Ein Abend voller Entdeckungen
Zweites Kaiserpfalzkonzert mit der TfN-Philharmonie
Unverhofft kommt nicht allzu oft, wenn aber doch, dann ist es umso schöner. Das ist das Fazit des zweiten Kaiserpfalzkonzert der TfN-Philharmonie in Goslar. Statt Erfahrung und Reputation stand dort Jugendlichkeit und Engagement am Pult. Das Publikum erlebt wohl so etwas wie die Geburt eines Stars.Als Dirigent war für diesen Abend mit Mozart und dem Londoner Bach Reinhard Goebel angekündigt. Als Gründungsmitglied der Musica antiqua Köln ja schon ein Hochkaräter. Doch Goebel musste kurzfristig absagen. Der Ersatzmann Oscar Jockel entpuppte sich als Hauptgewinn.
Der 24 Jährige ist ein aufgehender Stern am Dirigentenhimmel. Er sammelt Preis und Auszeichnungen wie andere. Mit Mitte zwanzig ist die Liste seiner Referenzen so umfangreich wie bei Kollegen, die zwanzig Jahre älter sind. In diesem Jahr wir er einer von drei Drigenten beim Beethoven-Festival sein.
Alle Fotos: Thomas Kügler |
Jockels Dirigat ist expressiv und engagiert, um Teil sogar sportlich, aber er schafft es, die wichtigen Akzente zu setzen. Mit großen Gesten spart er nicht. Er ist fordernd und eindeutig und bleibt doch ein Teamplayer. Er lässt den Musikern, den Raum, den sie brauchen und das Lob des Publikums gibt er stets und sofort an das Ensemble weiter.
Die Werke
Unter all den Bachs ist Johann Christian wohl derjenige, der ein wenig ins Hintertreffen geraten ist. Das ist umso erstaunlicher, da er doch wichtige Marken in der Entwicklung der klassischen Musik gesetzt. J.C. Bach verbindet die Polyphonie des Barock mit der Melodieentwicklung der Klassik.
Alle Fotos: Thomas Kügler |
Das gilt insbesondere für den zweiten Satz. Hier im temporeduzierten Larghetto können sich Zsolt Sokoray an der Flöte, Markus Hartz am Horn und Kanako Weldner am Fagott auszeichnen. Auch der Wechsel in das sehr barocke Minuetto im dritten Satz erfolgt ohne Bruch. Es verdeutlich damit die Zwischenzeit, in der sich J.C. Bch befand.
Leichtigkeit hier, Gewichtigkeit hier. Der zwiete Bch-Beitrag, die Ouvertüre und Suite aus "Amadis des Gaules" spricht musikalisch ein andere Sprache. Die Heldengeschichte kommt mit viel Belech daher, das sich mit Streicher im Stakkato abwechselt, um dann von den Pauken beendet zu werden.
Es ist schon faszinierend, wie diese Vielfalt in einem Satz von der TfN-Philharmonie schlüssig umgesetzt werden kann. Das Klangbild bleibt stets ausgewogen. Russlan Bojkov und Claire Händel an den Oboen können im Andante mehrfach die Akzente setzen Somit folgt es einer eigenen Logik, dass die "Séquence de ballet" tänzerisch daherkommt, wobei die Holzbläser sich tirillierend auf die Basis der Streicher setzen, die dann doch wieder dominieren. So entsteht vor dem geistigen Auge das Bild eben doch ein Tanz.
Alle Fotos: Thomas Kügler |
Zuvor hatten Jockel und das Orchester über die sechs Sätze der Fantasien in c-Moll eindrucksvoll gezeigt, wie sich eine musikalische Idee über die Tempi steigern und variieren lässt und sich doch treu bleibt.
Auch wenn das Programm krankheitsbedingt verkürzt wurde und die Zugabe ausfiel, war das Konzert doch reichlich gefüllt mit bleibenden Erlebnissen. Es ist schon bemerkenswert, wie schnell Ensemble und Dirigent zueinander gefunden haben. Das war ein Abend, der in Erinnerung bleiben wird.
Material #1: Die TfN-Philharmonie - Das Ensemble
Material #2: Oscar Jockel - Die Website
Material #3: Johann Christian Bach - Die Biografie
Material #4: Wolfgang Amadeus Mozart - Die Biografie
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