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Es werden Posts vom Juli, 2015 angezeigt.

Spektaktel mit sechs Musikern und einem Schauspieler

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Die Comedian Harmonists als Sommertheater Nun ist das letzte Geheimnis der Domfestspiele 2015 gelüftet. Bei der der Premiere der Comedian Harmonist präsentierte Achim Lenz am Freitag unterhaltsames Sommertheater in perfekter Form und verwischte damit die Grenzen der Genres. Drama, Musical oder Konzert. Für das Publikum war diese Frage zweitrangig, es konnte nicht genug bekommen und forderte drei Zugaben ein. Drei Zugaben? Drei Zugaben. Also ist die Frage doch beantwortet: Es war ein Konzert, ein Konzert mit szenischer Darstellung. Der Traum von Frommermann und Biberti lässt sich in Noten fassen. Alle Fotos: Hillebrecht Die Comedian Harmonists stehen in erster Linie für Musik, die auch 80 Jahre nach dem Aus der Band nicht von ihrem Reiz verloren hat. Diesem Reiz konnten auch Regisseur Achim Lenz und Dramaturgin Jennifer Traum nicht widerstehen. Sie sind in ihrer Inszenierung konsequent. Im zweiten Teil des Abends werden die Songs der Comedian Harmonists zum Träger der Gesc...

Den Othello gerappt

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Extempore macht Tempo bei Shakespeares sämtlichen Werken Doch, dieses Wortspiel musste jetzt sein, schließlich passt es zum Stück. Den Versuch, das Schaffen des englischen Theatergenies übersichtlich zusammenzufassen, gab es in den letzten 150 Jahren gefühlte 150 Mal. Der Zweibänder von Walter E. Richartz und Urs Widmer gehört zu den unterhaltsamsten, der Zweistünder des Nordhäuser Sommertheaters Extempore zu den witzigsten und rasantesten. Seitdem Adam Long, Daniel Singer und Jess Winfield ihr Stück "Shakespeares sämtliche Werk, leicht gekürzt" 1987 auf dem Edinburgh Festival Fringe uraufführten, ist es zum Klassiker des komischen Theaters geworden. Den drei Straßenkünstler gelang, was schlicht unmöglich ist. Sie komprimierten Shakespeares komplettes Schaffen auf 2 Stunden Spieldauer. Bis dahin hielt sich das Gerücht, man bräuchte für die 37 Komödien und Tragödien satte 120 Stunden. Anika Kleinke ist unter anderem Macbeth. Alle Fotos: tok Warum dies nicht so ist...

Bollywood, der Papst und der Duft der weiten Welt

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Das Experiment "Im Namen der Rose" ist eindeutig gelungen Mit dem Spektakel "Im Namen der Rose" betrat das Theater für Niedersachsen (TfN) Neuland. In Zusammenarbeit mit dem Forum für Kunst und Kultur Heersum entstand eine Produktion, die die Grenzen des Theaters aufhebt. Das Experiment ist gelungen und Spßa gemacht hat es auch. Bei der Premiere am 11. Juli waren alle begeistert, Darsteller, Produzenten und Zuschauer. Noch nie war die Besetzungsliste einer TfN-Produktion so lang. 149 Namen und "u.a." sind dort zu finden. Meist sind es Laiendarsteller des Forum für Kunst und Kultur aus Heersumer, das über dem Namen Sommertheater seit 1990 Kulturarbeit auf dem Lande leistet. Ergänzt wurde die Heersumer Schar mit Personal des TfN. Dieses sorgte auch für die Logistik und die hauptamtliche Begleitung. Die Wildrose ist entsetzt. Der Pilz- sammler ist da. Foto: tok Dieses Stück sprengt alle Dimensionen. Regisseur Uli Jäckle spricht bei den Projekten d...

Dieses Theater lässt keinen kalt

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Peter Jech macht im Theater unterm Dach den Feuerwehrmann Hiermit schlagen wir, der härteste aller Kritiker und der Theatergänger, Peter Jech und das schwarzweiß figurentheater für die Verdienstmedaille "Lebendiges und witziges Kinder- und Familientheater 2015" vor. Doch erst von Anfang an. Prolog: Eigentlich wollte ich mit meinem Neffen zu dieser Vorstellung. Er ist bekennender Nachwuchsfeuerwehrmann.  "Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt" von Hannes Hüttner ist seine bevorzugte Fachliteratur. Doch dann habe ich doch für den härtesten aller Kritiker als Begleitung entschieden. Der Einsatz bei Omas Eierschecke läuft. Alle Fotos: Anja D. Wagner   Die Vorlage gehört in Ostdeutschland seit mehr als 40 Jahren zu den Monumenten der Kinderliteratur. Eine Adaption für die Bühne ist mit hohen Risiko behaftet, weil das Publikum die Bilder von Gerhard Lahr mit in die Vorstellung bringt. Um nicht in diese Nacherzählungsfalle zu tappen, war die Entscheidung von P...

Da capo, da capo

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Die Chursächsische Kapelle beschert dem Südharz einen italienischen Abend "Tutto bene",  so einfach kann man das Konzert der Chur Sächsischen Staatskapelle am 4. Juli im Kloster Walkenried beschreiben. Es hat einfach alles gepasst bei dieser Mischung aus Kultur, Kulinarik und Klatsch. "Wir haben ein Experiment gewagt", kommentierte Thomas Krause die für Walkenried neue Veranstaltungsform Wandelkonzert. Neben den ungewöhnlichen Aufführungsformen war italienische Barockmusik der höchsten Genussstufe die zweite Zutat zu diesem gelungenen Abend. Das Experiment ist durchweg gelungen und darf gern wiederholt werden. Was auf den ersten und zweiten Blick wie eine Neuerung aussieht, ist im Grunde genommen nur die Rückkehr zu einer Aufführungspraxis wie sie üblich war, bevor die späte Klassik und die frühe Romantik die Musik auf einen sehr hohen Sockel gestellt haben. Damit war der italienische Abend im Kloster Walkenried eher die Rückkehr zu den barocken Freuden. Für E...

Keinen Freispruch für den Verräter

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Gunter Heun macht im Kloster Brunshausen den Judas Seit 2012 gehört Gunter Heun zu den prägenden Darstellern der Domfestspiele. Mit seinem Solo in "Judas" unterstrich er bei der Premiere am Freitag im Rosenhof diesen Anspruch eindrucksvoll und eindringlich. Mit ihrer Sicht auf Lot Vekemans Werk haben Christian Doll und Florian Götz eine berührende Inszenierung vorgelegt. Sie haben eine Figur begreifbar gemacht, die seit Jahrtausenden unter einen Vorurteil verborgen war. Die Tür öffnet sich und für das Publikum geht es in die Tiefe. Ist der Gang in den Theaterkeller nun der Weg in die Hölle oder führt er nur in eine Krypta. Auf jeden Fall verlangt dieses Stück nach einem Raum, der kein Ausweichen erlaubt. Gunter Heun macht im Kloster den Judas. Alle Fotos: GDF  Die 50 Zuschauer sitzen sich in zwei langen Reihen gegenüber. Das erinnert an das britische Parlament als Redearena. Aber es erinnert auch an die Grand Jury aus den klassischen amerikanischen Gerichtsfilmen...