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Jubilierende Hörner und Violinen im Dialog

Dresdner Kapellsolisten feiern Sommerfest im Kloster Walkenried

Sofort sind sie da, die beiden Hörner. Mit enormen Präsenz jubilieren Michael Schneider und Klaus Gayer das Allegro aus Vivalds Concerto per l'orchestra di Dresda und füllen den Kreuzgarten im Kloster mit Klang. Besser kann man einen Sommerabend nicht beginnen.
Die Dresdner Kapellsolisten sind wieder zu Gast in Walkenried. Dresdner Klangpracht heißt das Programm und mit diesen Auftritt untermauern sie ihren Anspruch, zu Deutschlands besten Barock-Ensembles zu gehören.
Auf die Hörner antwortet das Ensemble. Vivaldis Concerto ist ein Beispiel für barocke Tutti-Solo-Architektur. Neben den Blechbläsern kommen die Violinen, die Oboen und das Fagott zur Geltung. Im zweiten Satz streichelt Susanne Branny die weichen Passgen des Grave aus ihrer Violine, ehe der dritte Satz wieder das lebehafte Tutti feiert.
Es gibt keinen besseren Ort für Barockmusik
im Landkreis Osterode. Foto:tok
Leider ist Guiseppe Torellis Sinfonia D-Dur sehr kurz gehalten,so dass Mathias Schmutzler nur wenig Gelegenheiten hat, seinen Solotrompete zu entfalten mit seinen präzisen und kraftvollen Tönen. Immerhin gehört er zu den Besten seines Fachs. Aber zum Abschluss wird er bei Händels Wassermusik wieder die Bretter betreten, um wieder genussvoll in den Dialog mit den anderen Blechbläser und den Streichern zu treten.
Bach Concerto d-Moll gehört ganz den Streichern. Erst bilden Susanne Branny und Jörg Kettman an den Solo-Violinen eine Klangeinheit, bis sie dann Largo ma non tanto in ein Zwiegespräch eintreten, fast in ein Liebesduett. Ein wunderbarer Frieden strömt durch den sommerlichen Klostergarten, ehe im Allegro das Tutti wieder kräftige Akzente setzt.
Der zweite Teil des Abends beginnt mit dem selten gespielten Jan Dismas Zelenka. Der Zeitgenosse Bach arbeitet als Streicher und Komponist am Dresdner Hof. Seine Sinfonia a otto, seine Sinfonie für acht Stimmen, bietet ausgiebige Solo-Partien. Der Böhme im Dienst der Sachsen gab so den Instrumenten eine Stimme, die sonst in der zweiten Reihe stehen. Das Andante wirkt wie ein andauerndes Solo für Oboe, Fagott, Basso Continuo, Cembalo und Violine. In der Aria die Capriccio kommt es gar zum Dialog zwischen dem warmen weichen Fagott und der näselnden Oboe. Erik Reine zeigt dem Publikum, dass das große Holzblasinstrument keineswegs statisch ist sondern munter durch einen Sommerabend hüpfen kann. Man könnte meinen, Zelenka hat seine Sinfonie den Dresdnern auf den Klangkörper geschrieben. Dieses Werk kommt nur dann zur Geltung, wenn es von einem Ensemble erstklassiger Solisten gespielt wird.
Zu den hervorragenden Musikern gehört auch ein führender Kopf. Helmut Branny arbeitet am Pult zwar mit deutlichen Gesten, bleibt aber dennoch zrückhaltend in der Körpersprache. Er ist mehr Reiseleiter durch die Klangwelten als ein Dirigent. Als primus inter pares gibt den Applaus an seine Solisten weiter. Er liebt den unvergleichlichen Spielort und die Freude am Tun merkt man ihn an, diese Freude übertragt sich auf das Ensemble und diese Freude übertragt sich letztendlich auf das Publikum.
Höhepunkt des Abends ist die zweite Suite aus der Wassermusik von Georg Friedrich Händel. Hier sind sie wieder, die Hörner und die Trompeten. Mit barocker Klangpracht füllen die Blechbläser den Innenhof den Kreuzgarten. Die anderen Ensemblemitglieder tragen ihren Teil dazu bei und der Innenhof des Klosters Walkenried quillt über vor musikalischer Fülle. Grandios wird das Alla Hornpipe. Die Streicher entwickeln ein Thema, reichen es an die Trompeter weiter und diese werfen den Hörnern den musikalischen Ball zu. Das verlangt geradezu nach Zugabe.
Als in der zweiten Zugabe das Publikum das Angebot wahrnimmt und zum Abendlied "Der Mond ist aufgegangen" mitsingt, da ist klar: Besser kann ein Sommerabend nicht enden.

Die nächsten Konzerte

Die Dresdner Kapellsolisten.



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