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Es werden Posts vom April, 2017 angezeigt.

Theater statt Therapie

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Theaterjugendclub in Nordhausen wagt sich an die Psyche heran Das muss man dem Theaterjugendclub schon lassen. Mut haben sie. Mit " .... und drin bist du" wagen sich die Jugendliche an das schwierige Thema "Psychische Erkrankungen". Auch wenn nicht alles perfekt ist, so ist doch ein berührendes Stück mit Happy End entstanden, das manchmal auch Beklemmung auslöst aber niemanden alleine lässt. Zentrale Figur der Eigenproduktion ist Sissy. Wegen eines Borderline-Syndrom wird die junge Frau in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Damit ist sie drin im System. Im Wechsel von Schauspiel und Videosequenzen zeichnet Roland Winter hier die den Werdungsprozess des Teenagers nach und stellt vielfach die Frage, was denn normal ist und was gestört ist im Rahmen der Pubertät und der veränderten Selbstwahrnehmung. Was bedarf einer Behandlung und was müsste von der Umwelt akzeptiert werden? In Zeiten der Ritalin-Schwemme sind dies Fragen, die durchaus immer wieder auf die...

Den Doktor Faust zeitlos gemacht

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TfN-Inszenierung zeigt das Optimum für die Oper Es gibt die seltenen Fälle, in denen eine Inszenierung weit über das hinausgeht, was die Vorlage liefert. "Doktor Faust" am Theater für Niedersachsen ist solch ein Fall. Hier stimmt alles. Sie stellt die Frage nach dem menschlichen Verhalten in Phasen des Zeitenwechsels, des radikalen Umbruch und nach der Moral. Deswegen gab es zur Premiere am Karsamstag auch jede Menge Applaus. Grundlage der Oper von Ferruccio Busoni ist die  Legende um ist Johannes Georg Faust . Er war  zu Beginn des 16. Jahrhunderts im süddeutschen und mitteldeutschen Raum als Wunderheiler, Wanderprediger, Alchemist und Magier tätig. Er gilt als zweifelhafte Randfigur einer Ära, in der sich im deutschsprachigen Raum Wissen, Humanismus und Neuzeit aus den Zwängen des Mittelalters und des Klerus befreiten. Damit gibt er die optimale Projektionsfläche für die Kritik der klerikalen Restauration ab. Schwarz Inszenierung zeigt einen Menschen, der mit den wech...

Reinkarnation schon am Gründonnerstag

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Viel Blues macht Spaß mit Cloud 6 und B. B. & The Blues Shacks im Exil Ich kann wieder beruhigt schlafen, ich habe die Zukunft des Blues gesehen. Sie heißt Cloud 6, kommt aus Göttingen und durfte am Gründonnerstag die Halbgötter Arlt und deren Band beim Konzert im Exil unterstützen. Am Ende stand ein mitreißendes Konzert a, das zeigte, warum B. B. & The Blues Shacks Europas Nummer 1 in diesem Genre ist. Strategie ist nicht so die Sache der Brüder Arlt und ihrer Mitspieler. Hier wird nicht taktiert, von der ersten Minute an gehen B. B. and the Blues Shacks ein hohes Tempo, ein verdammt hohes Tempo. Da gibt es keine vornehme Zurückhaltung und vorsichtiges Einspielen. Das ist wohl auch ihr Erfolgsrezept. Mit den Brüdern Arlt feierte der Blues in Deutschland eine Wiederauferstehung als schon niemand mehr an ihn glaubte. Sie haben ihm die Vitalität und die Lebensfreude zurückgegeben, als er bereits in Selbstmitleid und Larmoyanz versunken war, als er schon längst von nickenden...

Im Grunde genommen sehr lutherisch

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Bach-Consort und Capelchor präsentieren zurückhaltende Johannes-Passion War es nun die vorgezogene Eröffnung der Spielzeit oder doch ein Sonderkonzert? Auf jeden Fall spielten das Bach-Consort und der Capelchor aus Halle am Sonnabend Bachs Johannes-Passion im Kreuzgang im Kloster Walkenried. Unter der Leitung Wolfgang Kupke zeigten sie verinnerlichte und zurückgenommene Version der Leidensgeschichte und waren zutiefst lutherisch. Das Werk gilt als einer der Höhepunkte im Schaffen von Johann Sebastian Bach. In der Johannes-Passion schafft er es, Gefühle wie Trauer, Wut oder Verzweiflung musikalisch auszudrücken und dieses innerhalb von knapp 2 Stunden. Bachs Matthäus-Passion ist da deutlich ausladender. Das Instrumentarium war überschaubar.  Alle Fotos: tok Die Zurückhaltung zeigt sich schon in der Instrumentierung. Eine Orgel, fünf Streicher und fünf Holzbläser sind eine überschaubare Größe. Überhaupt kommt den Holzbläser in diesem Werk eine tragende Rolle zu und am...

Weltkunst im Südharz

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Ausstellung mit Exponaten der Talanx-Sammlung im Kunsthaus  Nordhausen. 65 Werke von 42 Künstlern, hinter diesen nüchternen Zahlen verbirgt sich wohl die Ausstellung des Jahre im Südharz. Die Exponate entstammen alle der Sammlung des Talanx-Versicherungskonzerns und die Schau ist  jetzt im Kunsthaus Meyenburg zu sehen. Unter dem Titel “Aus dem Verborgenen an die Öffentlichkeit” werden Werke gezeigt, die ansonsten in den Büros und Sitzungszimmer des Versicherungsunternehmens hängen. Die größte Überraschung ist die Sonderausstellung mit den Werken des sehr lebendigen MIchael Fischer-Art aus Leipzig. Einen Querschnitt durch ein 150 Jahre moderne Malerei bietet die Ausstellung betonte Museumsleiterin Susanne Hinsching bei der Vernissage. Impressionismus, Expressionismus, Surrealismus und alle anderen Ismen des 20 Jahrhunderts sind hier versammelt. Die Kunsthistorikerin kann diese These auch mit Namen belegen. Modell und Ergebnis? 1 x lebendig, 2 x Warhol. Fotos: Kügler...

Wie verwandelt

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Theater Nordhausen zeigt Kafka als Musiktheater Das ist wohl ein Einstand nach Maß. Christoph Ehrenfellner, Composer in residence, hat aus Kafkas "Verwandlung" eine Stück Musiktheater gemacht, dass die eigenständige Tradition und das Heute miteinander vereint. Wer sich auf den Mix der Genres einlässt, wird mit starken eindrücken belohnt. Ach so, für diejenigen, die mit "Composer in residence" nichts anfangen: Das ließe sich mit Komponist vor Ort übersetzen. Der Composer in residence soll in den nächsten zwei Jahren die Produktionen am Theater Nordhausen mit eigenständigen Kompositionen ergänzen. "Die Vewandlung" ist Ehrenfellner erst selbstständige Arbeit am Theater Nordhausen. Dabei ist er durchaus ein hohes Risiko eingegangen, aber Figurentheater, Pantomime, Sprechtheater und Musik ergänzen sich, greifen ineinander und gehen in dieselbe Richtung. Sie ergeben eine Inszenierung, die bei aller Beklemmung auch komische Momente bietet. Gregor Samsa ...