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Es werden Posts vom März, 2014 angezeigt.

Eine Annäherung an Schiller

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Laberenz inszeniert die Jungfrau mit Studio-Appeal Der Krieg ist immer eine Tragödie und deswegen muss Schillers "Johanna von Orleans" auch tödlich enden. Die Frage ist nur, wie der Weg auf den Scheiterhaufen führt. Mit seiner Inszenierung  hat Martin Laberenz eine zeitgemäße Annäherung an Schillers Stück über Berufung und Töten auf die Bühne des Deutschen Theaters in Göttingen gebracht, die eine Antwort auf diese Frage liefert und auch eine Neuinterpretation der Jungfrau ermöglicht. Dass diese Aufführung ein Herantasten ist, ein Werkstück werden soll, macht der Einstieg deutlich. Der Vorhang ist offen, die Schauspieler sitzen auf der kargen Bühne, unterhalten sich, stehen auf,gehen, kommen wieder. Sie laufen sich warm für die Auseinandersetzung Ensemble gegen Schiller, ist der erste Eindruck. Hier wird gleich gearbeitet, schweißtreibend und nicht hochtrabend, und Schiller wird vom hohen Sockel des deutschen Nationaltheaters geholt. Da sind immer wieder die Baumstämme. ...

Krieg der Worte als Selbstrechtfertiungsshow

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TfN spielt Eine Stille für Frau Schirakesch Es sei kein Stück über den Krieg,es gehe nur um Selbstrechtfertigung, benennt Autorin Theresia Walser den Kern ihres Werks "Ein Stille für Frau Schirakesch". Petra Wüllenweber hat am Theater für Niedersachsen daraus einen Krieg der Worte gemacht. Es wird messerscharf artikuliert und flächendeckend mit Formulierungen bombadiert, emotionale Kollateralschäden interessieren nicht, jeder gegen jeden heißt die Parolen. Am Ende gut dastehen, als Sieger aus der Schlacht hervorgehen, das ist das Ziel. Petra Wüllenweber seziert die Einzelteile medialer Gegenwartsbewältigung im Jahre sieben nach " Sabine Christiansen ". Damit legt sie Nerven blank und trifft den Kern des Stücks. Stellung zu beziehen, in diesem Krieg der Worte, der am Ende nur Verlierer kennt, bleibt dem Publikum vorbehalten. Petra Wüllenweber ergreift für keine der beteiligten Seiten Partei, das darf der Zuschauer machen und das ist gut so. Dahinter steckt für da...

Ein Spiel herausragender Schauspieler

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Der Faust der stille hunde ist gar nicht so einfach  Also, eigentlich ist die Geschichte ja ganz einfach. Alternder Wissenschaftler bekommt Schaffens Lebenskrise, gerät in schlechte Gesellschaft, verführt ein Mädchen und stürzt alle ins Unglück. Nicht mehr und nicht weniger, das ist der Plot von "Faust. Der Tragödie erster Teil". Mit ihrer Inszenierung in der Klosterkirche Nikolausberg am 8. März haben die stillen hunde das deutsche Überstück neu strukturiert, auf das Wesentliche reduziert und die Sicht auf eine Figur gelenkt, die im Ich-erklär-die-ganze-Welt-Werk schnell mal zur Randfigur wird und die Gretchenfrage neu gestellt. Im Vergleich zu den anderen Inszenierung in dieser Saison ( siehe hier ) ist diese Aufführung ist fast schon ein Anti-Typ. Die gewaltigen Aufbauten fehlen komplett. Das Seitenschiff der romanischen Kirche ist Bühne und Bühnenbild zugleich, einziges Gestaltungsmittel ist Licht. Das weiße Licht zeichnet harte Schatten, rotes Licht tauscht die Mauer ...

Wie Vögel, die vom Himmel fallen

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Theater Rudolstadt spielt Tennessee Williams in Nordhausen Bumm-Bumm-Bumm-Bumm, mmmmhhhhh, how-how-how-how. Dieser Theaterabend beginnt wie ein Walking Blues von John Lee Hooker und endet wie eine griechische Tragödie. "Orpheus steigt herab" ist in der Inszenierung von Alejandro Quintana ein Werk, dass immer rasanter in den Abgrund führt, weil die Akteure in der Spur bleiben müssen. Die Premiere am Theater Nordhausen zeigt wie gnadenlos das Kollektiv mit Fremdkörpern umgeht und erntet verdient viel Beifall. Die tragende Aussage kommt gleich zu Beginn. Die Bühne liegt noch im Halbdunkel, als eine Frauenstimme verkündet, wie wild und gleichzeitig freundlich und hilfsbereit die Menschen früher waren. Die Zivilisation hat ihnen diese Eigenschaften abgewöhnt. Das ist die Basis, war der sich dieses Spiel um Rollen, Normen, Fremde, Angst, Hass, Rache, Gewalt und Verderben entwickelt. Der Neuankömmling wird bestaunt wie ein Exot. Foto: P. Scholz  Dann geht das Licht an und d...