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Genuss mit Hürden und Happy End

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 TenThing bei den Kreuzgangkonzerten in Walkenried Walkenried . Regen oder Nichtregen, das war nicht mehr die Frage. Mit einem Konzert der Extraklasse haben tenThing es geschafft, all die Widrigkeiten dieses Abend vergessen zu lassen. Einem feuchtem Auftakt unter freien Himmel folgte ein furioses Finale im Kreuzgang. Ensemble und Publikum lassen sich von den Wetterkapriolen nicht beeindrucken und steuern einem Finale mit Spaß entgegen. TenThing sind ein Ensemble aus zehn norwegischen Blechbläserinnen. Seit 2007 spielen sie unter der Regie von Tine Thing Helseth größtenteils Stücke, die eben nicht für Blechbläser geschaffen wurden. Sie mache keinen Hehl daraus: Jarle Storlökken hat einen großen Anteil am Erfolg. Erschreibt den Damen nämlich maßgeschneiderte Arrangements. Der Auftakt ist fast zwangsläufig. Die Band aus Norwegen spielt Musik aus Norwegen: "Aus Holgers Zeit - Suite im alten Stil" von Edvard Grieg. Das Versprechen wird gleich umgesetzt. Die Suite ist keinesf...

Ein Abend mit einer ordentlichen Prise Wehmut

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Kreuzchor verzaubert im Kloster Walkenried  Walkenried . Es gibt sie, die Ying-und-Yang-Konzert. Der Auftritt des Dresdner Kreuzchors bei den diesjährigen Kreuzgangkonzerten in Walkenried gehört bestimmt dazu. Spätestens nach fünf Minuten ist man im Einklang mit sich, der Welt, dem Universum und dem ganzen Rest. Am Ende des Abend verzeiht man nicht nur den ärgsten Feinden, sondern auch der eigenen Verwandtschaft.  Der Abend stand unter dem Motto "Sing beim Abschied leise Servus". Es war der letzte Auftritt auf der Sommerreise der Kruzianer und damit der Abschied von den Primaner. Traditionell verlassen zu diesem Konzert die Abiturienten nach jahrelanger Mitgliedschaft im Chor das Ensemble.  Aber es war auch der Abschied von Roderich Kreile. Nach 25 Jahren als Kantor der Kreuzgemeinde hatte er in Walkenried seinen letzten Auftritt mit seinem Chor. Das ist dem "mdr" sogar einen eigenen Beitrag wert, so dass der Kameramann ständig im Bild war. Der Kreuzchor ist in erst...

Die Entdeckung der Langsamkeit

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Mit einem FIAT 850  auf PS.Speicher-Rallye Einbeck . An keinem anderen Tag im Jahr werden in Niedersachsen so viele Fotos gemacht wie an diesem. Es ist der erste Samstag in den Sommerferien und der Tross der PS. Speicher-Rallye zieht durchs Land. Fast überall, wo er durchkommt, stehen Menschen an den Straßen lächeln, winken und drücken auf den Auslöser. Es ist die siebte Auflage und die dritte unter Corona-Bedingungen. Die Sommerwelle hat den einen oder anderen Mitarbeiter frühzeitig aus der Vorbereitung herausgenommen. Am Morgen erzählt Lothar Meyer-Mertel, dass die Abschlussveranstaltung am Abend ohne Livemusik auskommen muss. „Die Band ist erkrankt“, erklärt der Geschäftsführer des PS.Speichers. Zudem sind einige Startplätze coronabedingt freigeworden. Pressesprecher Stephan Richter bemerkt beim Briefing: „Einige Starter wissen erst seit gestern erfahren, dass sie heute hier sind.“ 170 Startplätze gibt es in diesem Jahr. Die waren vier Stunden nach Anmeldestart vergeben un...

Amadeus rockt nur zögerlich

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Eine bunte Inszenierung: Cosi fan tutte bei den Schlossfestspielen Bunt bis schrill, eine Herausforderung für die Augen, rasant auf alle Fälle, eine Reihe von Highlights, bestimmt gefällig, aber der letzte Schritt zu einer Neuinterpretation fehlt dann doch. So lässt sich die Inszenierung von "Cosi fan tutte" bei den Schlossfestspielen in Sonderhausen zusammenfassen. Angesiedelt ist die Oper in Neapel, Das schlägt sich im Bühnenbild von Birte Wallbaum nieder, nur versteht es kaum einer. Neapel war im 17. und 18. Jahrhundert nicht nur Europas größte, sondern auch reichste Stadt. Um den Reichtum zur Schau zu tragen, fliesten die Neapolitaner ihre Häuser von außen. Deswegen bestimmen die Fayencen das Bühnenbild. Schön ist es, das Geschehen auf einem Präsentierteller zu platzieren. Schließlich werden ja Gefühle zur Schau getragen. Leider verengt es den Raum zusätzlich, so dass kaum mehr möglich ist als " Auftritt - Arie - Abgang". Das hätte den Herrn Mozart sicherl...

