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Loh-Orchester als Klassik-Klangkörper der Extraklasse

GMD Markus Frank verabschiedet sich mit einem fulminanten Konzert

Im Sommer wird Markus Frank das Loh-Orchester verlassen und an seine alte Wirkungsstätte nach Dessau zurückkehren. Am Sonntag verabschiedete sich der Generalmusikdirektor mit einem fulminanten Konzert im Kreuzgang von seinen Freunden im Südharz. Das Loh-Orchester präsentierte er dabei als Klassik-Klangḱörper der Extraklasse.

Unter dem Titel "Meisterhafter Mozart - himmlicher Haydn" stand eine Zeitreise durch diese Gattung auf dem Programm. Los ging es bei Gluck, über Haydn und die beiden Mozarts führt der Weg zum selten gespielten Woelfl. Diese Zusammenstellung entpuppte sich im Laufe des Abends als musikalisches Menü für Feinschmecker.

Die Celli warten auf den Einsatz.
Alle Fotos: tok
Herzstück des Konzerts war vor allem der brillante und transparente Klang des Orchesters, der alle Instrumenten zur Geltung kommen ließ. Dazu gesellten sich Kraft und Dynamik, die in gewohnter Weise das Spiel des Loh-Orchester auszeichnet. Dann wusste das Ensemble die besonder Akustik im Kreuzgang bestens zu nutzen.

Dies wurde schon beim ersten Stück des Abends, der Ouvertüre zu "Iphigenie in Aulis" von Christoph Willibald Gluck deutlich. Dem zurückhaltenden Einstieg folgt ein deutlicher Wumms und schon ist der gesamte Raum mit Wohlklang angefüllt. Die vier Themen der Ouvertüre, das nagende Herzensleiden, der gebieterischen Forderung, der jungfräulichen Zartheit und des qualvollen Mitleidens, setzt das Loh-Orchester großartig und überzeugend um. Die vier Teil sind klar von einander getrennt, gehören aber doch zusammen.

In der Sinfonie in B-Dur, die Leopold Mozart zugeschrieben wird, verzückt das Ensemble das Publikum mit dem gekonnten rituento im im ersten Satz. Die übliche Dominanz der Streicher wird ergänzt durch den warmen Klang der Holzbläser. Die Streicher treten dann im Andante in einen bezaubernden Dialog. Erst werden die Ersten Geigen  den zweiten den Themenball, die ihn gern zurückgeben, dann beginnt das Wechselspiel zwischen Geigen und den Celli. Wäre Szenenapplaus in einem klassischen Konzert erlaubt, spätestens jetzt wäre der richtige Zeitpunkt.

Der Solist präpariert sich immer noch.
Seine Dialogfähigkeit stellt das Loh-Orchester auch im nächsten Werk unter Beweis. Auf dem Plan steht das Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur von Joseph Haydn. Gesprächspartner ist diese Mal aber Ralf Glitscher an der Solo-Trompete. Im Allegro sind Solist und Ensemble Partner auf höchsten Niveau, die sich ergänzen. Das Wechselspiel funktioniert beeindruckend gut. Im Andante cantabile zaubert Ralf Glitscher eine kraftvolles Solo in den Kreuzgang, so dass der Rest nur noch Genuss ist. Die Gedanken schweben fast auf sanften Melodielinien dahin.

Mit diesem Konzert hat Markus Frank noch einmal die Klasse des Loh-Orchesters und seine herausragende Bedeutung in Sachen "Klassik" unter Beweis gestellt.  Wenn er nun im Juni nach Dessau wechselt, dann hinterlässt er große Fußstapfen.






Die Mitglieder des Loh-Orchester
Das Loh-Orchester bei wikipedia

Das Programm der Kreuzgangkonzerte

  

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