Quicklebendig in den Tod
TfN spielt die Love Story
Hier ist alles auf das Ende hin konstruiert und das dürfte bekannt sein: Jennifer Cavalleri ist tot. Im zarten Alter von 25 rafft sie die Leukämie dahin. Doch bis es soweit ist, zeigt sich das Ensemble des Theater für Niedersachsen quicklebendig. IN der Inszenierung von Chef Jörg Gade bleiben die Taschentuch-Phasen erfreulich kurz.Als Film war Love Story die Gefühlsattacke der 70er Jahre. Die Geschichte ist auch herzzerreißend. Junger Schnösel trifft auf talentiertes Mädchen aus einfachen Verhältnissen. Nach ersten Zankereien verlieben sie sich ineinander. Gegen den Widerstand seiner Eltern heiraten beide und verzichten auf Geld und Karriere. Unter widrigen Umständen bringt er sein Studium zu Ende und bekommt eine Anstellung. Doch als alles gut zu werden droht, erkrankt sie und stirbt in Windeseile.
Vierzig Jahre später haben Stephen Clark und Howard Goodall daraus ein Musical gemacht. die Inszenierung von Jörg Gade am TfN überzeugt, weil sie den Fokus weg vom Herz-Schmerz hin zur Entwicklung der beiden Hauptfiguren verschiebt. So wenig Heul wie möglich, soviel Heul wie nötig, mag man unzuverlässig verkürzen.
Das erste Date beim Kaffee verspricht nichts Gutes.
Alle Fotos: TfN
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Dabei kann Köstner schauspielerisch und stimmlich überzeugen. sie findet auch den Schalter, um schnell in die besinnlichen Momenten umzuschalten, wenn sie im zweiten Akt im Zwiegespräch mit ihrer toten Mutter vertieft. Die Dominanz der heiteren Szenen lässt den Absturz in die Todesspirale aber um so härter empfinden.
Jürgen Brehm kann vor allem als sturköpfiger Sohn überzeugen. Leider schwächelt Jens Krause als sein Widerpart ein wenig in den Vater-Sohn-Szenen. Ein bisschen weniger Gentleman und etwas mehr Anstrengung im Erziehungsgeschäft sollte man Krause ruhig mal ansehen dürfen. Dennoch haben sie einen hohen Wiedererkennungswert und tragen dazu bei, den Fokus weg von der Geschichte hin zu den Handelnden zu verschieben. Dabei wirkt das Bühnenbild aus Bücherrücken fast schon wie ein Arena.
Alexander Prosek verfügt in der Rolle des Phil Cavalleri da über eine ganz andere Präsenz. Er macht mit großen Gesten den italienischen Papa so, wie man ihn sich vorstellt: Laut, launisch aber herzlich. da wirkt der Dialekt manchmal zu dick aufgetragen.
Friede, Freude und kein Eierkuchen im Eigenheim. |
Mit der Beerdigung als Start- und Schlussszene schafft er einen erzählerischen Ring, der die Entwicklung umso deutlicher macht. Das manche Dialoge dabei direkt aus dem Film stammen, das erfreut vor allem die Cineasten und andere Fachleute.
Die Szene, die sich aber einbrennt ist die Diagnose Leukämie. Erst himmelhoch jauchzend und beschwingt, sterben schlagartig alle Geräusche, die Bewegungen werden eingefroren und die Stille ist so großartig, dass man sogar den Nachbar zwei Reihen vorne schlucken hört.
Aus musikalisch dominieren vor allem die heiteren Töne und Musical-Tempo. Clark und Goodall haben sich ein wenig von der Vorlage entfernt. Wohl kein Song hat in den 70er Jahren die Lautsprecher so verkleistert wie die Schicksalsmelodie aus dem Love Story Soundtrack. Zum Glück taucht dieses Motive nur einmal in dieser Inszenierung auf.
Anfang und Ende: Die Beerdigungsszene.
Alle Fotos: TfN
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Na gut, was noch bleibt, ist die Botschaft. Sie verzichtet zu seinen Gunsten auf ihre Karriere und vermisst doch nichts Autor Erich Segal musste sich in den 70er Jahren dafür den Vorwurf des Konservativismus gefallen lassen. An der Botschaft hat sich nichts geändert und trotzdem regt sich niemand auf. Vielleicht liegt es daran, dass solch ein altbackenes Bild für die Generation Klettverschluss wieder an Attraktivität gewonnen hat.
Die Inszenierung des TfN ficht das nicht an. Sie setzt vor allem auf lebendige Jugendlichkeit bis zum Schluss. Das ist das, was von Jennifer Cavalleri bleiben wird und damit ist sie in den Himmel der Popstars aufgestiegen.
TfN #1: Der Spielplan
TfN #2: Das Stück
Material #1: Der Film
Material #2: Der Autor
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