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Es werden Posts vom Februar, 2020 angezeigt.

Drei starke Statements

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Ballett-Doppelabend im Theater Nordhausen Ein Abend, zwei Choreographen und drei starke Statements. So lässt sich der Ballettabend am Theater Nordhausen zusammenfassen. Premiere war am Freitag und das Publikum war begeistert. Schließlich gab es einen Einblick in das, was Tanztheater auf Weltniveau bedeutet. Ivan Alboresi ist weg vom Erzählballett und wieder da, wo seine Stärken liegen: Bei der Darstellung von Menschen und ihren Gemütszuständen, ihr Mit- und Gegeneinander mit den Mitteln der Musik und der Bewegung. Seine Choreographie "Inside us" ist die bewährte Mischung aus klassischen Ballett und Modern Dance, wobei dieses mal die modernen Elemente eindeutig überwiegen. Ausflüge in den Jazzdance hat er aber vermieden. Rot trifft auf Eisenwarenverkäufergrau. Alle Fotos: TNLos! Die Musik ist eine Zusammenstellung von Kompositionen von Richtter, Bosso und Glass. Dazu kommt Chopin und Scarlatti. Alles passt in die Kategorie "getragen und andante". Drei W...

Ein Festival der Mimik

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stille hunde mit literarischen Roulette im Schloss Herzberg Was die Interpretation von Literatur anbelangt sind Stefan Dehler und Christoph Huber unbestritten die Nummer eins in der Region. Als stille hunde stellten sie dies am Freitag mit dem literarischen Roulette im Schloss Herzberg unter Beweis. Freches Kabarett oder gewagte Neuinterpretation. Die Arbeit mit den Perlen der Weltliteratur wurde auf alle Fälle zum Festival der Mimik. Sechsunddreißig Texte hängen mit Nummern versehen an zwei Stellwänden auf der Bühne. Dazu kommen siebenunddreißig Nummern in einem Lostopf. Christoph Huber wählt die Zuschauer aus, die die Lose ziehen dürfen. Der Zufall bestimmt das Programm. Bevor es damit losgeht, gibt es aber noch einen amüsanten Seitenhieb auf den Literaturbetrieb. In den Rollen des enttäuschten Schriftstellers und des entnervten Kritikers liefern Dehler und Huber ein Feuerwerk der Plattitüden ab. Sie lassen kein der Formulierungen aus, die den Diskurs über Geschriebenes prä...

Wenn Wichtigtuer auf Verblendete treffen

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Das Theater Nordhausen zeigt "Schtonk" zur richtige Zeit Wenn die Schatten der dunkelsten Vergangenheit die Gegenwart einholen, dann ist das in aller Regel nicht witzig. Bei "Schtonk" im Theater Nordhausen aber doch. Damit ist es das passende Stück zu den Verwerfungen der Thüringer und der bundesdeutschen Politik. Bei der Premiere am Freitag gab es reichlich Applaus. Der Skandal um die angeblichen Hitler-Tagebücher erschütterte 1983 die alte Bundesrepublik. Gerade das linksliberale Magazin "stern" hatte die Fälschungen aus dubiosen Quellen bezogen. Anstatt den Medien-Coup des Jahrzehnts zu landen, flog die Geschichte recht schnell auf. Zurück blieb ein Scherbenhaufen, unter dem der "stern" fast erstickte. Der eigentliche Skandal waren aber nicht die Fälschungen sondern der Sumpf aus Alt- und Neonazis und Geschäftemachern, in den sie die stern-Redakteure und die Geschäftsleitung begaben, um die Auflage zu steigern. Das hat der Film "Sch...

Der Mut der Verzweifelten

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Das Leben auf der Praça Roosevelt im DT Göttingen Es mag abgedroschen klingen, aber diese Aufführung geht unter die Haut. Für das Deutsche Theater Göttingen hat Aurelius Śmigiel "Das  Leben auf der Praça Roosevelt" auf die Bühne gebraucht und seine Inszenierung zeigt einen Blick auf die Enttäuschten, die aber nicht in Verzweiflung zurückbleiben. Die Praça Roosevelt ist ein Platz in der brasilianischen Wirtschaftsmetropole Sao Paulo. Eine neogotische Kirche ist umstanden von Platanen und Hochhäusern. Gebaut in den 60-er Jahre als ein Versprechen auf eine bessere Zukunft, ist er nun die Heimat von Dealern, Nutten und Ausgegrenzten. Zwischen die Bordelle reihen sich Büros, Spielhallen und kleine Gewerbebetriebe. Die Autorin Dea Loher hat den Ort während ihres Brasilien-Aufenthalts kennengelernt. Ihre Erfahrungen hat sie 2012 zu einen Stück verarbeitet, Das zeigt sich weder als Tragödie noch als Drama ist, obwohl es von beiden viel hat. Es ist einfach ein hartes Stück Doku...