Freitag, 20. Dezember 2019

Das geht unter die Haus

Antje Thoms inszeniert Woyzeck am DT Göttingen

Leicht schräg, endlos traurig und mit einer völlig neuen Perspektive. Der "Woyzeck" am Deutschen Theater Göttingen geht unter die Haut. Dabei ist die Inszenierung von Antje Thoms nicht nur beeindruckend, sondern nötiger denn je.

Die Vorlage von Georg Büchner ist ein Stück, dass schon sehr die Frage nach Macht und Abhängigkeit gestellt hat. Mit dieser Aufführung macht Antje Thoms deutlich, dass dieses immer wieder getan werden muss. Das ist in Zeiten, in denen Friede, Freude, Eierkuchen zur Maxime geworden sind und in denen Antagonismen hinter dem Scheinwerferlicht verschwinden, um so wichtiger.

Thoms hat sich nicht des Dramas sonder des gleichnamigen Musicals bedient. Dazu hat sie den militärischen Hintergrund entfernt und in die banale Welt des Rockbiz verlegt. Bei aller Kumpelhaftigkeit ist auch dieses von steilen Machtgefügen geprägt.

Schon bevor die Show beginnt, hat Woyzeck verloren.
Alle Fotos: Thomas Jauks
Als Gafferboy steht Göttingens Woyzeck ganz unten in der Hierarchie.  Marco Matthes in der Rolle des Hauptmanns weckt Assoziationen zu jenem legendären Colonel Tom Parker und Andreas Jeßing wirkt als Doktor wie das Alter Ego von Iggy Pop. Das ändert alles nichts an der Grausamkeit der beiden und so ist es nur konsequent, dass beide als Kumpel agieren.

Die Vorstellung beginnt mit einer Andrea Straube als Margreth, die im Stile eines Vamp in knallenges Lackleder gezwängt wurde. Von der Randfigur wandelt sie zur Überfigur und übernimmt die Rolle einer Conferencier. Ihr überliegt die Rolle der musikalischen Kommentatorin.

Überhaupt gibt es eine deutliche Verschiebungen. Kristallisationspunkt dieser Inszenierung ist immer wieder die Band, alles dreht sich um die Bloody Blades. Diese intoniert dann "Misery is the River of life", so etwas wie die Hymne dieses Musicals.

Die Musik von Tom Waits und Kathleen Brennan ist schleppend  und fügt sich kongenial in die düstere Grundstimmung ein. Blecherne Trompeten und ein scheppernde Schlagzeug bestimmen den Sound. Es ist eine Mischung aus Jazz, Blues und Soul und nur einmal verbreitet eine Prise Karibik in "Let's pretend" eine Aufbruchstimmung. "Coney Island Girl" hingegen ist geprägt von bittere Erinnerung.

Woyzeck kriecht zwischen den Musikern hin und her, richtet Mikro-Ständer und klebt Kabel ab. Er ist ganz unten. Im Final wird dieses Gaffer, dieses Klebeband, zu seiner Waffe gegen Marie. Wo sie als Background-Sängerin in der Hierarchie steht, bleibt unklar.

Volker Muthmann hat sich am DT als der Fachmann für die paranoiden Rollen etabliert. Sein Woyzeck schwankt zwischen Resignation und Wahn. Den Kopf stets gesenkt, die Schulter im Hänge-Modus und die Stimme stets im Moll. Nur selten kommt er selten kommt er aus diesem Zustand heraus. Seine Schicksalsergebenheit erreicht hier Dimensionen, die fast schon schmerzen. Muthmann brilliert hier mit Eindringlichkeit.

Stille Momente des Glücks: Woyzeck und Kind.
Foto: thomas Jauks
Wie ein dressiertes Tier lässt er sich vom Doktor befehligen und stopft Erbsen in sich hinein. Bei sol viel veganer Ernährung muss er ja wahnsinnig werden. Selbst Margreth darf ihn vorführen.

Die Bühne dreht sich und zeigt ein Zimmer mit viel Hartz-IV-Charme. Ein schäbiges Sofa, ein Wäscheständer und ein Tiefkühltruhe neben dem Waschbecken. Das hat nichts Glimmer und Glanz zu tun. Hier treffen Marie und Woyzeck aufeinander und ihre Hilflosigkeit und Entfremdung ist ihnen sofort anzumerken. Ihre Träume sind zerplatzt und nur noch selten glimmt in dieser Vorstellung das Feuer der erloschenen Lieben. Sie haben sich nicht mehr zu sagen, auch deswegen, weil Woyzeck nicht artikulieren kann, was ihn umtreibt.

Die Aussage ist eindeutig: Armut verarmt auch seelisch und Abhängigkeiten zerstören Beziehungen. Angst essen Seelen auf, nannte das Fassbinder das mal. Damit stellt sich die Regisseurin Antje Thoms gegen die vorherrschende Harmoniesucht.

Dann tritt das Kind auf. Es ist gekleidet wie sein Vater. Cargo-Hose, Achsel-Shirt und Arbeitsschuhe. Zwei Dinge liegen hier drin. Das Kind ist dem Vater verbunden und ihn droht das gleiche Schicksal wie Woyzeck. Überhaupt zeichnen sich die Kostüme von Mascha Schubert durch Eindeutigkeit aus, die die Inszenierung unterstützt.

Überhaupt ist es eine Aufführung voller Einfälle und Details, die es schwer haben, in der Flut der Reize zur Geltung zu kommen. Doch die Videoprojektionen bleiben unübersehbar. Sie sind kein Beiwerk, sondern sich in das Gesamtkonzept ein.

Antje Thoms hat die Gewicht ein weiteres Mal verschoben. Das Kind bleibt zwar namenlos, wird aber zum Gegenpol der lieblosen Welt. Es pflegt eine innige Beziehung zum Vater, aber um ihn auf den Weg in den Abgrund zu retten, dazu ist es zu schwach. Es bleibt halt ein Kind.

Woyzeck lehnt sich auf und unterliegt doch.
Immer wieder versucht das Kind die Erinnerung an harmonische Zeiten zu beleben. Es trägt dem Vater die Geige hinterher und der spielt. Dann ist es ganz still auf der Bühne und im Auditorium. Das sind die eindringlichsten Momente in dieser Freak-Show. Sie drücken den Kloß im Hals nach oben und machen die Augen feucht. Kein Vater mehr, keine Mutter mehr. Am Ende ist das Kind der wahre Verlierer. Armut zerstört Zukunft.

Aber Woyzeck kann nicht gewinnen. Er spielt Volkslieder und die anderen Rock'n'Roll. Deswegen nimmt die Inszenierung nach jeder stillen Szene noch einmal deutlich an Fahrt auf. Dann dreht sich die 'Bühne wie und jedes Mal quietscht sie wie ein altes Karussell. Die Show muss weiter gehen.

Mit dieser Inszenierung ist Antje Thoms ein großer Wurf gelungen. Sie zeigt nicht nur  aus eindringliche Weise Einzelschicksale sondern sich macht deutlich, dass man die Frage nach den Abhängigkeiten immer wieder stellen muss.





Material #1: Deutsches Theater - Der Spielplan
Material #2: Woyzeck - Die Inszenierung

Material #3: Woyzeck - Die Historie








Dienstag, 17. Dezember 2019

Einfach nur sensationell

Die Söhne Hamburgs sind in der Stadt

Das war eine Party für große Jungs und Mädels. Am Ende des Konzerts war nicht ganz klar, wer mehr Arbeit geleistet hat: Die Musiker oder das Publikum. Dem einen oder der andere werden nach dem Auftritt der Söhne Hamburgs in der Stadthalle Osterode die Hände von Klatschen weggetan haben. Heisere Stimme wird es wohl auch gegeben haben. Aber ansonsten war die Veranstaltung im Stefan Gwildis, Joja Wendt und Rolf Claussen einfach nur sensationell.

Aus dem Hintergrund bimmeln Glocken. Drei gesetzte Herren ziehen durch die Sitzreihen und singen ihre Version von "Kommet ihre Hirten". Schließlich heißt das Programm ja "Die Söhne Hamburgs feiern Weihnachten". Schon jetzt singen die ersten mit und das wird sich bis zum Ende auch nicht ändern. Auf jeden Fall haben Claussen, Gwildis und Wendt die ersten Lacher und das Publikum auf ihrer Seite.  Wer ein Konzert mit Gwildis besucht, der weiß, was ihn erwartet und geht genau deswegen hin.

Schon am Anfang ist die Stimmung auf dem Höhepunkt.
Alle Fotos: Thomas Kügler
Auf der Bühne steht ein altes Piano mit Gebrauchsspuren und ein improvisiertes Schlagzeug mit Becken und Mülleimer. Das Trio spielt seine Erkennungsmelodie und das Publikum klatsch weiter mit. Die drei erzählen davon, wie sie vor vierzig Jahren auf den Straßen Hamburgs Musik gemacht haben. Diese harte Schule ist die Grundlage für den einzigartigen und unbefangenen Umgang mit dem Publikum, das ständige Einbeziehen der Zuhörer.

Die Drei betonen immer wieder, dass sie aus Hamburg kommen. Aber da der Harz mit wenigen Sätzen mal ganz schnell eingemeindet wurde, gibt es keine Grenzen mehr. Das Publikum fühlen sich ernst genommen und mitgenommen und auf einmal sitzen insgesamt 605 gute Kumpels in der Stadthalle. Es ist ein Konzert, bei dem man schon nach drei Minuten wünscht, dass es nie zu Ende gehen mag.

