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Es werden Posts vom September, 2019 angezeigt.

Mut nur zur Hälfte belohnt

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Großartiges Konzert zum Abschluss Musik großartig, Zuspruch eher mau. Der Mut von Intendant Anselm Cybinski wurde nur zum Teil belohnt. Das dreiteilige Konzert "Die Dunklen hört man doch"war ein großartiger Abschluss der Niedersächsischen Musiktage 2019. Doch im Opernhaus Hannover blieben sehr viele Stühle frei. Das ändert aber nichts an der Leistung der Künstler und an Begeisterung der Anwesenden. Für diese war es ein Ereignis, dass die Grenzen des Konventionellen überschritten hat. Michael Nyman ist ein Altmeister der Grenzüberschreitung. Der Brite mischt seit Jahrzehnten Elemente aus sogenannter E- und U-Musik. Dabei stellt er sich auch mal gegen den verkopften Mainstream. Bekannt wurde Nyman vor allem durch seine Kompositionen für die die Filme von Peter Greenaway. Teil eins Unter dem Titel "Noises, Sound  & Sweet Airs" stehen Ausschnitte aus dem Soundtrack zu "Prospero's Book" auf dem Programm. Es ist gewissermaßen eine szenische Singu...

Spaß zwischen Vergangenheit und Zukunft

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Die Couchies lassen die Scheune beben Die Gewissheit, dass Jazz auch ohne Oberstudienrat-Appeal geht und dass ein Teil der Zukunft in der Vergangenheit liegt, waren die verkopften Erkenntnisse. Ansonsten hat das Konzert der Couchies einfach nur Spaß gemacht. Im Landgasthof Sindram gab es mitreißende Musik und hintersinnige Moderation. Das Trio aus Berlin war im Rahmen der Niedersächsischen Musiktage Gast der Sparkasse Osterode. die hat mit der mutigen Auswahl einen echten Treffer gelandet. Der Clash of Cultures zwischen den Hauptstädtern und den Landbewohner bleibt aus. Musik verbindet eben. Gemeinsam feiert man die Freude am Leben. Dazu trägt auch die ungewöhnliche Raumkonstellation zu. Wie der Name andeutet, bestreiten Couchie Couch, Hank Willis und Colt Knarre ihre Konzert von einem Sitzmöbel aus. Das sorgt in der Sindram Scheune für ein Plus an Heimlichkeit. Es gibt keine Barriere zwischen Musiker und Publikum und das trägt zur Entspannung und Verbrüderung bei. Di...

In Schönheit sterben

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Madama Butterfly im Theater Nordhausen Gefällig und opulent, Sänger der Extraklasse, ein Schmaus für Augen und Ohren und eine Inszenierung ganz im Sinne authentischer Aufführungen. Das Theater Nordhausen zeigt eine "Madama Butterfly", die der Tradition verpflichtet ist. Dafür gab es bei der Premiere am Freitag donnernden Applaus. Ein amerikanischer Marineoffizier kommt zur Jahrhundertwende nach Japan, nimmt Haus und Frau in Besitz, schwängert sie und setzt sich dann wieder in die Heimat ab. Drei Jahre später kehrt er mit seiner amerikanischen Frau zurück und will seinen Sohn mit in die Staaten nehmen. Die Mutter kann die Schmach und die seelische Pein nicht mehr ertragen und tötet sich selbst im Angesicht des Kindes. Das ist die Kurzversion, aber in Puccinis Oper steckt noch viel mehr. Sie ist fast schon eine Vorschau auf die Konflikte, die die Welt mehr als hundert Jahre nach der Uraufführung beschäftigen. Die Musik setzt klassisch mit einer Fuge ein. Doch die gewohn...

Pilgertour durch die Kirche

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Tenebrae begibt sich musikalisch auf den Jakobusweg Ungewöhnlich, beeindruckend und herausfordernd und trotzdem ein Erlebnis. Der Tenebrae Choir gastierte im Rahmen der Niedersächsischen Musiktage in der St. Sixti-Kirche. Das Publikum bedankte sich mit donnernden Applaus. Das 18-köpfige Ensemble gilt als eines der besten weltweit. Hier setzt der ehemalige King's Singer  Nigel Short seine Vorstellungen von aktueller Chormusik um. Das Programm "Path of Miracles" ist gewissermaßen eine Auftragsarbeit an Joby Talbot. Der Komponist hat hier seine Erfahrungen auf dem Jakobsweg in Musik umgesetzt. Zehn Männer stehen im Kreis auf den Stufen zum Altar. Aus ihrer Mitte ertönt ein Ton, leise und tief und knapp an der Grenze der Hörbarkeit. Dieser archaische Klang kommt tief aus der Vergangenheit der Menschwerdung. Er wirkt nicht über die Ohren, er dringt über das Zwerchfell zum Publikum vor. Aus einem Ton werden viele. Sie schwellen an, beschleunigen sich im Wechsel und erhö...

Am Ende gewinnt immer der Mafiosi

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stille hunde inszenieren Macbeth als Kriminalfall Kein Schlachtengerangel, kein Managergetöse und das meiste findet im Kopf statt. Die stillen hunde haben eine neue Interpretation zu Shakespeares "Macbeth" hinzugefügt und die überzeugt nicht nur durch die schauspielerische Leistung sondern auch durch die Reduktion. Premiere war in der Klosterkirche St. Nikolaus in Niklausberg. Das Bühnenbild ist reduziert, drei mächtige Stühle aus den Werkstätten des Historizismus und im Hintergrund ein Laufsteg mit drei Hockern und drei Instrumenten. Das sind die Arbeitsplätze von Andreas Düker, denn die erste Neuerung ist die Musik. Der Lautenspieler und die stillen hunde haben der Tragödie Töne verpasst. Am Anfang sind die Musik und ein Todgeweihter. Alle Fotos: Kügler Mal Laute, mal Konzertgitarre oder E-Gitarre. Die Musik ist keine Beschallung sondern integraler Bestandteil. Sie bereitet vor, spitzt zu und kommentiert. Der Soundtrack  aus "Der Pate" taucht gleich m...

Das Gift der Sprache

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Müllers "Philoktet" als Dreikampf Bedrängend, bedrückend, beeindruckend und vor allem intensiv. Das Deutsche Theater zeigt derzeit "Philoktet" von Heiner Müller als Dreikampf unterschiedlicher Wortakrobaten.Sieger sind das Publikum und derjenige, der das süße Gift der Sprache am besten einsetzen kann. am Ende bleibt die Erkenntnis, dass ein gemeinsamer Feind nicht ausreicht, um Bündnisse zu schmieden. Allein schon der Aufführungsort fällt aus der Rolle. Das Göttinger Fridtjof-Nansen-Haus imitiert das, was man zur Jahrhundertwende für eine mittelalterliche Burg hielt. Das Treppenhaus ist trotz seiner riesigen Ausmaße düster und beklemmt mit einem Höhlenambiente. Das grelle Scheinwerferlicht hat nichts mit der lieblichen Sonne des Mittelmeer zu tun. Vor dem Kamin sind Knochen und Kräuter verstreut. Offensichtlich die Überreste von den Mahlzeiten des Verstoßenen. So ist das Revier markiert. Philoktet bewegt sich zwischen Mensch sein und unter den Tieren leben. ...