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Es werden Posts vom März, 2019 angezeigt.

Erich Kästner mal als Skandalnudel

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Deutsches Theater bringt Kästners Fabian auf die Bühne Kinderbuchautor und Komiker, das sind die Etiketten mit denen Erich Kästner gemeinhin beklebt wird. Aber er konnte auch ganz anders. Das beweist die Inszenierung seines "Fabian" am Deutsch Theater in Göttingen. Doch die Premiere hinterlässt einen gemischten Eindruck. Es sind unruhige Zeiten im Berlin Ende der 20-er Anfang der 30-er Jahre. Die Freiheit der Weimarer Republik trifft auf die Weltwirtschaftskrise. An jeder Ecke lauert die Entlassung. Die aufstrebenden Nationalsozialisten liefern sich Straßenkämpfe mit den Kommunisten. In diesen Zeitenwechsel hinein veröffentlichte Erich Kästner 1931 seinen Roman "Fabian.Die Geschichte eines Moralisten". Zuvor hatte der Verleger ihm einige Zugeständnisse abgerungen, damit das Werk überhaupt erscheinen konnte. Den ursprünglichen Untertitel "Der Gang vor die Hunde" bekam das Werk erst bei der Neuauflage 2013 zurück. Nicht nur inhaltlich auch stilistisc...

Heldinnen in Cargo-Hosen

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Ein nachdenklicher "Julius Cäsar" am Theater Nordhausen Händel mal ganz anders und doch sehenswert. So präsentiert sich derzeit "Julius Cäsar" am Theater Nordhausen. Die Absolventen der Hochschule "Felix Mendelssohn Bartholdy" zeigten bei der Premiere eine reife Leistung. Schon vor dem Schlussvorhang gab es reichlich Applaus. Julius Cäsar hat die Schlacht von Pharsalos gewonnen. Sein Feind Pompeo ist auf der Flucht. Der Sieger wird in Alexandria erwartet. Männer in Tarnfleck und Security-Look mit Knopf im Ohr hasten über die Bühne, stellen Stuhlreihen auf und platzieren ein Rednerpult. Die Siegesfeier wird vorbereitet und das Jubelvolk wird wie Stimmvieh auf die Bühne getrieben. Dann darf der Chor zum Lobgesang ansetzen. Er agiert als Versammlung der Einzelnen und zeigt ein wunderbar transparentes  Klangbild. Sänger und Sängerinnen bleiben klar erkennbar. Davide Lorenzato hat in der Einstudierung hervorragende Arbeit geleistet. Der Imperator und ...

Uelzen ist nicht Celle

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DT ist außer Rand und Band Noch nie wurden auf der Bühne des Deutschen Theaters so viele Türen geknallt. Doch die Komödie "Außer Kontrolle" ist mehr als ein Spaß für alle. Die Inszenierung von Antje Thoms kann man auch als feine Analyse verstehen. Muss man aber nicht. Auf jeden Fall ist temporeich und vielschichtig. Richard Kleiber ist ein Minister der niedersächsischen Landesregierung. Doch anstatt sich an diesem Abend der mühseligen Parlamentsarbeit zu widmen, trifft er sich mit Johann Schulze zum homoerotischen Abenteuer im Maritim am Flughafen Hannover. Kleiber ist Stammgast in der Suite 548 und wird als VIP vom Hotelmanager intensiv betreut. Doch zum Vollzug des Geschlechtsaktes kommt es nicht. Es stören eine Leiche, ein eifersüchtiger Ehemann, ein trotteliger Kellner, eine Pflegekraft mit Kontrollzwang und noch so einige Mitmenschen wie Kleibers Ehefrau. Zum überraschenden Schluss gibt es die Erkenntnis, dass manchmal die die Kontrollen haben, von denen man es am ...

Die heilende Kraft des Laufen

Ein Sportroman, der nach innen schaut  Uwe Prieser ist wieder voll auf der Höhe. Er hat sein Tief überwunden. Mit „Der Lauf ihres Lebens“ hat Deutschlands einziger Sportschriftsteller ein Buch vorgelegt, das nicht nur fesselt. Es überzeugt vor allem durch seine Tiefe, durch die Beobachtung und die Charaktere, die wirken wie von nebenan. Prieser hat zurückgefunden zu seiner einfachen und präzisen Sprache. Langatmige Satzkonstruktie wäre bei dem Thema auch nicht angebracht. Die Sprache scheint dem Sportteil entnommen und das gibt der Erzählung ein eigenes Tempo. Satz für Satz wie Schritt für Schritt über die lange Distanz. Das ist dem Thema angemessen. Dabei verzichtet Prieser zum Glück auf die Scheinwissenschaftlichkeit, der sich manche Sportjournalisten so gern bedienen. Er schaut lieber nach innen in die Athletinnen. Eben diese Reduktion lässt den Lesern ausreichend Platz, um mit eigenen Gedanken und Bildern vermeintliche Lücken zu füllen. Prieser nimmt sein Publikum ernst u...