Die letzten ihrer Art

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Lebendige Dinos: Alsmann und Band bei den Kreuzgangkonzerten Sich für Götz Alsmann und Band zu begeistern, das ist wie Eulen nach Athen tragen. Man muss dieses Ensemble einfach bewundern. Warum? Das will ich in ornithologischer Sorgfalt erklären.  Götz Alsmann und Band sind Garanten für beste Unterhaltung. Sie liefern an diesem Wochenende gleich zweimal in Walkenried ab  und sie liefern mehr als bestellt. Im Publikum der Kreuzgangkonzerte sitzen Wiederholungstäter. Sie wissen, was sie von Alsmann zu erwarten haben und ihre Erwartungen werden auch dieses Mal in jeder Hinsicht übererfüllt. Auf der Bühne im klösterlichen Kreuzgart stehen lebendige Dinos. Es sind Überlebende aus den goldenen Tagen der Revuen und Samstagabendshows. Götz Alsmann ist bestimm der letzte seiner Art und vor allem seiner Qualität, Alsmann ist ein Entertainer, und in seiner Komplexität wohl einmalig. Das was er macht, beherrscht er in einer Art und Weise, die an Perfektion grenzt. Das beste daran? Er mach...

This Pisspott is art

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Konferenz am DT Göttingen: Warum Wilhelm Busch so aktuell ist Einblicke in das Leben warten manchmal dort, wo man sie gar nicht erwartet. Auf jeden Falle bietet “PARDAUZ! SCHNUPDIWUP! KLIRRBATSCH! RABUM!” eine Menge an Erleuchtung. Mit dieser Uraufführung legt Annette Pullen einen Einstand nach Maß am Deutschen Theater in Göttingen. Ihre Inszenierung einer Wilhelm-Busch-Revue hat Witz, Tiefgang, Satire, Finten, Selbstironie, Diskussionsbedarf und Unterhaltungswert. Mehr kann man sich nicht wünschen. Dabei hat Pullen gleich zwei prominente Hebammen. Die Vorlage stammt von niemanden geringen als Rebekka Kricheldorf und Hannah Zufall und wurde eigens für Göttingen geschrieben. Wilhelm Busch hätte das Stück bestimmt gefallen. Zu seinem 190. Geburtstag schaffen die beiden Autorinnen es nicht nur, dessen Kampf gegen Spießer und Selbstgerechte mit anderen Mitteln fortzusetzen. Sie machen auch deutlich, dass nicht “Max und Moritz” sondern “Die fromme Helene” wohl sein Schlüsselwerk ist...

Weitaus mehr als Standard A und Standand B

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NDR Ensemble überzeugt mit anderer Sicht auf Gewohntes Das war der Schritt in eine neue Dimension. Die Elphcellisten gastierten zum ersten Mal bei den Walkenrieder Kreuzgangkonzerten. Weil sie eine andere Sicht auf Orchestermusik zeigten, hinterließen die 11 Hanseaten ein begeistertes Publikum. In diesem Ensemble haben sich 2017 elf Musikerinnen und Musiker zusammengefunden, die ansonsten für den NDR die Elbphilharmonie bespielen. Alle bringen das gleiche Instrument mit, nämlich jeweils ein Cello. Da taucht die Frage auf: Wie kann man nur auf die Idee kommen, ein Ensemble zu gründen, das nur aus lauter Stehgeigern besteht. Schließlich ist das Cello nach Vivaldi und Bach in den klassischen Hintergrund geraten. Das Angebot an Literatur für dieses Instrument ist überschaubar und viele zitieren gern Dvorak Sentenz vom unten brummen und oben quietschen. Nach dem Gastspiel in Walkenried muss man die Frag stellen: Warum hat es mehr als 500 Jahre gedauert, bis jemand den Geistesblitz hat...

Zusammenspiel auf höchstem Niveau

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Leipziger Bläsersolisten bei den Kreuzgangkonzerten Am Samstag frech Muse, am Pfingstmontag hohe Kunst. Mit einem Kontrastprogramm eröffneten die Kreuzgangkonzerte Walkenried die 37. Spielzeit. Dabei erstaunten die Bläsersolisten aus dem Leipziger Gewandhaus mit einem Zusammenspiel auf höchsten Niveau. Diesem Ensemble fehlt nur eins und zwar eine Dirigentin oder ein Dirigent. Aber die elf Musiker aus Leipzig kommen auch ohne Taktstock aus. Ihr Programm "Serenaden zu Pfingsten" zeigte, dass klassische Musik auch ohne Streicher auskommen kann.  Eine Serenade ist ein Musikstück für die Abendstunden und deswegen mit der Erwartung "ruhig und gelassen" verbunden. Genau dies erfüllt Mozarts 11. Serenade in vier von fünf Sätzen. Das Allegro kommt wahrlich majestätisch daher. Gelassen entwickeln Thomas Ziesch und Ingolf Barchmann an den Klarinetten das Thema, das dann die Blechbläser kontrastieren. Im Wechselspiel von Holz und Metall ergibt sich eine für Mozart ungewohnte Ru...

