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Es werden Posts vom Juni, 2016 angezeigt.

Gelungene Koopertaion

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Die Carmina Burana bei den Festspielen in Sondershausen Auch Markus Frank wird in diesem Sommer das Theater Nordhausen verlassen. Zum Abschied zauberte der Generalmusikdirektor mit dem Loh-Orchester eine monumentale Aufführung mit mehr als 150 Akteuren auf die Bühne der Schlossfestspiele in Sondershausen: Die Carmina Burana von Carl Orff. Das Publikum auf der ausverkauften Tribüne war begeistert. Carmina Burana? Ach ja, jeder, der in den 1990er Jahren mal Fernsehwerbung oder Boxen gesehen hat, kennt zumindest Teile dieses Werkes. 1934 war Carl Orff auf eine Sammlung von mittelalterlichen Gedicht aus dem Kloster Bendiktbeuren gestossen. Der Bibliothekar Johann Schneller hat dieser Sammlung einst den Titel “Carmina Burana”, Lieder aus Beuren, gegeben. Frauen links, Kinder mittig und Männer rechts, so einfach ist die Konzertarchitektur.  Alle Fotos: tok Orff war von dem Material so begeistertet, dass die Gedichte innerhalb kürzester Zeit vertonte. Er meinte sogar, dass ...

Er hat es wieder getan

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Gunter Heun überzeugt als Judas Ischariot Prolog: Für mich war "Judas Ischariot" das stärkste Stück bei den 57. Domfestspielen. Deshalb hat freute mich die Woiederaufnahme besonders. Eigentlich besuchte ich keine Vorstellung zweimal, aber dieses Mal habe ich großzügig eine Ausnahme gemacht. Mich trieb die Frage: "Was würde ich jetzt mehr sehen? Was würde ich anders sehen?" Um die Antworten  vorweg zu nehmen: Eine ganze Menge. Auf jeden Fall hat es sich gelohnt. Ende Prolog. In der Inszenierung von Christian Doll stimmt alles. Text, Darsteller und Spielort faszinieren als Gesamtpaket und das  Stück sorgt dafür, dass Gewissheiten und Klischees, die die Christenheit seit 2.000 Jahre mit sich herumschleppt, innerhalb von 60 Minuten umgekehrt werden. Wie weit geht die Christenheit mit ihre Barmherzigkeit? Kann sie dem verzeihen, deren Messias ans Messer geliefert hat? Im Klostergarte Brunshausen ist der Sommer angekommen. Es laues Abendlüftchen weht, Vögel zwi...

Erwartungen erfüllt, Chance verpasst

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"Anatevka" bei den Schlossfestspielen hat viel Broadway-Flair Opulente Kostüme, kräftige Stimmen und berauschende Tanzszenen. Bei ihrer Inszenierung von "Anatevka" greifen Jutta Ebnother und Toni Burckhardt in die Vollen. Bevor sie sich nach Schwerin verabschieden, zeigen die Choreografin und der Regisseur noch einmal, was den besonderen Zauber des Genre Musical ausmacht. Dabei können sie vor allem auf eine überragende Leistung von Thomas Bayer in der Rolle des Milchmann Tevje bauen. Bei der Premiere am Freitag war das Publikum berauscht und begeistert. Schon die Anfangsszene macht deutlich: Das Thema des Abends ist die Tradition in vielfältiger Form. Sie gibt den Menschen im Ort Anatevka, das irgendwo in der Ukraine liegt, den Lebensrhythmus, die Weltsicht und die Verhaltensregeln vor. Ganz in der Tradition des Broadway-Musicals macht Burckhard dies mit einer Massenszene, mit viel Tanz und überbordender Musik eines vollständigen Orchesters. Die Anfangsszene m...

