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Es werden Posts vom Oktober, 2013 angezeigt.

Auf der Fahrt ins Unglück nirgendwo ankommen

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Peter Grimes am Theater Nordhausen klärt die Schuldfrage nicht wirklich Prolog: Es gegebenen Anlass hier noch mal die Rezension zur Inszenierung von Peter Grimes am Theater Nordhausen im Frühjahr 2012. Der Vorhang geht nicht auf. Das Ensemble wartet auf das Publikum, Peter Grimes steht am Rande. Die Fronten sind klar: Hier kämpft einer gegen die Masse. Der, der am Rande steht, gegen die, die Bühne beherrschen. Deswegen gilt die Rolle des Fischer Grimes als eine der anstrengendsten in der zeitgenössischen Oper. Ständig muss ergegen jemanden ansingen. Aber Joshua Farrier in der Titelrolle kann das, er hat genug Stimme dafür. Was das Auge beim zweiten Blick fesselt, das ist das Bühnenbild. Karg und variabel wird es vom Wasser beherrscht. Mal kämpft Grimes gegen das Element, als Anti-Held in Ölzeug, mal ist die Wasserfläche der Spiegel der verzweifelten Seele und Ort der Sehnsucht. Die Bühne ist auch Weite und Leere, Haltlosigkeit und Verlorenheit. Ohne Umbau dient die Bühne mal als G...

Der Flut nicht ganz freiwillig entkommen

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TfN und Kinderchor inszenieren Brittens Noah Zwischen den Oper-Titanen Wagner und Verdi wird Benjamin Britten in diesem Jahr fast zerrieben. Wenigstens das Theater für Niedersachsen setzt einen eigenen Schwerpunkt zum 100. Geburtstag des Erneuerer des Musiktheaters . Auftakt der Britten-Tage in Hildesheim war am 19. Oktober die Inszenierung der Kinderoper "Noah und die Flut" in der Lamberti-Kirche. Die Koproduktion von TfN, TfN-Kinderchor und Musikschule Hildesheim schafft den Spagat zwischen altersgerecht, ansprechend und anregend. Der härteste aller Kritiker , sieben Jahre alt, theateraffin und theatererprobt, bestätigt das Urteil. Die Einführung in das Werk macht der musikalische Leiter Achim Falkenhausen. Er erzählt von Brittens Absicht, auch das Publikums beziehungsweise die Gemeinde aktiv in das Stück einzubinden. Bei der Premiere 1958 sicherlich ein Novum. Falkenhausen verweist noch auf die mittelalterlichen Mysterienspiele als Vorlage, die dem unbelesenen Volk die ...

Das Leben wohnt im Herz

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Dominique Horwitz liest Momo im Kreuzgang Man kann eine Geschicht  mit Musik erzählen und man kann diese Geschichte mit Musik auch mal ganz anders erzählen als alle anderen. Dies stand am Ende des Momo-Abends mit Dominiqaue Horwitz und dem David Orlowski Trio im Kloster Walkenried am 12. Oktober. Für die neue Sicht auf den Kindebuchklassiker bedankte sich das Publikum mit anhaltendem Applaus. Dominique Horwitz liest Momo, lautete die Ankündigung. Dominique Horwitz las aus Momo,wäre richtiger. Das Konzept des Abend ist nicht das chronologische Vortragen eines allseits bekannten Textes. Schließlich ist Momo von Michael Ende seit 40 Jahre das Manifest der Entschleunigung, auch wenn es diesen Begriff in den 70er Jahren noch nicht gab. Anstatt also Kapitel an Kapitel zu reihen konzentrierte sich Horwitz auf drei Passagen, die exemplarisch für Handlung und Botschaft des Werkes stehen. Da ist das Eindringen der grauen Herren in die unbekümmerte Gemeinschaft, der Versuch des Friseur Fu...

Desdemona hat nicht geredet, aber getanzt

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Ballettkompanie Nordhausen zeigt Shakespeare, wie er hätte auch sein können William Shakespeare und Prince haben Gemeinsamkeiten. Sowohl der Theater-Titan aus dem frühen 17. Jahrhundert und der Pop-Gott aus dem späten 20. Jahrhundert kennen diese schwere Enttäuschung, die in tiefe Verzweifelung mündet. Beide können sie so ausdrücken, das auch jeder sie versteht, und beide kennen sich mit theatralischen Momenten aus. Das ist nur eine Gewißheit aus "Shakespeare. Ein Ballett". Diese Eigenproduktion der Ballettkompanie Nordhausen sprüht vor Ideen aus der Kategorie "Es hätte auch so ausgehen können". Doch die Erzählung mit vielen Wendungen und Überraschungen glänzt auch mit humorvollen Seiten und mit Bildern voller Klarheit und Optmismus. Bei der Premiere im Theater Nordhausen bedankte sich das Publikum mit langanhaltenden Applaus. Shakespeare und seine Figuren bleiben sich anfangs fremd. Fotos: Tilmann Graner/Theater Ndh Zu den bekannte und unbekannten Seite de...

Goethe in mächtigen Bildern

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Zurmühle zieht alle Register beim kompletten Faust Für Johann Wolfgang von Goethe war der Faust in wahrsten Sinne sein Lebenswerk. Die Legende vom Doktor Faustus, der an seinen eigenen Ansprüchen scheiterte, begleitete den Dichterfürst  über 60 Jahre lang von  1770 an. Schließlich sollte es das Stück sein, welches das Leben, das Universum und den ganzen Rest erklärt. Aus der Erkenntnistragödie wird die Gretchentragödie und die wird zur Menschheitsparabel, fürwahr ein ambitioniertes Programm. Von ähnlichen Ambitionen muss Mark Zurmühle getragen worden sein. Zum Schluss seiner Intendanz am Deutschen Theater in Göttingen fasste er den kompletten Faust komplett in eine Neuinszenierung.Auch das ist fürwahr ein ambitioniertes Projekt, daswohl allen Beteiligten viel abverlangt. Die Premiere in der Lokhalle beeindruckte mit monumentalen Bildern, die manchmal den Blick auf die Schauspieler verstellen. Selbst am  Ostersonntag gelingt Faust und Wagner der Kontakt mit der einf...