Ein leichter Sommerabend mit dem Staatsorchester Braunschweig
So gefällig kann Musikunterricht als auch sein. Mit dem Programm "Klasse! Klassik!" hat das Staatsorchester Braunschweig eine Lehrstunde in Sachen Klassik erteilt und es klang nicht einmal im entferntesten nach Belehrung. Nein, es sind einfach drei Stücke, die einen unterhaltsamen Querschnitt durch die Epoche bilden, präsentiert von einem überzeugenden Orchester und einer überragenden Solistin. Ob Lehrstunde oder nicht, am Ende fühlte sich das Publikum gut unterhalten und erklatschte sich eine klassische Zugabe.Manche Orchester sind wie ein Ufo.
Alle Fotos: tok
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Gerd Schaller entlockt ihm einen transparenten Tonfall im Molto allegro. Das kontrastiert er im Andante durch die Dominanz der Bläser in Holz und Blech. Auch der Bass kommt hier in aller Schwere zum Tragen. Dann im dritten Satz darf der Klangkörper als Ganzer wirken und trotz aller Dynamik bleibt das filigrane Notengewebe erhalten.
Carl Stamitz gehört zu den eher selten gespielten Komponisten. Der Vertreter der Mannheimer Schule ist zwischen Spätbarock und Frühklassik beheimatet. Dies gilt auch für sein Konzert für Viola und Orchester. Im Allegro kontrastiert der weiche Klang der Bratsche wunderbar zu den spitzen Klängen der Geigen.
Der Bass muss bis zum dritten Satz warten. |
Natürlich ist das Rondo des dritten Satz tänzerisch. Im Wechsel von Viola und Violinen scheinen die Töne selbst zu hüpfen. Wer glaubte, das Solo des zweiten Satzes sein nicht mehr zu steigern, zieht sich schnell getäuscht. Doch jetzt kokettiert Sara Kim mit den kleinen Verzögerungen. Sie lässt das Publikum auf das Vorankommen warten und zeigt einen spielerischen Umgang mit dem Material und den Erwartungen.
Carl Stamitz hat in seinen Viola-Konzerten den Virtuosen alles abverlangt. Die Solistin meistert alle Hürden. Sollte das Staatsorchester also noch einmal nach Walkenried kommen, dann bringt es gefälligst Sara Kim wieder mit und spielt mindestens zweimal Stamitz.
Frühklassik, Vorklassik, nach der Pause ist das Programm mitten in der Hochklassik. Auf dem Programm steht Haydns Sinfonie Nr. 101, bedeutungsschwanger auch "Die Uhr" genannt. Schließich geht es um nicht geringeres um das Verrinnen der Zeit.
Die Celli müssen warten. |
Doch Haydn weist hier schon über seine Zeit hinaus, an einigen Stellen schimmert deutlich der Beethoven hindurch. Dräuende Pauken und drängelnde Blechbläser, dieser Kombination begegnet die Musikwelt fortan häufiger.. Nun ist klar, wo Ludwig einst den Most holte. Da ist es nur folgerichtig, dass das Staatsorchester eben jenen Herrn Beethoven auch noch zu Wort kommen lässt und einen Satz aus seiner achten Sinfonie spielt. Mit der Spätklassik geht der Abend dann zu Ende.
Das Programm bei den Kreuzgangkonzerten
Das Staatsorchester Braunschweig
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