Eine Schreckensmär mit Happy End

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Theater der Nacht zeigt die Frau von Bath Der Titel lautet "Die anderes Seite der Nacht", aber die andere Seite des Festivals wäre wohl richtiger. Mit einer poetischen Aufführung aus den Canterbury Tales verzauberte das Theater der Nacht am Montag das Publikum bei den Domfestspielen. Diese Commedia dell'Arte ist ein stiller Gegenentwurf zu den überbordenden Musical-Inszenierungen der 58. Spielzeit in Bad Gandersheim. "Die Frau von Bath" ist eine Erzählung aus den Canterbury Tales. In dem Werk versammelte Geoffrey Chaucer ab 1378 Geschichten und Legenden aus dem mittelalterlichen England. Es sind Erzählungen, die sich zumeist um Macht, Gier und menschliche Charakterschwächen. Auch wenn die Verpackung mittelalterlich anmutet, hat Bernd Witte für das Theater der Nacht eine Inszenierung erarbeitet, die ganz modern die Fragen nach sexueller Selbstbestimmung und nach Frauenrechten stellt. Heiko Brockhausen hat viel Spaß an der Figur des Comte.    Alle Fotos: t...

Musical mit 2-Takter

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Highway to Hellas ist vor allem ein Festival des Schüttelreims Das dürfte neuer Rekord auf dem Applauso-Meter der 58. Domfestspiele sein. Mit satten 15 Minuten Beifall belohnte das Publikum am Freitagabend die Premiere des Musicals „Highway to Hellas“. Regisseur Achim Lenz und das Autorenteam Doll, Wolff und Schimkat haben wohl den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Mischung aus Klischee, Klamauk und Männerfreundschaft erfüllt das Bedürfnis nach Unterhaltung auf hohen Niveau. Das Buch von Moses Wolff und Arnd Schimkat war 2014 der Überraschungserfolg auf der Spiegel-Bestsellerliste. 2015 folgte die Verfilmung von „Highway to Hellas“ mit Christoph Maria Herbst in der Hauptrolle. 2016 setzten sich die Autoren mit Intendant Christian Doll und Komponist Heiko Lippmann zusamen, um aus der Geschichte über den deutsch-griechischen Kulturkampf ein Musical zu machen. Somit war die Premiere am Freitag zugleich eine Welturaufführung. Es ist klar: Ein deutscher Banker trinkt keinen Ouzo. ...

Einfach mal nett geplaudert

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Friedrich Schorlemmer und Gregor Gysi vertragen sich Ein Hauch von Geschichte wehte durch den Kreuzgang Der kapitelsaal wird bis auf den letzten Platz ausverkauft, als Friedrich Schorlemmer und Gregor Gysi dort aufeinandertreffen. Wer nun hitzige Debatten erwartet hatte, weil die Protagonisten in der DDR einst auf unterschiedlichen Seiten standen, wurde enttäuscht. Vom Aufeinandertreffen kann also nicht die Rede sein. Es war eher ein Wiedersehen alter Bekannter. Es wehte eher ein Hauch von Klassentreffen durch den Kreuzgang in Walkenried. Was auch am Moderator lag. Hans-Dieter Schütt ist nun auch kein Unbekannter. Als Chefredakteur der FDJ-Zeitung "Junge Welt" wetterte er einst gegen die kirchliche Opposition  in der DDR. Heute zeigt er sich ganz versöhnlich. Seit seiner Autobiographie "Glücklich beschädigt" von 2009 gilt Schütt als geläutert. Er ist immerhin Co-Autor des Buches "Was bleiben wird" und dieses war der Aufhänger für die Gesprächsrunde im ...

Es gibt keinen Wege zurück in den Kirschgarten

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Christian Doll verabschiedet sich mit Tschechow-Stück von den Domnfestspielen Seit 2012 ist er künstlerischer Leiter der Domfestspiele, doch im Herbst wird sich Christian Doll  aus Gandersheim verabschieden. Mit Anton Tschechows „Der Kirschgarten“ bringt er seine achte Produktion auf die Bühne vor der Stiftskirche. Bei der Premiere am Donnerstag zeigte er, dass die Vergangenheit nicht als Idylle taugt. Die poetische Inszenierung präsentiert Handelnde, die in Zeiten des Wandels zu Zuschauern werden. Schon die erste Szene verzaubert. Im Bühnenbild von Sandra Becker sind Möbel wie bei einem Umzug planlos verteilt. Die dezenter Hintergrundmusik gehört in die Kategorie “Ambient” ist aber elektronisch kühl. Requisiten und Darsteller sind in Plastikfolie eingeschweißt und nur schemenhaft zu erkennen. Erst klettert Dominika Szymanska als Dienstmädchen Dunjascha aus ihrem Kokon, dann enthüllt sich Gunter Heun und das Spiel beginnt. Ljubow Andrejewna kehrt nach Hause zurück, um zu ...