Es fallen auch zum erstem Mal die Begriffe "Osterode" und "Harz". Die letzte Distanz verflüchtigt sich und jede bekommt das Gefühl, dass dies ein wirklich einmaliger Abend ist. Gwildis, Claussen und Wendt wecken die Illusion, dass sie nur für diesen Auftritt hart geübt haben.

Der Begriff "Rampensau" wurde für Stefan Gwildis erfunden. Aber auch Wendt und Claussen stehen ihm in nichts nach. Mindestens ein Drittel des Konzert verbringen sie im Publikum. Dabei praktizieren eine geschickte Rollenteilung: Ein Charmeur, ein Erklärer und ein Chaot. Jeder im Publikum hat seine Identifikationsfigur.

Zum ersten Mal gibt es an diesem Abend das Vorgabe-Echo-Spiel. Das braucht niemand zu erklären und auch kein Zeichen zu geben. Die erfahrenen Kräfte im Auditorium kennen die Einsätze.  Die Aufforderung "Gib mir ein S" wird prompt erfüllt, auch U, L und O folgen.

Mit "Tanzen übern Kiez" sind sie in der gewohnten Spur. Es gibt Soul mit deutschen Texten und der Klassiker von Martha & The Vandellas ist so etwas wie das Glaubensbekenntnis dieses Abend. alles was man braucht, ist gute Musik und jeder darf so sein wie er ist. Das klingt wie eine Reise zurück in die unkomplizierte Jugend. Da fliegen dann auch schon Brottüten geknallt und es fliegen jede Menge Konfetti.

Keine Angst, die sehen nur erwachsen aus.
Foto: Thomas Kügler
Die Show wird erwachsen. Die Techniker räumen die Reliquien ab, der Charme der Straßenmusik verschwindet und die Bühne glänzt wie zu den Zeiten des Ballrooms. Serviert werden Jazz, Soul, Blues und Rock'n'Roll. Alles was Spaß macht und von Hand gemacht wird. Mit dem Song "Kira Petersen" gibt es sogar einen Ausflug in die karibische Musik, gespickt mit Texten, bei denen man zuhören muss, um den Witz wirklich zu begreifen.

Da stehen 180 Jahre auf der Bühne und die haben mehr Elan als drei Boy-Bands zusammen. Ein wichtige Erkenntnis: Der Norddeutsche ist gar nicht so dröge und der Salsa wurde in Hamburg erfunden.

Stefan Gwildis entpuppt sich als passabler Drummer und Rolf Claussen kann singen. Aber musikalisches Highlight ist ohne Frage Joja Wendt. Er wird nicht ohne Grund als Herr der 88 Tasten bezeichnet. Sein Spiel ist nicht nur rasant und kraftvoll, sondern auch präzise und atemberaubend. Wenn es sein muss, dann geht das Solo von ganz unten nach ganz oben und auf der eigenen Stirn und am Bein des Flügels weiter. Musikalischer Ulk in einer eigenen Welt.

Höhepunkt ist die Nussknacker-Suite von Tschaikowsky. Sie startet jazzig im Stile von Dave Brubeck, geht dann in eine Rock-Nummer über und endet als Boogie-Woogie, der mit sechs Händen auf einem Klavier gespielt wird. Für den größten Teil der Zuhörer ist wohl das erste Mal, dass sie bei Tschaikowsky mitklatschen.

Überhaupt können die drei da oben alles anfangen mit denen da unten, das Publikum ist zu jeder Schandtat bereit. Bei "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" singt das Auditorium nicht nur mit. Es schunkelt ohne Ausnahme.

Es ist kein Konzert. Es ist eine Show in der Tradition der Samstagabend. Das Licht ist perfekt gesetzt und ein wichtiger Teil der Aufführung. Aber vor allem ist ist die Komik und der Humor. Die drei werfen sich Bälle voller Selbstironie zu. Da wird über Erlebnisse und Angewohnheiten gewitzelt, da werden Versprechungen ausgebreitet. auch die Anregungen aus dem Auditorium werden aufgegriffen, verarbeitet, wiederholt und weiter gesponnen. so muss man mit dem Publikum umgehen.

Mit dem können die Drei wirklich alles machen. Als Gwildis bei "Regennacht in Hamburg" mit einem tropfenden Schirm über das Parkett wandelt, erreicht das Gejohle das Level einer Teenager-Party. Diese Show ist ein Jungbrunnen. Da muss man ja nass werden.

Der Mann mit dem Regen ist da.
Foto: Thomas Kügler
Aber es ist keine Comedy, alles bleibt oberhalb der Gürtellinie und kein Pointe geht auf Kosten anderer. Von der Nabelschau deutscher Jammer-Popper ist dieses Altherren-Team meilenweit entfernt. Vielleicht kommt Gwildis seinem Vorbild Heinz Erhardt manchmal zu nahe, aber das tut dem Spaß keinen Abbruch.

Das Lachen kennt kein Halten mehr, als Gwildis und Claussen die Mikrofon-Eifersuchtsszene inszenieren. Der Sänger haucht seine Version von "Sie lässt mich nicht mehr los" ins Geräte, doch das wendet sich lautstark ab. Claussen steuert aus dem Hintergrund den Mikrofonständer und der fährt hin und her über die Bühne. Im Dialog mit Gwildis reiht er Sätze aneinander, die zum festen Repertoire des Beziehungsstress gehören. Doch Gwildis und Mikrofon finden wieder zueinander und wie das so ist, einen Verlierer gibt es doch, den Mikrofonständer.

Weihnachten wird auch noch gefeiert, wie sich das unter guten Freunden gehört. Wie versprochen liefern die Söhne Hamburgs deutsche Texte zu bekannten Weihnachtssongs ab. die sind durchaus makaber. Es geht um den korpulenten Reinhard, der sich zu Weihnachten immer betrinkt, und um Singles, die lieber die Gänse leben lassen sollten weil ihnen sonst niemand zuhört. Das unvermeidlich Last Christmas kommt auch. Bei der Umdichtung "Lars kriegt nix" singt die ganze Stadthalle mit. Die Handinnenflächen werden anschließend arg strapaziert

Erst in der Zugabe geht das Tempo nach unten. Erst singt das Publikum die deutsche Version von "Auld lang syne" und dann koppelt es sich von den Musiker ab. Die intonieren eine jazzige Version von Stille Nacht, heilige Nacht und aus dem Gesumme im Publikum wird Gesang. Jetzt kann Weihnachten kommen.







Material #1: Söhne Hamburgs - Die Website
Material #1a: Rolf Claussen - Der Typ

Material #2: Stefan Gwildis - Die Biografie
Material #2a: Gwildis - Die Website

Material #3: Joja Wendt - Die Biografie
Material #3a: Wendt - Die Website

Material #4: Wiederholungstäter - Gwildis in der Region








Donnerstag, 12. Dezember 2019

Wirklich ganz viel Seele

Moskauer Kathedralchor verzaubert bei den Kreuzgangkonzerten

Sie waren gekommen, um mit Klischees zu arbeiten. Weil die Sängerinnen und Sänger des Kathedralchor Moskau diese Aufgabe bei ihrem Auftritt im Kloster bestens erledigten, wurden sie mit donnernden Applaus belohnt.

Den Russen und ihrer Musik sagt man einen ausgeprägten Hang zu Sentimentalität und Sehnsucht nach. In der Volksmusik ist dies sicherlich die Antwort auf eine wenig erquickende Realität. Die sakrale Musik ist hingegen geprägt von einer Innerlichkeit, die sich an der Grenze zur Mystik bewegt. Diese paart sich aber auch mit überbordender Freude. Das machten das Ensemble und ihr Leiter Nikolai Azarow beim Konzert am Dienstag deutlich.

Immer wieder stehen Solisten und Tutti im Dialo.
Alle Fotos: Thomas Kügler
Die ersten beiden Lieder von Dmitri Brotnjanski gehören eindeutig in die zweite Kategorie. Der Gesang setzt ein wie ein Sturmflut und spült die Freude bis in die letzte Ecke des verwinkelten Konzertsaals. Das ist Freude pur. Auf dem gleichmäßigen Grund der immer wiederkehrenden Zeilen setzt erst der Tenor zu einem Solo an, dann folgt ihm der Bass.

Das Ensemble deklariert sich als Hochschulchor und seine Mitglieder als Studenten und Studentinnen. Aber diese jungen Stimmen zeigen ihr großes Potential auf den ersten Ton. Seine Gastspielen füllen ansonsten die großen Häuser in München und in Hamburg.

Nun betreten auch die Sängerinnen die Bühne und es folgt ein Stimmungswechsel. Das "Gott mit uns" von Vassili Sinowjew zelebriert die Innerlichkeit geradezu. Auf dem getragenen Grund der Tutti setzt der Alt zu einem Solo an. Dann treten Solistin und Chor in einen Dialog. Das Werk greift Elemente der Gregorianik auf und das Publikum erkennt, dass es genaue diese Art von Musik ist, für den dieser Kreuzgang gebaut wurde. Die Musik entrückt die Zuhörer von dieser Welt und trägt sie federleicht in die gotischen Bögen empor.

Ganz entspannt kommt das "Troparion zur Geburt Jesu Christi" von Wladimir Beljaew daher. Das Volumen geht zurück und der Chor zeigt eine neuen Seite. weihnachten geht also auch anders. die drei Lieder aus dem Opus 37 von Sergej Rachmaninow bleiben in diesem Duktus. Dem Chor gelingen die vielen Wechsel zwischen Zurückhaltung und Freude, zwischen leise und laut ohne Bruch.

