Radetzky an der schönen blauen Donau
Das Bremer Kaffeehaus-Orchester beim Konzert zwischen den Jahren
Ist es Pop mit Klassik-Appeal oder ist es Klassik mit Pop-Appeal? Auf alle Fälle bot das Bremer Kaffeehausorchester bei seinem Gastspiel im Kloster Walkenried ein umfangreiches Programm mit vielen Schmunzlern. Ein zufriedenes Publikum dankte mit viel Applaus für den Abend mit hohen Unterhaltungswert.
Dabei war der Start durchaus holprig, denn beim Adeste fideles stimmen die Machtverhältnisse im Quintett noch nicht. Johannes Grundhoff galoppiert kraftvoll am Klavier davon, so dass die anderen Mühe haben, ihm zu folgen. Doch schon beim Sleigh Ride von Leroy Anderson fügt sich das Ensemble in Harmonie. Die Querflöte von Klaus Fischer hüpft und tiriliert, dass die kleinen Ponys vor dem Schlitten vor dem geistigen Auge Wirklichkeit werden. Constantin Dorsch bildet dazu mit der Violine die klangliche Ergänzung, die diesem Abend bestimmen wird. Zwei so unterschiedliche Instrumente verschmelzen hier zu einer Einheit, die nicht mehr aufgelöst werden sollte.
Doch derRückschritt kommt schon im dritten Stück. Die Sinfonia aus dem Weihnachtsoratorium klingt flach und lässt jeglichen Höhepunkt vermissen. Gleiches gilt später für das Largo aus Vivaldis Winterepos.
Die Stärken des Kaffeehausorchester liegen nicht im Barock, sondern im 19. Jahrhundert aufwärts, in der Verbindung von dem, was sich Hochkultur nennt und Humor und Schmunzeln, Kaffeehaus-Gefühl und leichte Muse halt. Mit dem weltberühmten Tango La Cumparsita ist alles wieder gut, dieHarmonie zwischen Künstler und Publikum wiederhergestellt. Und beim "Honey Pie" der Beatles können die Bremer groß auftrumpfen. Von McCartney und Lennon im Original schon mit jeder Menge Retro-Gefühl ausgestattet, gibt das Kaffeehausorchester noch einmal einen ordentlichen Schuss Ballroom-Feeling dazu und mit wenigen Takten findet sich das Publikum in einem Tanzpalast der 30er Jahre wieder. Es fehlt nur noch die Glitzerkugel unter der altehrwürdigen Decke. Diesen Kunstgriff behrrscht das Ensemble an diesem Abend gleich mehrfach.
Überhaupt scheinen die vier Jungs vom Ufer des Mersey dem Quintett vom Weserstrand sehr zu liegen. Das Kaffeehausorchester legt Seiten der Beatles frei, die man so noch nicht gehört hat. Violine und Querflöte ersetzen den Gesang gleichwertig und es wird deutlich, dass die Werke von Lennon und McCartney der E-Musik in Sachen Komplexität und Anforderung in nichts nachstehen. Damit liegt viel Klassik-Appeal in den Rockklassikern
Eine andere Stärke des Bremer Ensembles ist Wiens Musikwelt des 19. Jahrhunderts, die Walzer und die Polkas. An der schönen blauen Donau gerät zu einer musikalischen Hommage an die Seligkeit und den vergangenen Zauber der K.u.K-Metropole, bei der das gesamte Auditorium im sanften Wogen der Wellen dahinschwelgt. Butterweich und mit Schmäh strömen die Violinentöne von der Bühne und spülen Walkenried für 5 Minuten 30 an die Ufer der Donau.
Der Polka-Leidenschaft wird an diesem Abend gleich dreimal gehuldigt. Einmal mit Johann Strauss und zweimal mit Gustav Maria Bachpelz. Nie gehört? Es ist ein Pseudonym und dahinter verbirgt sich eben Constantin Dorsch. Seine Vuvuzela-Polka ist sicherlich eines der frechsten Stücke, das Männer im Frack spielen. Mitteleuropäer könnten sich bisher gar nicht vorstellen, welche Virtuosität mit diesem Instrument möglich ist und wie viel Spaß damit verbunden sein kann.
