Öffentlich Led Zeppelin, The Clash, R.E.M. und Nirvana auf der Blockflöte spielen, das muss man sich erstmal trauen. Wenn das Ganze dann noch mit Weihnachtsliedern der letzten 500 Jahre gemischt wird, könnte man auf ein überhöhtes Selbstbewusstsein tippen. Weil das Konzept aber aufgeht, muss man von höchsten Talent und tiefdurchdrungenes Musikverständnis ausgehen. Zumindest gilt dies für das Trio Wildes Holz.
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Conrads, Reisige und Behr (v.l.n.r.)in einem der ruhigen Momente an diesem Abend. Foto: Kügler |
Seit mehr 25 Jahren bearbeiten Tobias Reisige (diverses Flöten) und Markus Conrad (Kontrabass und andere Saiten) die Konzertsäle der Republik. Trotzdem wird man nicht müde, ihnen auf den rasanten Holzweg zu folgen. Mit Johannes Behr an der Gitarre haben sie an unruhigen Zeiten einen Mitmacher gefunden, der mit seiner jazzigen Seite eine neue Note in das bekannte Œuvre einbringt.
Am Ende ist alles Jazz
Das Konzert beginnt mit "Ihr Kinderlein kommet" gemischt mit den "Hateful" der Punklegenden. Zuvor trafen die Hirten noch auf die Violett Femmes. Das ist kein Clash of cultures, das pass sogar, und so zieht es sich durch den ganzen Abend.
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Manchmal geht es auch ohne Flöte. Foto: Kügler |
Dass Reisige und Conrads sich wortlos verstehen, ist angesichts der langen Spielzeit kein Wunder. Aber Behr hat sich mittlerweile eingefügt, ist nicht nur Bruder im Geiste sondern auch im Spiel und so hat jeder seinen Platz und seinen Anteil am Gelingen. Jeder bekommt seine Soli und darf seine musikalischen Ideen vor dem Publikum ausarbeiten. Am glückliche Ende hat sich niemand verletzt und niemand verirrt sich im Kräutergarten. Nicht einmal, als Maria mit Kurt Cobain durch den Dornwald geht.
Auch wenn man muss eingestehen muss, dass Wildes Holz das Programm "Alle Jahre wilder" in ähnlicher Form schon seit 10 Jahren spielt, tut diese dem Genuss keinen Abbruch. Diese Routine ist die Voraussetzung für die Inszenierung auf höchster Ebene und für die kleinen Spielereien am Rande, die das Konzert mit dem gewissen Extra versorgen..
Die Münsterländer Art des Musizierens
Das ist die höchste Meisterschaft im Zusammenspiel und am Ende aller Mixturen steht nun die Erkenntnis: Irgendwie ist alles Jazz und es muss swingen. It don't mean a thing if it aint got .... Auch Wildes Holz gehört zum Münsterländer Kosmos rund um Götz Alsmann und sein Epigonen und für die muss Musik Spaß machen und Freude bringen.
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| Bässer als die meisten Bassisten. |
Natürlich beherrschen Conrads und Reisige das Spiel mit Publikum, denn sie brauchen es, damit das Konzert für alle Beteiligte zum Erfolg. An diesem Abend wird nicht eine einzige Zeile gesungen. Die diversen Flöten übernehmen die Melodieführung und das Publikum blendet sich im Kopf den dazugehörigen Text ein und summt mit. Von der ersten bis zur letzten Minute funktioniert das einwandfrei, auch wenn die Kombinationen das Liedmaterials auf den ersten Blick abstrus erscheinen.
Als dann auch noch "Jingle Bells" und "Hells Bells" kombiniert werden und Tobias Reisige in Angus-Young-Manier über die Bühne rockt, gehen die Arme mit dem Doppelfinger nach oben. Danach kann nix mehr kommen, als frenetischer Applaus.
Link 1: Wildes Holz bei den Jazzfreunden Osterode
Link 2: Wildes Holz noch einmal bei den Jazzfreunden Osterode



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