Das liegt auch am Dirigat von Nikolai Azarow. Der Professor der Moskauer Chorschule setzt auf reduzierte aber präzise und fordernde Leitung. Damit bleibt er im Hintergrund. Chor und Musik können sich entfalten und wirken.

Sauber und kraftvoll: Eine Stimme an der Grenze zur
Göttlichkeit.             Foto: Kügler
Höhepunkt im sakralen Teil des Abends ist aber die "Mutter Gottes" von Pavel Tschesnokow. Ein voller Sopran ohne Spitzen und sauber bis in die höchsten Höhe, eine Stimme an der Grenze zur Göttlichkeit, tritt ein in das Wechselspiel zwischen Chor und Solistin. Das ist Weltentrückt kombiniert mit stiller Freude. Es bleibt zu hoffen, dass man von der jungen Dame noch vieles hören wird.

Mit viel Applaus geht es in die Pause. Der zweite Teil zeigt das andere Gesicht der viel strapazierten russischen Seele. Die Lebensfreude bricht sich in der Volksmusik ihre Bahn. Da ist mancher Mitteleuropäer durchaus überfordert. Das Weihnachtspotpourri ist musikalisch überzuckert wie eine russische Süßspeise. Aber soll ist das nun mal. Mystik, Innerlichkeit und Freude. Drei Pole treffen sich an diesem Abend in diesem Konzert. Das macht die Veranstaltung zur bewegenden Veranstaltung.




Material #1. Kreuzgangkonzerte - die Website

Material #2: Moskauer Kathedralchor - das Ensemble





Dienstag, 10. Dezember 2019

Zwischen wild und romantisch

Adventskonzert mit Wildes Holz

Mitklatschen und mitsingen gibt es in der Kirche häufiger. Aber dass auf den harten Kirchenbänken aus noch geschunkelt wird, d
as schaffen nur Wildes Holz. Das Trio war bei den Jazzfreunden Osterode zu Gast und hinterließen in der Schlosskirche  ein begeistertes Publikum.

Seit mehr als 20 Jahren dekonstruieren Tobias Reisige und Markus Conrad bekanntes Liedmaterial und bauen es wieder zusammen. Es ist musikalisches Tuning, denn die Songs gewinnen deutlich an Geschwindigkeit. "Alle Jahre wilder" lautet der Titel ihrer aktuellen Weihnachtstour und es besteht aus bekannten Weihnachtsliedern. Doch der Titel stimmt nur zu 75 Prozent. Das letzte Viertel des Programms ist doch ruhig und besinnlich.

Die weltgrößte Blockflöte trifft auf Gitarre und
Mandoline.     Alle Fotos: Thomas Kügler
Mit "Ihr Kinderlein kommet" in einer Swing-Version geht es gleich im hohen Tempo los. Jeder der drei Musiker darf zeigen, was er so solistisch kann. Tobias Reisige beweißt gleich, dass die Blockflöte eben kein adventlicher Tinnitus-Simulator ist. Sein Spiel ist rasant, doch setzt er jeden Ton exakt und ein paar erfindet er auch noch dazu.

So geht es auch mit "Kommet ihr Hirten weiter". Verantwortlich für das neue, heitere Gesicht von Wildes Holz ist Djamel Laroussi. Sein Gitarrenspiel ist leichtfüßig und verbreitet die entspannte Heiterkeit des Gipsy-Swings. Damit hat er die Ausdruckmöglichkeiten des Trios erheblich erweitert und dem Klang eine ungewohnte Note hinzugefügt.

Tobias Reisige zieht dann die Notbremse. Bevor die Stimmung in der gut gefüllten Schlosskirche durch die Decke geht, spielt das Trio einen Song ihres ehemaligen Gitarristen. "Auf dem absteigenden Ast" des früh verstorbenen Anto Karaulo ist eher introvertiert und nimmt das Tempo deutlich heraus. Doch die Atempause ist recht kurz und die Geschwindigkeit steigert sich immer weiter.

Es ist schon erstaunlich, dass Markus Conrad bei diesem Tempo immer noch die Saiten zauber zupfen. Um das Instrument in der Spur zu halten, wandelt er seinen Bass auch mal in eine Bass Drum um und treibt seine Mitspieler mit einem deutlichen Rhythmus vor sich her. Hier im Dreieck von Klassik, Jazz und Rock klatscht das Publikum begeistert mit.

Das erste Set gipfelt im Moretti-Swing, der in den letzten vier Jahren so etwas wie die Hymne von Wildes Holz geworden ist. Schon zur Pause gibt es donnernden Applaus.

Es kommt der Tag, da will die Säge
singen.      Foto: Kügler
Der zweite Teil ist deutlich ruhiger. Djamel Laroussie erzählt, wie ihm sein Onkel mit Weihnachten bekannt gemacht hat und wie schwierig es war, in Algerien eine Gitarre zu bekommen. Es ist still in der Kirche. Dann setzt er mit "Nounou" seinem Onkel ein Denkmal. Ohne ihn wäre Djamel nie zur Musik gekommen, so viel ist klar.

Wildes Holz ist die Band für die ungewohnten Kombinationen. Der "Little Drummer Boy" trifft an diesem Abend von "Kashmir"  von Led Zeppelin, musikalischer Schmelz auf harte Bass-Riffs. Es funktioniert bestens. Später wird die Maria, die durch einen Dornenwald geht, von Nivanas "Come as you are" begleitet. Auf diese Idee muss man erst mal kommen, aber die Kombination funktioniert: Christliche Mystik trifft auf Grunge.

Mit "A Peregrinação" von Paulinho da Viola beweisen Wildes Holz, dass auch Musik aus Brasilien innerlich und verträumt sein kann. Das Publikum lauscht andächtig und versunken und es ist vielleicht der schönste Augenblick an diesem Abend.

Es geht mit Höchstgeschwindigkeit auf die Zielgerade. Tobias Reisige erklimmt bei seinem nächsten Solo die Kanzel. die Euphorie. Bei der einkalkulierten Zugabe "Schneeflöckchen, Weißröckchen" greift Markus Conrad zur singenden Säge und das Publikum summt mit. Reisige hat Recht, danach kann wirklich nichts mehr kommen.



Material #1: Jazzfreunde Osterode - die Website

Material #2: Wildes Holz - die Website
Material #3: Mehr Wildes Holz - schon mal dagewesen

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Donnerstag, 5. Dezember 2019

Der Geist der Weihnacht

Güttler Ensemble feiert fröhliche Weihnachten im Kreuzgang

Freue dich, oh Zuhörerschaft. Mit dem Auftritt bei den Kreuzgangkonzerten in Walkenried machten Ludwig Güttler und sein Blechbläser-Ensemble deutlich, dass Weihnachten vor allem ein Fest der Freude ist. Es gab Barockmusik im Überfluss und ein dankbares Publikum.

Der Auftakt ist mächtig. Bei der "Trumpet and Air" von Henry Purcell trifft die volle Wucht der 11 Blechbläser und der Pauke die Zuhörer. Schlagartig ist der hohe Raum im Kreuzgang mit Tönen gefüllt. Es ist aber keine Flutwelle sondern die Dynamik trägt das Publikum zu musikalischen Höhen empor.

Schon hier wird deutlich, was die Klasse dieses Ensembles ausmacht: Der glasklare Klang und das exakte Zusammenspiel. Trotz des mächtigen Volumens bleibt jedes einzelne Instrument erkennbar. Das Klangbild ist fein gewebt und transparent. Solch Musik wurde für solch Klangräume wie den Kreuzgang geschrieben. Vortrag und Architektur gehören zusammen.

Noch schaut der Meister kritisch.
Alle Fotos: Thomas Kügler
Die agilen Trompeten stehen mit Wechselspiel mit den jubilierenden Posaunen. Gemeinsam entwickeln sie das Thema weiter. Das ist Barockmusik aller höchster Güte.

Dabei bleibt Ludwig Güttler aber ein Primus inter Pares. Er führt von links Regie und sein Dirigat bleibt beschränkt sich auf wenige Einsätze und bleibt sehr reduziert. Das entspricht nicht nur der historischen Praxis. Es ist auch Ausdruck der Homogenität der Musiker. Erst kurz vor Schluss gönnt sich der Star ein Solo.

Güttler ist immer noch ein Perfektionist. Immer wieder setzen sich die Musiker um. Es geht darum, zu jedem Stück den perfekten Klang zu finden. Das gibt dem Konzert ein wenig Werkstattcharakter.

Vier Partiten stehen an diesem Abend auf dem Programm. Vier Abhandlungen zu einem Thema. Da blitzt noch mal  der Werkstattcharakter durch. Die erste Partita widmet sich "Nun kommt der Heiden Heiland". Die Stimmung kippt ins besinnliche, doch der Schwung bleibt. In den Chorälen von Johannes Crüger agieren die Bläser zum ersten Mal wie ein Chor. Im Kanon übernehmen die Instrumente die Funktion der menschlichen Stimmen. Das erzeugt Gänsehaut-Momente.

Die zweite Partita geht über "Wie soll ich dich empfangen, Tochter Zion" und kehrt mit der Allemanda von Vivaldi zurück in den Freude-Modus. Besonder Guido Ulfig gelingt es an der Posaune, dieses typische kurze und exakte Anspielen der Töne an der Posaune umzusetzen. ein Auszug aus Händels "Judas Maccabaeus" markiert den Höhepunkt. Die Posaunen greifen die thematische Vorgabe der Trompeten auf, variieren sie und geben sie zurück. Dann kommt die Reprise. Im transparenten Wechselspiel entsteht ein fröhlicher Tanz. Händel funktioniert also auch mit Blech, viel Blech. Zu Abschluss dürfen die Bläser im zweiten Choral von Crüger wieder singen.

