Zündet nicht so richtig
Giulio Cesare als Impro-Theater
Ein Regisseur am Rande des Nervenzusammenbruchs, überraschende Gesangspartien und Gags, die nicht richtig zünden. Der Versuch, Händels "Julius Cäsar in Ägypten" in die Gefilde des Improvisationstheaters zu entführen, wirkte doch recht verkrampft. Nicht jeder Gag zündete und einiges war, Impro hin oder her, dann doch vorhersehbar.
Die Idee, eine Oper mal im Comedy-Modus zu präsentieren, hat sicherlich ihren Reiz, aber der wirkt schon gar nicht über 90 Minuten. Weniger wäre mehr gewesen oder in diesem Falle wäre zügiger mehr gewesen. Denn die Wirksamkeit von Impro-Theater ist nur begrenzt und da wäre eine intensive dramaturgische Arbeit hilfreich gewesen. So wird der Inhalt der Oper komplett im Highspeed-Modus abgespult. Vielfach war die Hochachtung vor dem Werk dann doch zu groß, um eien radikalen Bruch zu wagen.
Die Ausgangslage ist ungewöhnlich. Regisseur Stefan Graen will "Julius Cäsar" als Bürgeroper in und für ganz Göttingen inszenieren. Kathrin Richter und Lars Wätzolöd assestieren ihm dabei im Modus "leicht überfordert". Heute ist die letzte Probe vor der Premiere. Das Publikum in der Aula am Waldweg wird dazu in die Rolle der Komparsen gedrängt. Die eine Hälfte des Saals wird zum Schützenverein Hardegsen und macht immer "Huhuhu" und "Peng, Peng, peng". Die andere Hälfte des Publikums wird zum Posaunenchor Dransfeld und darf immer "Trööt, trööt, trööt" von sich geben, wenn der Regisseur es verlangt. Das ist eben Business as usual in dieser Sparte.
Ein Stimmwunder: Kathrin Richter als kurzfristige Cleopatra |
Leider kommen alle Einwürfe nicht sonderlich weit. Das Publikum verliert sich im weiten Rechteck der Aula und damit bleiben die Stimmen der Hardegser und die der Dransfelder recht dünn. Wenn die alte Weisheit gilt "Der Raum spielt" immer mit", dann spielt dieser eher gegen das Ensemble. Zwei Musiker und drei Comedians verlieren sich auf der riesigen Bühne der ehemaligen PH. Da ist Interaktion kaum möglich und eben auch die drangvolle Enge im Auditorium, die Impro-Theater sonst so berauschend macht, fehlt völlig.
Zwei Überraschungen gibt es an diesem Abend dann doch. Als echter Countertenor eröffnet Zvi Emanuel-Marial den Abend mit einer Cäsar-Arie zum Dahinschmelzen. Auch seine weiteren Beiträge geben dem Abend Struktur und Orientierung.
Die größte Überraschung liefert aber Kathrin Richter ab. Endlich mal entlassen aus der Rolle der verhuschten Regieassistentin feuert sie als kurzfristige Cleopatra ein gesangliches Feuerwerk ab, das Assoziationen an das weltberühmte "Happy Birthday, Mr. President" weckt. Schade, dass sie dieses Talent so selten nutzt an diesem Abend.
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