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Es werden Posts vom Januar, 2018 angezeigt.

Die Fallhöhe nicht deutlich erhöht

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Versuch einer Neuinterpretation: „Emilia Galotti“ am Deutschen Theater Mit diesem Stück hat Lessing einst ein neues Genre gegründet, nämlich das bürgerliche Trauerspiel. In seiner Inszenierung am Deutschen Theater versucht Maik Priebe dem Werk neue Aspekte abzugewinnen. Das gelingt aber nur zum Teil. Am Samstag war Premiere in Göttingen. Eine junge Frau wird das Objekt fürstlicher Begierde. Sie gerät in das Räderwerk adliger Intrigen. Ihr Glück wird zerstört und die schuldlos Entehrte büßt dies mit dem Leben. Zum bösen Schluss bleiben nur eine zerstörte Familie und zerstörte Existenzen. Bis Lessing waren Tragödien den Königen und anderen Adligen als Protagonisten vorbehalten. Die Tradition war der Meinung, dass nur diese Personen eine ausreichende Fallhöhe mitbringen damit sich das ganze Drama überhaupt lohnt. Doch der Mann aus der Oberlausitz bewies, dass auch Bürgerliche so tief fallen das es für ein Theaterstück reicht. Kein Drama ohne Video: Marius Ahrendt schlüpft in d...

Neue Perspektiven auf Bekanntes eröffnet

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Die Oper „Dialogues De Camèlites“ feiert Premiere in Nordhausen Lange Zeit gehörte „Dialogues de Carmèlites“ zum Standardrepertoire europäischer Opernhäuser. Dann geriet das Werk von Francis Poulenc ein wenig in Vergessenheit. Am Freiheit brachte das Theater Nordhausen das Singspiel um den freiwilligen Tod von 15 Nonnen wieder auf die Bühne. Die Inszenierung von Katharina Thoma eröffnet einen neuen Blick auf eine Oper, zu der schon alles gesagt schien. Die offensichtliche Tragik bleibt erhalten. Junge Adlige, die mit der Welt nicht klarkommt, fürchtet um ihr Leben und entsagt deshalb der Welt. Doch dann dringt die Realität in ihren kleinen Kosmos ein und sie verliert eben doch ihr Leben. Neben dieser bekannten Lesart öffnet Thoma noch einige andere Perspektiven zum Thema Religion und Revolution. Die wichtigste Erkenntnis nach der Premiere: Der Tod der Frauen ist nicht zwangsläufig. Weil sie den Fokus von der Handlung auf die Motive verschiebt, gelingt es ihr, bekannte Deutungsmu...

Wahrlich ein Monumentalwerk

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Die Bibel als Drama im Theater Nordhausen Das Theater Rudolstadt zeigt die Bibel und das ist schon Ben Hur für die Bühne. Mit 225 Minuten liegt das aberwitzige Unternehmen sogar noch 3 Minuten über den Filmklassiker von 1959. Aber keine Angst, diese Inszenierung ist alles andere als aufgewärmtes Sandalenkino. Regisseur Alejandro Quintana schafft es, antike Hintergründe und Zusammenhänge deutlich zu machen, die zum Teil heute noch wirken. Dabei macht er es dem Publikum und dem Ensemble nicht immer einfach. Der Einstieg ist noch leicht verdaulich. Das Licht wird eingerichtet. Der Ton vorbereitet. Ein paar Männer gehen kreuz und quer über die Bühne. Für sie ist die Erschaffung quasi wie eine Theaterprobe. Diese Szene hat noch einen gewissen Witz. Es ist ein aberwitziges Unterfangen, die Bibel auf die Bühne zu bringen bringen. Der Autor  Niklas Rådström  bewältigt dieses Monument indem er das Buch in 41 Szenen zerlegt, die er für wegweisend und andauernd hält. Eine Glaubens-...