Barockes Blech ohne Bach? Das geht gar nicht und deswegen steht vor der Pause noch die Motette "Lobet den Herren alle Heiden" von Johann Sebastian Bach auf dem Programm. Es wird der Höhepunkt des Abends. Alles Bläser setzen die so typischen Läufe wunderbar um. Es entsteht ein kaskadierender Klang, der das Publikum nicht nur umspült, sondern durch die Seele geht. Güttler und seinem Ensemble gelingt es eindrucksvoll, die tiefe Spiritualität Bachs in Töne umzusetzen. Das Publikum wird mitgerissen und applaudiert schon zur Pause stürmisch.

Ebenbürtig: Guido Ulfig und Erich Markwart.
Foto: Thomas Kügler
Der zweite Teil des Abends hält einige Überraschungen bereit. Auf dem Programm steht unter anderem eine Allemande und Courante für zwei Pauken aus der Feder von Ludwig Güttler. Der Vortrag von Christian Langer setzt immer wieder Pausen an überraschenden Stellen, die im Publikum die Neugier auf mehr wecken.

Der Spiritual "Mary an' Martha jes' gone long" von Adolf Busch durchbricht nicht nur den heiteren Charakter des Abends. Er zeigt auch, wo Leonhard Cohen sich die Anregung für sein allgegenwärtiges "Hallelujah" geholt hat.

Dann spielt Güttler im Choral von Praetorius sein Solo. Erich Markwart antwortet ihm mit dem Waldhorn, während die einsetzenden Posaunen dann die Basis für das Wechselspiel der beiden Ausnahmemusiker bilden.

Die letzte Überraschung ist vokaler Art. In der Zugabe legt das Ensemble die Instrumente beiseite und erfreut mit Chorgesang. Es ist längst schon klar, dass die Vorweihnachtszeit nicht in Besinnlichkeit ertrinken muss. Das Fest ist vor allem ein Freudenfest.



Material #1: Kreuzgangkonzerte Walkenried  - Die Website

Material #2: Ludwig Güttler - Die Biografie
Material #3: Ludwig Güttler - Die Website

Material #4: Er war schon mal da - weitere Kritiken






Sonntag, 1. Dezember 2019

Bilder eines Festivals

Ausstellung in Göttingen: Dietrich Kühne fotografiert den Literaturherbst

Er hat Literatur im Bild festgehalten. Dietrich Kühne hat den Göttinger Literaturherbst 2019 fotografiert. Eine Auswahl davon ist jetzt in der Galerie Art Supplement in der Burgstraße zu sehen.
Auf dem Festivalkalender standen im diesem Jahr 84 Veranstaltung. Zwanzig davon hat Dietrich Kühne begleitet und dokumentiert.

Auch für Johannes-Peter Herberhold war solch eine Zusammenarbeit eine Premiere. wie der Geschäftsführer des Literaturherbstes bei der Vernissage am Donnerstag berichtete, kam sie auf Initiative von Dietrich Kühne zustande.

Weil Kühne als Fotograf einen ausgezeichneten Ruf genießt, sei er über die Anfrage erfreut gewesen. „Er fragte, ob das möglich sei, und wir sind uns schnell einig geworden“, erinnert sich Herberhold.

Der Fotograf und ...
Foto: Kügler
Der Fotograf ist immer noch begeistert von der Atmosphäre hinter den Kulissen. Dabei seien die Stars erstaunlich entspannt gewesen. Besonders das Treiben hinter den Kulissen habe es ihn angetan, wenn dem Fotografen nur wenige Minuten blieben, um die Vortragenden in Bilder zu fassen. So sind dann intensive Porträts entstanden, die einen Blick freigeben auf die Persönlichkeiten.


Innerhalb von 11 Tagen sind unzählige Bilder entstanden im Farbe und in Schwarzweiß. Es sind ebenso Momentaufnahme und Detailbilder wie auch Fotos aus dem voll besetzten Auditorium. Manches wirkt arrangiert, anderes wie ein Schnappschuss. Intimen Augenblicken stehen hektische Momente gegenüber.

Manchen Aufnahmen ruhen in sich, während andere hektisch dahingewischt sind. Der Dirigent des GSO ist auf einen Schattenriss reduziert, während das nächste Foto wie ein Wuselbild wirkt. Es gibt  keine Limitierung durch feststehende Stilmittel. Kühne nutz viele Möglichkeiten und gibt damit  das Thema im vollen Umfang wieder. Damit zeigt er den Literaturherbst den Literaturherbst im vollen Umfang und in allen Facetten.

 ... einige Bilder.
Foto: Kügler
Zu sehen sind in der Burgstraße in Göttingen 100 Fotos. Die Auswahl hat Dietrich Kühne den Kuratoren überlassen. Zusätzlich haben Jan Jacek und Miriam Hilker eine außergewöhnliche Hängung gewählt. Die Bilder sind mit Reißzwecken in Gruppen auf die Wand geheftet. Das gibt der Ausstellung den Charakter eines Workshops.

Die Betrachter fühlen sich als Teil des Prozesses, weil die Präsentation die Atmosphäre eines Fotostudios entstehen lässt. Kein Rahmen, kein Glas trennt Werk und Betrachter. Die optische Barriere ist weg und so wird die Betrachtung intensiver. Das lässt den Literaturherbst noch einmal wach werden.

Gegen eine Spende für die Kindersportstiftung Osterode können die Fotos erworben werden. Somit kann man das Festival nach Hause tragen.

Die Ausstellung ist noch bis zum 13. Dezember geöffnet. Zu sehen sind die Bilder montags bis freitags von 15.00 bis 18.00 Uhr und sonntags von 11.00 bis 13.00 Uhr.




Material #1: Dietrich Kühne - die Website

Material #2: Art Supplement - Die Galerie

Material #3: Bilder eines Festivals - noch mehr Fotos





Mittwoch, 20. November 2019

Auf die Kleinigkeiten achten

Tristan und Isolde am Theater für Niedersachsen

Wagner zum Auftakt. Fünf Monate lang wurde das Theater für Niedersachsen renoviert. Zur Wiedereröffnung gab es "Tristan und Isolde". Die Inszenierung von Tobias Heyder zeigte sich der Tradition verpflichtet. Die Darsteller überzeugen mit guten Leistungen, aber den Star des Abends gab es nicht zu sehen.

In seiner Eröffnung scherzte  der Intendant. Man habe sich solch ein Mammutwerk ausgesucht, um die Qualität der neuen Bestuhlung zu testen, so Jörg Gade. Immerhin ist die Dauer der Oper mit 4 Stunden 45 Minuten angegeben. Die Sitzprobe fiel positiv aus.

Ein anderes Ziel der Renovierung war nach Gades Angaben auch die Verbesserung der Akustik. Davon profitierte an diesem Abend vor allem das Orchester.

Abgesehen von modischen Ergänzung bleibt Heyders Interpretation massenkompatibel. Der  Regisseur aus Hamburg scheut das Risiko und liefert eine Aufführung ab, die bestimmt keinen Skandal erregt, weil das Skandal-Potential nur bei genauen Hinschauen entdeckt wird. Mit Julia Borchert und Hugo Mallet in den Titelrollen setzt er auf Sänger, die auf Erfahrungen mit Wagner-Werken verweisen können. Das Publikum ist ihm dafür dankbar.

Tristan und Isolde dem Bett entstiegen.
Alle Fotos: T. Behind/TfN 
Als der Vorhang sich hebt, zeigt das Bühnenbild eine Kajüte und ein zerwühltes Bett. Tristan und Isolde stehen eng beieinander. Durch die Tür links dringt die Realität in das Refugium ein. Tristan und Isolde sind auf den Weg nach Kornwall. Dort soll die Prinzessin ihren Verlobten, den König Marke, übergeben werden.

Heyders Neuerungen sind vorsichtig gesetzt. Sie lassen durchaus die Interpretation zu, dass Tristan und Isolde die Nacht miteinander verbracht haben. So erklärt sich die endlose Litanei über Sühne, Schuld und Huld, die später folgt.

Gerade dieses Werk ist handlungsarm, oft stehen die Figuren im Raum herum und rezitieren über hier Innerstes. Deshalb kommt es auf die Kleinigkeiten an. Aber Julia Borchert und Neele Kramer als Zofe Brangäne durch brechen die Starre immer wieder. Neben faszinierenden Gesangsleistung liefern die beiden auch starke Darstellungen ab. Sie wissen Mimik und Gestik genau zu setzen. Sopran und Mezzosopran ergänzen sich wundervoll und Julia Borchert legt Koloraturen vor, die für Erstaunen sorgen.

Hugo Mallet, einigen noch bekannt aus seinen Zeiten am Theater Nordhausen, ist fast schon ein reiner Wagner-Tenor. Doch den Tristan singt er zum ersten Mal und im ersten Akt wirkt recht gehemmt. Ob dies ein Ausdruck seines schlechten Gewissen angesichts des One-Night-Stands bleibt unklar. Erst im Tristan-Isolde-Duett erwacht er aus seiner Lethargie und sorgt dann für einen Gänsehaut-Moment. So wird unendliche Liebe in Gesang gegossen.