Vorsicht, sie wollen nur spielen

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Mit den Zucchini Sistaz raus aus dem Corona-Blues Besser kann ein Neustart nicht sein. Nach zweieinhalb Jahren Zwangspause waren die Zucchini Sistaz am Pfingstsamstag die ersten auf der Bühne der Kreuzgangkonzert Walkenried. Mit einer Mischung aus Swing, Rumba und Slapstick hat das Trio aus Münster den Corona-Blues innerhalb von Sekunden vertrieben. Am Ende stand die Gewissheit: Klatschen und Johlen macht allen Spaß, den Musikerinnen und dem Publikum gleichermaßen. Wenn es jemanden gibt, auf dem die alte Weisheit "Entscheidend is' auf'n Platz" gilt, dann für diese Drei. Seit 13 Jahren gibt die Formation, aber auf der Habenseite steht nur ein Album. Aufgehoben wird das vermeintliche Manko durch eine Tourliste, die selbst in diesem Jahr so lang ist wie das Telefonbuch von Walkenried. Die Zcchini Sistaz zeichnen sich einfach durch eine Lust am Spielen aus, die nur wenige Ensembles in Deutschland aufweisen. Die Rhythmusgruppe Balandat   und Werzinger. Das Trio muss m...

Die Welt braucht diesen Hotzenplotz

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Junges Theater Göttingen zeigt den Räuber von einer anderen Seite Alles passt zusammen. In ihrer Inszenierung von „Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ verknüpfen Nico Dietrich und Christian Vollmer die klassischen Mittel des Kindertheaters mit einer neuen Aussage. Es funktioniert. Kinder und ältere Hotzenplotz-Fans haben ihren Spaß daran, weil es eben klassisches Mutmacher-Theater bleibt und doch neu ist. Der Räuber Hotzenplotz ist aus dem Gefängnis ausgerissen. Während die Erwachsenen mit Angst und Schrecken reagieren, fassen Kasperl und Seppel einen mutigen Plan. Sie wollen den Räuber mit einer List einfangen, denn was einmal klappt, das klappt auch ein zweites Mal. Im Zentrum ihres Plan steht eine selbst gebaute Rakete. Otfried Preußler hat die kurze Geschichte vom Räuber, der auf den Mond will, um sich dort mit Silber einzudecken, bereits 1967 veröffentlicht. Das Werk war als Stück fürs Puppentheater gedacht. Doch „Die Mondrakete“ geriet in Vergessenheit und wurde erst...

Dieser Elch hat sich überlebt

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Trotz Neuerungen zeigt die Preisverleihung akuten Neuerungsbedarf Seit 25 Jahren gibt es den „Göttinger Elch“. Am Sonntag wurde Deutschlands einziger Satirepreis im Deutschen Theater verliehen. Trotz einiger Neuerungen zum Geburtstag wurde deutlich, dass das Prozedere einige Korrekturen braucht, damit der „Göttinger Elch“ lebendig bleibt. Als Preisträgerin 2021 wurde Maren Kroymann ausgezeichnet. Preisträger für das Jahr 2022 ist Eugen Egner. Corona-bedingt gab es 2020 keinen Preisträger. Maren Kroymann zeigte sich bei ihrer Dankesrede glücklich. Sie sei vor allem darüber froh, dass es unter ihren zahlreichen Auszeichnungen der erste Preis sei, der ihr nicht im Zusammenhang mit einer Fernsehsendung verliehen wurde. Zudem bedankte sie sich bei all denjenigen, die sie beim Karrierestart Mitte der 80-er Jahre unterstützt hatten. Maren Kroymann hat mit dem Programm „Auf du und du mit dem Stöckelschuh“ 1982 die Bühne betreten. Sie bot als erste Kabarettistin einen Zugang, der nicht ...

Kein großer Schritt nach vorne

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 Antje Thoms verabschiedet sich mit ungewöhnlicher Inszenierung Die Inszenierung ist gut, das Stück hat Schwächen. So lässt sich die letzte Aufführung am Deutschen Theater unter der Regie von Antje Thoms zusammenfassen. Mit „Der Weg zurück“ verabschiedete sie sich nun nach Regensburg. Am Anfang steht die Überforderung. Daraus wächst der Wunsch nach einem einfachen Leben. Weil es immer mehr Menschen mit diesem Wunsch gibt, ist in den USA die Bewegung der Regression, der langsamen Rückwärtsbewegung, entstanden. Der britische Autor Dennis Kelly hat diese Erscheinung in seinem Stück „The Regression“ verarbeitet. Das Werk führt durch fünf Generationen. Am Ende der Technikfeindlichkeit steht eine steinzeitliche Gesellschaft. Ausgangspunkt sind „Der Mann“, seine Tochter „Dawn“ und ihr schweres Schicksal. Endpunkt ist eine weitere „Dawn“, die so retardiert ist, dass sie nur noch einsilbige Wörter beherrscht. Was mit Skepsis der modernen Technik gegenüber beginnt, endet mit dem völlig...