Wer braucht schon Wien?
Loh-Orchester mit einem schwungvollen Programm
So fängt das Neue Jahr gut an. Mit dem Programm "Wo die Zitronen blüh'n" begrüsste das Loh-Orchester im Achteck-Haus das neue Jahrzehnt. Die abwechslungsreiche Auswahl und der meisterliche Vortrag begeisterten.Musik aus Italien und italienisch inspirierte Werke standen auf dem Programm. Die Ouvertüre aus Rossinis war der passende Auftakt. Den Loh-Orchester gelang es hervorragend, den schnellen Wechsel der zahlreichen Motive zu gestalten. Aus dem Knall der Pauken und dem Stakkato der Streicher entwickelte die Oboe das erste Thema, dass dann von den Streichern übernommen wird. Die Geigen bauen es aus und lassen sich auch nicht von dem Pauken und Trompeten stören.
Das deutliche Dirigat von Michael Helmrath zeigt klare Vorstellungen vom Zusammenwirken der Instrumentengruppen. Selbst im furiosen Finale sind die Unterschiede deutlich und das Klangbild transparent. Nur so lassen die unzähligen Ohrwürmer erkennen, die in diesem kurzen Werk komprimiert stecken. Rossinis Meisterwerk hat hier kongeniale Partner gefunden.
Seine ganze Bandbreite zeigt das Ensemble im letzten Werk. Sieben Stücke von Rossini aus dessen "Matinées musicales" und "Soirées musicales" hat Benjamin Britten hier zusammengetragen. Auf das zarte Glockenspiel im Tanz folgen rührende Trommeln und scheppernde Blechbläser. Michael Helmrath gelingt es, selbst den staatstragenden Märschen ein heiteres Lächeln zu entlocken.
Eine Einheit: Orchester, Dirigent und Publikum.
Alle Fotos: Kügler
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Da ist Tschaikowskys "Cappriccio italien" fast schon ein Stimmungstöter. Die musikalischen Farben springen um von "lichtdurchflutet mediterran" auf "finster osteuropäisch". Aber auch diesem Wechsel schafft das Ensemble ohne Einbußen. Es ist immer wieder die Oboe, die sich aufschwingt aus dem düsteren Grund in musikalische Höhe. Die Streicher sind dabei leise Begleiter, bis beide in der bekannten Tarantella dahinschweben. Das ist schon eine überzeugende Entwicklung.
Das einzige Manko im ersten Teil war lediglich das nicht abgestimmte Mikrofon des Dirigenten.So gingen seine Erläuterungen im weiten Rund verloren. Leider nimmt sich niemand in der Pause dieses Problems an.
Von Schwermut keine Spur. Der zweite Teil des Abend beginnt mit dem jüngeren Strauß und die Polka "So ängstlich sind wir nicht" und das Publikum ist wieder in Feierlaune. Nach dem filigranen Klangbildern überzeugt das Loh-Orchester hier mit einer Dynamik und Fülle, mitreißt ohne zu übertönen.
Nicht alle durften mitspielen |
Es darf mitgeklatscht, ist das Motto im nächsten Stück. In seinen "Erinnerungen an Ernst" hat der ältere Strauß den Musiker viele Gelegenheiten gegeben, sich zum Thema "Mein Hut, der hat drei Ecken" solistisch auszuzeichnen und die Musiker des Loh-Orchester nutzen jede einzelne. Das zeugt von einem gesunden Selbstbewusstsein.
Nach zweimal Strauß gibt es in der Zugabe noch einmal Rota. Dieses Mal seine weltberühmte Titelmelodie zum "Der Pate". Dann koppelt sich das Orchester ab und spielt den Radetzky-Marsch, das Publikum klatscht mit und man zeigt sich als eingeübte Einheit. Danach kann nichts mehr kommen. Also, wer braucht schon Wien?
Schade nur, dass OB Buchmann als Aufsichtsratsvorsitzender von Theater und Orchester freiwillig auf diesen Genuss verzichtet hat.
Material #1: Das Loh-Orchester - Die Geschichte
Material #2: Loh-Orchester - Das Programm
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