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Es werden Posts vom Januar, 2019 angezeigt.

Ein Rausch in Farben und Tönen

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Die Märchen-Oper Cendrillon am Theater Nordhausen Leicht und locker und ein Rausch in Farben und Kostümen, dazu ein ganz großer Sack voller witziger Ideen. So präsentiert sich die Annette Leistenschneiders Inszenierung von Cendrillon am Theater Nordhausen. Das Publikum bei der Premiere am Freitag war verzaubert. Das Libretto dürfte bekannt sein. Im großen und ganzen erzählt die Oper von Jules Massenet die Geschichte vom Aschenputtel. Die Mutter verstirbt früh und der Vater heiratet erneut. Die Stiefmutter bringt zwei Töchter mit und für die Halbwaise beginnt die Hölle der Patchwork-Familie Das Trio Infernale. Alle Fotos: TNLos Doch dann kommt die Chance in Gestalt eines Prinzen. Der ist nämlich auf der Suche nach der Frau und dem Sinn seines Lebens.  Es ist Liebe auf den ersten Blick, doch  die Konvention der Zauberwelt trennt die Beiden. Alles, was zurückbleibt, ist ein Schuh aus Glas. Während die deutsche Märchenversion im sozialen Niemandsland verbleibt, tri...

Der Mensch als Ungeheuer

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Ulrich Tukur liest Moby  Dick im DT Die Geschichte vom weißen Wal und von  Käpt'n Ahab, dessen Rachsucht ein Schiff und seine Mannschaft in den Tod reißt,  ist Weltkulturerbe. Ulrich Tukur und der Pianist Sebastian Knauer haben sich dieses Schwergewicht angenommen.  Ihre musikalische Lesung am Samstag im Deutschen Theater erfüllt die Erwartungen gänzlich. Links ein Flügel,  rechts ein Tisch, die Bühne ist übersichtlich bestückt. Ein dunkelblauer Vorhang trennt Vorschiff und Achterdeck. Seine Farbe erinnert an die Tiefsee und in diesem  Abgrund werden Schiff und Mannschaft verschwinden. Der Tisch steht auf gedrechselten Beinen. In der Mitte seiner Kreuzüberblattung ruht eine Weltkugel. Das Möbel gehört einfach in die Kajüte eines Käpt'n. Das hat das kollektive Gedächtnis in Dutzenden Piratenfilmen gesehen. Das Theaterschiff ist voll, nur Käpt'n und Steuermann fehlen noch.  Alles Foto: Kügler Die Ankündigung verspricht eine ...

Ein Parzival für alle Fälle

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Sven Mattke entstaubt für Junges Theater Nordhausen Es bedarf keines Wunder, damit Sohn und Vater mal einer Meinung sind. Es braucht nur ein mitreißendes Stück Theater und schon sind sie sich einig. So geschah es am Sonnabend im Theater unterm Dach in Nordhausen. Sven Mattke und Nele Neitzke zeigten in der Uraufführung von "Young Parzival" eine großartige Aufführung. 25.000 paarweise Verse umfasst der Epos von Wolfram von Eschenbach aus den Jahren 1200 bis 1210. In Buchform sind das 16 Bände. Nele Neitzke hat es geschafft, dieses literarische Monstrum auf 65 Minuten Schauspiel zu komprimieren und konzentrieren. die Meisterleistung besteht darin, dass nichts verloren geht. Krone auf: Sven Mattke spielt den König Artus. Alle Fotos: András Dobi Der Dramaturgin und Regisseurin ist es gelungen, die lange Legende auf die Eckpunkte zu reduzieren. In beeindruckenden Schlüsselszene  setzen sie die Wegmarken. Die Entwicklung des jungen Manns, sein Prozess der Reifung wird ...

Erst bedingt witzig, dann doch rasant

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Theater Rudolstadt tagt als Festkomitee in Nordhausen Es existiert kein englischen Wort für die deutsche "Vereinsmeierei". Dennoch gibt es sie auf der Insel zu Genüge. Das lehrt das Stück "Das Festkomitee" von Alan Ayckbourn. Für das Theater Rudolstadt hat Steffen Mensching die Komödie inszeniert. Die Premiere in Nordhausen zeigt ein sehr langes Vorspiel, das erst nach der Pause Fahrt aufnimmt und bis dahin nur bedingt witzig ist. Eigentlich ist es eine tolle Idee. Die Kleinstadt soll ein Fest bekommen, wie es in Pendon noch keins gegeben hat. Dafür hat Ray eine Geschichte aus der Vergangenheit ausgegraben. Um "Die Zwölf von Pendon" soll ein Historienspiel entstehen, an dem die ganze Bevölkerung teilnehmen kann. Schließlich steckt hier alles drin, was die Gegenwart braucht: Freiheitsdrang, Widerstand und Gerechtigkeit. Also lädt Ray ein paar Mitbürger zur Gründung eines Festkomitees ein. Doch aus dem gemeinsamen Projekt wird schnell ein Zankapfel. Je...