Durchweg auf hohem Niveau: Ludwig Güttler und seine Ensemble im Kreuzgang
Auf diese Elf kann man bauen. Diese Männer verwandeln die Vorlagen treffsicher. Am Mittwoch spielten Ludwig Güttler und sein Ensemble im Kloster Walkenried. Am Ende erfüllten sie alle Erwartungen.Das Konzert war Jubiläum und Premiere zugleich. Seit ziemlich genau 30 Jahren ist Güttler immer wieder zu Gast bei den Kreuzgangkonzerten. In den letzten Jahren macht er das durchweg mit dem Blechbläser Ensemble und das hat in diesem Jahr 40. Geburtstag gefeiert.
Der Trompeter aus Dresden ist mittlerweile zu einer Marke geworden und der Titel "Ein Abend mit Güttler" reicht als Programm. Egal was gespielt wird, es wird gut, denn es steht ja Güttler drauf.
Ungewohnt: Die Tuba spielt mal die erste Geige. Alle Fotos: Kügler |
Von Gefangennahme kann aber keine Rede sein. Das Auditorium ist mittendrin statt nur dabei und wird so zum Teil des Klangkörpers. Der Spielzug ist zwar nicht neu, auch Güttler hat diese Karten in Walkenried schon regelmäßig ausgespielt. Es war jedes Mal ein Treffer.
Doch dann muss der Meister seine Gefolgschaft enttäuschen. Güttler kürzt das Programm, Bartolini und Bach fliegen raus, aus Zeitgründen.
Das feine Spiel setzt sich auch bei der Suite für Blechbläser von Johann Hermann Schein fort. Der Klang ist voll und kräftig und trotzdem ist jede einzelne Stimme zu erkennen. Auch hier überzeugt Güttler mit einem zurückhaltendem Dirigat. Der Mann am Spielfeldrand beschränkt sich auf das Minimum an Zeichengebung. Das spricht für das eingespielte Team.
Überhaupt überzeugt das Ensemble mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Die Werke bieten allesamt nur wenige Solo-Partien über wenige Takte. Im Vordergrund steht eindeutig das Zusammenspiel und Güttler erweist sich dabei wieder einmal als primus inter pares. Er kann das Spielfeld auch mal den anderen überlassen.
Aber nun entwickeln fünf Trompeten und vier Posaunen zusammen eine Menge an Dynamik und vor allem eine Menge an Volumen. Das geht zum Teil bis an die Grenze der Hörgewohnheit und der Canzon XVI von Giovanni Gabrieli leidet ein wenig darunter.
Ganz schön voll: Der Meister im Kreise seiner Jünger |
In der Sonate b-Moll für Blechbläser des weitgehend vergessenen Victor Ewalds kann sich Neckermann noch einmal auszeichnen. Überhaupt zeigt dieses Werk ein komplett anderes Klangbild. Güttler verschiebt seine Mitspieler hier in Richtung Big Band und das Ensemble meistert dies ohne Verluste.
Der Abend hat die Erwartungen voll erfüllt und das Publikum applaudiert entsprechend. Damit kommt Güttler nicht um die Zugabe herum und die Motette "Singet dem Herrn" von Johann Sebastian Bach doch zur Aufführung. Hier entfaltet das Ensemble noch einmal seinen vollen Klang und die ganze Pracht barocker Lobpreisung. Der Abend endet mit einem furiosen Final in der Fuge. Das weckt die Vorfreude auf Güttlers nächstes Gastspiel im Dezember 2019.
Material #1: Ludwig Güttler - Die Biographie
Material #2: Ludwig Güttler - offizielle Website
Material #3: Das Blechbläserensemble - offizielle Website
Material #4: Die Kreuzgangkonzerte - Das Programm 2018
Material #5: Erfreute Zuhörerschaft - Güttler 2016 im Kreuzgang
Material #6: Erfüllter Kreuzgang - Güttler 2013 im Kloster
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen