Posts

Es werden Posts vom Juni, 2014 angezeigt.

Auch das Leben eines Prinzen ist eine einzige Baustelle

Bild
Ein Stück für 2 Gaukler und Hunderte von Spießgesellen im Liebhabertheater Zauberhaft, einfach nur zauberhaft. Was sich in der Ankündigung wie ein Historienspiel liest, entpuppt sich beim Zuschauen als Mut-Mach-Stück. "Der Raub des Prinzen Hugo" ist Theater für Kinder, dass alles bietet, was Kinder am Theater so lieben. Rike Reiniger ist Autorin und Regisseurin zugleich und mit dem Stück hat sie ein Werk vorgelegt, für das die Vokabel Gesamtkunstwerk vielleicht zu hochgegriffen erscheint, das aber alle Mal rundum gelungen ist und mehr sein sollte als das Kinderstück bei den  diesjährigen Schlossfestpielen in Sondershausen. In der Rollen von zwei Gauklern berichten Maria Hengst und Franz-Xaver Schlecht von einer historischen Begebenheit aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Prinz Hugo ist der Sohn des Grafen von Mansfeld, der mit Graf Günther von Schwarzburg befreundet ist. Damit der junge Mansfelder Gottesehrfurcht und Schönschreiben lernt, wird er zu Schwarzburg auf das Sch...

Das Herz vom Bier umspült

Bild
Jacques-Brel-Abend mit Dirk Schäfer eröffnet die Domfestspiele Die ersten Worte blieben am Eröffnungsabend der 56.Gandersheimer Domfestspiele noch Intendant Christian Doll überlassen. Dann beherrschten Dirk Schäfer und Band die Bühne und das Publikum vor der Stiftskirche. Im Programm "Doch davon nicht genug" haben der Schauspieler und seine Mitmusiker die wichtigsten, schönsten und bekanntesten Chanson von Jacques Brel zusammengetragen. Am Freitagabend zeigte das Quartett, dass die Musikgattung Chanson nichts von ihrem Reiz und ihrer Dramatik eingebüßt hat. Ferdinand von Seebach (Porsaune), Karsten Schnack (Akkordeon) und Dirk Schäfer starten die Reise durch das Brel-Universum. Alle Fotos: tok Nur vier Menschen stehen auf dieser riesigen Bühne vor dem Portal der Stiftskirche und wirken wie Kometen in einem viel zu großen Kosmos. Die Reduzierung, die Konzentration überzeugt als Konzept sehr schnell.Dort wo Brel manches Mal auch auf das große Arrangement, auf das Orc...

Die Grimms im ABBA-Sound

Bild
Jugendclub junior entzaubert die zertanzten Schuhe Diese Inszenierung hat ihren ganzen besonderen Reiz. Bianca Sue Henne, Daniela Zinner und die 14 Kinder des Theaterjugendclub junior haben "Die zertanzten Schuhe" der Brüder Grimm zerlegt, entzaubert und  nach Heute gebeamt. Heraus gekommen ist ein Stück, das nicht nicht märchenhaft ist, sondern frech, keck, witzig, ironisch, spontan, mutig, kindgerecht, zeitgemäß, innovativ und vor allem eins: sehenswert. Am Sonntag war Premiere im Theater unter Dach in Nordhausen, der härteste aller Kritiker ( siehe unten ) war mal wieder mit von der Partie. Auch er hat sich gefreut, dass Märchen auch heute noch begeistern können. Die Brüder Grimm sollte man nur als Anregung verstehen. "Die zertanzten Schue" des Theaterjugendclub kommt ganz ohne Pluderhose, Feder am Hut, Puff-Ärmelchen und Spitzenkleidchen aus. Bianca Sue Henne wagt eine Kostümierung, die man so nicht erwartet hat. Diese Inszenierung ist ein Wettrennen zwische...

