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Es werden Posts vom Juni, 2018 angezeigt.

Wenn das Zentralgestirn wunderschön verglüht

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La Traviata im Sinne Verdis weiterentwickelt So ist es nun mal: Nirgends wird so schön gestorben wie in Verdis Dauerbrenner. Auch bei den Schlossfestspielen in Sondershausen ist die Titelheldin am Ende mausetot. Doch die Inszenierung von Anette Leistenschneider zeigt nicht nur drei Akteure in Höchstform sondern auch einige neue Aspekte. Das Libretto erscheint wie die Vorlage für eine Tele Novela: Lebedame aus der Pariser Oberschicht trifft auf Jüngling aus gutem Hause. Er ist unsterblich verliebt, sie ziert sich anfangs noch. doch dann schlägt die Liebe mit aller Macht zu und beide beginnen ein ruhiges Leben auf dem Lande. Dann funkt sein Vater dazwischen, sie opfert sich, er beschimpft. Als beide wieder zueinander finden, ist es zu spät. Die Schwindsucht rafft sie dahin. Was aus heutiger Sicht banal erscheint, war vor knapp 170 Jahren durchaus revolutionär. Anfang der 1850er Jahre erfindet Verdi die Volksoper. Nicht mehr Adelige und andere vermeintliche Helden stehen im Mit...

Eine Inszenierung, die sticht

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Comedian Harmonist bei den Schlossfestspielen überzeugt in allen Belangen Was will man mehr? Eine traurige Geschichte auf unterhaltsame Weise erzählt, eine gesunde Portion Ulk und dazu sechs erstklassige Musiker und ein Schauspieler, der ihnen fast die Show stiehlt und alles zusammen in einer Inszenierung, die mit Leichtigkeit begeistert. Mit den "Comedian Harmonists" bei den Schlossfestspielen in Sondershausen ist Ivan Alboresi mal wieder ein großer Wurf gelungen. Mit einer Zeitungsanzeige sucht im Harry Frommermann im Dezember 1927 Sänger für eine noch zu gründendes Quartett. Sein Vorbild sind die Revellers aus den USA. Nach vielen Proben, Schwierigkeiten und Streitigkeiten beginnt das Ensemble  ein Jahr später unter dem Namen "Comedian Harmonists" eine einmalige Karriere. Diese wird die deutsche Musiklandschaft langfristig prägen, doch auf dem Höhepunkt funkt die Politik dazwischen. Die Comedian Harmonists entsprechen nicht dem Musikgeschmack der regierende...

Eine Schublade voller Träume

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Domfestspiele 2018: Abheben mit Peter Pan Die Antworten auf die Fragen, was witzig und was sehenswert ist, kann die Generationen spalten. Nicht so beim Familienstück der Gandersheimer Domfestspiele 2018. Peter Pan in der Inszenierung von Sarah Speiser lässt Große träumen und Kleine wachsen. Es ist ein komplettes Werk, dass nicht  nur die Sonnenseiten zeigt. Neid und Missgunst werden nicht ausgespart. Aber es ist vor allem der Kinderzimmer-Charme, der diese Inszenierung so zauberhaft macht. Das Ausstattung von Karen Briem und Sandra Becker wirkt, als wäre sie gerade eben erst entstanden, als wäre hier eine ganze Menge kindlicher Fantasie am Werke gewesen. Alles, was es braucht, ist ein wenig Vertrauen, Zuversicht, ein bisschen Feenstaub und ein wenig Mobiliar. "Mach die Schublade mit deinen Träumen auf, lass sie raus und bau' mit dem Küchentisch ein Piratenschiff". So lautet die Botschaft. Der härteste aller Kritiker ist wieder Zuhause.  Alle Fotos: Kügler ...

So macht Sterben Spaß

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Ein beeindruckender Jedermann bei den Gandersheimer Domfestspielen Es war ein Wagnis und es ist gelungen. Mit der Premiere des Jedermanns in der Inszenierung von Laura und Lisa Goldfarb eröffneten die Gandersheimer Domfestspiele nun auch offiziell. Das Publikum war zu Recht begeistert. Kein Stück ist so sehr verwoben mit diesem Festival wieder Hofmannsthals Spiel vom sterbenden des reichen Mannes. Der Jedermann eröffnete die erste Spielzeit und der Jedermann stand zum 50. Geburtstag noch einmal auf dem Spielplan. Kurz, aber nicht zu knapp, präzise aber doch allgemeingültig, spektakulär aber nicht erschreckend, bleibende Bilder aber nicht erdrückend. Das Update der Goldfarb-Schwestern überzeugend eigentlich in allen Belangen. Das multifunktionale Bühnenbild und die Ausstattung von Simone Graßmann und vor allem die zurückhaltende Musik von Ferdinand von Seebach . Es passt einfach alles. Aber es ist vor allem die Energieleistung des Hauptdarstellers. Neunzig Minuten zeigt Marco Lu...

Kammermusik fasziniert immer noch

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Solisten des Gewandhausorchesters verzaubern den Sonntagabend Wer schon das Ende der Kammermusik herbei schreiben will, der hätte am Sonntag im Kloster Walkenried sein müssen. Vor ausverkauftem Haus bewiesen die Bläsersolisten des Gewandhausorchesters, dass diese Sparte lebendig ist wie eh un je. Trotz einer kurzfristigen Umbesetzung agiert das Ensemble souverän, präzise und leichtfüßig. Zum Schluss bedankte sich das Oktett mit einer Zugabe. Carlo Schütze am Kontrafagott wurde zum Hitzeopfer und musste kurzfristig absagen. Zudem ersetzte Johannes Hund kurzfristig am Fagott. Den Verlust konnte das Ensemble aber mehr als wettmachen. Philipp Tondre legt vor, .... Alle Fotos: Kügler Beim Thema Literatur setzten die Leipziger auf Bewährtes. Mozart - Beethoven - Mozart war die Abfolge. Für seine Entstehungszeit war Mozart Serenade in c-Moll ein Tabubruch. Ein Abendständchen in Moll, so etwas gab es bis dahin nicht. Dabei blieb des Salzburger im Aufbau dem Standard verpflichtet ...