Das begrenzte Bühnenbild sorgt für eine klaustrophobische Atmosphäre. Immerhin wurde die Bühne noch einmal verkleinert und das Geschehen auf einen Sockel etwa einen Meter über dem Boden gestellt. Die Enge eines Schiffs wird fast schon greifbar und die Spannungen an Bord bekommen den passenden Raum. Doch das Schiff erreicht die Küste, die Rückwand hebt und im Nebel und im Gegenlicht erscheint König Marke wie ein Erlöser. Das ist ein starkes Bild, das noch dadurch getoppt wird, dass der Spot plötzlich auf der strahlend weißen Isolde an der Rampe liegt. Überhaupt kann die Inszenierung mit einer starken und schlüssigen Lichtführung punkten.

Tristan ein letztes Mal auf den
Beinen.        Foto: T. Behind/TfN
Hatte der erste Akt schon viel Holz zu bieten, so wird dies im zweiten noch einmal gesteigert. Heyder hat die Handlung in eine Spelunke im Harz-Design verlegt. Vielleicht hätte ein reduziertes Bühnenbild zur reduzierten Handlung besser gepasst. Leider kommt Bühnenbildner Pascal Seibicke erst im dritten Akt auf diese Idee.

Wieder geht Julia Borchert in der Rolle der verzweifelt Liebenden völlig auf.Wie auch im ersten Akt entdeckt man Heyders Neuerung erst beim genauen Hinsehen. Am linken Bühnenrand zeigen die Komparsen die drei Stadien der Paarbeziehung: Frisch verliebt, kriselnd und aufgelöst.

Nun kommt auch mal Uwe Tobias Hieronimi zur Geltung. Sein König hat dem Charme eines Mafia-Paten und als solchen liegt ihm die Treue ganz besonders am Herzen. Der dritte Akt wird dann Levente György als Tristans Vertrauter Kurwenal dominiert. Der Bariton legt eine Arie hin, die die Grenzen seines Stimmfachs durchaus auslotet.

Doch erst das Orchester macht den Abend zum Erlebnis. Dirigent Florian Ziemen erzeugt ein transparentes Klangbild. Süß säuselnde Streicher übergeben an bedrohlich blasendes Blech und eine offenherzige Oboe obenauf. Die TfN-Philharmonie schafft es, die zahllosen wagnerischen Wendungen und tausenden musikalischen Überraschungen großartig darzustellen. Sie ist dem Ideenreichtum des Komponisten mehr als nur gewachsen, sie zelebriert sie geradezu.

Das Orchester macht deutlich, dass bei Wagner die Musik im Vordergrund steht. Alle aneinandergereihten Alliterationen, die wonnig wuselnden Wortverstümmelungen und die gebrochen stolzierenden Stabreime hat sich der Mann aus Leipzig nur ausgedacht, um etwas Text zu seinem musikalischen Überschwang zu haben. Warum er dazu das Orchester aber in den Graben versenkt hat, dass bleibt ewig ein Geheimnis.



Material #1: Theater für Niedersachsen - Die Website
Material #2: Tristan und Isolde - Die Inszenierung

Material #3: Richard Wagner - Die Biografie
Material #4: Tristan und Isolde - Die Oper

Material #5: Fliegender Holländer - Noch ein Wagner am TfN






Sonntag, 3. November 2019

Der Verlust der Menschlichkeit

Warten auf Godot am Deutschen Theater in Göttingen

Wie nähert man sich einen Stück, dass seit mehr als 60 Jahren zu den Allgemeinplätzen des Theaters gehört. Zu dem alles gesagt und alles interpretiert scheint? Man nähert sich so wie Erich Sidler mit seiner Inszenierung von "Warten auf Godot" am Deutschen Theater in Göttingen. Weil es zudem noch starke Schauspieler gab, fiel der Applaus bei der Premiere am Samstag sehr stark aus.

Zwei Landstreicher treffen sich in einer Ödnis. Die Nacht zuvor haben beide im Straßengraben verbracht. Gemeinsam warten sie auf Godot, den sich nicht kennen und von dem sie nicht wissen, was sie von ihm wollen. Während Estragon immer wieder zum Aufbruch in das Nirgendwo auffordert, erinnert Wladimir daran, dass man eben mit jenem Godot verabredet sei und dass dieser zu unbestimmter Zeit kommen werde.

Die Wartezeit verbringen die beiden Landstreicher mit Betrachtungen über das Leben im Allgemeinen und ihres im Besonderen. Es wird klar, dass sie schon den Tag vor dem ersten Akt so verbracht haben und dass sie auch den Tag nach dem zweiten Akt so verbringen werden.

Warten? Ok, aber worauf?
Alle Fotos: Georges Pauly/DT
Mit "Warten auf Godot" hat Samuel Beckett 1953 ein Stück vorgelegt, das schnell zum Teil der Populärkultur wurde. Es liefert die Vorlage für so unterschiedlichen Werke wie "Once in a lifetime" von Talking Heads oder Bill Murray "Täglich grüßt das Murmeltier".  Kann man mit einer Inszenierung dem noch etwas Neues abgewinnen oder nur ein weiteres Mosaikstück zur Erinnerungsarbeit des 20. Jahrhunderts hinzufügen?

Erich Sidler hat eine Arbeit abgeliefert, die das Kunststück vollbringt und dem viel Gespielten eine neue und wichtige Perspektive gibt. Sein Wladimir und sein Estragon sind keine Gescheiterten, die auf einer Bank sitzenden sich in Küchenphilosophie üben. Sie werden zu Agierenden.

Damit verschiebt Sidler  den Fokus vom Plaudern über die Absurditäten der menschlichen Existenz hin zur zwischenmenschlichen Interaktion. Er zeigt Abhängigkeiten und Machtstrukturen und wie schnell sich Menschen davon korrumpieren lassen. So holt Sidler "Warten auf Godot" aus dem "Werte und Normen"-Unterricht zurück in die aktuelle Berichtstaatung. Das ist aber nur möglich, weil er mit Paul Wenning, Gerd Zinck und Bastian Dulisch drei starke Hauptdarsteller aufbieten kann.

Beklemmend, fordernd und schonungslos zeigt sich das Stück. Die Aufführung findet auf der Vorbühne statt, ganz dicht am Publikum. Weil die oberen Ränge abgehängt sind, wird das Große Haus zu einer Studiobühne. Das steigert die Intensität noch einmal

Das Bühnenbild von Dirk Becker verstärkt den klaustrophobischen Eindruck. Mit Traversen hat Becker einen Käfig um die Vorbühne gezogen. Wladimir, Estragon, Pozzo und Lucky werden Gefangene sein. Im Hintergrund täuscht eine Ideallandschaft mit Allee Behaglichkeit vor.  Im Laufe der Aufführung wird sich die Landschaft verdunkeln, im Nebel auflösen, wieder sichtbar werden und zum Schluss bedrohlich nahe rücken. Sie ist ein leicht verständlicher Indikator der inneren Handlung.

Estragon ist bereits auf der Bühne, Wladimir kommt hinzu. In wohlgesetzten Worten unterhalten sie sich über ihre Situation. Es geht um Vergangenheit und verpasste Chancen und auch im gegenwärtige Gewalt. "Warten auf Godot" ist Sprechtheater in Vollendung. Es kommt auf jedes Wort an, auf jede Betonung, alles ist mit Sinn aufgeladen. Das stellt höchste Anforderungen an die Darsteller und Wenning und Zinck erfüllen diese. Sie verstehen es, die Intonationen zu finden, die den Sinn erst aufblühen lässt. Selbst in Bewegung bleibt die Gestik auf ein Minimum beschränkt. Wenning und Zinck verzichten auf Raumgreifendes. Die Aussage ist wichtig, nicht das Gehabe. Das fordert das Publikum, aber es sorgt für Gewinn.

Estragon und Wladimir müssen Pozzo aufrichten.
Foto: Georges Pauly
Ähnlich in der Anlage dieser beiden Figuren, schafft es Wenning trotzdem, deutlich zu machen, dass Wladimir derjenige ist, der in diesem Gespann das Wort führt. Gute Schauspieler beherrschen eben die feinen Nuancen. Das Spiel läuft zwischen ihm und Bastian Dulisch ab

Dann dringt die Realität in diese Philosophenidylle ein. Der Auftritt von Pozzo und seinem Knecht ist erschütternd. Bepackt wie ein Esel, mit einer Schlinge um den Hals und an der langen Leine geführt, quert erst Lucky die Bühne. Roman Majewski hat hier wohl die schwierigste Rolle der Inszenierung. Gramgebeugt und geschunden weckt er Mitleid und lässt mit leiden.

Es ist ein Bild, das sich einprägt und das Publikum zum Schweigen bringt. Dann tritt sein Herr auf. Gekleidet in Reitstiefel und in Trenchcoat und mit einer Peitsche in der Hand gleich er einem Kolonialherren.

Bastian Dulisch gibt als Pozzo ein Musterbild an Selbstherrlichkeit und Selbstgefälligkeit ab. Stets in strammer Haltung, die Stimme zwischen Brüllen und süßem Flüstern erliegen Wladimir und Estragon schnell diesem Eroberer und seiner Macht. Die anfängliche Empathie für den gepeinigten Lucky schlägt bald in Häme um. Pozzo führt ihnen sein Knecht vor wie einen Primaten und die beiden Landstreicher beteiligen sich am üblen Spiel. Das ist der Verlust der Menschlichkeit.

Doch Pozzo fällt tief. Im zweiten Akt ist der Erblindete auf Hilfe angewiesen, die Wladimir und Estragon nur widerwillig gewähren. Nun haben sie Macht. Aus den schrägen Helden werden echte Anti-Sympathen. Sidler lässt hier tief in die menschliche Seele blicken und der Blick legt wenig Gutes frei. Da tröstet es nur wenig, dass Wladimir und Estragon damit wenig anfangen können. Godot versetzt sie wieder, das Warten geht in eine neue Runde.

