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Es werden Posts vom September, 2021 angezeigt.

Zwischen Schmunzeln und Gruseln

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 Literaturfest Niedersachsen zu Gast im Schloss Herzberg Von der Mikrobeben zur Makroeben und wieder zurück, Von der Familie zum Diktator und zurück ins Zwischenmenschliche. Mit der Lesung "Herrschaftszeiten!" war das Literaturfest Niedersachsen zu Gast im Schloss Herzberg. Die Veranstaltung mit den Schauspielern Franziska Mencz, Ulrich Noethen und dem Trompeter Markus Schwind zeigte alle Facetten zwischen Humor und Grusel. Das war ein Verdienst der erstklassigen Künstler, aber auch der Dramaturgin Christiane Freudenstein. Ihre Zusammenstellung der Texte zeigte die vielen Aspekte von Herrschaft und ihrer Ausübung und die auf eine Art und Weise, die alles andere war als akademisch. Um die Symbole der Macht sollte es gehen. Dafür gibt es wohl keinen passenderen Ort als den rittersaal im Schloss Herzberg. Schließlich hängen hier die Welfen, die das Haus Hannover zur Königswürde gebracht haben. Zwischen dieser absolutistischen Herrlichkeit wirkt Franziska Mencz ein wenig verl...

Wettrinken der Platzhirsche

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 An der Grenze zur Klaustrophobie:; stille hunde lesen Glauser Ganz anders und ungewohnt fokussiert. Die Lesung von Glausers "Der alte Zauberer" offenbart die ruhige Seite  der stillen hunde. Mit diesem Wettrinken der Platzhirsche kommt das Duo Huber/Dehler aber eben näher an Glauser heran als eine andere Form wohl gebracht hätte.  Angekündigt hatten die Veranstalter des Mordsharz für die Lesung im Nordhäuser Tabakspeicher einen Tornado, Es war dann eher ein Sturm im Schnapsglas. Dennoch waren alle zufrieden, wohl auch das Publikum, dass sich auf den gewohnten Mix aus Literatur, Improvisation und Klamauk eingestellt hatte. Schließlich war das Duo aus Göttingen nun schon zum dritten Mal im Tabakspeicher und kann auch hier auf eine Fangemeinde bauen. Doch mit den großen Gesten, mit Pömpeln und anderen skurrilen Utensilien wurde es dieses Mal nichts. Der Text, der verbale Kampf zweier Männer und ihre Psychogramme stehen im Mittelpunkt, nebst jeder Menge Schnaps. Der sorgt fü...

Zündet nicht so richtig

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 Giulio Cesare als Impro-Theater Ein Regisseur am Rande des Nervenzusammenbruchs, überraschende Gesangspartien und Gags, die nicht richtig zünden. Der Versuch, Händels "Julius Cäsar in Ägypten" in die Gefilde des Improvisationstheaters zu entführen, wirkte doch recht verkrampft. Nicht jeder Gag zündete und einiges war, Impro hin oder her, dann doch vorhersehbar. Die Idee, eine Oper mal im Comedy-Modus zu präsentieren, hat sicherlich ihren Reiz, aber der wirkt schon gar nicht über 90 Minuten. Weniger wäre mehr gewesen oder in diesem Falle wäre zügiger mehr gewesen. Denn die Wirksamkeit von Impro-Theater ist nur begrenzt und da wäre eine intensive dramaturgische Arbeit hilfreich gewesen. So wird der Inhalt der Oper komplett im Highspeed-Modus abgespult. Vielfach war die Hochachtung vor dem Werk dann doch zu groß, um eien radikalen Bruch zu wagen. Die Ausgangslage ist ungewöhnlich. Regisseur Stefan Graen will "Julius Cäsar" als Bürgeroper in und für ganz Götting...

Delikatessen am Sonntagmorgen

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Die Geburt eines Stars? Felicitas Wrede im Stiftungskonzert Es gibt Konzert, die bringen einen selbst am Sonntagmorgen in Einklang mit sich selbst und der ganzen Welt. Das Stiftungskonzert derb diesjährigen Händel-Festspiele gehört genau in diese Kategorie. Die Sopranistin Felicitas Wrede und das Abchordis Ensemble servierten in der Aula der Universität Leckerbissen aus Händels Frühwerken. Darunter fand sich auch eine Welturaufführung. Zwischen den einzelnen Gängen spendierte das Publikum so viel Beifall, wie an einem Sonntagvormittag möglich ist. Betitelt war die Matinee mi “Händel, Almira und die Hamburger Gänseoper”. Schließlich war dies damals die erste Adresse, wenn es um Oper in Deutschland und deutschsprachige Oper ging. Im Sommer 1703 war der 18-jährige Händel in die Hansestadt gezogen, um sich dort musikalisch weiterzuentwickeln. In diesem Mikrokosmos traf er auf Reinhard Keiser und Johann Matheson. Daraus ergab sich eine nicht konfliktfreie Arbeitsgemeinschaft, die aber ...

Der Spagat ist zu breit

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Rodelinda bei den Händel-Festspielen versucht 3 Jahrhundert zu vereinen Göttingen . Endlich wieder Oper. Mit einem Jahr Verspätung startete am Donnerstag die Geburtstagsfeier zu einhundert Jahre Internationale Händel-Festspiele. Aus historischen Gründen hieß die Festspieloper in diesem Jahr „Rodelinda“. Schließlich begann mit der Dame 1920 in Göttingen die Renaissance der Barockmusik. Doch die Inszenierung von Dorian Dreher weiß nur bedingt zu begeistern. Trotz exquisiter Zutaten wird kein überragendes Gesamtwerk daraus. Es fehlt in weiten Teilen einfach das Tempo. Die Sängerinnen und Sänger brillieren an diesem Abend. In diesem Kammerspiel für sechs Stimmen gibt es keine, die abfällt. Ganz im Gegenteil, das Ensemble ist passgenau zusammengestellt und abgestimmt. Diesen Beweis treten Franziska Gottwald als Eduige und Julien Van Mellaerts in der vierten Szene des ersten Akts an. Mit einem leichten Vibrato ergeben Mezzosopran und Bariton eine Kombination, die Lust auf mehr macht. S...