Kampf der Kulturen

Bild
Mark Zurmühle verabschiedet sich mit "Ay" Ay" Carmencita!" Einst diente die Novelle Carmen als Vorlage für die weltberühmte Oper von Georges Bizet. Für seinen Abschied als Intendant interpretierte Mark Zurmühle das Werk von Prosper Merimée neu als ein Kampf der Kulturen, der Lebensentwürfe, die nicht zueinander passen können. Bei der Premiere seiner szenischen Fantasie am 19. Juni in der Lokhalle konnte die Mischung aus Musik, Schauspiel und Lesung überzeugen. Mit dieser Bühne hat Eleonore Bircher einen großartigen Entwurf umgesetzt. Lange Tischreihe mit weißen Decken umrunden ein großes Geviert, dahinter stehen die kleinen Tribünen und zusammen bilden sie eine Stierkampfarena. Im Vorspiel streute Andreas Jeßing Sand in das Geviert, später werden die Opfer wie tote Stiere vom Schauplatz geschliffen und damit wird die Assoziationskette rund um den spanischen Kampf der Kulturen wieder aufgegriffen und verstärkt. Die offen Konstruktion in der Lokhalle sorgt dafür, ...

Jede Menge Potential

Bild
Radio Antiqua beim Preisträgerkonzert Im Wettbewerb "Alte Musik - Junge Künstler" der Händel Festspiele Göttingen konnte "Radio Antiqua" Jury und Publikum bei ihrem ersten Auftritt im Dezember überzeugen. Am Pfingstmontag kam das internationale Quintett als Sieger der Reihe 2013/14 zum Preisträgerkonzert in den Muthaussaal nach Hardegsen. Das Ensemble präsentierte mit seinem Programm "Der König of Musicke" einen beeindruckenden Querschnitt durch die Barockmusik, dass Händel und seine Beziehungen zum englischen Königshof in das Zentrum rückte, aber auch in Deutschland selten gespielte Komponisten wie Giovanni Battista Bononcini oder Nicola Antonio Porpora vorstellte. Radio Antiqua bestätigte das Votum der Jury und zeigte, dass es angesichts des eigenen Potentials noch große Dinge möglich sind. Das Ensemble Treibende Kraft bei Radio Antiqua sind Lucia Giraudo und Isabel Favilla. Sie riefen das Ensemble vor zwei Jahren in Den Haag ins Lebens. Seit der G...

Die Themen Liebe und Barock sind noch lange nicht ausgereizt

Bild
Jochen Kowalski und das „Junge Barockorchester Berlin“ beim gemeinsamen Liederabend Als Partner auf Augenhöhe zeigten sich Jochen Kowalski und das „Junge Barockorchester Berlin“ beim gemeinsamen Liederabend am 7. Juni bei den Kreuzgangkonzerten in Walkenried. Aber sie zeigten auch, dass das Thema Barockmusik noch lange nicht ausgereizt ist und das es noch viele musikalische Perle und Schmuckstückchen zu entdecken gibt. Unter dem Titel „Wo die Liebe wohnt“ wurden barocke Liebesarien mit einem der besten Countertenöre der Gegenwart angekündigt. Doch die Ankündigung war zu kurz gegriffen, denn der Liederabend entpuppte sich als Wechselspiel zwischen Gesang undKammermusik mit Partnern auf Augenhöhe, mit einer musikalischen Liebeshochzeit und mit einigen anderen Überraschungen. Die Themen Liebe und Barock sind noch lange nicht ausgereizt. Obwohl Jochen Kowalski seit mehr als 30 Jahren auf den großen wie kleinen Bühnen der Welt steht, hat er immer noch Spaß an dem, was er tut und was e...

Am Ende haben sich dann doch alle lieb

Bild
Festspieloper Faramondo entwickelt Händel konsequent weiter Mit der Oper "Faramondo" setzten die Göttinger Händel Festspiele ihr Vorhaben fort, unbekannte Werke einem breiten Publikum vorzustellen. Die Premiere am 31. Mai zeigte neben tiefen Gefühlen  gelegentlich auch Humor und vor allem großartige Solisten. Nach dem experimentellen " Siroe, Re di Persia " kehrte das Team um Regisseur Paul Curran zu traditionellen Erzählstrukturen zurück und schaffte es trotzdem, dem Stoff neue Impulse zu verleihen. Das Publikum bedankte sich für diese Aufführung mit langanhaltenden Applaus für die Sänger, das Festspielorchester und die Macher. Doch, doch, es ist eine traditionelle Oper im modernistischen Gewand. Hinter allen modernistischen Fassaden hat die Struktur aus dem 30-er Jahren des 18. Jahrhunderts Bestand. Rezitativ - zweifelnder Proatgonist - Arie an das Publikum - Abgang. Aber auch die Botschaften bleiben dieselben: Unter den Adligen gibt es nur wenige Edle,aber tro...