Wenn Warten ein Affront zur rastlosen Gegenwart ist, dann ist diese Inszenierung ein Ausrufezeichen gegen rastlosen Aktionismus auf deutschen Bühnen. Die Kraft liegt in der Reflexion und der Erkenntnis. Ob der nun Godot heißt oder sonst irgendwie. Es bringt nichts, auf den Erlöser zu warten. Man muss schon selbst für das eigene Wohlergehen sorgen. Das st sicherlich retro, aber nötiger denn je.




Material #1: Deutsches Theater Göttingen - Der Spielplan
Material #2: Warten auf Godot - Die Inszenierung

Material #3: Samuel Becket - Der Autor
Material #4: Warten auf Godot - Das Stück






Dienstag, 29. Oktober 2019

Am Ende kehrt das Glück zurück

Cinderella als Ballett im Theater Nordhausen

Manchmal komisch und schrill und doch zugleich zärtlich und poetisch. In seiner neuen Produktion vereint Nordhausens Ballettchef Ivan Alboresi schwer Vereinbares. Am Ende von "Cinderella" bleibt dann doch ein Zauber, der noch lange anhält. Am Ende der Vorstellung setzt ein Glücksgefühl ein, dass erest langsam verklingt

Eigentlich mag er ja kein Erzählballett, hatte Alboresi in seiner ersten Spielzeit in Nordhausen betont. Es käme darauf an, Emotionen wirken zu lassen. Doch mit seiner neuen Choreographie „Cinderella“ hat er nun das dritte Erzählballett inszeniert und nach „Romeo und Julia“ zum zweiten Mal zu Musik von Sergei Prokofjew.

Dabei schließt er eine Lücke. Alboresi erzählt die Geschichte vor der Geschichte. Er berichtet vom ersten Aufeinandertreffen von Cinderellas Eltern, vom Werden und Vergehen der Familie und ihres Glücks. Warum ist überhaupt erst jetzt jemand auf die Idee gekommen? Das Werk ist erst jetzt vollständig. Dann führt er auch noch eine neue Figur ein, den Freund des Prinzen. Er ist eine Art des Glücksbringers.

Martina Petrini steht allein auf der spärlich beleuchteten Bühne. Ihre Arme greifen weit um sich. Sie dreht sich, als wollte sie die Vergangenheit einfangen. So ganz ohne Ton ist das schon recht traurig. Erst dann setzt die Musik ein.

Dies wird sich den ganzen Abend so fortsetzten. Die Choreographie wird dominiert vom Modern Dance, dadurch entsteht eine Spannung nur Neoklassik, in die sich immer Romantik und auch Anklänge an den Expressionismus mischen.

Schräges Trio: Stiefmutter (Mitte) und Töchter.
Alle Fotos: Marco Kneise
Nur in der Ball-Szene hebt Alboresi diesen Kontrast auf. Zum Prokofjews Walzer wird hier ganz klassisch mit viel Pirouetten und Hebefiguren im pas de deux getanzt.

Die Ouvertüre ist zu Ende und die Musik verstummt. Der runde Vorhang, der bisher im Raum schwebte, senkt sich über Petrini und hüllt sie in einen Kokon. Joshua Lowe ist nur ein kurzes Soloals Vater vergönnt, dann trifft er auf Ayaka Kikuchi als Mutter. Aus dem Solo wird ein Pas de deux voller Zärtlichkeit. Immer wieder werden Hände ineinandergelegt. Das ist Glück pur, aber es ist nur von kurzer Dauer. Die Mutter verschwindet in den Kokon.

Dann setzt die bekannte Handlung ein. Aber Alboresi erzählt sie ein wenig anders. Die Stiefmutter ist keine Hexe. Camilla Matteucci git ihr ein Gestalt, die ganz im Hier und Jetzt beheimatet ist. Schaupielerisch liefert Matteucci die stärkste Leistung ab. Mimik und Gestik.

In Neonfarben gekleidet und mit Einkaufstaschen bewaffnet wirken die Stiefschwestern Drisella und Anastasia wie Nebendarsteller einer Daily Soap. Immer in leichter Rückenlage stolzierend geben Andrea Guiseppe und Eleonora Peperoni ihnen die passende überzogenen Gestalt. Das ist herrlich überdreht und jeder im Publikum, hat jemanden, an den er gerade erinnert wird. „Cinderella“ kommt damit aus der Marchenecke heraus und wird zur Gegenwartsbeschreibung.

Dazu passt auch die Kofferszene. Sie verlässt die Grenzen des Balletts und greift Elemente des Jazz Dance auf. Das ist erfrischend und erheiternd und in seiner Darstellung eindeutig.

Das Bühnenbild von Wolfgang Kurima Rauschning ist reduziert Es besetht nur aus dem kreisrunden Vorhang, der sich hebt und senkt, der sich öffnet und schließt und einhüllt wie ein Kokon, selbst den Kamin.

Nur in der Ballszene im zweiten Akt wird der Pfad der Reduzierung veralssen. Eine Show-Treppe und viel Bronze zaubern königlichen Glanz in den Tanzsaal. Das ist kein Bruch sondern der Gegenpol, die zweite Seite der Medaille.

Hier kommt nur die personelle Erneuerung ins Spiel. Nils Röhner tanzt den Freund des Prinzen. Der Vergleich macht die unterschiedlichen Auffassungen deutlich. Wirkt Thibaut Nury mit seiner zurückhaltenden Gestik schüchtern und unsicher und nicht zum Glück fähig, setzt Röhner hier deutlich Kontrapunkte. Sein Tanz ist raumgreifend und selbstbewusst.

Schuh als missing link: Prinz findet Cinderella. 
Fotos: Marco Kneise
Waren die Video-Sequenzen bis dahin eine Ergänzung und dienten sie vor allem der Aufheiterung, bekommen sie am Ende der Ballszene eine andere, persönliche Bedeutung. Die Perspektive ändert sich und die Handycam sorgt dafür, dass das Publikum die Positionen von Cinderella und des Prinzen einnimmt. So werden die Zuschauer in das Geschehen hineingezogen.

Nun beginnt der Tanz um den Schuh. Das Tempo erhöht sich für die rastlose Suche und auch hier wird der Prinzenfreund zur treibenden Kraft. Röhner muss aufpassen, dass er Nury nicht "an die Wand tanzt". Ähnlich wie Annette Leistenschneider am Anfang des Jahres in Cendrillon, macht auch Alboresi den Schuh als missing link zu einem Kultobjekt. Schließlich verspricht der Bekleidungsgegenstand einen rasanten sozialen Aufstieg

Doch die stärksten Szenen inszeniert Alboresi dann, wenn die Gruppe ins Spiel kommt wie in der Traumszene. Wie kaum ein zweiter versteht es Nordhausens Ballettchef aus Individuen eine Ganzes zu machen. In wallenden, wogenden Bewegungen entsteht eine unglaublich Dynamik, der Erzählstrang wird dann ausgesetzt und es geht für wenige Minuten um reine Ästhetik.

Prokofjew begann sein Werk, als das Sterben allgegenwärtig war. Die Deutschen hatten einen Belagerungsring um Leningrad gezogen und täglich fielen allein hier dem Krieg rund tausend Menschen zum Opfer. Das ist die größte Bedrohung des Glücks und diese Ballett zeigt den Weg zurück in den Glückszustand auf. Am Ende bekommt Cinderella den Prinzen, der Vater findet die Mutter in einer neuen Dimension und ganz im Hier und Jetzt finden Anastasia und der Prinzenfreund zueinander. Von der Komik in die Lyrik, die Dramaturgie passt. Soviel Happy End war selten.





Material #1: Theater Nordhausen – der Spielplan
Material #2: Cinderella – die Inszenierung


Material #3: Sergei Prokofjew – Die Biografie
Material #4: Cinderellla – Die Musik

Material #5: Cendrillon - die Oper







Montag, 28. Oktober 2019

Komische Grenzwanderung

Shakespeares "Was ihr wollt" am DT Göttingen

Poesie und Proll,zwischen diesen beiden Polen bewegt sich die Inszenierung von Moritz Beichl. Schräg, schrill und auch derb. Wer Gefallen am „Dinner for one“ findet, dem dürfte „Was ihr wollt“ im Deutschen Theater durchaus gefallen. Für alle anderen hat die Aufführung auch noch ein ganze Reihe von zärtlichen und lyrischen Momenten.

Es ist letzte Komödie von William Shakespeare. Der aufkeimende Puritanismus nahm den Briten nach 1600 jeden Spaß am öffentlichen Lachen und verbannte Frauen von den Bühnen. Ob Shakespeare mit dem Verwirrspiel um Liebe und Triebe und Identitäten ein Zeichen setzen wollte gegen diese Entwicklung, das liegt schon nahe. Entsprechend der puritanischen Vorgaben musste seinerzeit ein junger Mann eine Frau spielen, die sich als junger Mann ausgibt.

Das Trio infernale: Toby, Mary und Andy.
Alle Fotos: Thomas Müller
Unabhängig von diese sittlichen Überlegungen funktioniert das Werk auch und gerade in Zeiten eines neuen Puritanismus. Dafür sorgen erst einmal die Figuren des Sir Toby und seines Zechkumpanen Sir Andrew. Ihr Trunksucht ist ein großes dickes Nein auf kleinbürgerliche Enthaltsamkeit.

