Dienstag, 26. Juli 2022

Genuss mit Hürden und Happy End

 TenThing bei den Kreuzgangkonzerten in Walkenried

Walkenried. Regen oder Nichtregen, das war nicht mehr die Frage. Mit einem Konzert der Extraklasse haben tenThing es geschafft, all die Widrigkeiten dieses Abend vergessen zu lassen. Einem feuchtem Auftakt unter freien Himmel folgte ein furioses Finale im Kreuzgang. Ensemble und Publikum lassen sich von den Wetterkapriolen nicht beeindrucken und steuern einem Finale mit Spaß entgegen.

TenThing sind ein Ensemble aus zehn norwegischen Blechbläserinnen. Seit 2007 spielen sie unter der Regie von Tine Thing Helseth größtenteils Stücke, die eben nicht für Blechbläser geschaffen wurden. Sie mache keinen Hehl daraus: Jarle Storlökken hat einen großen Anteil am Erfolg. Erschreibt den Damen nämlich maßgeschneiderte Arrangements.

Der Auftakt ist fast zwangsläufig. Die Band aus Norwegen spielt Musik aus Norwegen: "Aus Holgers Zeit - Suite im alten Stil" von Edvard Grieg. Das Versprechen wird gleich umgesetzt. Die Suite ist keinesfalls spätromantisch, sondern greift Elemente der Barockmusik auf. Schon im Präludium entspinnt sich ein Dialog zwischen den Trompeten und den Posaunen. Tuba und Waldhorn fungieren erstklassig als Basso continuo. 

Tine Thing Helseth (link) und noch drei
andere Trompeten.
Alle Fotos: Thomas Kügler
In der anschließenden Sarabande und der Gavotte funktionieren die Wechsel zwischen Andante und Allegro ohne Verlust. Dabei zeigt sich das Ensemble als geschlossener Verband. Jede der Musikerinnen kommt zu ihrem Recht und darf kurze Partien übernehmen.

Wenn Tine Thing Helseth nicht gerade mit ihrer Damenkapelle auf Tour ist, dann steht die Startrompeterin in Wien, in Zürich oder in anderen Orten auf den großen Bühnen der Welt. Doch an diesem Abend ist sie eindeutig "prima inter pares". Es dauert bis zur Mitte des zweiten Teils, bis sie in einem Piazolla-Solo ihre Sonderstellung deutlich macht. 

 Nach Grieg kommt Händel und Barockmusik ist das hohe Fest der Blechbläser. Das funktioniert im Allegro der "Wassermusik" noch wunderbar. Auch sind Trompeten und Posaunen wieder im Zwiegespräch. Ausgerechnet das "alla hornpipe" verliert, denn die feinen Strukturen der Streicher, die im Original unter den Bläsern liegen, verschwinden in diesem Arrangement.

Das machen tenThing mit dem Minuet, dem Lentement und der Bourée wieder wett. Die Wechsel in den Tempi funktionieren so gut, dass der größte Teil des Publikums gar nicht merkt, dass hier drei Sätze hintereinander gespielt werden. 

Dann kommt das Gewitter und der Umzug vom Kreuzgarten in den Kreuzgang. Ganz Profis lassen sich Zuhörer und Musikerinnen davon nicht beeindrucken.

Es verlangt schon etwas Mut oder auch Selbstbewusstsein, Astor Piazolla mit Blechbläsern zu spielen. Doch die "Milonga del Angel" gewinnt dadurch deutlich. Befreit vom Jammer der Streicher und des Bandoneons und vom falschen Pathos werden in dieser Version die dynamischen und lebensbejahenden Anteile des Werks deutlich.

Nach der Pause warten noch zwei Piazolla -Stücke, der Verano Porteno und der Invierno Porteno aus den vier Jahreszeiten de großen Argentiniers. Hier nehmen sich die Blechbläserinne ein wenig zurück. Die Dynamik und Klangfülle wird ersetzt durch feines Spiel und ein wenig Wehmut im Klang. Im Invierno herrscht Stille im Kreuzgang als die Chefin zu ihrem Solo ansetzt. Vorsichtig reiht Tine Thing Helseth Ton an Ton und lässt die Pausen wirken. Es ist klar: Unabhängig davon, auf welcher Hemisphäre man sih bewegt, so klingt der Winter. 

Auch die "Three Preludes" von George Gershwin gewinnen durch den Vortrag der Norwegerinnen dazu. Geschrieben für das Klavier machen Arrangement und Spiel deutlich, dass auch in diesem Gershwin sehr viel Jazz steckt. Man spürt den Blues als Basis und hört den Swing schon am Horizont.

Dabei kommt alles locker und fröhlich daher. Die 10 Musikerinnen haben Spaß an dem, was sie machen, und deswegen macht es dem Publikum Spaß. Das entlässt die Band erst nach zwei Zugaben. 







 

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