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Es werden Posts vom März, 2015 angezeigt.

Das Deutsche Theater kann auch Musical

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Beate Baron inszeniert einen "Black Rider", der Spaß macht Na klar erhöht es das Vergnügen, wenn man die Musik von Tom Waits mag. Nein, man muss nicht zugedröhnt sein wie einst William S. Burroughs, um an diesem "Black Rider" Gefallen zu finden. Beate Baron und das DT-Team legten bei der Premiere am 28. März eine Inszenierung vor, die einfach nur Spaß macht. Der Rausch kommt aus der gekonnten Clownerie und dem Überschwang der Einfälle und der gelungenen Umsetzung. Das großartige Bühnenbild von Silke Bauer liefert einen großen Beitrag zu diesem Erfolg. Auch die Gesangsqualitäten einiger Ensemble-Mitglieder überzeugen. Die Grundlage für "The Black Rider" war für Burroughs, Waits und Wilson die Legende vom Freischütz. Die Amerikaner orientierten sich aber mehr an der Urversion aus der Feder von Apel und Schulze als an der geglätteten Opern-Version von Carl Maria von Weber. Deswegen geht das Musical auch tragisch. So muss wohl wahre Liebe aussehen. All...

Große Chance glatt vertan

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Marco Storman inszeniert einen zähen Liliom am DT Göttingen Häusliche Gewalt und männliches Selbstverständnis sind aktuelle Themen. Häusliche Gewalt und männliches Selbstverständnis sind Themen, die Ferenc Molenár 1909 mit seiner Vorstadtlegende "Liliom" auf Tapet gebracht hat. Starr, zäh, umständlich. Mit seiner Inszenierung am Deutschen Theater in Göttingen vergibt Marco Storman die Chance, klassische Moderne und Jetzt-Zeit zu verbinden. Die Aufführung bleibt zu sehr der Stilistik des Expressionismus verbunden.   Störung beim Stell-Dich-Ein im Stadtwäldchen. Alle Fotos: DT/Aurich Liliom ist Ausrufer am Karussell der Frau Muskat im Budapester Vergnügungspark Stadtwäldchen. Zugleich ist der junge Mann auch ihr Geliebter. Als Raufbold, Frauenheld und Kleinkrimineller hat er sich einen Status auf dem Rummelplatz und bei der Polizei erarbeitet. Das Gleichgewicht gerät ins Wanken, als er sich in das Dienstmädchen Julie verliebt und seine Anstellung verliert, Das Paar be...

Immer 'ne Buddel voll Rum

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Die Schatzinsel als szenische Lesung mit den stillen hunden Das ist ganz großes Kopfkino, da werden jede Menge Bilder lebendig und freigesetzt. Die stillen hunde lesen "Die Schatzinsel" in der Stadtbibliothek Herzberg und beweisen, dass es ein Werk vor allem für Erwachsene ist. Dabei zeigen Christoph Huber und Stefan Dehler eine kompositorische Dichte, die von tiefer Durchdringung der Vorlage zeugt. Am Ende des Abends gab  es jede Menge vorder- und hintergründige Lacher, überzeugte Fans, neue Einsichten in ein scheinbar vertrautes Werk, der Ohrwurm von den fünfzehn Mann auf der Kiste, der Buddel voll Rum, das Herzen voller Sehnsucht und der Kopf voller Abenteuer. Alles was fehlt zum Seefahrerglück, das ist der Geschmack von Salzwasser auf den Lippen und der Wind in den Haaren. Die stillen hunde haben im Harz mittlerweile eine treue Anhängerschaft und die wartet geduldig im Lesesaal der Stadtbibliothek Herzberg. Die Abenteuerlust ist groß, denn aus den letzten Lesungen wiss...

Mehr Informationen

Auf der Seite "Zugabe" finden sich jetzt vertiefenden Informationen zu besonderen Veranstaltungen im Kultur-Polygon Göttingen, Gandesheim, Hildesheim, Northeim und Nordhausen. Den Anfang macht Northeim. Mit Hand und Fuss Ein Festival für Figurentheater in Northeim Internationale Festivalluft weht durch Südniedersachsen. Vom 14. bis 22. März ist Northeim das Epizentrum des Figurentheaters. Im Theater der Nacht und in der Stadthalle geht zum dritten Mal "Mit Hand und Fuss" über die Bühne. Zu Gast sind Ensemble aus Russland, dem Baltikum, Italien und Frankreich, die die gesamte Bandbreite des aktuellen Figurentheaters zeigen. Insgesamt stehen 12 Veranstaltungen auf der Liste. Hier ist das Programm .

Mit ruhiger Hand in de Abgrund

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Florian Eppinger inszeniert das Fräulein Pollinger als Befreiung Sie solle ihr erotisches Potential doch effizient machen, diesen Ratschlag gibt der Herr Kastner seiner Nachbarin, der arbeitslosen Näherin Agnes Pollinger. Damit beginnt eine Odysse, die nach bürgerlicher Lesart ein Abstieg ist und die man auch als Befreiung deuten kann. "Euch zahl' ich's heim, euch zahl' ich's heim", beendet Agnes Pollinger diese Tour de Force durch die Niederungen der 20er Jahre.  Es sind nur 36 Stunden, die die arbeitslose Näherin zur Prostituierten machen. Doch in seiner Inszenierung verzichtete Florian Eppinger auf Effekthascherei und künstliche Beschleunigung. Es ist ein Aufführung, die mit Stille und mit Ruhe über, die in den Momenten der Reflexion dem Publikum die Zeit lässt, selbst Tritt zu fassen, selbst im Stück anzukommen und den Handlungsfaden nachzuvollziehen. Deshalb überzeugt Epppinger mit seiner Darlegung. Agnes Pollinger und Eugen Reithofer sind zw...

Prinz der guten Absichten

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Theater Rudolstadt zeigt in Nordhausen eine durchwachsene Komödie Staatstragend fängt es an, staatstragend hört es auf. Dazwischen entspannt sich beim "König der Herzen" ein Spiel, das nicht so recht weiß was es will, das an seinen eigenen Ambitionen scheitert. zum Schluss ist der König der Herzen eher ein Prinz der guten Absichten. Ein Problem der Inszenierung ist die Tatsache, dass die Komödie nie so recht in Schwung kommt. Der versprochene Höhenfeuerwerk an bissigen Gags entpuppt eher als Knallfrosch. Dann nimmt das Stück zwar an Fahrt, bekommen die Schauspieler Schwung, doch schon bald treten sie wieder auf die Bremse, biegen ab und nehmen einen neuen Faden. Das Schimanski-Prinzip funktioniert hier nicht. Nur durch die Aneinanderreihung von Schimpfwörten entsteht noch keine ehrliche Darstellung. Am Ende der Premiere am 27. Februar bleibt der fahle Geschmack, das hier jemand wohl zuviel auf einmal wollte. Clarke und Bailey haben die Situation eigentlich unter Kontrol...