Vielfältig und schwungvoll

Philharmonic Brass eröffnet die Kreuzgangkonzerte

Besuch, der häufiger kommt, ist angenehm. Man weiß, worauf man sich einzustellen hat. So auch bei der Eröffnung der 33. Spielzeit der Kreuzgangkonzerte. Mit schwungvoller und lebendiger Musik für Blechbläser stellte das Quintett aus Dresden sein Können unter Beweis und nahm das Publikum mit auf eine Reise durch die Jahrhunderte.

so viele Instrumente für son wenige Musiker.
Alle Fotos: tok
Ihr besonderes Klangbild präsentieren die Sachsen gleich zu Beginn. Die Sonate für 2 Trompeten von Henry Purcell klingt erst hell, klar und optimistisch dann getragen und fließend, um zum Schluss wieder hell und klar zu tönen. So pointiert klang der Engländer. Das ist eben der Dresdner Blechklang und auch die Vorgabe für den Rest des Abends.

Selbst das Largo aus Händels "Xerxes" ist zwar zurückgenommen, aber kräftig. Doch erst in Mozarts Alleluja aus dem "Exultate Jubilate" deutet Bandleader Matthias Schmutzler seine Extraklasse. Virtuos übernimmt er mit der Trompete die Gesangsstimmen und lässt sein Instrument jubilieren. Im Bachs Arie "Mein freudiges Herze" tritt er dann mit Peter Roth in einen eindrucksvollen Solo-Trompeten-Dialog. Beide spielen sich die Bälle und Noten zu, dass es ein wahre Freude ist.

Tuba und Posaune legen ein solides Fundament.
Die Polacca und das Trio aus den Brandenburgischen Konzerten ist dann wieder ensembleorientiert. Das Quintett schafft es durch das Ritardando einen eigenen Rhythmus zu erzeugend, das Werk zum Tanzen zu bringen. Es stimmt schon, Philharmonic Brass entlockt dem Blech gan außergewöhnliche Klänge. Das gilt auch beim Auszug aus Webers Freischütz. Die kräftige Kombination Tuba-Posaune liegt ein solides Fundament für die solistischen Ausflüge der Trompeten.

Ein ähnliches Konzept liegt der Interpretation des Finales aus Beethovens Neunter zu Grunde. Anstatt dem Freude schöne Götterfunken die 8.592 Standardinterpretation hinzuzufügen, legt Jens-Peter Erbe mit prägnanten Tuba-Spiel die Basis. Dann wird er von Robert Langbein am Horn unterstützt und durch Olaf Krumpfer an der Posaune ergänzt. Als dieses Trio sich eingependelt hat, geht es dynamisch zum Finale.

Aber ihr wahres Gesichter zeigen die Dresdner erst nach der Pause. Das Ensemble sind eigentlich 5 Männer im falschen Klangkörper und Philharmonic ist eine Trickpackung. Wie sie schon bei ihrem Gastspiel 2014 bewiesen haben, sind die Musiker um Matthias Schmutzler im Grunde ihres Herzens nämlich Jazzer.

Zum Schluss darf Peter Roth noch einmal
glänzen.
War der erste, der klassische Teil schwungvoll, so geht es nach der Pause rasant weiter. Auf dem Programm steht nur noch Jazz-Literatur. Selbst Debussys Mächen mit dem Flachshaar und vor allem Le petit Negre klingen nach Ragtime. Beim Traditional "La Virgen de la Macarena" führt Schmutzler das Jazz-Schema Tutti-Solo-Tutti schon einmal mit dem kunstfertigen Dialog zwischen Trompete und Ensemble und zwischen Trompete und Trompete ein.

Philhamronic Brass kann eine besonderes satten Klang produzieren. Das beweisen die Sachsen rhythmusbetont in der Rumba "Hiplips" von Lesli Pearson und sanft und wogenden in Glenn Millers Moonlight Serenade. Auf dem fließenden Tuba-Teppich baut Langbein ein beeindruckend sanftes Horn-Solo auf.

Auch Peter Roth darf mit seinen Soli in Amazing Grace noch einmal seine Klasse unter Beweis stellen. Da wundert es nicht, dass das Quintett erst nach der dritten Zugabe in den Feierabend entlassen wird.      


 

Die Kreuzgangkonzerte

Philharmonic Brass 2014 im Kreuzganggarten

Die Website von Philharmonic Brass

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