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Es werden Posts vom November, 2015 angezeigt.

Letzte Ausfahrt Sehnsucht

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Lauter überzeugende Leistungen in “Der Zarewitsch” am Theater Nordhausen   Schwungvolle Musik, bunte Kostüme, opulente Bühnenbilder und raumgreifende Tanzszenen. Dazu Frauen, die sich an starken Männerschultern ausweinen, ein Diener, der den Kaspar spielt und eine Ehefrau als Xanthippe. Das sind die Zutaten in der Oper “Der Zarewitsch” und die Inszenierung von Holger Potocki am Theater Nordhausen überzeugt als Unterhaltung auf hohem Niveau. Die Geschichte ist nicht neu und an anderer Stelle schon in vielen Variationen erzählt worden. Mann liebt Frau, Frau liebt Mann, doch ihre Liebe entspricht den Erwartungen ihres Standes und somit endet die Liebe tragisch. In dieser Operette ist es der Zarewitsch Aljoscha, der Sohn des Zaren, der auf die Tänzerin Sonja trifft und sich vom Frauenhasser zum enthusiastischen Liebhaber wandelt. Kurzfristig werfen beide die Konventionen über Bord und fliehen nach Neapel. Doch als der Za...

Der Gesang der Lerche

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BarrocoTout stellt sich im Kloster vor Wenn die Zukunft der Alten Musik so aussieht, dann muss sich über den Barock keine Sorgen mehr machen.  Im Rahmen des eeemering-Projeklts stellte sich BarrocoTout aus Belgien mit einem Konzert im Kreuzgang vor. Was bleibt, war der Eindruck eines jungen Ensemble mit erfrischender Herangehens, von dem man sicherlich noch viel mehr hören wird. Was BarrocoTout so bemerkenswert macht, ist die Instrumentierung und die Spielweise, die ein transparentes und filigranes Klangbild erzeugen, das immer wieder die Assoziationen an einen hellen Frühlingsmorgen voller Vogelgesang wecken. Wenn Lerchen Instrumentalmusik machen würden, dann würde sie wohl so klingen. Dabei lässt sich dieses Klangbild an zwei Personen festmachen. Da ist zum einen Carlota Garcia an der Traversflöte. Im Gegensatz zur metallischen und spitzen Cousine Querflöte zeichnet sich das Holzblasinstrument durch einen weichen und runden Klang aus, der gelegentlich auch ins Meditative hi...

Ein Universum implodiert

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Theater für Niedersachsen macht Mannsche Fabuliersucht und theatralische Dramatisierung, kann dass überhaupt zusammenpassen? Bereits vor zehn Jahren lieferte John von Düffel eine Bühnenversion der “Buddenbrooks”, Bettina Rehm hat am Theater für Niedersachsen daraus das spannende Psychogramm einer Familie gemacht, deren Universum implodiert. Ein Mensch liegt gekrümmt auf den Boden, eine Frau in Dienstkleidung verrichtet einfache Hausarbeiten, aus dem Off kommt eine Stimmen. Die Aufführung beginnt einfach so, ohne Vorhang und ganz beiläufig. Der Zuschauer schlittert in die Geschichte, er beobachtet zwei Menschen in einem intimen Moment und in einem banalen Moment. Das Publikum wird zu Voyeur. Mit diesem Einstieg bändigt Regisseruin Bettina Rehm die Angst vor diesem Monument der deutschsprachigen Literatur. Zentralgestirn der Aufführung ist das Familienbuch, in dem die Geschwister Antonia und Thomas so gerne lesen. Seit Jahrhunderten notieren die Familienoberhäupter darin die Zeiche...