Doch während Daniel Mühe als Andrew allzu oft in den Status des Volltrottels abgleitet, gelingt es Gabriel von Berlepsch, dieser Figur noch eine Restwürde zu geben. Sir Toby lässt sich nicht alles Gefallen und zum Ränkeschmieden ist er allemal noch fähig. Als kongeniale Partnerin findet er Felicitas Madl in der Rolle der Kammerzofe Maria.

Auch wenn Madl, Mühe und Berlepsch sich an ihren Figuren und Einfälle mehr als einmal berauschen, so kann man doch gerade bei Sir Toby und Maria immer wieder Gefallen finden an ihren Wortspielen, Andeutungen und Zitate, die weit in die Jetztzeit hineinreichen.

Überhaupt ist nicht viel geblieben von Shakespeares Stabreimen. Jascha Fendel hat das Werk sprachlich entkernt. Das sorgt gelegentlich für deutliche Brüche. Allein der Narr und Haushofmeister Malvolio bleiben dem Duktus und auch der Kostümierung des 16. Jahrhunderts verhaftet.

Sie nehmen dem Malvoilio auf die
Schippe.   Fotos: Müller
Im Kontrast zum überdrehten Trio Maria, Toby und Andrew kann Gaby Dey als Narr mit traditioneller Darstellung glänzen. Sie bringt Ruhe in die Aufführung, Momente der Reflexion und damit die Gewissheit, dass der gesunde Menschenverstand unabhängig ist von Zeit und Raum.

Christoph Türkay hat auch das Glück der Tradition. Doch sein Malvolio ist getrieben von Eitelkeit und Ehrgeiz. Das bringt Türkay sehr plastisch auf die Bühne. Damit macht er den Kontrast zum gesunden Menschenverstand und führt das Konzept der Pole, zwischen denen man sich orientieren muss, fort. Doch in dieser Inszenierung bekommt die Randfigur ein Gewicht, dass ihr nicht zusteht. Die Bloßstellung des Ehrgeizling  droht zum zenralen Motiv der Aufführung zu werden. Das macht sicherlich Spaß, hat aber wenig, was über den Moment hinausweist.

Pole hier und da, Ying und Yang dort. Beichl hat das Geschwisterpaar Viola und Sebastian als Parallelen angelegt. Dies manifestiert sich nicht nur im Text, das wird schon deutlich, all beide im Takt über die dreigeteilte Vorbühne hüpfen.

Ist dies der Gleichklang der Herzen in einer lebenslänglichen Beziehung? Dieses Motiv wiederholt sich in der Vorstellung mehrfach. Wie schmal der Grad sein kann, macht Gaia Vogel in der Rolle der Gräfin Olivia deutlich. Ihre Trauer um den verstorbenen Bruder steigert sich in dieser Inszenierung nicht ins Entrückte sondern ins Inzestöse.

Dazu gelingt es Beichl und Vogel, dieser Figur neue Dimensionen zu geben. Ihre Olivia ist keine Madonnengleiche Abgöttin sondern eine Frau, die gelegentlich von den Anforderungen, die an sie gestellt werden, und von den Begehrlichkeiten, die sie weckt, erdrückt wird. Immer wieder gruppiert sich ihr Hofstaat so eng um sie, dass ihr keine Luft zum Atmen bleibt. Fast möchte man mit ihr weinen. Damit wird die Zuneigung zum vermeintlichen Jüngling Cesario zum Auswege aus zwanghaften Verhältnissen.

Doch den besten Balanceakt bringt Judith Strößenreuter auf die Bühne. Sie schafft die Wechsel zwischen Viola und Cesario wunderbar. Erst verzweifelt und verletzlich und dann im nächsten Moment bestimmt und selbstbewusst spielt Strößenreuter hier ihren breites Repertoire an Mimik, Gestik und Stimme aus. Die zarten Duette mit Volker Muthmann als Orsino sind voller Poesie und Zauber und kontrastieren wunderbar zum derben Treiben von Madl, Mühe und Berlepsch.

Kurze Momente des Glücks. 
Doch in dieser Inszenierung dominiert der Klamauk. Das Trio Mary, Toby, Andy wird zum Zentralgestirn und drängt die eigentliche Geschichte an den Rand. Das kann man so machen und das steckt in der Komödie wohl auch drin. Aber damit bleibt kaum Raum für die angekündigte Diskussion über eine Neuverteilung der Geschlechterrollen. Das ist auch nicht nötig, weil Shakespeare dies schon in seiner Vorlage reichlich getan hat. Schließlich deutet schon Titel die Wahlmöglichkeiten an.

 Zuletzt hatte Mark Zurmühle 2013 "Was ihr wollt" auf die Bühne des DT Göttingen gebracht. Diese Inszenierung war von Elfen und Empathie geprägt. Diesen Vorwurf kann man Beichl sicher nicht machen. Während Zurmühles Werk wie ein langer ruhiger Fluss wirkte, ist die aktuelle Inszenierung eher der Whirlpool im Käfig voller Narren. .





Material #1: Deutsches Theater Göttingen – Der Spielplan
Material #2: Was ihrwollt – Die Inszenierung

Material #3: William Shakespeare – Die Biografie
Material #4: Was ihr wollt – Das Stück

Material #5 Was ihr wollt - Die DT-Inszenierung von 2013





Montag, 30. September 2019

Mut nur zur Hälfte belohnt

Großartiges Konzert zum Abschluss

Musik großartig, Zuspruch eher mau. Der Mut von Intendant Anselm Cybinski wurde nur zum Teil belohnt. Das dreiteilige Konzert "Die Dunklen hört man doch"war ein großartiger Abschluss der Niedersächsischen Musiktage 2019. Doch im Opernhaus Hannover blieben sehr viele Stühle frei. Das ändert aber nichts an der Leistung der Künstler und an Begeisterung der Anwesenden. Für diese war es ein Ereignis, dass die Grenzen des Konventionellen überschritten hat.

Michael Nyman ist ein Altmeister der Grenzüberschreitung. Der Brite mischt seit Jahrzehnten Elemente aus sogenannter E- und U-Musik. Dabei stellt er sich auch mal gegen den verkopften Mainstream. Bekannt wurde Nyman vor allem durch seine Kompositionen für die die Filme von Peter Greenaway.

Teil eins

Unter dem Titel "Noises, Sound  & Sweet Airs" stehen Ausschnitte aus dem Soundtrack zu "Prospero's Book" auf dem Programm. Es ist gewissermaßen eine szenische Singung. Kaum hat das Niedersächsische Staatsorchester Platz genommen, gehen die Nebelmaschinen an. Dazu schwenkt das Licht auf lila um. Vor dem schwarzen Hintergrund entsteht eine Szene, die an die dunkle Magie des Films erinnert.

Die Solisten betreten die Bühne. Gehüllt in Kostüme, die an barocke Pracht erinnern sollen. Sie nehmen Aufstellung. Dirigent Eduardo Strausser geht in Position. Doch der Vortrag beginnt nicht ehe die Kerzenleuchter leuchten. Hier ist alles inszeniert.

Sänger im Leuchter und viel Lila.
Foto: Krückeberg
Dann legen die Streicher einen Teppich und Nikki Treuermiet setzt mit einen reduzierten Sopran. NIna van Essen nimmt mit ihrem Mezzosopran den Faden auf. Sie sind Miranda und ihr Vater Prospero. Das Glockenspiel beendet den ersten Wechselgesang, aber die Entfremdung zwischen den beiden ist schon jetzt klar.

Nach den Holzbläsern beginnt es von vorn. Ihr Vortrag liegt irgendwo zwischen engelsgleich und sirenenmäßig, schließlich zieht in Shakespeares Vorlage ein Sturm herauf. Das ist Drohung in Musik umgesetzt

Dieses Duett bestimmt den ersten Teil des Abends. Treuermiet und van Essen ergänzen sich sowohl im Wechsel als auch im Gleichklang perfekt, im Belcanto ebenso wie im Staccato. Damit setzen sie Nymans Idee, dass eine Rolle nicht an eine Person gebunden ist, sondern der Text im Vordergrund steht, in idealer Weise um. Dann gehen die Streicher ins Staccato  über und auch Rupert Charlesworth darf ein Stück Prospero übernehmen.

Es ist ein Auf und Ab und ein Hin und Her. Die ständigen Tempi-Wechsel stellen hohe Anforderungen an die Musiker. Aber das Dirigat von Eduardo Strausser bleibt wohltuend zurückhaltend. Das Kopfkino geht an und zeigt Szenen aus Greenaways Film. Musik. Licht und Nebel erinnern an die dunklen, verstörenden und opulenten Bilder des britischen Regisseurs.

Zwischendurch werden die Kerzen gelöscht und wieder angezündet. Die Sänger drehen dem Publikum auch mal den Rücken zu. Alles ist inszeniert, aber eben stimmig. Damit ist der Applaus zur ersten Pause mehr als gerechtfertigt.

Teil zwei

Mut hat Julia Wolfe mit ihrem Werk "Anthracite Fields" bewiesen. Wider dem Zeitgeist hat sie den Bergarbeitern in ihrer Heimat in Pennsylvania damit ein musikalische Denkmal gesetzt. Für das Requiem der Industriegeschichte wurde sie 2015 mit dem Pulitzer Music Award belohnt.

Wie Nyman hat auch Wolfe die Minimal Music längst hinter sich gelassen. Ihr opulentes Werk kombiniert Dissonanzen und Rhythmik mit vielen Spielarten der Vokalmusik. Die Videoinstallation bedeutet eine neue Ebene und gibt dem Gehörten ein Gesicht oder auch viele Gesichter.