Die Zugabe bringt noch einmal die Beatles und den Beweis, dass das Kaffehaus-Orchester vielleicht die beste Cover-Band der Welt. Es hat ihnen aber wohl niemand gesagt. Bei "Hey Jude"wird dann richtig abgerockt. Johannes Grundhoff darf seinen präzisen Anschlag und seine Dynamik zu Geltung kommen lassen und Gero John beweist endlich, dass an diesen Abend auch ein Cello mit dabei war.
Im Wiener Kaffeehaus-Jargon bezeichnet man die Mischung aus Heißgetränk, Milch und Zucker als Melange. Diese musikalische Melange war sicherlich nicht reizarm, mundete aber trotzdem.
Mehr Informationen zum Kaffeehausorchester hier.
Die Kreuzgangkonzerte in Walkenried
Ist es Pop mit Klassik-Appeal oder ist es Klassik mit Pop-Appeal? Auf alle Fälle bot das Bremer Kaffeehausorchester bei seinem Gastspiel im Kloster Walkenried ein umfangreiches Programm mit vielen Schmunzlern. Ein zufriedenes Publikum dankte mit viel Applaus für den Abend mit hohen Unterhaltungswert.
Dabei war der Start durchaus holprig, denn beim Adeste fideles stimmen die Machtverhältnisse im Quintett noch nicht. Johannes Grundhoff galoppiert kraftvoll am Klavier davon, so dass die anderen Mühe haben, ihm zu folgen. Doch schon beim Sleigh Ride von Leroy Anderson fügt sich das Ensemble in Harmonie. Die Querflöte von Klaus Fischer hüpft und tiriliert, dass die kleinen Ponys vor dem Schlitten vor dem geistigen Auge Wirklichkeit werden. Constantin Dorsch bildet dazu mit der Violine die klangliche Ergänzung, die diesem Abend bestimmen wird. Zwei so unterschiedliche Instrumente verschmelzen hier zu einer Einheit, die nicht mehr aufgelöst werden sollte.
Doch derRückschritt kommt schon im dritten Stück. Die Sinfonia aus dem Weihnachtsoratorium klingt flach und lässt jeglichen Höhepunkt vermissen. Gleiches gilt später für das Largo aus Vivaldis Winterepos.
Nur wenige Mitteleuropäer ahnen, wie viel Spaß eine Vuvuzela bringen kann. Fotos: tok |
Überhaupt scheinen die vier Jungs vom Ufer des Mersey dem Quintett vom Weserstrand sehr zu liegen. Das Kaffeehausorchester legt Seiten der Beatles frei, die man so noch nicht gehört hat. Violine und Querflöte ersetzen den Gesang gleichwertig und es wird deutlich, dass die Werke von Lennon und McCartney der E-Musik in Sachen Komplexität und Anforderung in nichts nachstehen. Damit liegt viel Klassik-Appeal in den Rockklassikern
Eine andere Stärke des Bremer Ensembles ist Wiens Musikwelt des 19. Jahrhunderts, die Walzer und die Polkas. An der schönen blauen Donau gerät zu einer musikalischen Hommage an die Seligkeit und den vergangenen Zauber der K.u.K-Metropole, bei der das gesamte Auditorium im sanften Wogen der Wellen dahinschwelgt. Butterweich und mit Schmäh strömen die Violinentöne von der Bühne und spülen Walkenried für 5 Minuten 30 an die Ufer der Donau.
Zum Schluss gibt es zufriedene Gesichter oben und unten, Applaus und Blumen. |
Die Zugabe bringt noch einmal die Beatles und den Beweis, dass das Kaffehaus-Orchester vielleicht die beste Cover-Band der Welt. Es hat ihnen aber wohl niemand gesagt. Bei "Hey Jude"wird dann richtig abgerockt. Johannes Grundhoff darf seinen präzisen Anschlag und seine Dynamik zu Geltung kommen lassen und Gero John beweist endlich, dass an diesen Abend auch ein Cello mit dabei war.
Im Wiener Kaffeehaus-Jargon bezeichnet man die Mischung aus Heißgetränk, Milch und Zucker als Melange. Diese musikalische Melange war sicherlich nicht reizarm, mundete aber trotzdem.
Mehr Informationen zum Kaffeehausorchester hier.
Die Kreuzgangkonzerte in Walkenried
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