppe. Eins eint sie: Gekleidet sind sie in die Sorte Nachthemden, die man im Krankenhaus bekommt. Es geht ja auch um Krankheit und deren Auswirkung auf das Leben, auf die Seele. Krankheit macht alle gleich.  Alle Fotos: Tilmann Graner Immer wieder sondern sich Einzelne ab. Es besteht ein Nebeneinander aus Individuum und Gruppe, schnell wechselt es in ein Miteinander und ein Gegeneinander. Trotzdem versinken sie wieder in der wogenden Masse. Krankheit e...