Mit den "Bang on a Can All-Stars" konnte Cybinski ein Top-Ensemble verpflichten. Schließlich gelten die New Yorker als Spezialisten für die Bereiche zwischen Klassik, Jazz, Weltmusik und sonstigen Experimenten.

Doch gefordert ist an diesem Abend vor allem der NDR Chor. Es gibt viel Text, der durch alle Varianten des Gesangs gejagt wird.  Im Staccato des ersten Satz zählen die Sängerinnen und Sänger hunderte von Namen auf. Sie haben zwei Dinge gemeinsam. Alle tragen sie den Vornamen John und alle sind in den Minen von Pennsylvania ums Leben gekommen. Die Monstrosität liegt im Nicht-Gesagten. Wenn es schon so viele tote Johns gibt, wie sieht es dann mit den Michaels oder den Peters aus?

Der Gesang wirkt begleitet von sägenden Streichern. Doch am meisten muss David Cossin arbeiten. Als Industriestück ist "Anthracite Fields" von schnellen Rhythmen geprägt und das verlangt viel Einsatz am Schlagwerk. Es schimmert viel Expressionismus des jungen Orffs durch.
Dann gleitet des Gesang ins Sakrale ab. Gregorianik und Madrigale schimmern durch. Die neue Religion fußt auf dem Leben Tausender.

Die Opfer bekommen Gesichter, es wird emotional.
Foto: Krückeberg
Dazu werden die Fotos von Bergarbeitern an die Wand projiziert. Die Opfer bekommen Gesichter. Die schwarz-weiß Fotos zeigen Männer zwischen Zuversicht, Stolz und Schmerz. Damit kommt eine emotionale, fast greifbare Ebene in den Vortrag. Die Kopfsache Industriegeschichte rutscht in den Bauch.

Im zweiten Satz steiger sich das Tempo. David Cossin schlägt seine Sticks im rasanten Tempo aufeinander. Dabei hält er immer noch einen Dreivierteltakt. "Breaker boys" erzählt von den Kindern, die die frisch geförderte Kohle in der Hütte aufbrachen und sortierten. Auch dieser Job war nicht nur hart sondern auch lebensgefährlich. Deswegen verschiebt sich der NDR Chor wieder ins Sakrale.

Das Video zeigt Kinder ohne Kindheit. Manche von ihnen sind gerade 10 Jahre alt. Ihre Gesicht  wirken wie die der Erwachsenen: Eine Mischung aus Stolz, Trauer und Schmerz. Doch aus der soziologischen Betrachtung wird hier Beklemmung.

Über den Arbeitskampf in "Speech"  und die industrielle Produktion geht es in "Flowers" um den erarbeiteten Wohlstand. Die Dissonanzen sind verschwunden. es bleibt das Staccato des Industrial Sounds. Im fünften Satz auf der NDR Chor eine vielschichtige Idylle auf. Die Stimmlagen laufen mal miteinander, mal gegeneinander. Aber alle zählen sie die Annehmlichkeit des Lebens auf, dessen einziger Zweck das Backen eines Kuchens zu sein scheint.

Vor dem Happy End kommt der Break. Kurze Pause und dann wird das Thema des zweiten Satzes wiederaufgenommen. Die "Breaker Boys" sind wieder da. Ihre Gesichter starren in das Publikum. Ein eindrucksvoller Schluss. Der Wohlstand beruht auf dem Elend der Kinder in Minen von Pennsylvania. Heute auch noch.

Zum Schluss

Friede den Hütten, Musik den Palästen.
Foto: Kügler
"Garofani rossi" ist recht neu. Erst im August kam das Programm von Daniele di Bonaventura auf dem Markt. Zusammen mit seinen drei Kollegen von Band'Union hat der Italiener zehn Lieder der Arbeiterbewegung und des Widerstands gegen die Diktaturen neu interpretiert. Das dominierende Bandoneon gibt den Material den Stallgeruch des Proletariats. Schließlich ist die Heimat diese Instruments die Gruben des Erzgebirges. Aber mehr als dieser Hauch wird es es nicht.

Mit dem Verzicht auf Gesang haben Bonaventura und seine Kollegen den Material den Zahn gezogen. Das wirkt an vielen Stellen gefällig und nicht kämpferisch. Da ist zuviel Kopf und zu wenig Bauch. Es ist der Soundtrack für Salonbolschewisten und andere Rollkragenpullover. Das ist zu gefällig und der Mitsumm-Faktor zu hoch.

Aber für einen beruhigenden Abschluss dieses beeindruckenden Abends ist es bestens geeignet. Damit zündet die Dramaturgie.


   



Material #1: Die Musiktage - Das Zuhause
Material #2: Die im Dunklen hört  ... - Das Konzert


Material #3: Michael Nyman - Die Biografie
Material #4: Julia Wolfe - Die Biographie
Material #5: Garofani rossi - Das Album der Woche


Spaß zwischen Vergangenheit und Zukunft

Die Couchies lassen die Scheune beben

Die Gewissheit, dass Jazz auch ohne Oberstudienrat-Appeal geht und dass ein Teil der Zukunft in der Vergangenheit liegt, waren die verkopften Erkenntnisse. Ansonsten hat das Konzert der Couchies einfach nur Spaß gemacht. Im Landgasthof Sindram gab es mitreißende Musik und hintersinnige Moderation.

Das Trio aus Berlin war im Rahmen der Niedersächsischen Musiktage Gast der Sparkasse Osterode. die hat mit der mutigen Auswahl einen echten Treffer gelandet. Der Clash of Cultures zwischen den Hauptstädtern und den Landbewohner bleibt aus. Musik verbindet eben. Gemeinsam feiert man die Freude am Leben.

Dazu trägt auch die ungewöhnliche Raumkonstellation zu. Wie der Name andeutet, bestreiten Couchie Couch, Hank Willis und Colt Knarre ihre Konzert von einem Sitzmöbel aus. Das sorgt in der Sindram Scheune für ein Plus an Heimlichkeit. Es gibt keine Barriere zwischen Musiker und Publikum und das trägt zur Entspannung und Verbrüderung bei.


Die Drei von der Swingstelle.
Alle Fotos: Kügler
Egal, ob Berlin oder Göttingen oder sonstwo. Der Swing und die Musik vergangener Tage feiern ein unerwartetes Comeback. In den Clubs der Region und der Republik wimmelt es mittlerweile an beswingten Tanzveranstaltungen. Wer einen Blick auf den Konzertkalender der Couchies wirft, merkt schnell, dass die Berliner ein Teil des Hypes sind. Wie der Auftritt in Uehrde gezeigt, sind sie das aus gutem Grund.

Dabei hat ihr Swing nichts bis gar nichts mit den Klischees zu tun. Hier sitzen keine Musiker in Glitzersakkos hinter Notenpulten. Ihre Kostümierung spiegelt den Alltag der 20-er und 30-er Jahre wieder. Man bemüht sich um Authenzität mit einem deutliche Augenzwinkern.

Nichts ist Ernst und alles darf Spaß machen, dafür sprechen schon die Künstlernamen. Seit zehn Jahren liegt der Jammer-Pop über dem Land. Die Couchies sind das passende Gegengift gegen die professionell gepflegte Depression.

Doch die Couchies sind gar keine Swinger, zumindest keine puren. In ihren Mix fließt Blues ebenso ein wie Balkan Beats, Klezmer, Chansons und Couplets. Dabei gibt es für das Publikum keine Eingewöhnungphase. Von der ersten bis zur letzten Minute machen die Drei reichlich Tempo.

Mit Gitarre legt Couchie Couch die Basis. Ihr Spiel hat eine Menge Gypsy Swing intus.Darüber darf Hank Willis mit Geige oder Mandoline fantasieren. Colt Knarre spielt einen rhythmusbetonten Bass. Nur selten darf an diesem Abend zu einem Solo ansetzten. Das Mikrofon bleibt meist dem Mann an der Geige überlassen. die anderen Beiden machen meist die Background Vocals. Mit diesem Konzept klingt das Trio voll und voluminös wie eine ganze Big Band.

Zum Schluss singt die Nachtigall. 
Foto: Thomas Kügler
Bei "Loose all your Blues" setzt Hank Willis am Mikrofon dann zum Huhn-Solo an. Schon mit dem ersten Gegacker hat er das Publikum auf seiner Seite. Es geht hin und her und Hank Willis steigert sich immer weiter. Spätestens bei der Eigenkomposition "Wodka rein, Wodka raus" ist das Band zwischen Musikern und Zuhörern auf ewig geknüpft. Die Scheune bebt. Gemeinsam trinkt und singt man sich durch den Refrain in der Endlosschleife.

Warum Couchie nicht häufiger singt an diesem Abend bleibt wohl ein Geheimnis. Ihr Alt hat eine dunkle Färbung wie einst Zarah Leander oder auch Alexandra. Dass sie bei "Honey Suckle Rose" ins Comic-hafte kippt, zeigt nur die Respektlosigkeit gegenüber den Übervätern des Jazz. Doch ihr "Sing, Nachtigall, sing" ist der passende Abschluss eines großartigen Abends.

Denn Couchies gelingt es, die Unbeschwertheit früherer Tage wiederzubeleben. Weil dabei dem Swing neue Impulse verpassen, versinken sie nicht im Retro. Dafür gibt es reichlich Applaus an diesem Abend.








Material #1: Die Musiktage - Die Website
Material #2: Die Couchies - Das Konzert

Material #3: Die Couchies - das Zuhause